Kapitel 18

Das weiße Satinkleid saß perfekt. Der Ausschnitt war tief, aber nicht tief genug, um mich erröten zu lassen. Die Falten des Rocks fielen angenehm über meine Beine und der Saum tanzte um meine Knöcheln. Die Handschuhe fühlten sich kühl auf meiner Haut an, und das Gefühl wie sie sich auf meiner Haut bewegten war sehr betörend. Mein Haar war so frisiert, dass die Locken in alle Richtungen fielen und mein Gesicht umrahmten. Die Strassnadeln, die sie mit in die Frisur eingearbeitet hatten, sahen gut aus, wenn sie von den Lichtern um mich herum angestrahlt wurden. 

Ich gehörte zu den ersten Frauen, die sich für die Party in Schale geworfen hatten, da wir uns noch um die letzten Details kümmern mussten, bevor die Party offiziell begann. Zusammen mit Janie und Aya ging ich nach oben, um nach Hannah und Mary Beth zu sehen, die sich erst etwas später umziehen wollten.

Zuerst sahen wir Hannah, die am Buffet herumwuselte, die Gerichte prüfte und sie absegnete. Wenn sie so war, durfte man sie auf keinen Fall stören.

Wir verließen den Ballsaal und gingen in den Anbau nebenan. Noch bevor wir die halboffene Tür erreichten, hörten wir bereits, wie sich Mary Beth mit jemandem dort drinnen stritt.

"Ist alles in Ordnung, Mary Beth?", rief Janie, bevor sie die Tür aufstieß und wir eintraten.

"Ja, alles ist perfekt, außer das Zack sich weigert, die mit Juwelen besetzten Manschetten zu tragen, die zu seinen Kostüm gehören." Sie funkelte ihn finster an und bemerkte, dass seine Aufmerksamkeit ganz woanders war. Sie folgte seinem Blick und sah. dass wir bereits unsere Kostüme trugen.

"Oh mein Gott, ihr seht umwerfend aus." Sie schlug sich die Hand vor den Mund und kam zu uns. Sie betastete die filigrane Spitze an Janies Kleid, das perlenbesetzte Mieder an meinem Kleid und die schwarze Spitze aus der Ayas Kleid bestand

"Du hast dich mit dieser Auswahl selbst übertroffen, Julia. Sie sind exquisit."

"Nun, wenn du nicht mit den weniger schönen Kleider, die wir zur Auswahl hatten, zurückbleiben willst, schlage ich vor, dass du dich auch umziehen gehst.", sagte ich lachend.

Wir sahen zu, wie sie den Raum verließ und zu den Umkleideräumen im unteren Stockwerk ging. Wir drehten uns alle gemeinsam wieder um und lachten. 

"Gebt mir eure Taschen. Ich kümmere mich darum." sagte Janie und streckte ihre Hand aus.

"Ich komme mit dir.", meldete sich Aya.

Bevor ich mich ihnen anschließen konnte, bemerkte ich, dass Zack sich von seinem Platz bewegt hatte. "Darf ich sagen, dass du heute Abend außergewöhnlich hübsch aussiehst?" Er machte eine tiefe Verbeugung aus der Hüfte und ich sah Janie und Aya hinter ihm kichern.

Ich machte einen tiefen Knicks und bedankte mich von ganzem Herzen, obwohl ich über seine Manieren kicherte und meine Verlegenheit über sein Kompliment verbergen wollte. Er richtete sich auf und ich musterte ihn genau. Er sah aus wie ein englischer Lord mit seinem gestärkten Kragen und ordentlich gebügelter Abendjacke, deren Frack ein paar Zentimeter über seine Knie fiel. Sein Haar war aus dem Gesicht gestrichen und ein makellos weißes Taschentuch steckte in seiner Brusttasche. 

"Sie sehen genauso gut aus, Mylord." Ich verbeugte mich erneut und sprach in einem gekünstelten englischen Akzent.

"Aber nicht so hinreißend wie Ihr, meine Liebe." Er sah auf mich herab und schenkte mir eines seiner Lächeln. Er bot mir seinen Ellbogen an und sagte überaus höflich. "Sollen wir gehen?"

Ich richtete mich auf und legte eine Hand in seine Ellenbeuge, schaute zu ihm auf und erwiderte neckisch: "Gut gesagt, Mylord. Aber Ihr dürft nicht vergessen, dass wir vor dem Ball noch einiges zu erledigen haben, nicht wahr?"

"Ihr habt recht.", seufzte er. Zack entfernte sich von mir und schaute zurück zu Aya und Janie, die versuchten ihre Belustigung zu unterdrücken. "Wir sollten uns besser an die Arbeit machen, bevor die beiden beschließen, dass wir es mehr wert sind, beobachtet zu werden, als zu arbeiten."

Abrupt wandten sich Janie und Aya wieder dem Aussortieren von Souvenirs zu, obwohl sie sich beide das Lachen nicht verkneifen konnten, dass immer wieder in ihren Gesichtern aufblühte. Wir halfen ihnen beim Aussortieren und schafften es, alles fertig zu machen, als Mary Beth in einem Traum aus rosa Rüschen herein gerauscht kam. Sie moderierte heute Abend und war ein wenig nervös.

Wir machten uns gerade auf den Weg in den Ballsaal, als Zack mir auf die Schulter klopfte. Ich drehte mich zu ihm um und er winkte mich in eine Ecke. Neugierig folgte ich ihm.

Er verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen und wirkte merklich nervös, was ungewöhnlich war, von dem, was ich bisher von ihm gesehen hatte. "Was ist los?"

"Nun, ähm, ich fühle mich ein wenig -", begann er, griff hinter seinen Rücken, holte ein verpacktes Anstecksträußchen hervor und reichte es mir. "- du kannst es zurückgeben, wenn es dir nicht gefällt."

Ich schaute verwundert auf die Schachtel und den Mann, der eine Mischung aus gespielten Desinteresse und unterdrückter Aufregung zeigte. "Danke. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das ist das erste Anstecksträußchen, das mir jemand geschenkt hat.", sagte ich leise, mein Blick wich kein Stück von der zartrosa Rose, die von einer Reihe Grüntönen und Schleierkraut umrahmt war, und von einem hellrosa Schleifenband zusammengehalten wurde.

Nach einer Weile nahm er es mir aus den Händen und band es geschickt um mein Handgelenk. Er bot mir wieder seinen Ellbogen an und sagte leise: "Lass uns gehen."

Die Party war toll. Alle genossen das Essen und die Dekoration. Das Licht ließ alles ein wenig surreal erscheinen und versetzte alle in die Zeit, als knielange Socken und Kniestiefel in Mode waren, und das Almacks der angesehenste Ort der Heiterkeit war, zu dem nur eine ausgewählte Anzahl von Gästen Zutritt hatte.

Aya hatte sich selbst übertroffen und Opernstücke und Ballsaal-Lieder ausgewählt, die an dieses Jahrhundert erinnerten. Sie schaffte es auch, Überraschungen einzubauen, wie zum Beispiel, dass ich vor dem Publikum singen sollte. Das war beängstigend, aber hatte sich auch gelohnt, weil Zack danach zu mir kam und sagte, das ich da oben großartig war.

Obwohl er meine Verabredung war, verbrachten wir kaum Zeit miteinander, denn er musste sich unter die Angestellten mischen und sie begrüßen, und ich und meine Gang mussten uns darum kümmern, dass alles reibungslos ablief. Trotzdem hatte ich die Gelegenheit einmal mit ihm zu tanzen und das musste mir genügen.

Denn bei all den Trubel hatte ich keine Zeit für mich, geschweige denn für einen Toilettengang. Bei dem flauen Gefühl, das ich hatte, könnte ich schwören, dass ich bald meine Periode bekam.

Als sich die Gelegenheit bot, machte ich mich auf den Weg ins Bad und musste feststellen, dass ich recht hatte. Zum Glück hatte ich immer vorgesorgt und Ob's in meiner Tasche, nur befand sich diese Leider im Nebengebäude. Ich machte mich also auf den Weg dorthin.

Als ich das Nebengebäude erreichte, hatte ich das Gefühl die Ziellinie eines Langlaufrennens erreicht zu haben, nicht, dass ich ein guter Läufer wäre. In meiner Eile, zu meiner Tasche zu gelangen, bemerkte ich nicht, dass sich bereits jemand in diesen Raum befand. Es war ein absoluter Schock für mich festzustellen, wer sich im Zimmer befand, als ich hineinplatzte.

Zack war mit einer Frau zusammen und sie sahen aus, als würden sie etwas tun, dass meiner Meinung nach nur im privaten und hinter verschlossenen Türen vorbehalten sein sollte.

Zack wich von der Frau zurück, als er mich eintreten sah und sah entsetzt aus. Obwohl ich gerne glauben würde, dass er Grund dazu hätte, wäre das nur so, als würde ich etwas sehen wollen, dass nicht da war. Er öffnete und schloss seinen Mund, als wollte er etwas sagen, überlegte es sich aber anders.

Mit gerötetem Gesicht bemühte ich mich um ein verlegenes Lächeln. "Tut mir leid. Ich wusste nicht, dass jemand hier ist. Ich muss nur etwas aus meiner Tasche holen, dann bin ich auch schon wieder weg, damit ihr mit dem weitermachen könnt, was immer ihr gemacht habt."

Wild mit den Händen fuchtelnd, griff ich eilig nach meiner Tasche. Ich schnappte mir mein Notfall-Perioden-Täschchen, und verstaute es in den vielen Falten meines Kleides, wirbelte herum und machte mich auf den Weg zurück zu Tür, wobei ich versuchte, die Frau nicht weiter zu beachten, die versuchte Zack wieder in ihr intimes Spiel zu verwickeln.

Ich war bereits an der Tür, als ich ein Krachen hörte, was mich dazu verleitete mich ruckartig umzudrehen, um nachzusehen, was passiert war. Die Frau lag schmollend auf dem Boden und versuchte ihn festzuhalten, während Zack wiederum versuchte, seine Beine aus ihrem hartnäckigen Griff zu befreien. Ich beobachtete wie erstarrt, wie es ihm gelang die Frau abzuschütteln und sich vor mir hinzustellen.

Mit einem verzweifelten Flehen in seinen Augen hielt er meinen Arm fest und sagte: "Es ist nicht so wie es aussieht. Glaub mir, da läuft nichts zwischen mir und Cindy."

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