16. Kapitel
Der Schulbus bog ratternd und knatternd in die Einfahrt ein und hielt mit quietschenden Reifen vor dem Tor. Auch du Heilige, gerade so, dass er nicht zusammenbricht oder wie? Und da sagen alle, dass es so viel gefährlicher wäre mit dem Rad hierhin zu fahren. Das Ding bricht doch gleich zusammen. Meine Fresse. Seufzend schnappte ich mir meinen Rucksack und schleppte mich hinter Mely aus dem Bus. Wie lange war ich nicht mehr hier gewesen? Es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Wahrscheinlich blieb ich eh sitzen, bei dem Stoff den ich versäumt hatte. Oder Mely quetscht mich irgendwie durch. Ich seh schon die Überschrift auf ihrem Blockzettel. "Mission Sam-darf-auf-keinen-Fall-sitzen-bleiben! ~TopSecret" Bei dem Gedanken musste ich grinsen. Mely war so der Mensch, der immer alles im Vorhinein plant. "SAM!" Ich hörte wie jemand meinen Namen schrie und im nächsten Moment sah ich nur mehr braune Haare. Lachend drückte ich Laura an mich. Ein schönes Gefühl Freunde zu haben die sich freuen, dich zu sehen. Als Laura mich losgelassen hat, umarmten mich noch Vici und Vali. Zusammen mit Mely schlenderten wir dann über den Schulhof auf das riesige Gebäude zu. Als jemand hinter meinem Rücken zu kichern anfing. Ich hasse es wenn man hinter meinem Rücken kichert. Denn dann wurde meistens über uns gekichert. Als wir uns umdrehten blickten wir direkt in die, mit massenhaft Schminke belagerten, Gesichter von Staicy und ihrer Bande. Meine Fresse. Das sowas aber auch immer mir passieren muss. "Na, auch wieder da?" Sie grinste ihr künstliches Lächeln und schob gleichzeitig die, mit Leopardenmuster verunstaltete, Sonnenbrille in ihre Haare. Ach du heilige Scheisse. Wie konnte man nur so lächerlich sein. "Sieht so aus, oder? Ach, sorry, das hab ich ja ganz vergessen." Sie blickte mich verwirrt an. "Du wirst durch die ganze Scheisse in deinem Gesicht ja nicht viel sehen können. Was ein Pech." Ich setzte genau so ein künstliches Lächeln wie sie auf und blickte sie scheinheilig mit großen Augen an. Was die Bitch kann, kann ich schon lange. Sie schnaubte empört. "Wenigstens muss ich nicht bei den Loosern im Armenhaus wohnen." Siegessicher grinste sie mich an. Ich grinste zurück. "Wenigstens muss ich nicht bei den Barbies im Einhorn-Schloss wohnen." Zuckersüß zwinkerte ich ihr zu. Ich hörte wie hinter mir die Mädels krampfhaft versuchten nicht loszuprusten. Ihre Augen wurden ganz schmal und ihre Nasenlöcher weiteten sich, als sie empört einatmete. "Besser als in einer Bruchbude zu hausen." "Findest du? Ich finde eine Bruchbude jedenfalls besser, als die ganze Einhornscheisse auf meine Lippen zu klatschen. Bei euch wird der Lippenstift doch sicher daraus gemacht, oder?" Inzwischen schienen sich sämtliche Schüler um uns versammelt zu haben. Staicy's hübsches Gesicht verzerrte sich zu einer wütenden Fratze. "Du Bitch hast doch keine Ahnung!" Trocken lachte ich auf. "Ach, ich bin eine Bitch? Du bist diejenige die alles küsst, was bei drei nicht auf dem Baum ist." Die Schüler um uns kicherten leise. Auch eine der Mädchen neben Staicy schien sich ein Lachen verkneifen zu müssen. Staicy warf ihr einen wütenden Blick zu. "Das ist nicht dein Problem. Aber es wird sehr wohl, dein Problem sein, dass dein Pferd direkt auf dem Weg zum Schlachter ist." Zack. Das war der Schlag unter die Gürtellinie. Das Foul im Fußballspiel. Mir wurde eiskalt und verdammt heiß gleichzeitig. Hoch erhobenen Hauptes trat ich näher an sie ran. Sie schien gemerkt zu haben, dass sie nun zu weit gegangen war und wurde neben ihren Freundinnen immer kleiner. Ich packte sie an den Schultern. "Was hast du grade gesagt?" Meine Stimme war nur ein Flüstern und doch schien jeder es zu hören. Die ganze Schule schien die Luft angehalten zu haben. Staicy lachte nervös. "Er steht dort wo mein Pferd auch steht. Er bockt und wirft jeden an, jetzt überlegen sie ihn zum Schlachter zu bringen." Aprupt ließ ich ihre Schultern los und sie stolperte rückwärts und fiel hin. Aber es war mir so egal. Ich schien alles nurmehr verschwommen war zu nehmen. Ich merkte wie jemand mir die Hand auf die Schulter legte und jemand anders mich zum Schulgebäude lotste. Aber mein Gehirn schien das nicht richtig zu verarbeiten. Alles war so ungenau. Und später wusste ich nicht genau wie ich diesen Tag überstanden hatte. Ich erinnerte mich nur an den Schmerz, der tief aus meinem inneren kam und unbedingt gespürt werden wollte.
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