3. Advent


Was?? Wie schon wieder eine Woche vorbei?!

Einen wundervollen dritten Advent, meine Teufelchen!! Heute präsentiere ich euch heute, wieder wundervolle Geschichten! Die Worte die vorkommen sollten, waren: Bratapfel, verzaubert, Kerzen, Einsamkeit, kaufen


_Silverfalcon_


Ich bewunderte ihn immer noch aus der Ferne. Mein Glas in der Hand hatte ich meinen Ellbogen auf die Bar gestützt und meine Seite dagegen gelehnt. Ich bezweifelte, dass er meine Blicke bemerkt hatte, denn er hat nicht ein einziges Mal in meine Richtung gesehen. Stattdessen hatte er sich sehr angeregt mit den zwei Frauen an seinem Tisch unterhalten.
Allerdings war ich mir absolut sicher, dass ich ihn kannte. So ein hübsches Gesicht vergaß ich nicht so schnell.

Seufzend stellte ich das leere Glas in meiner Hand auf der Theke ab. Mit wie viel Einsamkeit musste man wohl zu kämpfen haben, dass man am Abend vor dem dritten Advent allein in einer Bar saß und literweise Wein in sich hineinschüttete?
Eilig verdrängte ich die Antwort auf meine eigene dämliche Frage und bestellte ein neues Glas.

Gerade als ich wieder meine Position einnehmen wollte, um das Objekt meiner Begierde weiter zu beobachten, spürte ich eine große warme Hand an meinem Rücken.
Ich schrak so zusammen, dass ich beinahe den Wein über die gesamte Theke verteilt hätte.
»Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken.« Die tiefe Stimme erzeugte augenblicklich eine Gänsehaut und jetzt war ich mir einhundert Prozent sicher. Ich kannte diesen Mann.

»Schon gut«, murmelte ich und stellte mein Weinglas, so vorsichtig wie es mir meine zitternde Hand erlaubte, ab.
»Ich habe deine Blicke bemerkt und da dachte ich, ich komme einfach mal zu dir herüber. Was macht eine so hübsche Frau an einem Samstagabend allein in einer Bar?«, fragte er vollkommen ungeniert und musterte mich.
Kurz nippte ich an meinem Wein, bevor ich antwortete. »Ich musste mal ein bisschen rauskommen.«

Er nickte verstehend. »Ich bin jedenfalls Daniel. Schön dich kennenzulernen.«
Daniel - sofort war mir klar, woher ich ihn kannte. Er hatte mit seinen Eltern bei meinen Großeltern nebenan gewohnt.
Erinnerungsfetzen schossen durch meinen Kopf. An einem der Adventssonntage hatten meine Großeltern ihn und seine Eltern eingeladen, um mit uns allen zusammen Bratäpfel zu machen. Ich war ihr einziges Enkelkind und damit ich nicht immer allein mit ihnen am Tisch saßen, hatten sie ihn oft zu uns herübergeholt, wenn ich dort war. Daniel war etwas älter als ich. Das letzte Mal hatte ich ihn gesehen, als ich vierzehn war.

»Du erkennst mich nicht«, stellte meine vom Wein beduselte Zunge fest, ehe mein Hirn reagieren konnte.
Er hob eine Augenbraue und musterte mich noch intensiver. »Sollte ich denn?«
Ich schüttelte den Kopf. Kaum jemand konnte sich an mich erinnern. Ich war nicht so hübsch, witzig oder intelligent wie andere und stach nirgendwo heraus. Eben nicht besonders einprägsam.

»Gib mir einen Tipp, jetzt hast du mich neugierig gemacht.« Sein Lächeln haute mich um.
Warum sah er auch so verdammt gut aus?
Ich überlegte einen Moment. Einen Tipp - den sollte er haben.
»Bratapfel«, sagte ich und sah dabei zu, wie er die Stirn runzelte.
Dann weiteten sich seine Augen kurz und ein strahlendes Lächeln erhellte sein Gesicht. Ich war wie verzaubert von diesem Anblick.

»Ist nicht wahr! Helena? Mann, ich kann mich noch sehr gut an dich erinnern, aber du siehst dem kleinen Mädchen kaum noch ähnlich. Verdammt du siehst fantastisch aus!«
Er konnte sich doch tatsächlich an meinen Namen erinnern.
»Danke. Verrückt, dass du dich an mich erinnerst«, nuschelte ich schüchtern mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
»Machst du Witze? Ich weiß sogar noch, dass du mich immer zum Kiosk geschleift hast, um mit dir bunte Tüten zu kaufen.«
»Oh Gott, echt jetzt? Das ist es, an das du dich als erstes erinnerst?« Ich vergrub mein Gesicht in den Händen und schüttelte den Kopf.
Als ich sie wieder herunternahm und eine Hand auf die Theke legte, ließ Daniel seine darauf fallen.

»Nein, nicht als aller erstes. Das waren deine leuchtenden Augen, wenn dein Opa die Kerzen auf dem Adventskranz angezündet hat.« Sein Blick blieb ernst und seine Stimme wurde mit jedem Wort leise.
Ich war mir sicher, dass meine Wangen inzwischen glühten.
»Tja, na ja. Ich will dich auch nicht weiter aufhalten. Ich glaube, deine Freundin vermisst dich schon«, sagte ich hastig, entzog mich seiner Hand und trank noch einen Schluck meines Weins.

»Oh, sie ist nicht meine Freundin. Eigentlich bin ich so ziemlich allein hier.« Ein verschmitztes Grinsen schlich sich ein und ich verstand die Anspielung seinerseits.
»Was machst du nächsten Sonntag?«, fragte er und zog sein Handy aus seiner Hosentasche.
»Bisher noch nichts«, antwortete der Wein wieder schneller als mein Kopf.
»Jetzt schon. Gib mir deine Nummer, dann klären wir die Tage alles weitere«, äußerte er leichthin.
»O-okay«, entgegnete ich und nahm sein entsperrtes Smartphone in die Hand, um meine Nummer einzuspeichern.
Kurz nachdem ich es ihm zurückgegeben hatte, klingelte er mich an, damit ich auch seine Nummer hatte.

»Schön, dann sehen wir uns nächste Woche, Helena.« Er machte noch einen Schritt auf mich zu und ich versteinerte. Nur mein Herz stolperte in meiner Brust.
Daniel beugte sich leicht nach vorn und drückte mir einen so zarten Kuss auf die Wange, dass ich einfach dahinschmolz.
Das war doch lächerlich. Ich kannte den Mann noch als pickligen Teenie, da musste ich jetzt doch nicht wegen eines winzigen Kusses ausflippen.

»Ich bin froh, dass wir uns wieder getroffen haben.« Mit diesen Worten drehte Daniel sich um und ging zu seinen Freunden zurück.
»Ich auch«, flüsterte ich und strich mir abwesend über die Wange auf der ich noch immer seine Lippen spürte.

Und ähm... meine Geschichte ist etwas besonderes, denn sie ist ähh... nicht von mir. Sie ist tatsächlich von meinem Papa. Er wollte unbedingt mitmachen und dann werde ich das natürlich nicht ignorieren~

Meine (eine) kleine Weihnachtsgeschichte

Walter war gerade 9 Jahre alt geworden und ging in die 4. Klasse Volksschule. Er war für sein Alter schon groß und seine Klassenkameraden mochten ihn. Er war stets hilfsbereit, gutmütig und heiter und der geborene Beschützer der Jüngeren.
Eigentlich wäre Walter im Krippenspiel gern ein Schäfer mit einer Flöte gewesen, aber der Herr Oberlehrer hatte ihm eine wichtigere Rolle zugedacht.

Der Wirt hatte schließlich nur wenige Zeilen zu sprechen – so überlegte er sich - und Walters Größe würde der Weigerung, Joseph und Maria zu beherbergen, mehr Nachdruck verleihen. 

Die Stimmung im Saal war vorweihnachtlich, die Kerzen flackerten und es roch nach Bratäpfel. Die Zuhörerschaft des zu der alljährlichen Aufführung der Weihnachtsgeschichte mit Hirtenstäben und Krippe, Bärten und Kronen, Heiligenscheinen und einer ganzen Bühne voller heller Kinderstimmen – alle waren in spannender Erwartung.

Es kam der Augenblick, wo Joseph auftrat und Maria behutsam vor die Herberge führte. Joseph pochte laut an die Holztür, die man in die gemalte Kulisse eingesetzt hatte. Walter als Wirt stand dahinter und wartete: „Was wollt ihr?", fragte er barsch und stieß die Tür heftig auf. „Wir suchen Unterkunft." „Sucht sie anderswo" Walter blickte starr geradeaus, sprach aber mit kräftiger Stimmen „Die Herberge ist voll."

„Herr, wir haben überall vergeblich gefragt und haben kein Geld um eine zu kaufen. Wir kommen von weit her und sind sehr erschöpft". Walter blickte streng. „Bitte, lieber Wirt, das hier ist meine Frau Maria. Sie ist schwanger und braucht einen Platz zum Ausruhen. Ihr habt doch sicher ein Eckchen für sie. Sie ist so müde".

Jetzt lockerte Walter zum ersten Mal seine starre Haltung und schaute auf Maria herab. Dann folgte eine lange Pause, so lang, dass es für die Zuschauer schon ein bisschen peinlich wurde. „Nein, scherrt euch fort", flüsterte der Souffleur aus der Kulisse.

„Nein", wiederholte Walter automatisch „Scherrt euch fort!"

Traurig legte Joseph den Arm um Maria und Maria lehnte den Kopf an die Schulter ihres Mannes. So wollten sie den Weg in die Einsamkeit fortsetzen.

Walter blieb auf der Schwelle stehen und blickte dem weiterziehenden Paar nach – mit offenen Mund, die Stirn sorgenvoll gefurcht und man deutlich, dass ihm die Tränen in die Augen traten.

Und plötzlich wurde dieses Krippenspiel anders als alle bisherigen.

„Bleib hier, Joseph" rief Walter „Bring Maria wieder her" – Walters Gesicht verzog sich zu einem breiten Lächeln. „Ihr könnt mein Zimmer haben".

Manche Leute meinten nachher, Walter haben das Krippenspiel total verdorben.

Aber viele, viele andere hielten es für das weihnachtlichste aller Krippenspiele, das sie je gesehen hatten.


Habt einen tollen restlichen 3. Advent ihr Süßen!! Bis nächste Woche <3

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