Kapitel 16
Isobell schluckte schwer, ihre Kehle war seltsam trocken, während sie nervös mit ihren Fingern spielte. Sie fühlte sich sehr unsicher dort zu sitzen und darauf zu warten, dass Archie mit den Getränken aus der Küche zurückkam, und sie fühlte sich in der übergroßen Wohnung sehr klein.
Nachdem er die Küchentür mit seinem Fuß aufgestoßen hatte, trat Archie mit jeweils einem Glas Pepsi in den Händen zurück ins Wohnzimmer. Er kam nicht umhin zu bemerken, dass Isobell mit hängenden Schultern auf der Couch saß und sich offensichtlich sehr unbehaglich fühlte.
Während er hinüberging, versuchte Archie so viel Lärm wie möglich zu machen, da sie tief in Gedanken versunken zu sein schien und es nicht so aussah, als hätte sie ihn zurückkommen gehört. Vorsichtig stellte er die Getränke auf den Couchtisch ab und ließ sich gleichzeitig auf selbigen nieder, sodass er ihr gegenüber saß und sie leicht erreichen konnte.
Isobell taumelte leicht unbehaglich darüber, wie nah er sich gesetzt hatte, zurück. Eine Handlung die sie versuchte so aussehen zu lassen, als würde sie sich lediglich die Haare nach hinten streichen. Als sie jedoch Archies Blick auffing, wusste sie sofort, dass er sehen konnte, was sie getan hatte.
Sie wandte schnell ihren Blick von seinen leicht verletzten ab. Schweigen fiel über sie und begann sie wie ein Kissen zu ersticken, während Isobell immer noch nervös mit ihren Fingern spielte und Archie sich auf die Innenseite seiner Wange biss.
Keiner von beiden konnte den anderen ansehen und jedwede Worte, die sie vorbereitet hatten, waren offenbar aus ihren Gedanken geflogen. Was eigentlich ein normales zweites Date hätte sein sollen, war durch Lügen und schwerwiegende romantische Aussagen durcheinander gebracht worden.
Archie war sich schmerzlich bewusst, dass er Isobell mehr oder weniger gesagt hatte, dass sie die Richtige war, und so sehr er auch wissen wollte, wie sie fühlte, verängstigte ihn die drohende Zurückweisung ins Schweigen. Eine unangenehme Situation, in der sich Archie noch nie zuvor befunden hatte. Es war, wie man sagte, der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen.
Isobell öffnete immer wieder ihren Mund, um etwas zu sagen, aber jedes Mal, wenn sie es tat, wurde ihr Mund staubtrocken und ihr Verstand geriet durcheinander.
Keiner von beiden hatte bisher sein Getränk angerührt, also standen die Gläser einfach vergessen neben Archies rechtem Oberschenkel. Da sie ihre Hände irgendwie beschäftigen musste, beugte sich Isobell vor und griff nach einem Glas. Der Vorgang erschreckte Archie, wodurch er sich leicht bewegte und sie so, bevor sie ihr Glas erreichte, zuerst gegen seinen Oberschenkel strich.
Die Berührung sorgte dafür, dass sich ihre Blicke trafen, doch wandten beide ihre Blicke wieder ab, als sie es merkten und auf Isobells Wangen bildete sich eine leichte Röte.
Isobell wurde dann klar, dass Archie genauso nervös war wie sie, vielleicht sogar noch mehr, da er derjenige war, der seine Gefühle hier aufs Spiel gesetzt hatte, indem er praktisch gesagt hatte, dass sie die richtige sei. Sie hatte die Nachricht in etwa fünfmal abgespielt, um seine Stimme wieder zu hören, etwas, dass sie einen anderen Menschen gegenüber niemals zugeben würde.
Isobell hätte wahnsinnig werden können, als sie realisierte, wie schwierig es für Archie gewesen sein musste, das auf einen Anrufbeantworter zu sagen, nur um keine Erwiderung zu erhalten. Aber ein anderer Teil von ihr, die etwas böswilligere Seite, war froh, dass er etwas durchmachen musste, dass den Gefühlen ähnelte, die sie empfunden hatte, als sie herausgefunden hatte, dass er gelogen hatte. Schließlich hatte Isobell es noch nicht als völlig akzeptable befunden, dass er sie angelogen hatte, noch hatte sie im vollkommen vergeben.
Sie räusperte sich, als sie merkte, dass sie wohl diejenige sein musste, die anfangen würde zu reden. „Ich habe dir noch nicht völlig vergeben."
Archie schaute überrascht, dass sie was gesagt hatte, zu ihr. Er war kurz davor gewesen loszuschreien, weil keiner versucht hatte etwas zu sagen. „Ich weiß, ich hatte auch nicht erwartet, dass du ... du weißt schon, mir verziehen hast.", das war streng genommen nicht ganz richtig, tatsächlich hatte er geglaubt, dass ihr kommen bedeutete, dass sie ihn vergeben hatte.
„Nach allem, was ich dir über Markus und meiner Vergangenheit, und den ganzen Unsicherheiten, die ich bei meiner Erzählung gefühlt habe, erzählt habe, hätte ich geglaubt, dass du nicht einmal in Erwägung ziehen würdest, mich zu belügen, geschweige denn, es tatsächlich zu tun."
Archie öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen, aber Isobell fuhr fort. „Ich kann, nachdem ich mit Marcie gesprochen habe, die Dinge aus deiner Sicht besser verstehen, aber in keiner Weise rechtfertigt es, dass du mich angelogen hast. Du hättest mir mit deiner Identität vertrauen sollen, wie du mir mit deinem Trinkproblem vertraut hast, und ich dir mit meinen Gefühlen vertraut habe. Aber alles was es mir gezeigt hat, war, dass du mir in Wirklichkeit nicht so sehr vertraust, noch wolltest du mir den Vertrauensvorschuss geben. Und am Ende ist es das, was wirklich schmerzt."
Isobell wandte den Blick von ihm ab und spürte, wie Tränen ihre Augen füllten, und hasste sich selbst dafür. Sie war schon immer nah am Wasser gebaut gewesen und wischte sich wütend und verlegen über die Wangen.
Archie beugte sich vor und legte eine Hand auf ihren Oberschenkel. Er hatte gesehen, wie Tränen begannen ihre Augen zu füllen und wollte sie nicht zwingen ihn anzusehen, wenn sie das Gefühl hatte, dass sie das nicht konnte. Er hatte ebenfalls das Gefühl, dass er nicht in der Lage wäre sie anzusehen, weil Scham sich wegen seinen Taten in ihm ausgebreitet hatte.
Sie hatte recht, er hatte ihr Vertrauen missbraucht, und nur Teile von sich und nicht sich selbst als Ganzes erkennen lassen. Sein Daumen begann kleine Kreise auf ihren Oberschenkel zu zeichnen, in der Hoffnung, dass es beruhigend wirken würde, nicht nur für sie, sondern auch für sich selbst.
„Ich kann dir nicht sagen, wie leid es mir tut, dass ich das getan habe. Du hast recht, ein Teil von mir hatte Angst dir zu vertrauen, zu Unrecht. Aber dir mein Alkoholproblem anvertrauen zu können und den Rest nicht, zeigt dir nur, wie im Arsch ich wirklich bin, oder nicht?", Archie lachte leicht und versuchte die Stimmung genug aufzulockern, damit Isobell ihn wieder ansehen konnte.
Es funktionierte. Nach ein paar Augenblicken, hatte sie sich wieder gefasst, und Archie hörte ein kleines, murmelndes Lachen. Das brachte sein eigenes Selbstvertrauen hervor, um sie ansehen zu können, und zur gleichen Zeit, sah sie ihn an. Die Tränen nun gänzlich verschwunden.
Archie dachte, dass dies sein Moment sei, ihr alles zu erzählen, was sie ihn bedeutete, aber bevor er dazu kam, war sie es erneut, die zuerst sprach.
„Was ist mit Helena?"
Archie sah verwirrt aus. „Was soll mit ihr sein?"
Isobell schluckte, bevor sie antwortete: „Sie war hier als ich heute Morgen angerufen habe, sie hat den Hörer abgenommen."
Archies Augen weiteten sich, deshalb hatte Helena das Telefon gehalten. „Bitte, Isobell, hör nicht zu oder glaube irgendwas von dem, was sie sagt. Ich weiß nicht warum, aber plötzlich interessiert sie sich wieder für mich. Sie spielt gerne Katz und Maus spiele mit Leuten. Wir sind ganz bestimmt nicht zusammen, bitte Isobell, glaube nichts, was sie zu dir gesagt hat."
Archie hatte definitiv nicht einmal bemerkt, dass Isobell versucht hatte, ihn anzurufen, etwas, dass sie innerlich zum Lachen brachte.
Isobell nickte und zeigte so, dass sie ihm glaubte, nicht, dass es einen großen Grund dafür gegeben hätte, aber sie musste es wissen.
„Hör zu, Bell ... ich ... ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr du mein Leben und mich verändert hast. Ich wache auf und freue mich darauf, mit dir zu sprechen. Insgeheim hab ich es geliebt, wenn du am Telefon eingeschlafen bist, ich konnte dich atmen hören und konnte mir fast vorstellen, neben dir zu liegen und dich zu halten. Ich liebe es, dich zum Lachen zu bringen, wenn du mit mir telefonierst, es nur zu hören, versüßt meinen Tag unglaublich.", Archie konnte immer noch die Zurückhaltung in ihren Augen sehen. „Und ich weiß, dass mein Leben lächerlich und dumm erscheint, aber Bell, du bist das süßeste und beste Mädchen, das ich kenne."
Isobell konnte nicht anders, als bei diesen Worten schwach werden zu wollen. Jede Faser ihres Körpers schrie sie an, einfach in seine Arme zu fallen und alles zu vergessen, was geschehen war und einfach den Moment zu genießen. Egal wie lange es noch andauern würde. Aber sie wusste, dass sie schon zu tief drin steckte, und wenn sie sich selbst das kleine bisschen erlauben würde, wusste sie, dass es viel schmerzhafter sein würde.
„Hör mal, ja ...", sie schaute zu Boden und lachte. „Archie, ich will nicht ... ich wollte nie Ruhm oder Verrufenheit. Ich glaube wirklich, dass dir leid tut, was du getan hast, aber ... aber ich weiß nicht, ob ich mit dem was dein Leben ist, fertig werden könnte oder kann."
Sein Herz rutschte in die Magen-Gegend und ein kaltes Gefühl überflutete ihn. „Bell, hör zu, das ist keine Wahl die ich..."
Isobell legte ihre Hände auf seine Knie, um ihn aufzuhalten. „Ich weiß. Ich weiß, es ist nicht deine Entscheidung, aber so ist es. Und damit du erfolgreich bist, wird es immer so sein. Es ist bereits verrückt ... Wir hatten ein Date und alle versuchten wie verrückt, ein Bild von dir danach zu machen. Und jetzt behauptet deine Ex-Freundin, dass sie es war. Vergib mir, wenn das nicht mein normales alltägliches Leben ist."
„Aber du weißt, dass das nicht alles ist, oder? Es ist nichts, es bedeutet nichts.", platzte es aus ihm heraus. Er legte eine Hand auf Isobells Wange und zu seiner Freude, seufzte sie leicht auf. „Wenn ich könnte, würde ich nichts davon, von ihnen, haben wollen. Aber du hast recht, es gehört zu meinem Job und ich kann das nicht ändern. Aber wenn du mir eine Chance gibst, werde ich mein Möglichstes tun, um sicherzustellen, dass du davon nicht betroffen bist."
Isobell lächelte traurig und nahm seine Hand von ihrer Wange und legte sie auf ihren Schoß, zwischen ihre eignen. „Kannst du das wirklich? Ich denke nicht, dass das etwas ist, dass du versprechen kannst. So sehr ich auch glauben möchte, dass eine Beziehung mit dir mein Leben nicht auf eine Art verändern würde, wie ich es nicht möchte. Das ist nichts, dass du kontrollieren kannst, das ... wir ... wir haben noch nicht mal wirklich angefangen und wir fallen schon auseinander."
Archie rutschte noch etwas weiter nach vorne, zog seine Hand aus ihren und legte sie wieder auf ihre Wange. Er musste sie dazu bringen zuzuhören. Sein Herz klopfte wie wild, so laut, dass er es in seinen Ohren hören konnte.
„Ich weiß ... ich weiß, was du sagst und fühlst, aber glaubst du wirklich, ich kann dich gehen lassen, nach dem, was du mich fühlen lässt? Ich weiß du fühlst es auch, sonst wärst du nicht hier. Du würdest nicht hier sitzen und versuchen mir zu sagen, dass es nicht funktionieren wird, du hättest nicht mal angerufen, oder wärst überhaupt hier aufgetaucht. Ich kann dich nicht einfach gehen lassen, nach dem, was zwischen uns passiert ist."
Er konnte durch seine Hand auf ihrer Wange spüren, wie Isobell leicht zitterte, er konnte spüren, wie ihre Hitze durch seine Handfläche pulsierte und seinen Arm hinaufströmte. Das Gefühl wurde, nur durch ihren Blick, fast unerträglich. Und dann tat sie etwas völlig Unerwartetes, das ihn und sogar sie selbst überraschte.
Sie schlug ihn.
Als der Knall den Raum erfüllte, löste Archie instinktiv seine Hand von Isobells Wange und legte sie auf seine eigene, in der Hoffnung, dass es den stechenden Schmerz in seiner Wange lindern würde. Er schaute fassungslos wegen ihrer Handlung zu ihr auf und war sogar noch schockierter, sie lächeln zu sehen.
Dann sah er, wie Isobell beide Hände hob und befürchtete, dass ein weiterer Schlag kommen würde, dieses Mal mit zwei Händen. Archie rutschte zurück, aber nicht schnell genug, als sie sein Gesicht mit ihren Händen umfasste und seine Lippen zu ihren brachte, um sie zu küssen.
Archies Herz blieb stehen, als sich ihre Lippen berührten. Die Ohrfeige war längst vergessen, als sich seine Sinne rührten und seine Lippen zu kribbeln begannen. Er verlagerte sich etwas und zog Isobell näher zu sich, der Kuss wurde leidenschaftlicher, als er das tat.
Die Tatsache, dass sie den Kuss initiiert hatte, war noch eine viel größere Anmache, aber als Isobell seine Unterlippe zwischen ihre Zähne zog, konnte Archie sich nicht mehr beherrschen.
Er zog sie beide zurück auf das Sofa, positionierte sich auf Isobell und genoss das Gefühl ihres Körpers unter ihm. Isobell strich mit ihren Händen über die breite Fläche seines Rückens und liebte die Art, wie sich die Muskeln darunter bewegten. Ihre Fingernägel gruben sich kurz in seine Haut, als seine Hüften sich leicht gegen ihre pressten, und ein angenehmes Gefühl durch ihr Nervensystem sendete.
Sie entfernten sich eine Haaresbreite voneinander und ihr angestrengter Atem kribbelte beim jeweils anderem auf der Haut.
„Wofür war die Ohrfeige?"
„Dafür, dass du mich angelogen hast.", hauchte sie, mit geweiteten Pupillen und hämmernden Herzen.
Archie lachte, die Vibrationen sandten Freudenschauer durch Isobell.
„Wofür war der Kuss?"
Isobell grinste schelmisch und fuhr sich mit ihrer Zunge über ihre Lippen, wo Archies nur Augenblicke zuvor gewesen waren und ein Vorgang den Archie mit seinem Blick verfolgte, bevor sie antwortete: „Weil du mich am nächsten Tag zurückgerufen hast."
Archie presste seine Lippen für einen kleinen Kuss auf ihre, bevor er dagegen murmelte: „Du kannst dich jeden Tag zu mir verwählen."
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