Kapitel 3
"Oh ... Oh tut mir so ... leid, das, das ist nicht Marcies Nummer?" brachte eine erstickte Stimme, am anderen Ende der Leitung hervor.
„Nein, ich fürchte, das ist es nicht."
„Oh....tut mir leid, sie belästigt zu haben." Archie war gerade dabei, sie gehen zu lassen, aber der schmerzhafte Tonfall in ihrer Stimme, ließ ihn anders handeln.
„NEIN! Warten Sie, warte. Mir ist schon klar, dass du mich nicht kennst, aber....aber manchmal hilft es mit einem Fremden zu reden, weißt du." plapperte Archie los, und wusste nicht, was er wirklich sagen sollte.
„Oh nein, ich....ich könnte nicht, es tut mir sehr leid sie gestört zu haben."
„Es macht überhaupt keine Umstände, bitte...bitte sag mir was los ist. Ich kann dich nicht einfach auflegen lassen, ich würde mir Sorgen um dich machen."
Er hörte sie ein wenig schniefen, bevor sie antwortete.
„Okay." antwortete sie mit leiser Stimme. Allerdings schien sie es nicht weiter ausführen zu wollen.
Gerade als Archie wieder zu sprechen beginnen wollte, hörte er, wie sie tief einatmete. „Ich habe gerade meinen Freund," ihre Stimme schwankte, obwohl er wusste, was als Nächstes kommen würde, beschloss er, sie den Satz selbst zu Ende bringen zu lassen, in ihrem eigenen Tempo. Sie atmete erneut tief durch. „Ich habe gerade meinen Freund, mit einer anderen Frau erwischt..."
„Oh, das tut mir leid." Archie wusste, dass seine Antwort automatisch war, und ihr jegliches Mitgefühl fehlte. Er zuckte bei dem Gedanken zusammen, wie kalt er geklungen haben musste.
„Ist schon okay, ist ja nicht so, als hättest du ihn gezwungen." Sie lachte ein wenig.
Das ist gut, dachte er, zumindest hatte sie, in einen Moment wie diesen, ein wenig Humor in sich.
„Nein, das habe ich nicht, aber das ist es, was jemand in einer Situation wie dieser sagen sollte, oder nicht?"
Er merkte, dass seine Frage ziemlich unverschämt klang, aber er wollte ihre Gedanken, von dem was geschehen war, ablenken.
„Ja ich nehme an, das ist es. Ich habe nie wirklich verstanden, warum es ein natürlich menschlicher Reflex ist, das ist es doch, oder? Sich für alles zu entschuldigen. Gott, ich rutsche hier wirklich in meine britischen Wurzeln, nicht wahr? Darüber nachzudenken, sich für alles zu entschuldigen, vielleicht sollte ich zu Marcus Wohnung hinüber gehen, und mich dafür entschuldigen überreagiert zu haben." Sie stieß ein humorloses Lachen aus.
„Du bist Britin?" fragte Archie und bemerkte zum ersten Mal ihren Akzent.
„Ja, ich bin vor ein paar Jahren her gekommen. Direkt von der Uni."
„Wo genau, aus dem Jolly Old England kommst du her?"
Isobell kicherte ein wenig wegen seiner Bemerkung über England.
Er hörte ihr leises Lachen und fragte: „Warum lachst du?"
„Deine Bemerkung 'Jolly Old England', ich bin seit zwei Jahren hier und habe einen Amerikaner noch nie England so nennen gehört."
„Nun, ich bin froh, dass ich der Erste bin, es ist ein uraltes Privileg." Er lächelte ins Telefon und hörte dann auf, als ihm einfiel, dass sie es nicht sehen konnte.
„Nottingham."
„Entschuldige, was?"
„Ich komme aus Nottingham" lachte sie, er hatte offensichtlich eine kurze Aufmerksamkeitsspanne.
„Nottingham?" wiederholte er und kopierte den Tonfall in ihrer Stimme. „Warum habe ich das Gefühl, dass ich schon von diesem Ort gehört habe?"
„Oh, es ist die Hauptstadt aus Robin Hood, darum wahrscheinlich."
„Ohja. Robin Hood und seine tollkühnen Gesellen. Ja, ich habe von diesem Ort gehört. Ich geh mal davon aus, dass ihr keine Leute mit Pfeil und Bogen erschießt, und jeden Tag auf Pferden reitet?" Er grinste in den Hörer, ein echtes Lächeln, etwas, dass er seit einer ganzen Weile schon nicht mehr getan hatte.
Isobell lachte wieder leicht. „Nein, tut mir leid deine Illusion zu zerstören, aber ich nicht. Ich mag Pferde nicht einmal, also wäre das ein absolutes No-Go."
Archie keuchte spottend. „Verdammt, jetzt hast du mein schönes, kleines Bild zerstört, und wie kannst du keine Pferde mögen?"
„Schlechte Erfahrung in der Kindheit fürchte ich."
„Ah, einer dieser Nummern, nun, du weißt, was man sagt, du musst dich wieder auf dieses Pferd setzen."
Es gab keine Antwort darauf, von dem Archie dachte, dass es sie zum Lachen bringen würde. Ein paar Sekunden vergingen, bevor ganz plötzlich schallendes Gelächter am anderen Ende der Leitung ausbrach. Verwirrt, weil es nicht so lustig war, wartete Archie darauf, bis sie sich wieder beruhigt hatte, obwohl er den Klang ihres Lachens genoss.
„Das war so unglaublich lahm." Kam die plötzliche Erklärung von Isobell durchs Telefon.
Auf Archies Gesicht bereitete sich erneut ein breites Grinsen aus und seine Wangen färbten sich aus Verlegenheit sogar leicht rosa. Zumindest hatte es sie zum Lachen gebracht, dachte er, nur nicht auf die Art, wie er es gewollt hätte.
Archie räusperte sich und rutschte leicht hin und her, bevor er vorsichtig antwortete: „Ja, das war es wirklich, aber hey, es hat dich zum Lachen gebracht."
„Stimmt." gab sie lächelnd zu. Alle Gedanken an Marcus, aus ihren Gedanken vertrieben.
„Wie ist es denn im Vergleich zu New York in Nottingham?" fragte Archie und nahm die Gelegenheit wahr, ihre Gedanken von ihren fremdgehenden Freund fernzuhalten.
Eine Welle aus Wut wirbelte bei dem Gedanken an jemanden, der fremd ging, durch ihn hindurch. Sicher, er hatte möglicherweise Beziehungen, und hat mit vielen Frauen geschlafen, aber er war nie fremd gegangen. Archie hatte immer sichergestellt, dass die Frauen wussten, dass sie in keiner Weise exklusiv waren. Er hatte selbst erlebt, wie die Frau die er liebte, ihn betrogen hatte und auf keinen Fall wollte er jemals diesen emotionalen Schaden, einer anderen Person zufügen, wenn er es vermeiden konnte.
„Oh, so ganz anders, also unglaublich anders. Wenn du im Nottingham herumläufst, hat man fast das Gefühl, wenn man die Burg sieht, in der Geschichte zurückgereist zu sein, und einige Straßen sind immer noch gepflastert. Aber hier...hier ist schwierig zu beschreiben. Ich mag die Art und Weise, wie alles ein Gefühl des Neuen an sich hat, etwas Freches, für das sich die Stadt nicht schämt. Natürlich sage ich nicht, dass ihr hier keine Geschichte habt, denn natürlich habt ihr das. Aber es ist eine andere Art...Herrje, ich schweife ab, tut mir leid."
Archie hatte seine Gedanken wandern lassen, als er über ihre Worte über New York nachdachte, es war angenehm, es durch die Augen von jemand anderen zu sehen. Er war seit über zehn Jahren hier, also hatte es aufgehört, die gleiche Art von Wirkung auf ihn zu haben.
„Keine Sorge, ich hab mich von deiner Vorstellung eher davon getragen gefühlt. Nottingham klingt cool, ich hätte nichts dagegen, mir eines Tages die Burg anzusehen und mir anzusehen, wo Robin Hood gelebt hat."
Plötzlich hörte Isobell ein heftiges Klopfen an ihrer Wohnungstür, gefolgt von schwachen Geräuschen, dass sehr nach der Stimme ihrer Freundin Marcie klang, dir ihr sagte, sie solle die Tür öffnen.
„Oh, tut mir leid, ich muss auflegen, meine Freundin Marcie...die, deren Nummer ich falsch gewählt habe, ist hier. Danke, dass du dir mein Geplapper angehört hast, um ehrlich zu sein, hast du mich für eine kleine Weile vergessen lassen. Ich fühle mich viel besser, danke."
„Kein Problem, du kannst dich jeder Zeit wieder zu mir verwählen." Arschie schlug sich gegen die Stirn.
Sich jeder Zeit wieder zu mir verwählen? Gott, was für ein kitschiger Idiot bist du? dachte er bei sich selbst.
Er hörte sie erneut kichern, bevor sie leise einen Abschiedsgruß murmelte. Erst als Archie das klicken in der Leitung hörte, antwortete er mit seinem eigenen Abschiedsgruß.
Archie stellte sein Telefon ab und sprang von seinem Stuhl, plötzlich unruhig, weil er nichts zu tun hatte. Er schaute sich in seiner Wohnung um, sein Blick konnte nicht anders, als wieder auf das Telefon zu fallen. Er stellte fest, dass er nicht Mal nach ihren Namen gefragt hatte, aber merkwürdigerweise, war das in Ordnung für ihn. Es fühlte sich gut an, ein einigermaßen normales Gespräch mit jemanden zu führen, der nicht von seinem Ruhm beeinflusst wurde.
Bevor Archie sich selbst aufhalten konnte, stürzten seine Hände hinunter und durchforsteten das Telefon nach dem letzten Anruf und nach der Nummer des Mädchens. Zum Glück hatte sie ihre Nummer verzeichnet und er schrieb sie sich schnell auf.
Mit dem Stück Papier zwischen seinen Fingern wanderte er umher und wog das Für und Wider ab, ob er sie nun zurückrufen sollte.
Er schwankte zwischen ja, nein und vielleicht. Was, wenn sie nicht wieder mit ihm reden wollte? Nein, dachte er, sie schien es wirklich zu genießen mit ihm zu reden. Sie lachte sogar über seine lahmen Versuche, sie zum Lachen zu bringen.
Aus irgendeinem Grund, konnte Archie sie nicht einfach in Tausenden von Leuten, die in New York lebten, verschwinden lassen, ohne mehr über sie zu erfahren.
Schließlich steckte er den Zettel mit einem Magneten am Kühlschrank fest.
„Nur für alle Fälle." murmelte er.
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