Teil 4

Drake

Zuviel Vertrauen ist häufig eine Dummheit, zu viel Misstrauen ist immer ein Unglück.
-Johann Nepomuk Nestroy

Die Menge jubelt mir zu, die Frauen kreischen vor Freude und man sieht die Verehrung für mich förmlich in ihren Augen.
Ich geniesse es, die volle Aufmerksamkeit zu haben. Die Leute lieben mich und ich liebe es, dass sie mich lieben. Ich singe und tanze, tue das, was mir Spass macht.
Ich zwinkere einem Schwarm hübscher Mädchen zu, woraufhin sie erneut anfangen zu kreischen. Jede von ihnen denkt, ich habe nur ihr alleine zugezwinkert und davon versuchen sie auch ihre Freundinnen zu überzeugen.
Grinsend singe ich weiter und lasse meinen Blick in der Menge umherwandern.
Plötzlich treffe ich auf zwei tiefblaue Augen.
Die Besitzerin hat ihre blonden Haare zu einem einfachen Zopf geflochten und mit ihrem schlichten grauen Umhang sieht sie trotzdem noch besser aus, als andere Frauen in den hübschen und aufwändigen Kleidern.
Auch wenn Grau eigentlich eine langweilige Farbe ist...
Diese wunderschöne junge Frau fasziniert mich auf Anhieb. Ich habe keine Ahnung wieso und auch habe ich so etwas noch nie zuvor erlebt, aber ich will unbedingt mehr über sie erfahren.
Viel zu schnell wendet sie ihre wunderschönen blauen Augen wieder von mir ab und verschwindet in der Menge. Sie ist definitiv anders als alle hier anwesenden Frauen, denn keine von denen könnte ihren Blick einfach so unbeeindruckt von mir losreissen!
Mein Wunsch sie kennenzulernen wird stärker und plötzlich überkommt mich Panik.
Ich darf sie in dieser Menschenmenge nicht verlieren!
Da mein Lied beendet ist, stürme ich von der Bühne und übergebe sie irgendeinem Musiker, der darauf bestimmt schon den ganzen Abend wartet. Es wird zwar schwer sein, in meine Fussstapfen zu treten, aber um seinen Erfolg kann ich mich jetzt gerade nun wirklich nicht auch noch kümmern.
Ich laufe eilig durch die Menge und weiche dabei geschickt den herumstehenden und mir entgegenkommenden Menschen aus. Ich wimmle die ungewollten Gespräche ab und nehme auch die vielen Komplimente für meinen Gesang nur am Rande wahr.
Als ich am anderen Ende des Platzes angekommen bin, suche ich nach der blonden Schönheit, die bereits jetzt beginnt mir den Kopf zu verdrehen.
Wo ist sie bloss?
Per Zufall sehe ich noch knapp den Zipfel eines grauen Umhangs in eine der Gassen verschwinden. Auch wenn ich nicht weiss, ob das Stück Stoff, welches ich gesehen habe, wirklich zu dem Mädchen mit den ozeanblauen Augen gehört, ist es trotzdem mein einziger Hinweis auf ihr Verbleiben.
Deshalb beschliesse ich diesem Hinweis nachzugehen. Ich betrete die Gasse und folge der Gestalt im grauen Umhang unbemerkt.
Die blonden Haare, welche zu einem Zopf geflochten sind, bestätigen mich in der Vermutung, dass dies die Frau ist, welche ich suche.
Normalerweise würde ich sie aufholen und in ein Gespräch verwickeln, aber die Neugier darüber, wo sie so eilig hin will, ist stärker. Deshalb folge ich ihr im Verborgenen, bedacht kein Geräusch zu machen und nicht allzu dicht hinter ihr herzulaufen.
Vor den Mauern um den Palast bleibt die blonde Schönheit plötzlich stehen. Sie sieht sich um, als ob sie nach etwas suchen würde.
Schnell verstecke ich mich hinter einem breiten Baum.
Sie sollte mich eigentlich nicht gesehen haben. Vorsichtig wage ich es hinter dem Baum hervorzuschauen, um zu sehen, ob sie immer noch in der Gegend umherschaut.
Verwirrt stelle ich fest, dass sie sich die Kapuze über den Kopf gezogen hat und nun mit voller Geschwindigkeit, auf die hohe Mauer zu rennt.
Dabei flattert ihr Umhang zur Seite und ich erhasche einen schnellen Blick auf ihren wohlgeformten Hintern. Also davon könnte ich ruhig mehr zu Gesicht bekommen.
Der Gedanke daran wie sexy dieser Hintern nur in einem Spitzenhöschen aussehen würde, lässt mich verrückt werden.
Wow so etwas habe ich wirklich noch nie erlebt. Mich haben schon unzählige von Frauen begehrt und generell schenkt mir das weibliche Geschlecht nicht gerade wenig Aufmerksamkeit.
Aber bei keiner Frau habe ich jemals das Bedürfnis gehabt, sie näher kennenzulernen.
Ich will nicht einmal meinen Spass mit der blonden Schönheit haben... okay das war gelogen. Ich will durchaus meinen Spass mit ihr, aber ich will, dass sie auch ihren Spass mit mir haben will! Komisch darüber musste ich mir bis jetzt noch nie Gedanken machen. Die Frauen verfallen mir in Scharen, keine hat mich je abgelehnt, aber diese eine spezielle Frau, wendet einfach so unbeeindruckt ihren Blick von mir ab um... um was zu machen?
Ich blicke zurück zur Mauer, doch das Mädchen ist verschwunden.
Verwirrt suche ich, mit meinen Augen, den ganzen Garten um das Schloss nach ihr ab.
Sie ist nirgendwo.
Ist sie etwa ums Schloss herumgerannt?
Plötzlich höre ich ein leises Klirren, wie wenn Glass zerbricht. Irritiert schaue ich an den Mauern des Palastes rauf, auf der Suche nach der Quelle des Geräusches. Da sehe ich noch gerade so, den grauen Umhang in einem der Fenster verschwinden.
Sie hat sich also von mir abgewandt, um in den königlichen Palast einzubrechen?
Sie ist echt etwas Besonderes.
Moment... sie bricht gerade ins Schloss ein, sollte ich das vielleicht melden? Andererseits, hat sie bestimmt einen guten Grund, weshalb sie einbricht... Schulterzuckend beschliesse ich, abzuwarten, bis sie wieder rauskommt.
Es sei denn, sie ist eingebrochen, um in meinen Gemächern in auf mich zu warten.
Meine Augen werden ganz gross bei dieser Vorstellung. Mein Blick wandert zurück zum zerbrochen Fenster. Nachdenklich mustere ich die Fassade.
Könnte es sein, dass sich hinter diesem Fenster mein Zimmer befindet? Vielleicht ist sie so fasziniert von mir, wie ich von ihr und deshalb, hat sie beschlossen bei mir einzubrechen.
Das wäre auf jeden Fall ein verdammt guter Grund, um irgendwo einzubrechen!
Sollte ich eventuell kurz nachschauen? Ja, ich denke, ich sollte die nicht allzu lange warten lassen.
Gerade als ich mich in Bewegung setzen will, klettert die Unbekannte wieder aus dem Fenster heraus und die Fassade runter.
Dabei ist sie so flink und schnell, dass ich meine Augen gar nicht von ihr abwenden kann.
Wirklich erstaunlich...
Aber wenn sie nicht in meinen Gemächern war, wo ist sie dann gewesen?
Ich habe keine Ahnung. Wer weiss schon von aussen, wo sich welche Zimmer befinden.
Vertieft in meine Überlegungen, in welchen Räumen sie gewesen sein könnte, verpasse ich, dass das Mädchen bereits wieder über die Mauer geklettert ist und nun drauf und dran ist, im Gewirr der Gassen zu verschwinden.
Schnell mache ich mich daran, ihr zu folgen.
Sie geht einen verwirrenden Weg, bis sie vor einem kleinen unscheinbaren Haus stehenbleibt.
Bevor sie darin verschwinden kann, mache ich mich endlich bemerkbar.
„Guten Abend, hübsche Frau." sage ich und lächle sie charmant an, als sie blitzschnell zu mir herumwirbelt.
„Guten Abend." Grüsst sie mich ebenfalls höflich, auch wenn ich das Misstrauen in ihren Augen deutlich sehen kann.
Ich mache keine Anstalt weiter zu laufen und betrachte die blonde Schönheit ungeniert. Sie bemerkt dies natürlich und spricht weiter: „Sie sehen nicht so aus, als ob Sie aus dem Salix-Viertel stammen, ausserdem habe ich Sie vorhin auf dem Marktplatz singen gehört."
Ich verstehe sofort, was sie mit dieser Konversation bezwecken möchte. Sie will erfahren, wer ich bin und vor allem was mich hierherführt.
Das bedeutet sie kennt mich nicht...
Doch erstaunlicherweise ist es mir egal. Dann wird sie mich eben kennenlernen.
„Hat dir meine Musik denn gefallen?" Stelle ich eine Gegenfrage, ohne ihre indirekte zu beantworten.
„Ja, du hast durchaus eine schöne Stimme." Bei diesen Worten zucken ihre Mundwinkel sogar ein wenig nach oben.
„Das freut mich sehr, zu hören." Bedanke ich mich bei ihr für das Kompliment.
Ich sehe, wie sie sich langsam entspannt und dies machte mich irgendwie glücklich. Ich mag es, wenn sie mir vertraut.
„Also, was führt dich hierher?" fragt sie, dieses Mal ganz direkt. „Um ehrlich zu sein, bin ich wegen dir hier." sage ich ihr die Wahrheit.
Fragen zieht sie die Augenbrauen zusammen. „Was meinst du damit?"
Das Misstrauen, ist zurück.
Ist ja auch verständlich, immerhin ist sie in den königlichen Palast eingebrochen und hat wahrscheinlich irgendwas gestohlen. Da wäre ich auch misstrauisch, wenn plötzlich ein fremder Mann vor mir steht -egal wie gutaussehend- und mir sagt, dass er nur wegen mir hier sei.
„Verrate mir doch erst einmal deinen Namen, meine Schönheit." Bitte ich und schenke ihr ein charmantes Lächeln, was bei ihr aber nicht dieselben Schwärmerei auszulösen scheint, wie bei anderen Frauen.
„Beantworte zuerst meine Frage!" verlangt sie ernst und stemmt ihre Hände in die Hüfte.
„Gut. Ich habe dich in der Menge gesehen, während ich meine Lieder gesungen habe. Bezaubert von dir, bin ich dir bis zum Schloss gefolgt, daraufhin habe ich gewartet, bis du wieder aus dem Fenster geklettert bist und..."
Blitzschnell hat sie plötzlich einen Dolch in der Hand und schubst mich zurück, sodass ich mit dem Rücken an die Wand gedrückt dastand.
„Arbeitest du für den König? Hast du die Wachen informiert? Ist das hier sowas wie ein Hinterhalt? Bist du die Ablenkung?" stellt sie mir eine Frage nach der anderen, während sie mir die scharfe Klinge gegen meinen Hals hält.
Wow diese bedrohliche Art macht sie echt heiss.
Ich bin so in meine Fantasien über sie versunken, dass ich ihre Fragen ganz vergessen habe.
„Antworte mir!" knurrt sie wütend und presst den Dolch noch etwas fester an meine Haut.

Hier ist das vierte Kapitel von Xayra! Ich hoffe, es hat euch gefallen. 😘
Was wird wohl als nächstes passieren?
Wird Xayra ihm glauben, was er sagt?
Was wird er überhaupt sagen?
Schreibt mir eure Meinung in die Kommentare, es würde mich sehr interessieren! ❤️

P.s. Momentan, habe ich wirklich viel zu tun, weshalb ich etwas länger brauchen, um die Kapitel zu schreibe. Ich gebe mir aber Mühe, euch nicht allzu lange warten zu lassen.

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