14. Kapitel
Ein Hof erschien am Horizont. Er sah nicht gerade wie das typische Pferdeparadies aus. Die Koppeln waren klein und matschig, der Stall schaute schon von weitem so wacklig aus, dass ich befürchtete, dass er wenn wir da waren nicht mehr stand. Und hier war Woti? Hier?! Oh Mann, da stehen die Pferde ja bis zum Bauch in der Scheisse. What's going on here? Warum war das beste Pferd der Welt in so einer Schweinebude. Haben die Menschen jetzt komplett den Verstand verloren? Wie konnte man überhaupt Pferde hier halten. Das war ja eine Zumutung. Wut brodelte in mir hoch. Immer weiter, immer weiter, immer weiter, bis sie irgendwann oben anstand und rauswollte. Ich trat härter in die Pedale, der Matsch spritzte links und rechts von mir auf und die anderen mussten angaloppieren um mithalten zu können. Fioro, Kiara, Luna und Stups lieferten sich ein heißes Wettrennen doch Luna hatte dann eindeutig die Nase vorne. Ich stand auf und trat noch kräftiger in die Pedale. Mein Gehirn beherrschte nur ein Gedanke. Er muss da weg. Hier würde er nie glücklich werden. Die letzten Meter zum Hof slidete ich seitwärts dahin, sprang dann ab und ließ mein Rad einfach im Matsch liegen. Hastig lief ich zum Stall und rannte geradewegs hinein. Die anderen sprangen von ihren Pferden und rannten mir hinterher. Die Pferde ließen sie stehen, die rannten sowieso nicht ohne uns weg. Ich wollte gerade die Boxen entlang gehen als ich ein langgezogenes Knurren hörte. Langsam drehte ich mich um und blickte direkt in die schwarzen hasserfüllten Augen eines schwarzen Schäferhundes. Er zog die Lefzen hoch und die Luft schien unter seinem Knurren zu vibrieren. Meine Freunde erstarrten augenblicklich hinter mir und auch ich war kurz vor Angst gelähmt. Dann ließ ich mich auf den Boden gleiten, mit dem Gesicht nach oben. Ich wusste, dass ich mich so voll und ganz angreifbar machte, doch so wirkte ich am wenigsten bedrohlich und er würde mir vielleicht nur eines der zwei Augen auskratzen. Sein Maul erschien über meinem Gesicht und ich hatte freien Blick auf seine Reißzähne, die sich gleich in mein Gesicht schlagen würden. Ich schloss die Augen, versucht nicht allzu sehr zu zittern. Doch ohne Erfolg. Mann, ich sah bestimmt aus wie Espenlaub. "Rogger! Aus! Bei Fuß!" Eine schneidende Stimme unterbrach meine Gedanken und der heiße Atem des Hundes verschwand aus meinem Gesicht. Schnell richtete ich mich auf und sah einen alten Mann der auf Krücken auf uns zugehumpelt kam. Sein Gesichtsausdruck war versteinert, seine Züge hart, seine Augen kalt. Kein Wunder das es hier so aussah. Wenn der hier das Sagen hatte, konnten die Pferde ja sofort einpacken. "Was macht ihr hier?! Ihr befindet euch auf Privatgrundstück." Bedrohlich sah er uns an. Ich weiß nicht was in diesem Moment außer Wut und Adrenalin durch mich strömte, aber diese Mischung veranlasste mich dazu einmal meine ja soooo brave Art hinter mir zu lassen und ihm die Leviten zu lesen. "Tja, ich und meine Freunde haben gedacht wir befreien jetzt mein Pferd aus ihrer Scheißbude und holen es heim." Sein Gesichtsausdruck blieb gleich, nur an seinen Augen konnte man sehen, dass ihm dieser Satz gaar nicht gefiel. Doch in diesem Moment war mir das so Scheiß egal, dass ich nicht mal zurücktrat als er langsam auf mich zukam. Schließlich war er so nah, dass ich den Wein aus seinem Mund riechen konnte und ich die vielen Narben in seinem Gesicht zählen könnte. "Den Gaul? Hat mich abgeworfen. Dummes Vieh. Habs verkauft." Sein Mund verzog sich zu einem spöttischen Grinsen. Woti. Hatte. Ihn. ABGEWORFEN?! Er hatte nicht mal einer Fliege was zu Leide getan. Tja, und das bestätigte meine Vorahnung. Vor mir stand ein durch und durch böser Mensch. Kurz: Ein Arschloch. Und in diesem Moment spürte ich keine Traurigkeit, keine Enttäuschung, nicht mal mein gebrochenes Herz. Nur diese gottverdammte Wut. Tja und dann hab ich ihm ins Gesicht geschlagen. Oups. Und dann? Dann sind meine Freunde auf ihre Pferde und ich auf mein Rad gesprungen und weggefahren. Ich glaub der Typ hat uns noch hinterher gestarrt als wir schon weg waren. Die anderen lachten herzhaft über meinen Ausraster. Doch ich konnte in dem Zeitpunkt nicht mehr mitlachen. Denn die Traurigkeit hatte mich eingeholt. Ich hatte ihn erneut verloren...
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