Kapitel 07

"Mr. Amelia Tan Lim?", entgegnete ich. Nun, ich wollte nicht den Fehler machen, irgendjemanden meine Identität zu verraten, denn das würde mein Geheimnis aufdecken.

"Gott sei Dank. Ich dachte schon, ich hätte die falsche Person erwischt.", sagte sie erleichtert. Sie ließ sich mir gegenüber nieder und nahm die Speisekarte, die ihr der Keller reichte. Ehe ich mich versah, bestellte sie bereits.

Sie warf einen Blick auf meinen überraschten Gesichtsausdruck und fügte verschwörerisch hinzu. "Machen Sie sich keine Sorgen, die Firma wird unser Mittagessen bezahlen." Zwinkernd wandte sie sich wieder dem Kellner zu. Ohne zu wissen, wie ich reagieren sollte, beugte ich mich über die Speisekarte, die ich auf den Tisch gelegt hatte und traf schließlich eine Auswahl.

Als der Kellner unsre Bestellungen aufgenommen hatte und verschwunden war, sah sie mich mit einem begeisterten Grinsen an. "Endlich treffe ich also den berühmten Liebesguru. Ich muss sagen, ich bin ein wenig überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass Sie so jung sind und dazu noch eine Frau.

Darauf musste ich natürlich reagieren. "Ähm, was meinen Sie damit?"

"Oh, gar nichts, nur das Sie ziemlich geschlechtslos klangen, als wüssten Sie genau, wie Sie sich ausdrücken müssen, und Sie wirken nicht so, als müssten Sie sich zu sehr dafür anstrengen oder so. Natürlich hatte ich den Verdacht, dass Sie eine Frau sein könnten, aber das bestätigt zu bekommen, ist viel mehr, als ich erwartet habe. Ich kann gar nicht glauben, wie aufgeregt ich bin." Sie warf mir wieder diesen verehrenden Blick zu. So mit den Händen vor sich verschränkt, erinnerte sie mich an Tomoyo, wenn diese an ein paar neue Entwürfe für Sakura dachte.

"Ähm, Mr. Lim, ich glaube nicht, dass ich es wert bin, so eine Begeisterung in Ihnen auszulösen." Ich konnte gar nicht sagen, wie peinlich mir das alles war. Natürlich bekam ich E-Mails von Leuten, in denen stand, wie sehr ich ihnen geholfen hatte, aber das hier übertraf alles, was an Aufregung möglich war. "Würden Sie mir erzählen, wie Sie auf mich bzw. meine Arbeit aufmerksam geworden sind?" Mir fiel nichts anderes ein, womit ich ein Gespräch beginnen konnte, also musste ich versuchen wenigstens meine Neugierde zu stillen.

Sie lachte. "Oh Liebes, ich hatte gehofft, Sie würden mich das nicht fragen. Um die Wahrheit zu sagen, war ich einer derjenigen die Ihnen eine E-Mail geschickt hat. Ich bin Selena."

Selena? Selena? Okay, das kam mir bekannt vor und dann fiel es mir ein. "Sie sind Selena? Die Frau, die mich einmal gefragt hat, ob es richtig wäre, mit dem Freund den man erst seit zwei Wochen hatte, zusammenzuziehen?" Ich keuchte auf, als sie verlegen nickte.

"Also, um die Wahrheit zu sagen, Sie hatten die ganze Zeit recht. Er wollte nur jemanden, der ihm jede Nacht das Bett wärmt, ohne dass er einen Cent dafür bezahlen musste. Ich habe Ihren Rat befolgt und er hat mich fast dazu gezwungen, da habe ich ihm gesagt, dass es vorbei ist und ihn wie einen Fisch dastehen lassen." Sie lachte bei der Erinnerung und ich lachte mit, weil ich mir jemanden vorstellte, der so etwas tat, einen bestimmten Menschen.

"Okay, aber warum jetzt? Warum fragen Sie mich jetzt?" Das verwunderte mich immer noch, wenn man bedenkt, dass sie schon lange vorher von mir wusste.

"Ganz einfach. Ich wurde zur Chefredakteurin befördert. Während der Ideenfindungs-Konferenz, habe ich vom Loveguru erzählt. Und es war ziemlich überraschend, weil bereits viele von ihm gehört hatten. Wir sind übereingekommen, dass wir einige der Mails und deren Antworten veröffentlichen wollen, natürlich mit Ihrer Zustimmung, und zwar unter dem Titel "The Mailbox by Love Guru'. Natürlich wollen wir, dass Sie für uns arbeiten und wenn Sie sich dazu bereit erklären, könnten Sie ein viel größeres Publikum erreichen. Jeder wird wissen, wie toll Sie sind." Ich bemerkte, dass wieder Sterne in ihren Augenaufblitzen.

"Ihr Angebot klingt gut und schön, aber ich möchte meine Identität wirklich nicht preisgeben.", entschuldigte ich mich und lehnte das Angebot indirekt ab.

"Daran habe ich schon gedacht. Bevor ich Sie gefragt habe, habe ich mir schon gedacht, dass Sie zu den Leuten gehören, die anderen gerne anonym helfen, und ich finde das toll, weil es zeigt, dass Sie nicht auf Ruhm aus sind. Jedenfalls dachte ich, wir könnten so tun, als würde ich Sie als Marketing-Assistentin oder sogar als Kolumnenschreiber einstellen. Dann würde niemand wissen, dass Sie der Loveguru sind.", schloss sie fröhlich.

Der Kellner kam mit unseren Bestellungen und wir begannen zu essen, und eine Weile herrschte Schweigen an unserem Tisch. "Das wäre möglich, aber wie wollen Sie ihnen erklären, dass der Loveguru für Sie arbeitet und trotzdem für alle Beteiligten anonym bleibt?"

"Daran habe ich auch schon gedacht, ich könnte einfach sagen, dass ich mit dem Loveguru über E-Mails korrespondiere und den Gehaltscheck für ihn in einem Postfach oder so hinterlege. Aber bedeutet das, dass Sie mein Angebot annehmen?", erkundigte sie sich mit flehendem Blick.

Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. "Ihr Angebot klingt sehr gut, Ms. Lim, und ich denke, es wäre gut für mich. Aber können Sie mir noch einen Augenblick geben, darüber nachzudenken."

"Oh sicher, und bitte nenn mich Lia, das tun alle. Oh, ich habe deinen Namen nicht verstanden. Es wäre keine Hilfe bei der Scharade, wenn ich die weiter Loveguru nenne." Sie lachte über ihre Albernheit, dass ich nicht umhin kam zu denken, dass es sicher Spaß machen würde, mit ihr als Boss zu arbeiten.

"Julie. Julie Lang."

"Spitze. Das hört sich wirklich cool an. Sag mal, warum antwortest du eigentlich immer erst einen Tag später auf die E-Mails, wenn sie Nachts abgeschickt wurden?", fragte sie und beugte sich neugierig etwas näher.

"Ganz einfach. Ich arbeite Nachts."

"Nachts?", antwortete sie verblüfft.

"Nun, es ist so, ich arbeite die Nachtschicht im Callcenter der Y. Firma. Das wird gut bezahlt, aber hat zur Folge, dass die Nacht für mich zum Tag und der Tag für mich zur Nacht wird. Sobald ich nach Hause komme, gehe ich ins Bett." Ich zuckte mit den Schultern und aß meinen Blaubeerkäsekuchen auf.

"Oh. Wenn das so ist, freue ich mich dich mit regulären Arbeitszeiten bekannt zu machen."

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