Kapitel 13
„Du hast also deiner Mum und deiner Schwester alles erzählt?"
„Ja, das hatten sie verdient, und ich wollte es ihnen sagen. Am Ende haben wir Geschichten über meinen Vater ausgetauscht und so dumm es sich auch anhören mag, fühlte ich mich im Reinen mit seinem Tod, ich glaube, ich habe es endlich geschafft ihn zu akzeptieren."
Isobell lächelte leicht.
„Das hört sich überhaupt nicht dumm an, sondern großartig, ich freue mich für dich. So wie es klingt, war es das, was du gebraucht hast."
„Ja, ich denke, das war es, aber nichts davon wäre jemals passiert, wenn du nicht gewesen wärst.", Archie lehnte sich gegen das Kopfende seines Kinderzimmerbettes zurück und atmete tief durch, „Und deshalb wollte ich mich persönlich bei dir bedanken."
Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie die Worte begriffen hatte, aber Archie erkannte den Moment genau, denn er hörte wie sie am anderen Ende er Leitung scharf einatmete.
„Persönlich? Wie in Angesicht zu Angesicht, persönlich?"
Archie lachte, wenn auch nervös, wegen ihrer hohen Tonlage. Er war immer noch besorgt, dass sie ihn nicht treffen wollte.
„Ja, wie in Angesicht zu Angesicht, persönlich. Ich bin Morgen wieder in New York und ich möchte die Person sehen, die zu so einem großen Teil in meinem Leben geworden ist."
Isobell spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg und ihr Herzschlag in die Höhe schnellte. Mit Sicherheit bedeutete diese letzte Aussage, dass er mehr als nur Freundschaft für sie empfand, oder?
Während ihres Schweigens stieg Archies Besorgnis, um das zehnfache an und sogar so sehr, dass er anfing zu versuchen, einen Rückzieher zumachen. „Aber wenn du wirklich nicht willst.."
„Das würde ich sehr gerne.", fiel im Isobell ins Wort.
„Wirklich?"
Isobell lachte leise, wegen seiner ungläubigen Antwort.
„Wirklich."
„Das ist toll. Ich kann es kaum erwarten dich zu treffen, also wie machen wir das? Wo treffen wir uns?"
Sie machte eine kurze Pause, während sie versuchte an einem Ort zu denken, an dem sie sich treffen könnten.
„Wie wäre es mit dem Central Park?", schlug Archie vor, weil er es zugänglich und öffentlich halten wollte, damit sie sich nicht zu nervös fühlte, ihn zu treffen. „Gleich an der Pulitzer Fountain?"
Isobell überlegte, wo genau dieser Springbrunnen war und erinnerte sich, dass er genau an der 5th Avenue war.
„Ja, das klingt gut, aber wie erkenne ich dich?"
Archie grinste, weil er sich bereits was überlegt hatte. „Ich dachte wir könnten so wirklich schnulzig sein, so das ich eine Blume halte, damit du mich erkennst, wie in all den großen Liebesfilmen."
Isobell lachte laut auf, was Archie nur dazu brachte noch breiter zu grinsen.
„Welcher große Liebesfilm?"
Archie schwankte einen Augenblick lang und stellte fest, dass er überhaupt keinen kannte, es war wirklich nur einer dieser modernen Mythen übers Internet Dating, aber dann fiel ihn doch einer ein. „Aha. E-Mail für dich, Meg Ryan hat eine im Café, wenn sie darauf wartet, dass Tom Hanks auftaucht, und nicht weiß, dass er es ist.", fuhr Archie selbstgefällig fort.
„Okay, da bin ich überfragt. Also, welche Blumen wirst du halten?"
„Drei Tulpen.", antwortete er einfach und brachte Isobell einmal mehr zum Lachen.
„Irgendein Grund warum drei Tulpen?"
„Kein Grund, nur drei Tulpen.", antwortete er, bevor seine Mutter von unten nach ihm rief. „Tut mir leid ich muss los. Die Familien Grillparty geht los. Also, sagen wir morgen zwölf Uhr? Am Brunnen?"
„Klar, das hört sich gut an."
„Toll, bis morgen dann. Tschüs.", Er hörte, wie sie sich leise verabschiedete, bevor er sein Handy zuklappte.
Archie erlaubte sich einen Augenblick sitzen zu bleiben und ging dann anschließend zu seinem Schlafzimmerfenster hinüber, welches den Blick in den Garten freigab, indem sich seine Familie und ein paar High School Freunde befanden, die miteinander redeten und lachten. Während er froh war sie zu sehen, kam Archie nicht umhin das Bedürfnis zu verspüren in sein Auto zu springen und sofort nach New York zurückzufahren.
Er wusste, dass er auf dieser Party den Anblick, das andere tranken, gegenüber treten musste, während er sich selbst auf Alkoholfreie Getränke beschränkte. Obwohl seine Mutter und seine Schwester versprochen hatten ebenfalls keinen Alkohol zu trinken, um ihn dadurch zu helfen. Wofür er sehr dankbar war.
Ein Klopfen an der Tür und das Geräusch wie diese sich öffnete, brachte Archie dazu, seinen eigenen privaten Anstarr-Wettbewerb mit einer Dose Bier, die sein Onkel Molke hielt, zu beenden.
Aber als er sah, wer in der Tür seines Schlafzimmers stand, wusste er, dass dies ein weitaus besseres und interessanteres Ende haben würde, als sein Anstarrwettbewerb mit der Bierdose.
„Hey.", murmelten er kaum hörbar.
Archie zog seine rechte Augenbraue in die Höhe, während sich ein Grinsen auf seinen Gesicht ausbreitete. Er hatte es bereits vermutet, aber es mit eigenen Augen zu sehen, war weitaus lieblicher.
„Hey, was machst du hier?"
Mickey schaute auf und sah, das Archie das viel zu sehr genoss.
„Verdammt Archie, du weißt verdammt gut warum ich hier bin.", stieß er aufgeregt hervor. Er fühlte sich eindeutig unbehaglich, dass April ihn hier her geschickt hatte, um reinen Tisch zu machen, was ihre aufkeimende Beziehung anging.
Archie lachte nur, ging zu Mickey hinüber und legte eine Hand auf seine Schulter.
„Sie könnte es viel schlechter treffen, Mann."
Damit hatte Archie Mickey gesagt, dass er kein Problem damit hatte, was er auch ganz ehrlich nicht hatte. Ihm war schon klar, dass es möglicherweise Auswirkungen haben könnte, dass seine Schwester mit seinem Agenten zusammen war, sollten sie einmal eine unschöne Trennung haben, aber es war ihm egal. April verdiente etwas Glück. Er hatte gesehen, was es mit ihr angestellt hatte, ihren Ehemann zu verlieren. Er war einer der Ersten gewesen, der gestorben war, als der Irak Krieg begonnen hatte, und ließ seinen kleinen Sohn als Erinnerung und einem Stück zum Festhalten zurück. Aber sie war um ihres Sohnes willen stark geblieben. Archie wusste, dass April viel stärker war, als er je sein könnte.
Wenn man vom Teufel sprach, dachte Archie und lächelte, als ein schwarzer Wuschelkopf angerannt kam, um ihn zu begrüßen, als er den Boden der Treppe erreichte. Der Junge rannte in Archies Beine und umarmte sie, während er die ganze Zeit zu Archie hinauf sah und ihn mit einem grinsenden auf dem Gesicht ansah.
„Onkel Archie."
„Hey Dexter, komm her.", Archie griff nach unten und hob ihn auf seine Schulter, woraufhin der Junge vor Freude aufschrie.
Er ging in die Küche und fand dort seine Mutter und Schwester redend vor. Dexter begann sich zu winden, als er seine Freunde entdeckt hatte und spielen gehen wollte.
Archie setzte ihn ab und drehte sich zu seiner Mutter und seiner Schwester um, die ihm beide erwartungsvoll anschauten.
„Danke."
Beide lächelten, da sie wussten, worauf er hinaus wollte und beobachteten, wie er in den Garten ging, begann mit Freunden zu reden und sich in den Archie verwandelte den sie kannten.
*****
Isobell war bereits seit sieben Uhr auf, weil sie nicht mehr in der Lage war zu schlafen. All ihr hin und her drehen, hatte in ihrem Bett einen Ofen-ähnlichen Effekt erzeugt, was die Hitze unerträglich hatte werden lassen. Schließlich hatte sie aufgegeben, da sie wusste, dass sie nicht mehr einschlafen würde.
Sie musste immer noch ein Outfit für heute heraussuchen. Marcie war letzte Nacht keine Hilfe gewesen, als sie sie angerufen hatte, um ihr von ihrem bevorstehenden Treffen in Central Park zu berichten. Oh, sie war sofort vorbeigekommen, um ihr zu helfen, aber wie immer brachte sie zum Feiern eine Flasche Wein mit und schlief sofort nach ihrem ersten Glas ein. Isobell hatte sie schnarchend auf ihren Sofa zurückgelassen, während sie versucht hatte, ein Outfit zu finden.
Nichts schien zu passen oder wirklich gut auszusehen und all ihre Körperwahrnehmungs-Ängste kamen zurück, um sie zu verfolgen. Aus irgendeinem Grund bedeutete dieses Treffen so viel mehr, als jedes andere Date, was sie jemals gehabt hatte.
War es überhaupt ein Date?
Oh Gott, dachte Isobell, was, wenn es überhaupt kein Date war? Keiner von ihnen hatte näher erläutert, was es an sich eigentlich war. Aber er hatte von den Blumen und der romantischen Komödie 'E-Mail für dich' gesprochen, also hatte er es sicher so gemeint?
Als sie aus der Dusche kam, entschied sie sich für ihr altes Lieblingsoutfit, indem sie sich wohl und gleichzeitig feminin und sexy fühlte. Ihre Haare ließ sie offen und mit leichten Wellen trocknen.
Im Wohnzimmer sah sie Marcie mit ihrem Kopf über der Sofakante liegen, was sehr lustig aus sah. Leise lachend ging sie in die Küche, um eine kräftige Tasse Tee zu machen, von der sie sicher war, dass sie diese beide brauchen würden.
*****
Die Fahrt zurück war die Hölle gewesen, da Archie darauf bedacht war, nicht in irgendeinem Stau verwickelt zu werden. Er war früh am Morgen losgefahren, um sicherzugehen, dass er mehr als genug Zeit hatte. Er würde nicht dieses dumme männliche Spiel spielen, etwas zu spät aufzutauchen, etwas das er sich überhaupt nie vorstellen konnte, denn wenn man ein Date mit jemand vereinbarte, wollte man doch so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen.
Wenn überhaupt, würde er früh zum Date auftauchen, um sicherzugehen, dass er vor ihr da war.
War es überhaupt ein Date?
Sein Magen verkrampfte sich, als er merkte, dass er das nicht einmal mit ihr geklärt hatte. Soweit er wusste, konnte sie eigentlich nur denken, dass er ihr nur danken wollte. Aber nein, er hatte über das kitschige Blumen halten gesprochen, etwas, über das sie gelacht hatte und die Idee zu mögen schien. Und sie hatte keine anderen Dates mit jemand anderen erwähnt, oder?
Er hoffte inständig, dass sie dachte, dies sei ein Date.
*****
Nachdem sie Marcie erfolgreich geweckt hatte und ihre Haare fixiert hatte, nachdem diese getrocknet waren, hatte Isobell sich auf den Weg zum Central Park gemacht. Ihr war ganz schlecht vor Aufregung.
Mit ihrem Handy in der Hand überprüfte sie die Uhrzeit zwanghaft alle paar Minuten, obwohl sie wusste, dass sie ihre Wohnung rechtzeitig verlassen hatte, konnte sie dennoch nicht anders. Isobell wollte nicht zu spät auftauchen, das war einfach nicht ihre Art.
****
Archie stand an der Statue und wechselte nervös sein Gewicht von einem Bein auf das andere, eine alte Gewohnheit, die aus seiner Kindheit stammte.
Er hatte seine Haare immer noch ziemlich kurz, was ihm half nicht erkannt zu werden, obwohl er sich auch eine Sonnenbrille zugelegt hatte, um das meiste von seinem Gesicht zu bedecken. Er hatte sich für etwas Einfaches und bequemes entschieden, ein schlichtes, weißes T-Shirt, ein paar leicht taillierte Baggyjeans, die tief auf seinen Hüften hingen und ein paar Flip-Flops, da es so heiß war.
Archie konnte nicht anders, als über sich selbst zu lachen. Er hatte sich Sorgen gemacht, was er anziehen sollte, als seine Mutter einfach ins Zimmer kam, ein paar Klamotten herausfischte, sie ihm zu warf und ihm sagte, dass, wenn er sich nicht bald anziehen würde, er zu spät kommen würde. Wie war das Sprichwort? Höre immer auf deine Eltern?
Hier war er nun und wartete auf sie. Sein Blut pochte in seinen Ohren und seine Hände waren im kalten Schweiß ausgebrochen. Er schaute zur jeder Bewegung, die er aus seinen Augenwinkeln sehen konnte. Ihm war es egal, dass er dumm aussah, während sein Kopf herum schnellte und nach ihr Ausschau hielt. Er konnte einfach nicht länger warten.
Zu sagen, dass es ihm egal war, wie sie aussah, wäre keine totale Lüge, obwohl er lügen würde, wenn er sagen würde, dass ihr Aussehen absolut kein Wirkung hätte. Aber er wusste, dass manchmal die körperliche Anziehungskraft tatsächlich zunahm, wenn man die Persönlichkeit kannte, und in seiner Vorstellung war sie die schönste Person, die er je gekannt hatte. Die körperliche Schönheit wäre nur ein Bonus.
Er warf erneut einen Blick Rund um den Brunnen und sah, dass eine brünette Frau stehen geblieben war und ihn geradewegs ansah. Sein Herz setzte für einen Schlag aus, besorgt darüber, dass sie ein Fan war, der ihn erkannt hatte, aber nein, sie schaute auf die Blumen und grinste.
*****
Ihr Herz raste wie verrückt, als ob es versuchen würde, aus ihrer Brust zu springen und zurück zu ihrer Wohnung zu rennen. Sie stellte fest, dass sie nicht einmal darüber nachgedacht hatte, wie er aussah oder wie alt er war. Diese Gedanken tauchten lächerlicher weise in ihren Gedanken auf, sobald der Brunnen in Sicht kam. Eine höchst unpassende Zeit dafür.
Isobell schüttelte ihren Kopf, es spielte keine Rolle, alles was zählte war, dass sie eine tolle Zeit hatten, wenn sie miteinander redeten. Und falls er sich vielleicht doch zufällig als ein total verrückter entpuppte, Telefonnummern konnten geändert werden, oder?
Überall liefen Menschen herum, die es ihr erschwerten jemanden auszumachen, der vielleicht er sein konnte. Dann sah sie plötzlich einen Farbschimmer am Springbrunnen, drei hellorange Tulpen, die von einem sehr attraktiven Mann gehalten wurden. Sie konnte nicht anders, als zu lächeln und auf einmal, als ob er sie dort spürte, sah er sie direkt an.
*****
Ihr lächeln war ansteckend und sie kräuselte ihre Nase dabei auf so eine Art, die Archie einfach nur unglaublich niedlich fand.
Er hielt den Atem an, immer noch unsicher, was genau er ihr sagen wollte; entweder das, was seine Mutter gesagt hatte, oder ihr gleich hier und jetzt alles zu erzählen, und ihr die Chance zugeben, sich zurückzuziehen. Ungeachtet davon, wie sehr er das nicht wollte.
Sie begannen gleichzeitig die kurze Entfernung aufeinander zuzugehen und bei jedem Schritt den sie machte, überzog eine leichte röte immer mehr ihre Wangen.
Einen Schritt entfernt voneinander blieben sie stehen und betrachteten sich gegenseitig.
Er konnte nicht glauben, wie viel Glück er hatte. Ihr erröten war so, wie er es sich vorgestellt hatte und ihr Lächeln sogar noch besser. Die sanfte Brise spielte mit ihrem lockigen Haar und ihr gepflegter schräger Pony strich über die Oberseite ihrer Augen. Der Geruch der frischen Seife, der von ihr aus ging, machte sie fast unwiderstehlich.
Isobells Kehle schnürte sich beinahe zusammen. Er war groß und schlank, mit einem Aussehen, dass Sexappeal verströmte, dass von einem leichten Hauch von Arroganz unterstützt wurde. Kein Wunder das er Schauspieler war.
Ihr Herz pochte erneut schmerzhaft, als sie merkte, dass er weit über ihrer Liga spielte. Aber das Lächeln, dass er ihr zugeworfen hatte, als er sie gesehen hatte, war alles, was sie sich je hätte vorstellen können.
Es war dieses Lächeln, dass sie in seine Private Welt einlud, ein Geheimnis, das er vertraulich mit ihr teilte, etwas, dass wenn auch sonst nichts, sie von heute für immer mitnehmen würde.
Isobell konnte die Tulpen riechen, ein verlockender, beruhigender Duft.
„Schöne Blumen.", schaffte sie endlich hervorzubringen, ihre Stimme war viel stärker, als sie sich vorgestellt hatte.
„Schönes Lächeln.", Archie stöhnte fast, als er sah wie die röte auf ihren Wangen zunahm, sie brachte ihn fast um. Es gab immer etwas an dem Erröten einer Frau, von dem er sich unglaublich angezogen fühlte. Es war eins der Dinge, zu denen Helena nicht in der Lage war.
Sie streckte ihre Hand aus. „Isobell."
„Jack.", der Name rutschte aus seinem Mund, bevor er überhaupt eine Chance hatte, es zu verarbeiten, beinahe hätte er seine Augen frustriert geschlossen, weil er so feige war. Aber was passiert ist, ist passiert. „Also Isobell?"
„Isobell.", bestätigte sie für ihn. „Aber meine Freunde nennen mich Issy."
Archies Gesicht verzog sich ein wenig. „Nein, Issy passt nicht zu dir."
„Nein?"
„Nein, Bell ist ein viel besserer Spitzname.", grinste er. In Wahrheit wusste er, sobald er herausgefunden hatte, dass ihr Name Isobell war, dass er sie Bell nennen würde, wenn sie ihn jemals offiziell ihren Namen sagen würde.
Isobell lächelte. „Dann ist es Bell."
Es entstand eine Pause, keiner von beiden wusste genau, was er sagen sollte. Für Archie war es jedoch das erste Mal und ließ ihn leicht ihn Panik ausbrechen. Seine Nerven lagen noch nie so blank, dass sie ihm jeglichen Konversationsmaterial beraubten. Er berührte die Blumen in seinen Händen für eine Sekunde und merkte dann, dass er sie ihr immer noch überreichen musste.
„Die sind für dich.", sagte er deshalb und hielt sie ihr hin.
Isobell nahm sie entgegen und nahm sich einen Moment, um an ihnen zu riechen, bevor sie ihn wieder ansah.
„Und ich dachte schon, du wolltest den ganzen Tag mit ihnen herumlaufen.", grinste sie.
Archie stieß als Antwort darauf ein leises Lachen aus. Es persönlich zu hören, als über das Telefon, war so viel besser für Isobell, seine tiefen und beruhigenden Eigenschaften waren dadurch ausgeprägter.
„Nun, weißt du, das würde ich, aber das wäre nicht besonders gut für mein Image, dass ich hier am Laufen habe.", er deutete auf sich selbst.
Sie stieß ein leises Kichern aus, der Klang traf Archie unvorbereitet, als er angenehm durch ihn hindurch strömte. Er war in natura soviel besser.
„Sollen wir ein Stück gehen?", schlug Archie vor.
„Sicher."
Sie verfielen in ein angenehmes Schweigen, als sie sich weiter in den Park begaben. Beide waren einfach nur glücklich darüber, sich darauf einzustellen, dass sie sich endlich begegnet waren.
Das Sonnenlicht strömte durch das Laubwerk der Bäume, welches bewegende Schattenmuster auf den Wegen verursachte, während sie durch den Central Park liefen.
„Ich will nicht unhöflich wirken, aber wie alt bist du?", fragte Isobell.
Archie wandte seinen Kopf in ihre Richtung, während sie weiter liefen. „Ich bin neunundzwanzig.", gab er zu.
Isobell stieß ihn spielerisch in die Seite, etwas, dass sie schockierte, denn sie war nie jemand gewesen, die Körperkontakt mit jemanden suchte, den sie gerade erst kennengelernt hatte. Aber es fühlte sich natürlich an und es geschah, ohne sich selbst darüber bewusst zu sein.
„Wir werden alt, was? Das ist fast drei Jahrzehnte alt."
„Hey!", rief Archie in gespielter Entrüstung. „Wenn du es so sagst, tut es das. Außerdem ist dreißig das neue zwanzig, habe ich so eben entschieden.", erklärte er selbstgefällig grinsend.
„Oh wirklich?", lachte sie.
„Ja wirklich. Und außerdem Miss-mich-alt-fühlend-lassend, wie alt bist du?"
„23."
Archie starrte sie für eine Sekunde mit offenen Mund an. Er glaubte das schon, aber es zu hören, war ein ganz andere Sache. „Sieht so aus. Als hättest du die Runde gewonnen.", gab er widerwillig zu.
Ihre schwingenden Hände berührten sich, was beide veranlasste nach unten zu schauen. Isobell biss sich leicht auf die Lippe, sie wollte mutig sein, war aber nicht ganz dazu in der Lage. Archie sah, wie sie auf ihre Hände schaute und wusste, dass sie genau das gleiche wie er dachte. Also atmete er einmal tief durch und schlang seine Hand sanft um ihre.
Sie schauten einander lächelnd an und ließen sich so gegenseitig wissen, dass es in Ordnung war und dass es das war, was sie wollten.
Sie liefen Hand in Hand durch den Central Park, nahmen es locker und lernten einander persönlich kennen. Archie hatte seine Sonnenbrille abgenommen, nachdem sich Isobell beschwert hatte, dass sie ihn wie ein hochnäsiges Model aussehen ließ. Er hatte daraufhin gelacht und liebte die Art, wie sie so unkompliziert mit ihm umging. Etwas, dass er bei Verabredungen mit Frauen vermisst hatte.
Gleich als sie es gesagt hatte, wollte er sie küssen, nicht, dass er das nicht davor schon wollte, aber ihre bodenständige Art, hatte seine Anziehungskraft ihr gegenüber einfach verzehnfacht.
Er spürte, wie er an ihrer Hand zog, um sie zu sich zu ziehen und senkte langsam seinen Kopf. Isobell stockte der Atem, hin- und hergerissen zwischen dem Verlangen nach dem Kuss und der Sorge, dass es zu früh war. Ihre Blicke verschmolzen und warteten darauf, dass der andere sich zurückzog, wenn er denn wollte.
Archie zögerte eine Sekunde, bevor er einen Kuss halb auf ihren Mund und halb auf ihrer Wange drückte. Dieser kleine Kuss war genug, um ihre Sinne zu übersteuern.
Sie zogen sich etwas zurück und lächelten einander benommen an, als ob sie von den Gefühlen die der Kuss verursacht hatte, betrunken waren, bevor sie schweigend und verträumt weitergingen, wo immer der Weg sie auch hinführen würde.
****
Oh, das war reines Gold, reines verdammt gutes Gold. Archie Heldom auf einem Date mit einem Mädchen im Central Park. Er dachte wohl, dass die Sonnenbrille und die rasierten Haare verhindern würden, dass er erkannt wurde. Oh, was für ein dummer Junge er doch war, wusste er denn nicht, dass das sein Job war? Herumzuschnüffeln, wenn die Stars versuchten, unter dem Radar zu verschwinden?
Es dauerte nicht lange, bis er ein paar Schnappschüsse von ihnen zusammen bekam. Er zog sein Handy heraus und rief ihn seinem Büro an.
„Cindy?Ja, sag alle meine restlichen Termine für den Tag ab, ich bin an etwas großem dran.", Er klappte sein Handy zu und lief in einiger Entfernung hinter ihnen her.
Oh ja, in der Tat, das war wirklich reines, verdammt gutes Gold.
***
„Jack, schau, das ist das National History Museum, lass uns hineingehen. Ich war nach meinem ersten Besuch seit ich nach New York gezogen bin, nicht mehr hier."
Isobell hatte es auf der anderen Straßenseite entdeckt und zog Archie nun in diese Richtung. Archie lachte nur und stimmte zu.
„Klar, ich glaube, ich bin noch niemals dort gewesen."
Isobell blieb stehen und starrte ihn mit offenen Mund an.
„Was? Wie lange lebst du schon in New York?", Sie gab ihn nicht einmal die Gelegenheit zu antworten. „Ich kann nicht glauben, dass du noch nie dort gewesen bist."
„Also, wenn man schon so lange hier lebt, neigt man nicht dazu, zu den Touristenattraktionen zu gehen."
„Ich weiß, dass ich mich wie ein großes Kind benehme, aber das ist mir egal. Ich liebe das Natural History Museum."
„Ich finde nicht, dass du dich wie ein großes Kind benimmst. Ich finde es cool, dass du so begeistert von kulturellen Dingen bist, ist mal was anderes.", er lächelte sie an.
„Danke.", errötete sie. „Komm, lass uns gehen."
Nicht lange, nachdem sie das Museum betreten hatten, lagen sie unter dem riesigen Blauwal, der in einer der Ausstellungshallen von der Decke hing.
Sie lagen Seite an Seite und staunten nur über die Länge, obwohl es einige Versuche gebraucht hatte Isobell dazu zu bringen, sich mit ihm darunter zu legen.
„Schau, andere Leute machen das auch.", versuchte er sie zu überzeugen.
„Ja, aber ich weiß nicht, es fühlt sich komisch an."
Archie legte sich einfach hin und tätschelte den Boden neben sich. „Komm schon, was soll schon passieren?"
Isobell gab nach und legte sich neben Archie.
Sie schwiegen für ein paar Minuten und waren beide in ihren eigenen Gedanken gefangen. Archie konnte nicht anders, als so beeinflusst davon zu sein, wie nahe sie neben ihn lag. Sie war alles was erfühlen, nachdem er greifen wollte.
„Es macht dir irgendwie deine eigene Bedeutungslosigkeit bewusst, nicht wahr?", fragte Isobell.
„Hmm?", murmelte Archie, da er nicht zugehört hatte, weil er zu sehr mit dem beschäftigt war, was sie ihm antat.
„Nun, diese Wale sind so riesig, und schwimmen in den Ozeanen der Welt und hier sind wir, diese winzigen Menschen, die die Welt regieren. Ich denke, ich habe nie darüber nachgedacht, was Leute, die ich nie getroffen habe, tun oder wie sie sich fühlen. Glaubst du nicht, dass es komisch ist, wie wir uns selbst als Mittelpunkt der Erde sehen, wenn wir in Wirklichkeit alles was wir, um den klischeehaften Ausdruck zu gebrauchen, Staub in Wind sind, kaum Spuren hinterlassen, außer bei denen, die uns wirklich kennen?"
Archie drehte sich ein wenig, damit er sie richtig ansehen konnte, aber alles was er tat war lächeln. Isobell sah ihn an, rechnete damit, dass er etwas sagen würde. Irgendwann wurde sie unruhig, als sie ihn nur lächeln sah.
„Okay, vielleicht war das ein bisschen zu tiefgründig, für das erste Date.", Isobell schaute schnell weg, als sie merkte, was sie gesagt hatte.
Archie war es jedoch ganz gewiss nicht entgangen und wenn möglich, wurde sein Lächeln sogar noch breiter.
„Also ist das ein Date?"
Isobell wandte sich einen Moment nervös hin und her, bevor sie ihn wieder ansah.
„Nun ja, ich schätze schon.", sagte sie langsam. „Aber ich glaube, du warst derjenige, der es zu einem Date gemacht hat, als du mich geküsst hast.", lächelte sie selbstgefällig.
Archie lachte leicht, bevor er ihre Hand in seine nahm.
„Ich schätze, das habe ich."
Archie beugte sich wieder vor und wollte dieses Mal, dass es ihr erster richtiger Kuss werden würde. Erneut übersteuerten Isobells Sinne und sie war sich sicher, wenn er das weiterhin tat, würde es schließlich zu einem Herzinfarkt bei ihr führen.
Seine Reise war schrecklich langsam, seine Augen schlossen sich, ebenso wie ihre, um zu genießen, was kommen würde. Alle Geräusche um sie herum verstummten, als ihre Lippen sich sanft berührten. Archie berührte mit seiner freien Hand leicht ihre Wange, um sie näher zu ziehen.
Der Kuss war keusch, mit einem Hauch von Leidenschaft, der darunter lauerte und drohte hervorzubrechen. Isobell neigte ihren Hals nach oben, um mehr Druck auszuüben, etwas, das Archie voll und ganz begrüßte, da sich der Druck auf ihre Wange ebenfalls verstärkte.
Sie zogen sich nur Millimeter voneinander zurück und waren einfach nur zufrieden damit, sich so nah zu sein. Nach ein paar Sekunden öffneten beide ihre Augen, lächelten sich sanft an und waren bereit, sich erneut zu küssen, bevor die Ankündigung aus der Lautsprecheranlage dröhnte, dass das Museum jetzt schließen würde.
Lachend standen sie auf und wischten sich den Staub von den Klamotten, woraufhin Isobells Magen zu knurren begann.
Archie hob seine rechte Augenbraue auf eine Weise, die Isobell sehr sexy fand, und er lächelte und schaute auf ihren Bauch.
„Hungrig?"
Isobell errötete leicht, bevor sie zugab: „Ja, ich war zu nervös heute Morgen, um etwas zu essen."
„Ich auch, komm, ich kenne einen Ort in der Nähe."
Draußen fanden sie heraus, dass es angefangen hatte zu regnen. Es war so drückend gewesen, dass es zu erwarten gewesen war, aber zum Glück begann es erst und nieselte nur leicht.
Hand in Hand lachten sie, als sie von Unterschlupf zu Unterschlupf sprangen, um zu versuchen, trocken zu bleiben.
Isobell im Regen lachen zu sehen, war zu viel für Archie um widerstehen zu können, und so zog er sie für einen weiteren, langsamen und süßen Kuss, der auch seine Knie vor Aufregung weich werden ließ, an sich.
„Isobell?", die tiefe, dunkle Stimme eines Mannes zog sie auseinander.
Isobell war überrascht, als sie Benjamin mit einem Regenschirm und einem sehr unglücklichen Gesichtsausdruck, vor ihnen stehen sah.
„Benjamin, was....", Isobell war sich immer noch unsicher, was sie sagen sollte, bevor sie wieder zu Sinnen kam, um Archie vorzustellen. „Benjamin, das ist...."
„Ich weiß, dass das Archie Heldom ist.", fiel er ihr ins Wort, bevor sie überhaupt die Chance hatte ihn vorzustellen.
Archie hatte den Anstand, beschämt über die Tatsache auszusehen, das er durchschaut worden war.
Archie Heldom ...Der Name ratterte durch ihren Kopf, bis es schließlich Klick machte. Er war der betrunkene Schauspieler, den sie in jener Nacht gegenüber Jack beschimpft hatte.....
Sie drehte sich um, um Archie ins Gesicht zu schauen, nur um zu erkennen, dass es daran keinen Zweifel gab. Sie konnte die erste Welle der Wut in ihr aufsteigen spüren, bereit jede Sekunde loszuplatzen.
Der Regen begann heftiger zu werden, als wäre es eine verärgerte Antwort auf das, was Archie getan hatte. Ihr war es jetzt egal, dass die Tropfen ihren Hals hinunter liefen und sie zittern ließen. Ihre Wut hat ihre Wangen entflammt und ihr Blut zum Kochen gebracht.
Archie schaute verzweifelt auf sie, sein Blick flehte sie an, es zu verstehen.
„Ist das wahr?", fragte Isobell, nur knapp über einem flüstern.
„Bitte Isobell, lass mich...."
„Ist das wahr?", fragte sie erneut, nur lauter.
Archies Schultern sackten zusammen und er wusste, dass er es ihr jetzt sagen musste. Er schaute ihr direkt in die Augen und antwortetet: „Ja." und konnte kaum die Sorge die er darüber empfand, wie sie reagieren würde, dass sie es auf diesem Wege herausgefunden hatte, zurückhalten.
„Richtig.", hauchte sie, als hätte sie gerade akzeptiert, wie es war. Archie war fast versucht einen erleichterten Seufzer auszustoßen.
Isobell machte plötzlich auf den Absatz kehrt und begann im schnellen Tempo die Straße hinunterzulaufen.
„Isobell.", schrien sowohl Archie als ach Benjamin zur gleichen Zeit, als sie beide begannen hinter ihr her zu laufen.
Benjamin strecke seinen Arm vor Archie. „Glaubst du nicht, du hast genug Schaden angerichtet?", beschuldigte er mit gerunzelter Stirn.
Archie drehte sich zu ihm und stieß ein frustriertes Knurren aus: „Kapierst du es nicht? Sie mag dich nicht, Mann, komm drüber hinweg.", ächzte er feindselig hervor, und begann weiter hinter Isobell her zu joggen.
Benjamin ließ seinen Arm sinken, als wäre er körperlich von Archies Worten verletzt worden.
Archie holte Isobell leicht ein, die mittlerweile bis auf die Knochen durchnässt war, ihre Kleidung klebte wie eine zweite Haut an ihr. Aber in Archies Augen sah sie immer noch wunderschön aus.
„Bitte, Isobell, ich muss mit dir reden.", bat Archie, als er ihre Hand ergriff, um sie davon abzuhalten, weiter von ihm wegzugehen.
Isobell drehte sich wütend um und riss ihre Hand aus seinem Griff. „Nein!", schrie sie auf. „Ich habe dieses Jahr genug mit Leuten durchgemacht, den ich vertraut habe und die mich angelogen haben. Jetzt tue mir einen Gefallen und lass mich in Ruhe."
Sie drehte sich wieder um, um sich von ihm zu entfernen.
„Bell, bitte.", flehte er, und ergriff erneut ihre Hand. „Ich habe das getan, weil ich es musste, kannst du das nicht sehen? Sonst hätten wir es nicht soweit geschafft."
„Nein, du hast das wegen deinem eigenen egoistischen Bedürfnissen getan, du hast mich ausgenutzt, du hast mich angelogen. Jetzt lass mich in Ruhe.", spie sie aus und ging.
Archie stand da, seine Arme hingen schlaff an seiner Seite. Er wusste nicht was er tun sollte, um sie daran zu hindern zu gehen. „Geh, aber nimm das mit dir. Du bist so viel mehr für mich geworden, als ich mir je hätte vorstellen können. Du warst die erste Frau in einer sehr langen Zeit, die mich für mich kennenlernen wollte. Und es tut mir leid, dass ich gelogen habe, aber es tut mir nicht leid, dass ich dich getroffen habe. Und wenn du denkst, ich gebe auf und lass dich gehen, dann irrst du dich."
Isobell stockte einen Moment in ihren Schritten und hielt inne, als ob sie entscheiden müsste, ob sie weiter gehen oder stehen bleiben sollte. Aber so schnell der Schwank der Unentschlossenheit auch kam, so schnell verschwand er auch wieder, als sie begann ihren Weg fort zuführen.
Er sah einen Hoffnungsschimmer, als sie kurz innehielt, aber er sah wie er in strömenden Regen verschwand, als sie sich weiter von ihm entfernte und alles was er tun konnte, war, ihr dabei zuzusehen.
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