10.Aug18 (Version 2)
[[Wie ihr vielleicht im Titel gelesen habt: Das hier ist ein zweiter (dritter? vierter?) Anlauf zu einer Geschichte, also wundert euch nicht, dass ihr alles (fast alles) schon kennt. Und Vorsicht: Diese Version ist um einiges dramatischer als die erste. Naja, zufrieden war ich mit keiner...]]
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Ich stand an der Klippe, doch ich hörte weder den Drachen noch vernahm ich das angestrengte Schnaufen Buhhs noch ließ die streunende Katze sich blicken. Ich muss gestehen, ich dachte auch nicht an sie. Ich nahm nur den eisig kühlen Wind wahr, der gegen mein Gesicht schlug und wie meine Hände vor Kälte zitterten und irgendwann wusste ich nicht mehr, ob es regnete oder ob das meine Tränen waren, die mein Gesicht hinunterliefen. Ich war fünf und mir war kalt und ich weinte, weil alle anderen um mich herum unter Schock standen und aufgeregt herumliefen und ab und an in Panik verfielen. Es war nachts, es war dunkel, es waren keine Sterne zu sehen. Ich wusste, dass die Klippen vor mir ziemlich tief hinuntergingen und steil abfielen, weil ich mit Frido oft darauf geklettert war. Mama hatte Fridolin, weil er so viel älter und schon fast erwachsen war, verboten, mich mitzunehmen und sie hatte ihm auch verboten, sich allzu weit vom Schloss zu entfernen, doch das hatte uns nicht gekümmert. Man musste nämlich etwas weiter klettern, um bis zu den Höhlen zu kommen, in denen wir so gut spielen konnten, verstecken zum Beispiel, oder manchmal dachten wir uns auch Geschichten aus und dann trafen wir manchmal - selten, weil er lässt sich nicht allzu oft blicken - auf Bernd, einen dunkelgrün geschuppten Drachen, der Feuer speien kann und in den Höhlen unter dem Schloss wohnt und uns durch das Feuerspeien oder einfach durch sein gefährliches Aussehen aus den kniffligsten Situationen heraushalf. Doch in dieser Nacht sah ich Bernd nicht und der Regen peitschte und der Wind riss an meinen Kleidern und ich war fünf und verstand nicht, was um mich herum passierte und es erklärte mir auch niemand.
Was damals passiert war, verstand ich erst viel später; und um zu erfahren, was sich in der Nacht wirklich abgespielt hatte, brauchte ich sechs Jahre. Doch fürs erste brachte mir Großvater mit der Zeit bei, dass mein Bruder an dem Abend nicht zum Abendessen gekommen war; dass Mama und er ihn überall gesucht hatten und dass, als es schon ganz dunkel war, ein Fischer aus dem Dorf angerufen hatte, der ihnen mitteilte, dass man in dem See am Fuße des Berges eine Leiche gefunden hatte.
Bis ich verstand, dass Fridolin tot war, verging ein gesamtes Jahr.
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