Teil 20
Drake
You don't love someone because they're perfect, you love them in spite of the fact that they're not.
-Jodi Picoult
Na gut, dann suchen wir eben Floyd.
Solange ich Zeit mit meiner Xayra verbringen kann, soll mir das recht sein.
Gemeinsam laufen wir zurück zur Gefängnisanstalt. Wir schleichen uns in den Bereich, den Floyd klären sollte.
Floyd...
Irgendwie erinnert er mich an meinen Bruder. Beide sind nervig, vorlaut und lassen keine Gelegenheit aus, um mich zu kritisieren. Beide sind Idioten, die sich niemals treffen dürfen. Wer weiss wie das für mich enden würde.
Ein kalter Schauer läuft mir den Rücken runter bei dieser Vorstellung. Nein, das darf auf gar keinen Fall geschehen.
Vertieft in meiner Vorstellung von meiner düsteren Zukunft, falls sich meine zwei grössten Kritiker jemals treffen, bemerke ich nicht, dass Xayra mit mir gesprochen hat.
„Drake!" zischt sie meinen Namen wütend. „Du hast mit schon wieder nicht zugehört!" meint sie vorwurfsvoll.
„Es tut mir leid, mein Sonnenschein, was hast du gesagt?" frage ich nach und schenke ihr ein versöhnendes Lächeln.
„Ich wollte mit dir einen Plan ausarbeiten, aber wie immer hörst du keine einzige Sekunde zu. Als ob dein Gehör gleich den Geist aufgibt, sobald jemand das Wort „Plan" braucht."
Ich lache leise auf.
„Ich stehe nunmal nicht so auf Pläne." sagt ich und schenkt Xayra ein strahlendes Lächeln. „Pläne sind wichtig, um den Feinden einen Schritt voraus zu sein!" erwidert sie genervt von meiner Sorglosigkeit.
„Aber Sonnenschein, wenn ich selbst nicht weiss, was ich als nächstes tun werde, wie soll es den mein Feind wissen?"
Sie öffnet den Mund, um etwas darauf zu erwidern aber schliesst ihn gleich wieder, ohne etwas zu sagen.
Ich nehme mal an, das bedeutet es steht Eins zu Null für mich.
Sie presst die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen und wirft mir einen bösen Blick zu.
„Was ist den los, Sonnenschein?" frage ich grinsend und drücke ihr schnell einen schnellen Kuss auf die Stirn. Sie weicht nur genervt zurück. „Wir haben keine Zeit für das hier." sie wirft einen Blick auf ihre Uhr. „In zwanzig Minuten findet der Schichtwechsel statt, bis dahin müssen wir Floyd und die Gefangenen finden und hier rausgeholt haben."
Ich nicke verstehend. Sie macht ein Handzeichen, welches mir zu verstehen gibt, dass wir losgehen.
Offenbar hat sie es aufgegeben mit den Plänen.
Wir rennen zum Eingang, wo die Wachen bereits ausgeschalten sind. Anscheinend hat Floyd doch etwas zustande gebracht. Wir gehen den Gang entlang und bei einer Kreuzung lehnen wir uns jeweils an eine Wand. Ich blicke um die Ecke und Xayra mir gegenüber tut das selbe.
Sie macht ein Zeichen und ich verstehe sofort, was sie mir damit mitteilen will.
In den letzten Monaten habe ich gelernt ihre Körpersprache, Mimik, Gestik und alles weitere von ihr, ohne Probleme zu deuten.
Ich achte mich auf sie.... oder wenigstens bin ich in ihrer Nähe aufmerksamer als bei anderen. Wir haben uns zu einem eingespielten Team entwickelt.
Sie läuft nach rechts und ich nach links.
Den ganzen Weg über treffe ich auf keine Menschenseele.
Plötzlich springt ein blonder Junge, wahrscheinlich gerade mal 16 Jahre alt, hinter einer Ecke hervor und richtet mit zittriger Hand ein Schwert auf mich.
„E-ergib di-dich!" stottert er.
Mit hochgezogenen Augenbrauen betrachte ich den Jungen. Seine Knie sind viel zu nahe bei einander, er hat offensichtlich keinen Ahnung, wie genau man ein Schwert hält und generell ist seine ganze Statur miserabel. Ich seufze und schüttle traurig den Kopf.
„So kannst du mich doch nicht zum Aufgeben bewegen." schelte ich ihn.
Verwirrt sieht er mich an. „W-was redest d-du da?" fragt er verständnislos.
„Sieh dir an, wie du mich bedrohen willst." sage ich und deute mit dem Zeigefinger von seinen Beinen bis zu seinen Schultern.
„Was ist damit?" fragt er verwirrt und sieht an sich runter.
„So hast du absolut keinen Halt. Schau." Ich laufe auf in zu, schubse ihn leicht gegen den Brustkorb und während er fällt, entwende ich ihm mit einem schnellen Handgriff das Schwert.
„Und schon habe ich dich überwältigt."
Mit grossen Augen starrt mich der Blonde vom
Boden aus ängstlich an. Ich drücke ihm das Schwer zurück in die Hand und zeige ihm gleich, wie er es richtig halten muss.
„Vor allem bei deinen Beinen musst du aufpassen, dass du einen sicheren Stand hast, sonst ist es kein Problem dich umzustossen." rate ich ihm und mache vor, wie er am besten stehen soll. Er steht vom Boden auf und tut es mir gleich.
„Genau!" Erneut schubse ich ihm gegen die Brust, doch dieses Mal schafft er es ohne Probleme stehenzubleiben.
„Siehst du, schon viel besser." stelle ich zufrieden fest.
„Danke, aber wieso hilfst du mir?" fragt mich der junge Wachmann verwirrt.
„Gute Frage..." Nachdenklich kratze ich mir am Kopf. Was tue ich hier eigentlich, ich sollte Xayra suchen!
„Naja, wie dem auch sei, ich muss jetzt los. Merk dir, was ich dir beigebracht habe!" sage ich bevor ich ihm einen heftigen Schlag gegen den Kopf verpasse. Bewusstlos sinkt der Junge zu Boden und ich mache mich weiter auf die Suche nach Xayra, beziehungsweise Floyd, aber vor allem nach Xayra.
Der Gang endet in einem Innenhof, auf dem Xayra und ein verletzter Floyd stehen. Ihnen gegenüber befinden sich sieben Wachmänner.
Ohne zu zögern, renne ich auf die Wachen zu und stürze mich auf sie. Überrascht sehen mich Xayra und Floyd einen Moment an, bevor sie mir folgen und ebenfalls anfangen gegen die überrumpelten Wachmänner zu kämpfen.
Ziemlich schnell haben wir sie überwältigt.
Zufrieden schaue ich auf die überrumpelten Gegner.
Manchmal ist eben kein Plan doch der bessere Plan.
„Achtung!" ruft Xayra und zieht mich im letzten Augenblick noch am Arm zu sich. Doch das kam etwas zu späten. Ich schreie vor Schmerz auf und falle zu Boden, als sich der Pfeil direkt durch meine Schulter bohrt. Der Bogenschütze steht hinter mir auf der gegenüberliegenden Seite der Innenhofes. Er spannt bereits seinen Bogen, um einen nächsten Pfeil auf Floyd abzuschliessen.
Mit einer schwungvollen Bewegung wirft Xayra ihren Dolch nach dem dunkelhäutigen Mann und trifft ihn am Oberschenkel.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht fällt er zu Boden. Er zieht den Dolch aus seinem Fleisch und presst beide Hände auf die klaffende Wunde. Schnell eilt Floyd zu ihm rüber und fesselt ihn, damit er uns nicht länger in die Quere kommen kann.
Währenddessen wendet sich Xayra mir zu. Besorgt untersucht sie meine verletzte Schulter. Mit einem Ruck reisst sie einen Streifen meines Umhangs weg. Ich keuche erschrocken auf.
„Mein schönster Umhang!" rufe ich empört über ihre gefühlskalte Handlung. Dafür ernte ich nur einen bösen Blick, der mich zum Schweigen ermahnt.
Sie hebt meinen Oberkörper an, sodass ich halb auf ihren Oberschenkeln liege. „Das wird jetzt weh tun." sagt sie. Sie bricht die Spitze des Pfeils ab und zieht ihn danach mit einem Ruck aus meiner Schulter raus. Ich beisse meine Zähne zusammen und stöhne vor Schmerz laut auf. Xayra wickelt das Stück Stoff meines Umhangs fest um die blutende Wunde.
„Wir müssen das nachher richtig verarzten." murmelt sie und hilft mir aufzustehen.
„Zuerst sind die Gefangenen dran, dann können wir uns um unser Prinzchen kümmern!" befielt Floyd.
Wütend starre ich ihn an. Wenn Blick töten könnten...
Bevor ich jedoch etwas gegen das „Prinzchen" sagen kann, nickt Xayra Floyd zustimmen zu und zieht mich am Arm mit sich.
„Das ist noch nicht beendet." sage ich leise zum arroganten Idioten, der sich sein fettes Grinsen nicht verkneifen kann.
„Was willst du schon gegen mich ausrichten, Prinzchen?" Provoziert er mich ebenso leise.
„Unterschätze mich nicht!" knurre ich warnend, was ihn jedoch in keinerlei Hinsicht verunsichert.
„Da gibt es nichts zu unterschätzen." meint er spöttisch.
„Ich zeigt dir gleich, was-" Bevor ich zu Ende sprechen kann, unterbricht Xayra unsere kleine Auseinandersetzung. „Das reicht! Wir sind hier nicht zum Spass. Wenn ich von einem von euch auch nur noch ein einziges Wort höre, was nichts zur Situation beiträgt, werde ich euch beide kastrieren! Verstanden?" zischt sie zornig und ihr Gesichtsausdruck zeigt deutlich, dass sie meint, was sie gesagt hat.
Ich schlucke schwer und auch Floyd wirkt nun etwas nervöser. „Es wir nicht mehr vorkommen, versprochen!" versichere ich ihr und drücke ihr schnell einen Kuss auf die Wange.
Floyd, der Feigling, bringt kein Wort über die Lippen und nickt nur hektisch.
Xayra wirft uns nur einen grimmigen Blick zu und läuft dann weiter in die Richtung, in der die Zellen liegen sollten.
Da uns nun keine Wachen mehr im Weg sind, sind wir innerhalb weniger Minuten bei den Zellen angekommen. Zu dritt, knacken wir alle Schlösser in Rekordzeit und befreien die Rebellen nach und nach aus ihren Zellen.
Die Probleme erwarten uns jedoch schneller als Gedacht. Den mittlerweile ist die Zeit gekommen, in der die Ablösung der Wachen stattfinden soll. Heisst, das Gefängnis wird mit neuen Wachmänner geradezu überhäuft.
Leise fluchend beobachtet Xayra um eine Ecke herum, wie der einzige Ausgang sich langsam mit verwirrten und entsetzten Wachen füllt.
„Was ist hier passiert?" hört man einen rufen und ein andere meint panisch: „Wir müssen das sofort melden!".
„Was nun?" fragt einer der jüngeren Rebellen hinter uns. Ich drehe mich um und blicke in die vielen verschiedenen Gesichter. Hier waren Menschen anwesend in jedem beliebigen Alter mit jedem Geschlecht, jeder Hautfarbe und Herkunft. Sie alle setzten sich dafür ein, dass mein Vater nicht länger seine Tyranneien als König fortsetzten kann.
„Es gibt keinen anderen Weg." murmelt Xayra nachdenklich.
„Das bedeutet, wir müssen hier durch, egal wie viele Wachen da sind." vollendet der nervige Floyd ihre Gedanken.
„Das wird gefährlich." fügt Xayra noch an. „Aber wir haben keine andere Wahl." ruft jemand aus der Rebellenmenge.
„Na dann heisst es Augen zu und durch." sage ich und ziehe meine zwei Metallstöcke hervor. Dies tut jedoch meiner Wunde nicht gerade gut. „Verdammt." zische ich leise und halte mir mir die verletzte Schulter. Dass heisst dann wohl, dass ich nur mit einem Arm kämpfen werde. Xayra wirft mir einen besorgten Blick zu.
„Das wir nicht einfach werden... Seid ihr bereit?" fragt sie an alle gerichtet, doch sie sieht dabei nur mich an. Ich nicke und auch alle anderen Stimmen zu.
„Gut, dann los!" ruft Floyd und wir rennen in den Vorhof.
Wow ich habe es tatsächlich geschafft ein Kapitel etwas früher als sonst zu schreiben 🙌🏻
Jetzt da ich nicht mehr so viel stress habe, werde ich mir Mühe geben, die Kapitel schneller hochzuladen.
Ich hoffe es hat euch gefallen.
Wie immer freue ich mich über jeden Vote und jeden Kommentar! ❤️
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