Kapitel 13

Das Restaurant war wirklich inspirierend, sogar der Name war gut durchdacht. Das Ambiente war hell und lud zu freundlichen Gesprächen ein - Shrimp Haven war ein einzigartiges Restaurant. Man wies uns einen Tisch in der Nähe der Fenster im hinteren Teil des Lokals zu, von wo aus man ein künstliches Wasserbecken sehen konnte, das mit verschiedenen Arten von Meeresfrüchten gefüllt war. Ich wählte den Stuhl am Fenster und Zack nahm zu meinem entsetzen den Platz gegenüber von mir.

Die Speisekarte war etwas völlig anderes. Die Einrichtung des Lokals erweckte den Eindruck, als würde man auf einem Kreuzfahrtschiff speisen, während die Speisekarte aussah, als hätte man gerade ein erstklassiges Restaurant betreten. Ihr würdet mir nicht glauben, wie viele Garnelengerichte es hier gab und das Ganze war auch nicht zu teuer. In der Tat war es ein Erlebnis.

Kaum hatten wir bestellt, stellte uns der Keller einen Korb mit kleinen Brötchen hin. Sie schmeckten sehr gut. Fluffig und weich, die Butter verstärkte den Geschmack der Brötchen, so dass ich sie als sehr angenehm empfand.

"Ich weiß, du liebst Backwaren, aber du musst aufhören diese Brötchen zu essen, Julia, wenn du dir nicht den Appetit verderben willst.", sagte Janie lachend.

Ich hatte vielleicht gerade zwei Brötchen gegessen. "Ja, ich weiß, aber sie sind so lecker.", erwiderte ich und errötete ein wenig, während ich versuchte meinen Heißhunger darauf zu unterdrücken.

"Ich muss mal schauen, ob das nahrhaft genug ist, dass du dich damit vollstopfen kannst.", warf Hannah ernst ein. Ich gehe jede Wette ein, dass sie bevor wir gehen, sich kurz entschuldigen und nach dem Rezept fragen wird.

"Ach komm schon, Hannah. Lass es mich doch einmal genießen, ohne das ich mir Sorgen machen muss, ob es gesund ist oder nicht." Ich konnte mir ein verärgertes Seufzen nicht verkneifen.

Aya legte Hannah eine verrückt manikürte Hand auf die Schulter und sagte: "Lass sie in Ruhe. Außerdem, was soll schon an Brot schlimm sein, es wird doch aus Weizen gemacht oder?" Man konnte sich darauf verlassen, das Aya Hannah sagte, sie solle die Klappe halten. Das war schon immer so gewesen. Sie waren so verschieden, und doch standen sie sich am nächsten.

Mary Beth hatte eine Weile geschwiegen, nachdem wir bestellt hatten und erregte nun unsere Aufmerksamkeit, als sie dreimal auf den Tisch klopfte. "Okay, ich habe die Kosten für den Plan, der uns vorschwebt, berechnet. Also brauchen wir einiger dieser Dinge und auch Hilfe beim Aufbau." Sie sah uns alle eindringlich an.

"Ja, ich weiß. Das heißt, ich werde nicht nur die Einladungen machen, sondern auch bei der Dekoration helfen.", seufzte ich.

"Ich werde euch auch helfen.", meldete sich Zack. Alle Augen richteten sich auf ihn, als hätten wir vergessen, dass sich jemand in unsere reine Mädchengruppe eingemischt hatte.

Janie war die erste, die das Schweigen brach, das darauf folgte. "Nun, das hatte ich gehofft, Mr. Ortega. Wissen sie, obwohl wir hier alle fähige Leute sind, passieren uns oft Unfälle, besonders Julia." Sie sah mich bedeutungsvoll an.

"Nun, ich schätze, ich hätte alle Hände voll zu tun, Miss Lang und den anderen zu helfen.", lächelte er, was seine Grübchen hervorbrachte und ließ seinen Charme bei meinen Freunden spielen.

"Oh, machen sie sich keine Sorgen um uns, Mr. Ortega. Wir können auf uns selbst aufpassen.", erwiderte Janie, wies seine Geste der Unterstützung zurück und starrte mich eindringlich an. Ich hatte das Gefühl, als hätten sie alle schon einmal darüber gesprochen, und wenn mein Instinkt mich nicht täuschte, lag ich mich mit meiner Vermutung richtig, dass sie entschieden hatten, dass er der perfekte Mann für mich wäre.

"Oh, ist das so? Hmm ... Ich denke, ich könnte dem gerecht werden. Und ich würde es sehr begrüßen, wenn wir die Förmlichkeiten sein lassen würden, Wir sind doch schließlich Freunde, oder?", wechselte Zack das Thema gekonnt.

"Ich hatte gehofft, das würde jemand vorschlagen.", rief Mary Beth. "Ich bin es nicht gewohnt, meine langjährigen Freunde förmlich anzusprechen."

"Seit wann redest du mich förmlich an?", fragte ich sie mit großen Augen. Ich hatte nicht einmal gemerkt, ob sie mich gesiezt hatte oder nicht.

"Nun, habe ich noch nicht.", errötete sie verlegen. Wenn ich so darüber nachdachte, wandte sie sich einfach der Person zu, mit der sie sprechen wollte, ohne deren Namen zu nennen.

"Dann ist es beschlossen. Schluss mit den Formalitäten, zumindest bis wir uns wieder in einem Geschäftlichen Rahmen befinden.", ergänzte Janie. Einstimmig betrachteten wir alle Janie als die Anführerin der Gruppe. Vielleicht weil sie älter oder frecher war, als wir anderen Mädels, haben wir immer zu ihr aufgeschaut und ihre Autorität innerhalb der Gruppe nicht in Frage gestellt.

Die Diskussion über die Pläne der Party wurden fortgesetzt, während wir darauf warteten, dass unsere Speisen serviert wurden. Die ganze Zeit über beobachtete ich ihn aus den Augenwinkeln. Er sah ernst aus, ernster als ich es ihm zugetraut hätte. Und zu meiner Überraschung gefiel mir, wie er in diesem Moment aussah, ernsthaft und ohne ein Spur von seinem spielerischen Verhalten der letzten Zeit.

"Wäre es möglich, den Mitarbeitern, die sich kein Kleid oder Smoking leisten können, Leihkostüme zur Verfügung zu stellen?", fragte er nachdenklich.

"Ja, natürlich, aber das würde auch Geld kosten. Außerdem müssten wir einige Zimmer umräumen, um sie als Ankleidezimmer zu nutzen, wenn wir diesen Gedankengang verfolgen. Ich kann dir jetzt schon sagen, dass Julia Regency-Romane liebt und deren Sinn für Mode sehr bezaubernd findet. Sie wird in der Lage sein, die wunderbarste Auswahl für die Mitarbeiter zu treffen."

Sie holte einen Stift heraus und kritzelte ein paar Notizen auf ihren Block und Zack sah mich mit einer hochgezogenen Augenbraue fragend an. "Regency, hm? Was für eine Überraschung."

"Oh, du solltest mal ihr Bücherregal sehen, es ist voll mit Liebesromanen und die meisten von ihnen sind historisch. Sie liebt es über die Zeiten zu lesen, die Frauen in England durchlaufen mussten, um Ehemänner zu finden, über die Schotten und ihre Suche nach der Liebe, über Ritter, die kämpften, um das zu schützen, was sie für das Ihre hielten.", Mary Beth verstummte.

Ich spürte wie mir Hitze ins Gesicht stieg, als sie die Themen aufzählte, die mir an den Büchern gefielen. Sie war genauso ein Fan von Liebesromanen wie ich, aber es schien, dass sie die Art von Themen, über die ich normalerweise gerne las, lieber beobachtete.

"Sie würde eine Weihnachtshochzeit lieben, denn sie hat viele Weihnachtsromanzen und -hochzeiten.", schloss Mary Beth.

"Ähm ... Mary Beth, ich glaube du hast genug Informationen für einen Abend geteilt." Janie legte ihre Hand auf Mary Beths. Zum Glück für mich, hatte Janie schnell gemerkt, dass mich das ganze langsam anfing nervös zu machen.

"Nun, sieht aus, als wäre das Essen da.", sagte ich fröhlich, als ich den Kellner erblickte. Ich richtete meinen Blick auf die Teller in seiner Hand und vergewisserte mich nicht, ob Zack mich nun mit neuem Interesse anstarrte.

Auf der Heimfahrt war es still. Er musste es aufgegeben haben zu versuchen, sich mit mir zu unterhalten, als ich seinen Fragen mit unverbindlichen Antworten begegnet war. Ich war sauer auf Mary Beth, aber ich wusste auch, dass Janie ihr eine härter Standpauke halten würde, als ich es je könnte. 

Die Gebäude zogen an uns vorbei, einige bereits mit Halloween-Dekorationen, andere ohne. Es herrschte eine Stille, die so schwer war, dass ich, wenn es Luft gewesen wäre, längst erstickt wäre. Trotzdem weigerte ich mich zu reden.

Er parkte vor meinem Haus und mit einem kurzen 'Gute Nacht'  legte ich meine Hand auf den Türgriff und wollte diese gerade öffnen, als er mich an den Schultern packte und mich zu sich herumdrehte.

Mein Atem blieb mir im Hals stecken. Er war mir so nahe, seine Lippen schwebten über meinen. Ich war hin-und hergerissen zwischen dem Wunsch, zurückzuweichen, und dem Wunsch meine Neugierde zu stillen, ob er die Chance ergreifen würde, mich richtig zu küssen.

"Warum läufst du vor mir weg?" Sein Atem war eine warme Liebkosung auf meine plötzlich sensibilisierten Wangen.

"Was meinst du mit weglaufen?" Ich war überrascht, dass meine Stimme trotz des unaufhörlichen Trommelns meines Herzens noch ruhig klang. 

"Du bist mir aus dem Weg gegangen, hast mich nicht einmal angesehen.", sagte er ein wenig verletzt und umfasste mein Gesicht mit einer Hand, als hätte er Angst, ich würde mein Gesicht abwenden.

"Was macht dich so sicher, dass ich dir ausweiche? Ich bin deine Angestellte, ich habe viel zu tun. Freilich bin ich schon beschäftigt genug.", entgegnete ich und konzentrierte mich darauf, nicht zu vergessen, zu atmen.

"Ist das alles?", hakte er nach und sein Gesicht kam näher. Bevor ich reagieren konnte, trafen seine Lippen auf meine. Ich spürte, wie sich meine Augen schlossen, als er den Kuss vertiefte. Er küsste wie ein Experte, er wusste genau, wie ich mich fühlen musste und ich wusste nicht, was ich davon halten sollte.

Die Vernunft kehrte zurück, als seine Hand meine Schulter verließ und aufreizend über meinen Rücken strich. Er war ein Playboy, soweit ich wusste, könnte er auch nur mit mir spielen. Ich versuchte meinen zerstreuten Verstand wieder zur Vernunft zu bringen, und schaffte es, ihn wegzustoßen. "Danke fürs Mitnehmen. Gute Nacht." Ich floh aus dem Auto, vor dem Mann und der unerklärlichen Sehnsucht, die sich in mir ausgebreitet hatte, sobald seine Lippen die meinen verlasen hatten.


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