Kapitel 1

So segelte in diesen frühen Jahren auch unser Schiff über die noch träumenden Wasser, bevor Blitz und Donner sie holen würde. Sie konnten schlafen in der Ruhe vor dem Sturm, doch uns stand es nicht zu, zu träumen oder gar zu leben, denn wir waren Sklaven, die aus ihrer Heimat geraubt und Piraten und dem Meer anvertraut worden waren.

Mein Name ist Keira und für ein Säckchen Kupferstücke hatte man mich verkauft. Nicht mehr als diese paar Kupferstücke war ich meinem Herrn wert gewesen. Lieber hatte er das wenige Geld angenommen, als mich, seine treue Dienerin, die all die Jahre in seinen Diensten gestanden hatte, zu behalten. An Piraten hatte er mich verkauft, an sie verraten. Aber konnte man sein Eigen verraten, das nicht einmal mehr als ein paar Kupferstücke wert war? Die Antwort auf diese Frage würde mir wohl nie vergönnt sein. Eine Sache, die ich in diesem Moment wahrnahm, war, dass ich mich auf der großen Weite des Ozeans befand, der mich schon früh in meinem Leben das Fürchten gelehrt hatte. Mein Herr hatte das gewusst. Und eine weitere Sache, der ich mir bewusst war, war, dass sie uns brauchten- die Piraten, denn sie waren auf der Suche genauso wie schon viele andere vor ihnen und sie alle hatten ihr Leben an die schwarze Tiefe des Meeres verloren. Wir würden die nächsten sein und das war die dritte Sache, die mir die verworrenen Gedanken meiner Selbst anvertrauten- sie waren das einzige, das ich nicht verlieren konnte.
Diese Menschen​ waren auf der Suche nach einem Schatz, der unter dem Meeresboden verborgen lag, nur über einen Ort zugänglich. Doch die Pforte, die diesen Ort vom Leben trennte, forderte das Blut und den Tod von zwölf reinen Seelen, erst dann würde das Reich des Schatzes den Piraten zugänglich sein, das so tief im Schoß der Welt lag, dass es von Goldadern, die wie Fäden diese sonderbare Welt durchzogen, dort gehalten werden musste. Und eine dieser Seelen war meine Wenigkeit.

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