046. Ein zu großes Ego

ᵇᵉᶜᵃᵘˢᵉ ᵇᵉᶠᵒʳᵉ ʰᵉ ᶠᵉˡˡ˒ ⁱᶜᵃʳᵘˢ ᶠˡᵉʷ

In der Nacht von Freitag auf Samstag waren die Temperaturen wieder um einige Grade gefallen und Regen war zu Eis und Schnee geworden.
Eine dicke, weiße Decke hatte sich wieder über das Gras der Ländereien gelegt und erschwerte die blätterlosen Zweige der Bäume.
Der herbe Duft des Winters lag in der Luft und Remus atmete genüsslich ein.

»Brr«, murrte Sirius und pustete sich warme Luft in die behandschuhten Hände, er schüttelte sich ungemütlich. »Wegen mir könnte nach Weihnachten gerne gleich der Sommer folgen, oder wir überspringen den Winter einfach komplett - ich verstehe sowieso nicht, wieso wir ein Fest der Muggel feiern, wenn die meisten Zauberer noch immer festgefroren an ihren Idealen und ihrer Reinblütigkeit festhalten.« Er zog sich die Wollmütze, die James ihm im Schlafsaal noch aufgezwungen hatte, tiefer ins Gesicht und über die Ohren.

»Also eigentlich feiern wir ja die Wintersonnenwende, dieses Fest besteht schon viel länger als das Christentum und Weihnachten. Als die Römer ihre neue Religion nach Britannien brachten, wurde das Ausüben anderer Religionen mit dem Tode bestraft, also musste eine Lösung her, so haben viele Feiertage einfach eine neue Bedeutung bekommen. Halloween, Ostern und Weihnachten sind eigentlich alles heidnische Feste. Die Zauberergesellschaft war mit den ursprünglichen Bedeutungen vertraut, da sie schon lange vor den Hexenprozessen existierten, die die Zauberergesellschaft zwangen, sich in den Untergrund zurückzuziehen. Wir feiern also eigentlich die Feste von damals, haben aber eben die Traditionen des Schenkens und der Tannenbäume übernommen.
Eigentlich ist Jesus Christus sogar im Juni geboren und nicht im Dezember.«

Sirius bedachte Remus mit einem säuerlichen Blick und wandte sich dann jammernd an seinen besten Freund: »Jaamees, er klingt wieder, als hätte er ein Wörterbuch verschluckt.«

»Lexikon«, korrigierte Remus automatisch und rügte sich innerlich dafür.

James lachte.

»Wer ist Josea Krösus?«, fragte Peter.

»Dieser reiche König aus Lydien«, erklärte James selbstsicher.

Remus schüttelte vehement den Kopf. »Christus nicht Krösus. Jesus Christus, er ist die zentrale Verkörperung des Christentums. Der Sohn Gottes.«

»Welcher Gott?«, wollte Sirius wissen.

Peter runzelte die Stirn: »Gibt es mehr als einen?«

James nickte und hob die Hand, wie um an den Fingern die Götter abzuzählen, die er kannte. »Da gibt es natürlich Zeus, dann noch seine Brüder Odin, Vishnu und Anubis. Ich glaube es gab auch noch Hubal und Dana. Irgendwie sind alle miteinander verwandt oder so, ich habe das nie so ganz verstanden, wenn diese Tletologiestudentin an den Abenden, wenn Mum und Dad ausgegangen sind, meine Aufpasserin spielen musste.«

Stolz blickte er in die Runde, bei Remus' entsetzter Miene hoben sich seine Mundwinkel. »Was?«

Remus konnte nur den Kopf schütteln, er griff in die Tasche, die ihm über die Schulter hing und holte das Sandwich heraus, dass sich jeder von ihnen noch in der großen Halle geschmiert hatte, bevor sie sich nach Draußen in das Winterwunderland gewagt hatten, um über die Wiesen hinunter zum Quidditchfeld zu laufen.

Herzhaft biss er in das Schinken-Käse-Brot und murmelte - nicht so leise, wie er es beabsichtigt hatte -, »Zeus und seine Brüder Odin, Anubis und Vishnu...«

»Wie konntest du dir das alles nur merken?«, bewundernd schaute Peter zu James auf.

Der grinste und winkte ab. »Ach, das ist gar nicht so schwer gewesen. Myriam hieß sie, sie hat wegen ihrer Arbeit für die Uni von nichts anderem geredet, aber natürlich ist es trotzdem eine Leistung, dass ich das alles verstehen konnte, immerhin hat sie darin ihren Doktor gemacht.« Auch James zog nun sein Sandwich aus seiner Buchtasche hervor und fügte noch nachträglich hinzu, als wäre es ihm erst jetzt eingefallen: »Ich will ja aber nicht angeben.«

Remus unterdrückte das Grunzen.

»Natürlich nicht. Das würden wir nie denken.«

Ob James den sarkastischen Tonfall bemerkt hatte oder nicht, ließ er sich nicht anmerken, stattdessen biss er nur genüsslich in sein Gurkensandwich und trottete den Weg weiter hinunter zum Quidditchfeld.

Sirius zog sich seine Mütze erneut tiefer ins Gesicht, und Peter bewunderte die winterwunderliche Landschaft des unberührten Schnees, der im Licht der Sonne glitzerte wie ein Meer aus Diamanten.

Krösus hätte ein Meer aus Diamanten sicherlich gefallen, dachte Remus vergnügt und lauschte dem knirschenden Schnee unter ihren Sohlen.

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Natürlich waren die Tribünen auch an diesem Morgen noch leer, als die vier Jungen die vielen Stufen emporstiegen.
James hatte es zwar nicht ein zweites Mal geschafft, seine Freunde mit den ersten Sonnenstrahlen aus ihren Betten zu scheuchen, dennoch waren sie eine ganze Stunde vor Anpfiff hinunter zum Feld gelaufen, dieses Mal wenigstens mit Verpflegung in den Taschen.

»Es-s ist k-kalt«, beschwerte sich Sirius.

James grinste. »Wissen wir. Erzähl uns etwas Neues.«

»Es is-st s-s-sehr k-kalt.«

James nahm sich seinen Schal ab und reichte ihn Sirius. »Jetzt hör auf, dich zu beschweren - heute spielt Gryffindor gegen Ravenclaw, das ist das Spiel!«

»Hast du das nicht auch schon über das letzte Spiel gegen Hufflepuff gesagt?«, Peter hob fragend eine Augenbraue.

»J-ja«, bibberte Sirius, »und erst - erst l-letzte Woche hat er gesagt, Gryffindor g-geg-gen Slytherin wäre das Spiel.«

Eingeschnappt verschränkte James die Arme vor der Brust. »Jedes Spiel von Gryffindor ist wichtig.«

Die anderen drei lachten und James konnte nicht lange an sich halten und stimmte schlussendlich mit ein.

Als sich die Tribünen zu füllen begannen, hatten die Gryffindorerstklässler ihre Sandwiches verputzt, Sirius fror Dank James' Schal nicht mehr allzu sehr und die Unterhaltung war schon zum nächsten Tag gewandert, den James alles andere als herbeisehnte.

»Ich kann es nicht fassen, dass Hooch uns das immer noch machen lässt. Seit dem ersten Spiel gegen Hufflepuff - was können wir denn dafür, dass Corbin West ein Idiot ist?« Der junge Potter war mittlerweile mehr liegend als sitzend anzutreffen, wie er auf der Bank hockte, völlig in sich zusammengesackt, als hätte er sich die ganze Nacht um die Ohren geschlagen, den Kopf an Peters Schulter gelehnt.

Sirius stöhnte. »Sei du froh, dass du dieses Wochenende dran bist. Ich kriege immer die Wochenenden nach West und der macht in dem Besenschuppen alles aber keine Ordnung, das darf ich dann schön ausbügeln, sonst macht die alte Hooch mich noch für seine Schlamperei verantwortlich.« Genervt fuhr er sich mit den Händen über das Gesicht und durch die Haare, die in den letzten Monaten einige Zentimeter dazugewonnen hatten und ihm mittlerweile lässig in die Stirn fielen.

»Aber heute spielt Ravenclaw! Wie die mit den Besen umgehen... da kann man froh sein, wenn noch genug Reisigzweige vorhanden sind, die man stutzen und zurechtschneiden kann. Die Hälfte von denen hat von dem Wort 'Besenpflege' wahrscheinlich nicht einmal was gehört.«

»Dafür sind es gute Spieler«, wandte Remus ein. Ravenclaw und Slytherin hatten im Herbst die Saison eröffnet und es war ein beeindruckendes Spiel gewesen, das innerhalb einer Stunde schon wieder vorbei gewesen war, als die Sucherin der Ravenclaws den Schnatz in letzter Sekunde gefangen und die Hand zurückgezogen hatte, bevor der eine Klatscher ihr das Handgelenk hätte zertrümmern können.

Auch Slytherins' Mannschaft spielte beinahe tadellos, doch das wollte Remus in James' Gegenwart lieber nicht erwähnen und unnötig einen Streit vom Zaun brechen.

James' Hass auf Slytherin war nicht unbedingt unbegründet, das wusste Remus. Viele der Schüler des grünen Hauses hatten es besonders auf die Löwen abgesehen und dennoch fand Remus es schwer zu verstehen, wie jemand wie James, der sonst so aufgeschlossen an Dinge heranging, alle Schlangen in einen Kessel werfen konnte. Es machte keinen Sinn...

Kurz vor Anpfiff tauchten Olive, Alice und Lily bei ihnen auf, wobei Letztere den Augenkontakt zu ihnen komplett vermied.

»Oh gut, wir sind noch rechtzeitig«, keuchte Liv und hielt sich die Seite. »Alice hat ewig nach ihren Handschuhen gesucht. Ist hier noch frei?« Sie deutete auf den freien Platz auf der Bank neben Remus.

Er nickte.

»Gar nicht wahr!«, protestierte Alice, »Lily hat uns wegen ihres blöden Aufsatzes aufgehalten. Als würde Professor McGonagall Extrapunkte verteilen, nur weil sie ihn einen Tag früher abgegeben hat.«

James gab ein Geräusch von sich, das wohl ein unterdrücktes Lachen sein sollte, einem Grunzen aber ähnlicher klang.

»Was?« bissig zischte Lilys Stimme durch die Luft. Das helle Grün ihrer Augen funkelte zornig.

James schien sich zweimal zu überlegen, ob er darauf überhaupt eingehen wollte, aber er wäre nicht James, wenn er die Klappe gehalten hätte: »Also erst Thorburn und jetzt McGonagall? Wer kommt als nächstes? Slughorn vielleicht oder Flitwick?«

»Wie bitte?« Jeder geistig gesunde Mensch hätte bei ihrem Tonfall einen Rückzieher gemacht, James musste beim Training zu oft einen Klatscher gegen den Kopf bekommen haben...

»Nun, manche sind gut in der Schule, andere müssen sich mit den Lehrern gutstellen.«

Remus blinzelte entsetzt. Hatte er das wirklich gerade gesagt?
Auch Olive und Alice wechselten einen raschen Blick, Sirius griff unauffällig nach James' Schulter. Peter sah aus, als hätte ihm jemand ins Gesicht gespuckt und Lily... ihre Wangen hatten sich glühend rot verfärbt, sie wischte sich über die wässrig glänzenden Augen und presste aus zitternden Lippen hervor: »Das habe ich sicherlich nicht nötig!«

»Natürlich nicht«, bestätigte Alice, doch Lily hörte sie gar nicht. »Entschuldigt mich, mir ist die Freude auf Sport vergangen.« Sie raffte ihren Mantel enger um sich und machte ohne ein weiteres Wort auf dem Absatz kehrt.

Alice und Liv sahen ihr unsicher nach, entschieden sich dann aber dagegen, ihr zu folgen.
Remus musterte seine ausgelatschten Schuhspitzen... er hätte gewollt, dass ihm jemand hinterhereilte. Aber auch er blieb auf seinem Platz sitzen.

Um sie herum begannen die anderen Schüler zu toben, die Mannschaften flogen hinauf aufs Feld und Corbin West flötete seine Willkommensrede in das Mikrofon, während Professor McGonagall darauf achtete, dass er sich professionell verhielt.
Doch während alles um sie herum feierte, war der kleine Kreis der Gryffindorerstklässler in einer Blase undurchdringlicher Stille gefangen. Keiner von ihnen sah aus, als wollten sie das Spiel überhaupt noch sehen, James am allerwenigsten.

»Was war das denn?« sprach Sirius aus, was alle dachten.

James schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung... ich wollte nicht, dass sie weint, ich war...«

»Ein Idiot?«, schlug Sirius vor.

»Wütend«, sagte James.
Niedergeschlagen betrachtete er seine Fingerspitzen, die sich in den Stoff seiner Hose krallten. Er presste die Lider zusammen und schüttelte dann den Kopf. »Das Spiel geht los.«

Sirius sah aus, als wollte er noch etwas einwenden, überlegte es sich dann aber doch anders und nickte.

Madame Hooch stieß einen Pfiff aus und der Quaffel flog in die Luft.

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»80 zu 170!« James raufte sich die verstrubbelten Haare.

»Sagtest du bereits«, murrte Sirius.

»80 zu 170! Wir waren in Führung!«

»Auch das sagtest du bereits.«

»Wie hat Max den Schnatz denn nicht sehen können?! Am-«

»-dritten Ring der Ravenclaws ganz unten über dem Sand. Ja, wissen wir. Das hast du schon gesagt.«

»Mehrmals«, ergänzte Peter kleinlaut.

Sie saßen allesamt auf ihren weichen Betten im Schlafsaal.
Das Spiel hatte bis in den späten Nachmittag gedauert und sie waren bibbernd und fröstelnd zurück in ihren Gemeinschaftsraum gesprintet, während die Ravenclaws den ganzen Weg hinauf ihre Siegeshymne geträllert hatten.

»Wenn ich nächstes Jahr in der Mannschaft bin, werde ich den Leuten mit meinem Talent die Spitzhüte vom Kopf pusten.«

»Aber du willst ja nicht angeben«, ergänzte Peter grinsend.

James nickte. »Es ist ja kein Angeben, wenn es der Wahrheit entspricht.«

»Bist du dir da sicher?«, fragte Sirius, seine Mundwinkel zuckten gefährlich nach oben. Remus unterdrückte ein Schmunzeln.

»Wood ist in seinem siebten Jahr. Max wird nächstes Jahr bestimmt Kapitän an seiner Stelle. Der stellt bestimmt eine bessere Mannschaft auf.«

Peter steckte sich einen Lakritzzauberstab zwischen die Zähne, ehe er antwortete: »Mit dir als Sucher?«

»Selbstverständlich.« Er streckte die Hand aus und Peter warf ihm die Packung mit der Lakritze zu.

So sicher war sich James aber gar nicht mehr, was den Posten als Sucher betraf. Er wollte es sich nicht eingestehen, aber das Gespräch mit Hamish MacFarlan wollte ihm nicht aus dem Kopf gehen und auch McGonagalls Worte saßen noch tief.

Glauben Sie, ich werde einmal ein guter Sucher, Professor?

Mitten im Geschehen zu sein, das Spiel vorantreiben... nur hoch oben über den anderen seine Kreise ziehen, war nicht das, was er wollte.

Peter räusperte sich und kratzte sich am Kinn. »Aber ist Max nicht Sucher? Was soll er dann machen?«

James schüttelte die lästigen Gedanken beiseite und winkte ab. »Max kann viele Positionen spielen, er ist flexibel.«

»Und du nicht?« Provokant hob Remus eine Augenbraue.

Die Arme vor der Brust verschränkt, ließ sich James zurück auf sein Bett fallen. »Ich könnte auf jeder Position spielen, ich bin so gut, aber jeder, der Ahnung von Quidditch hat, wüsste, dass ich als Sucher am besten eingesetzt wäre.« Er grinste an die Decke. »Aber ich will ja nicht angeben.«

Die anderen prusteten los, ehe Sirius das Thema anschnitt, um das die anderen beiden bislang einen großen Bogen geschlagen hatten. Sirius hatte es satt, darauf zu warten, dass James in der Stimmung war, ihnen davon zu erzählen. Er wollte jetzt Antworten.

»Was war das mit Evans vorhin?«

James rührte sich nicht. Er verharrte in seiner Bewegung, als wäre er zu Eis erstarrt.

Remus und Peter hielten die Luft an.

»Warum gehen du und Evans euch seit Tagen aus dem Weg?«

James hob langsam den Kopf. »Wir waren vorher ja auch nicht unbedingt die besten Freunde.«

»Aber seit einer Woche hasst ihr euch mehr als zuvor und das vorhin war...«

»...echt gemein«, murmelte Peter.

»Das war nicht gemein«, versuchte sich James zu rechtfertigen, aber er glaubte seinen Worten selbst nicht so wirklich. Beschämt wandte er den Blick ab. »War das wirklich so fies?«

Mit zuckenden Schultern schwang Sirius die Beine von seinem Bett und kam zu seinem besten Freund hinübergestackst. Er ließ sich neben ihm fallen. »Sie hat dir nichts getan und du beschuldigst sie, den Lehrern in den Hintern zu kriechen, um bessere Noten zu bekommen. Nett ist anders.«

»Sie hat noch nichts getan«, blaffte James nicht so leise wie beabsichtigt.

»Was?« Die anderen drei sahen ihn abwartend an.

Verflixt, dachte er und schlug sich die Faust gegen die Stirn. Er hätte es ihnen schon längst sagen müssen... aber warum hätte er ihnen unnötige Sorgen machen müssen?

»Ach nichts...«

»Potter.« Sirius stieß ihm den Ellenbogen zwischen die Rippen. »Spuck es aus.«

James wollte nicht. Aber welche Wahl hatte er denn noch?

»Es ist nicht... naja... Evans denkt, dass diese Kerle und Dumbledore und die Geisterjagd im Wald, aber ich glaube das nicht und Thorburn und McGonagall und sie will es petzen.«

Erwartungsvoll blickte er in die Gesichter seiner Freunde, doch die starrten nur verwirrt zurück. »Und was meint ihr?«

»Warte... was?« Sirius richtete sich wieder auf. »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.« Ein Grinsen huschte über seine Züge.

»Ich bin auch nicht mitgekommen«, sagte Remus und Peter schüttelte ebenso den Kopf. »Was ist mit der Geisterjagd?«

James stöhnte erschlagen. »Als wir im Wald waren und uns diese Männer verfolgt haben, die Peter den Zauber auf den Hals gejagt haben... Evans meint, die hätten vorher über Dumbledore gesprochen und sich verschworen, ihn zu töten. Sie ist der Meinung, wir sollten das melden, aber das ist Irrsinn. Das seht ihr doch auch so? Ich meine«, er holte tief Luft, »Dumbledore geht es gut. Und diese Typen können nichts damit zu tun haben, das ist doch bloß ein Zufall und vielleicht haben wir uns auch verhört und wir brauchen McGonagall jetzt nicht noch mehr Sorgen bereiten, sie hat weiß Merlin genug zu tun. Oder?«

Für einige Augenblicke war es still im Schlafsaal. Nur der Wind, der draußen vor den Fenstern heulte, war das einzige Anzeichen dafür, dass die Zeit nicht stehen geblieben war. Das Bett knirschte unter Remus' Gewicht, als er sich an den Rand setzte und mit der Zunge gegen die Zähne schnalzte. Er presste die Lippen angestrengt aufeinander, bevor er zaghaft Luft einholte und die Stirn runzelte.

»Warum hast du uns das nicht schon früher erzählt?«

James zuckte mit den Schultern.
Remus nickte, als wäre das die einzige Erklärung gewesen, die er gebraucht hätte. »Es kommt mir so vor, als hättest du es verschwiegen, weil du glaubst, wir würden Lily zustimmen. Weil du ihr eigentlich auch zustimmen willst. Ist es nicht so?«

James' Gesichtszüge entgleisten und vehement schüttelte er den Kopf. »Blödsinn, das- nein - ich... nein.«

Remus hob prüfend die Augenbrauen.
James fand, dass er in diesem Moment Professor McGonagall viel zu ähnlich sah und senkte den Blick.

»Würdet ihr denn? Ihr zustimmen?«

Remus wollte gerade antworten, da fiel Sirius ihm ins Wort: »Also ich sehe das genauso wie du. Wozu den Kessel entfachen, wenn keiner zum Essen da ist? Dumbledore geht es gut, er soll Freitag wiederkommen.«

»Wir alle waren froh«, fiepte Peter.

»Professor Dumbledore geht es wieder gut, aber wer sagt, dass es nicht wieder passieren kann?«, sagte Remus. »Und beim ersten Mal war es ja schon knapp...«

»Du musst dich da sowieso raushalten, Lupin«, Sirius funkelte ihn an, »Du warst nicht dabei. Und was glaubst du, machen meine Eltern mit mir, wenn herauskommt, dass wir uns nachts vom Schulgelände geschlichen haben, nachdem es schon meinen Onkel Alphard gebraucht hat, dass ich nach Weihnachten überhaupt zurückkommen durfte? Die nehmen mich schneller von der Schule, als Peter 'Geist' wimmern kann. Dumbledore geht es gut. Wer weiß, vielleicht gibt es sogar eine Parade zu seinen Ehren, so froh wie McGonagall über seine Genesung war.«

Der intensive Blick, mit dem Sirius ihn bedachte, ließ Remus schnell klein bei geben, auch wenn er ein paar Widerworte nicht unterdrücken konnte und diese in seinen nicht-vorhandenen Bart nuschelte.

Peter lächelte schüchtern. »Alle waren so glücklich, dass es Dumbledore wieder gut ging. Es wäre wirklich schön, wenn es ein Fest zu seiner Wiederkehr gäbe.«

Remus wollte einwenden, dass sie das ursprüngliche Gespräch noch nicht beendet hatten, sie konnten das nicht einfach überspringen, aber James und Sirius brauchten sich nach Peters Worten nur einmal anzusehen und grinsten los.

»Also... ein ganzes Fest können wir nicht organisieren«, sagte James.

»Aber eine kleine Überraschung für unseren Schulleiter, wäre doch eine nette und aufmerksame Geste.« Sirius' graue Augen glitzerten vor Belustigung.

»Das klingt nach einem Plan ganz nach meinem Geschmack. Peter? Remus?«

»Wir heitern die Stimmung auf«, freute sich Peter und wandte sich aufgeregt an den vierten von ihnen.

Remus wusste es besser, doch er nickte ergeben. »Wir brechen aber keine Schulregeln, ja?«

»Dann lern sie auswendig und finde Schlupflöcher«, grinste James, »Wir haben Peeves etwas versprochen und ich halte immer meine Versprechen.«

»Oh, das werden lustige fünf Tage«, lachte Sirius.

James jubelte: »Eine ganze Woche Streiche! Und Freitag das Finale für Dumbledore.«

Hochmütig sprangen sie auf und kramten nach Pergament und Tinte, um ihre Ideen zu notieren

»Und was ist jetzt mit Lily?«, fragte Remus, als Sirius gerade aufschrieb, dass sie die Bibliothek in Brand stecken könnten.

»Ganz sicher nicht, du alter Feuerteufel«, grinste James und strich es wieder durch, ehe er Remus' Blick erwiderte. »Das mit Evans kläre ich schon, sie wird niemanden verpetzen. Das hätte sie die ganze Woche tun können, so oft wie sie bei Thorburn war...«

Remus seufzte und schielte auf das Pergament. »Wir werden die Bibliothek auch nicht unter Wasser setzen.«

Sirius lachte. »Ihr seid Spielverderber!«

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⁰⁴⁶· ᵉⁱⁿ ᶻᵘ ᵍʳᵒˢˢᵉˢ ᵉᵍᵒ

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