17. Kapitel
Ich lag auf der Koppel, von dem langsam kalten Gras des Novembers umgeben, und starrte in den Himmel. Graue Wolken zogen darüber und verkündeten den nahenden Regen. Vielleicht war er jetzt tod. Oder jetzt. Vielleicht jetzt. Schwer schluckte ich und versuchte nicht zusammen zu brechen. Ich wusste einfach nicht was ich tun sollte. Wotan würde zum Schlachter kommen. Getötet werden. Nicht weiter existieren. In solchen Momenten denkt man überhaupt, über die Existenz von Lebewesen nach. Wenn man weiß, dass eines seiner liebsten Lebewesen vielleicht bald nicht mehr existieren würde. Denn was soll man schon tun, wenn ein wichtiger Teil deines Lebens herausgerissen wird und du genau weißt, dass du ihn vielleicht nie mehr wieder sehen wirst. Man denkt plötzlich daran wie wertvoll das Leben auf einmal ist und wie kurz es doch sein kann. Vielleicht lebst du und dann bist du plötzlich gar nicht mehr da. Vielleicht lachst du herzensfroh und im nächsten Moment gefriert dieses Lachen auf deinem Gesicht. Das muss nicht unbedingt durch den Tod passieren, denn es kann auch so passieren. Viele Menschen halten es ja auch für so witzig, dein Lachen einfach nachzumachen und es zu verspotten, sodass man auf einmal gar nicht mehr lachen will. Dass man es unterdrückt und versucht damit aufzuhören. Dass man sich fragt, was an dem Lachen so falsch klingt. Doch es ist gar nichts falsch damit, denn du sollst lachen. Man soll lachen und leben, denn im nächsten Moment kann vielleicht alles zu Stein werden und stoppen.
Ich spürte wie sich neben mir ein Körper in das Gras setzte und sich anschließend neben mich legte. Als ich meinen Kopf drehte, sah ich wie Leon mich aus seinen grünen Augen intensiv an blickte. "Hey." Nur als ein zartes Wispern verließ es meinen Mund und trotzdem hörte er es und lächelte. "Hey." Ebenso leise, darauf bedacht die friedliche Stille nicht zu brechen, flüsterte er zurück. Eine Weile lächelten wir uns einfach nur an, bis er ernst wurde und sich etwas aufsetzte um mich besser betrachten zu können. "Ich hab das mit Woti gehört." Immer noch flüsternd sprach er zu mir, einen traurigen Gesichtsausdruck in sein Gesicht gepflastert. Ich musste einmal kurz schlucken. Ich wollte etwas antworten, irgendetwas, nur um etwas zu sagen. Doch schließlich nickte ich nur und versuchte seinem forschendem Blick auszuweichen und ihm nicht den tiefen Schmerz zu zeigen, welcher sich in meinem inneren bereit gemacht hatte. Er jedoch strich mir mit seiner Hand eine Haarsträhne hinters Ohr und drehte schließlich meinen Kopf so, dass ich ihm direkt in die Augen blicken musste. Er schien meine Augen zu studieren und drückte mir dann einen kurzen Kuss auf die Stirn. Traurig lächelte er mich an. "Es ist okay zu weinen, Sam. Schmerz ist menschlich." Zärtlich lächelte er mich an und blickte mir in die Augen. Doch ich schüttelte nur leicht den Kopf und wendete meinen Blick ab, blickte wieder zurück in den Himmel.
"Ich würde gerne. Aber es sind keine Tränen mehr da, die geweint werden können. Ich hab sie alle aufgebraucht."
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