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Die Schwarzhaarige starrte erschrocken das Mädchen ihr gegenüber an. Ihr Mund klappte auf, doch kein Wort verließ ihre Lippen. Yasmin war zu geschockt, um überhaupt zu handeln. Sie konnte bloß wortlos ihre einstige beste Freundin anblicken. In Yasmins hellgrünen Augen spiegelte sich pures Entsetzen wider.

»Du warst das?«, hauchte sie, als sie sich von dem Schock erholt hatte. »Warum...?«

»Dein Leben ist perfekt!«, warf Gabriella ihr an den Kopf. »Du bist eine Einserschülerin, hast ein Haustier, lebst in einem großen Haus und hast zwei Lesben als Eltern. Auch wenn das widerlich ist, mag jeder deine Eltern.«

»Sag nie wieder so etwas über Mom und Mommy! Sie sind die treuesten und ehrlichsten Menschen, die ich kenne«, spie Yasmin ihr entgegen. Ihr war es vollkommen egal, wenn jemand sie beleidigte, aber wenn ihre Familie mit reingezogen wurde, brodelte es vor Wut in ihr. »Im Gegensatz zu dir haben sie es außerdem nicht nötig, sich beliebter zu machen, indem sie über Andere irgendwelchen Mist in die Welt setzen.«

»Aber du musst mich doch verstehen...-«

»Ich muss gar nichts«, widersprach Yasmin ihr geharnischt. »Jetzt verstehe ich, was Mom damit meinte. Du nutzt mich tatsächlich nur aus. Erst krallst du dir Daniel, obwohl du weißt, wie lange ich schon auf ihn stehe und dass es mich fertig macht, dass er mir nur Ignoranz schenkt. Dann schreibst du, ich hätte mich prostituiert, weil ich das Geld nötig habe. Und danach -«

»Ich habe mir Daniel gar nicht gekrallt!«, schoss es sogleich aus Gabriellas Mund. »Und außerdem wollte er mich - mich, und nicht dich!«

»Billige Ware lockt eben Kunden an«, konterte Yasmin. Sie hatte keine Lust mehr auf diese schlechten Ausreden. Sie drehte sich um und machte sich auf den Weg nach Hause. Ungewollt sammelten sich Tränen in den Augen. Wie konnte Gabriella ihr nur so etwas antun? Was hatte Yasmin verbrochen, dass sie so bestraft wurde? Sie bekam nebenbei mit, wir ihre Mommy, Lilia, durch die Haustür des Reihenhauses stürmte und sofort die weinende Yasmin umarmte.

»Was ist denn passiert?«, fragte Lilia fürsorglich und strich ihrer Tochter tröstend über den Rücken. Sanft führte sie sie in das Haus und platzierte sie auf der Couch.

»Mom hatte recht... Gabriella steckt hinter all dem...« Yasmins Stimme war leise, bedrückt. Vielleicht war es auch einfach die Tatsache, dass ihre einzige Freundin sie dermaßen verraten hatte, weil sie eifersüchtig war.

»Diese miese Schlange!«, rief Lilia aus, um keine Sekunde später Yasmin die Tränen sanft wegzuwischen. »Und ich... ich hab Maya auch noch gesagt, sie solle nicht so skeptisch sein...«

»Ich bin dumm«, stellte Yasmin fest.

»Wenn hier einer dumm ist, dann bin ich das«, sagte Lilia.

»Ihr seid nicht dumm«, ertönte eine Stimme vom Türrahmen aus. Maya lehnte dort mit verschränkten Armen und blickte liebevoll zu ihrer Ehefrau und Tochter. »Ihr müsst bloß aus euren Fehlern lernen, meine Lieben.« Sie setzte sich neben sie und zog beide in ihre Arme, was ihr aufgrund ihrer bemerkenswerten Größe leicht fiel. Lilia und Yasmin hingegen waren klein geraten, Yasmin wuchs zum Glück noch, denn Lilia war klein und sie war kleiner als Lilia.

Die Familie verharrte mehrere Minuten in einer Gruppenumarmung, ehe Yasmin beschloss, frühzeitig schlafen zu gehen. Ihre Eltern brachten sie ins Bett und streichelten ihr zeitgleich über den Kopf.

»Hast du einen besonderen Wunsch für deine Geburtstagsfeier?«, fragte Maya.

»Ich wünsche mir einen Bruder.« Yasmin konnte die Reaktion ihrer Eltern nicht sehen, denn sie schlief kurz darauf ein.

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