Kapitel 7
Das unangebrachte Gefühl in meiner Magengegend wandelt sich während meines erzwungenen Frühsport von schlechtem Gewissen, zu Hunger, als ich wie ein ausgehungerter Wolf mit quietschenden Reifen an der Ecke zu Samus Bäcker meinen Adoniskörper von dem Fahrrad schwinge und mich einen Moment wie Arnold Schwarzenegger in Zeitlupe fühle, während die Welt hinter mir in Flammen steht, aber alle nur meine neu gewonnen Muskeln bewundern. Ich muss über meine eigenen Gedanken Schmunzeln und bemerke gar nicht wie das tatriche Ömchen sich gerade mit ihrem Gehstock aus der Ladentür mit den zwei kleinen Stufen quält, weshalb sich meine Füße doch gleich mal mit diesem bekannt machen. Anakondamäßig verknotet die Gehhilfe meine Beine und abermals bin ich der Actionheld, dessen Name mir gerade nicht einfallen will, welcher sich lässig in das Innere des Ladens abrollt. Leider bezweifle ich dass der Kampf mit Omas Stock für die anderen genauso spektakulär wirkt wie für mich, denn einen Moment habe ich, als Opfer meiner Gehbehinderung das Gefühl, gleich muss ich als angehender Arzt meine ersten Praxiserfahrungen an Großmütterchens Herz sammeln.
"Kind! Hast du dir was getan?" Kind?! Ich bin 24 und wenn ich mich in meine bemuskelte Actionhelden Figur in meiner Vorstellung zurück versetze sehe ich bestimmt schon aus wie Ende 40. Oder wie Alt war der gute Arnold in Terminator 5? Okay...vielleicht nicht ganz so ein Muskelschrank, aber immerhin Bart und nicht gänzlich wie ein Spagel im Teenealter... Ich ziehe mich selbst wieder auf die Beine, obwohl mir die tattrige Oma ihre zitternde Hand entgegenstreckt, welche ich bei annahme wohl samt künstlichen Schultergelenk behalten hätte können und klopfe den Staub von meiner Jeans. "Alles Gut...habe ich ihnen denn weh getan?" Im stehen überrage ich die winzige Frau um etliche Köpfe, doch diese Lächelt nur freundlich und nimmt meine Finger in ihre eisigen Faltigen. "Mach schön langsam mein Junge...du hast dass ganze Leben doch noch vor dir", mit diesen mich verwirrenden Worten lässt die fremde Oma mich zurück und verlässt die beiden Stufen, aber diesmal wirklich in Zeitlupe,ohne Spezialeffekte.
Ich mache meine Großbestellung und bin ziemlich froh, dass der hübsche junge Mann hinter der Kasse meinen Freiflug in das Geschäft wohl nicht mitbekommen hat. "Ein romantisches Frühstück für zwei?", schmunzelt der Blondschopf frech und ein klein wenig zu neugierig, als ich selbst bemerke dass ich alles immer im Doppelpack bestelle und ich kann es mir nicht verkneifen, meine Fähigkeiten im flirten zu testen, welche wohl seit Samus auftauchen in meinem Leben von diesem in Ketten gelegt wurde. "Vielleicht? Ich dachte ich so macht man nichts Falsch, wenn man die Nummer seines Gastes und den Geschmack von diesem nicht kennt?", herausfordernd und mit klarer Aussage, sehe ich den Blondschopf an, als dieser unter meinem Blick errötet. Jux in diesem Moment muss sich natürlich die alte Inhaberin in den Ladenraum schieben und mir die Sicht auf meinen Sunnyboy nehmen, welcher die letzten Stücke in die Papiertüte steckt.
Ich verlade alles auf meinem Fahrrad und wollte gerade aufsteigen, als mir Omi nur eine halbe Straße weiter erneut ins Auge fällt. Quälend schwer scheint die Tüte mit den zwei Brötchen und dem Päckchen Kaffeepulver sie zu quälen und ich schwinge seufzend das Bein wieder vom Rad um ihr in die falsche Richtung zu folgen. "Hey? Granny?", rufe ich ihr, meinen Metallesel schiebend, hinterher, als sie sich umwendet und mir ein Lächeln schenkt. "Oh ich heiße Gerti? Du musst mich verwechseln", irritiert bleibe ich einem Augenblick stehen, bis es mir dämmert. Natürlich.... sie kann kein Englisch. "Joe Dean", lässt mich diese Erkenntnis Grinsen, als ich zu ihr aufschließe. "Darf ich dir deine Tasche nach hause tragen? Du wohnst doch sicher hier irgendwo?" "Joe... so heißt einer meiner Enkel, aber die jungen Leute von heute haben es doch immer ellig?", setzt sie ihren wackligen Weg fort und ich kann kaum so langsam stehen wie sie geht. "Du hast doch sicher auch etwas vor so schnell wie du in den Bäcker gestürmt bist?" Ich sehe zu dem Haus von Samuel von dem ich mich nun wieder entferne und schüttle den Kopf. "Gerti? Von Gertrude?", begleite ich sie einfach ein Stück ohne zu Antworten. "Ohne E... Mein Mann mochte den Namen nie sonderlich. Weder mit noch ohne... weshalb mich alle schon immer nur Gerti nennen", die Erinnerung lässt sie ihre alten Falten zu einem Lächeln verziehen und auch ich muss irgendwie bei ihrer Art zu erzählen Schmunzeln. "Gut... dann bleibe ich bei Gerti", diesmal nehme ich ihr die Tasche einfach aus der Hand und lege sie in meinen Fahrradkorb, welcher zwar unschön kitschig aussieht, aber wirklich praktisch für Einkäufe oder ähnliches ist! Sie lässt es zu und erzählt mir die kurze Strecke ans andere Ende des Blocks so einiges aus ihrem Leben und es kommt mir so vor als würden wir nicht einen Schritt machen, während sie Spricht, bis sie irgendwann ihre Geschichten beendet und mir einen Geldschein dankbar in die Hand drückt. "Hier sind wir schon" Schon, hat etwa 30 Minuten gedauert, aber ich muss gestehen, dass ich ihre liebevollen Geschichten nicht uninteressant fand. "Das kann ich nicht annehmen. Ich hab mich dir doch aufgedrängt", schiebe ich den Schein zurück in ihre Tasche als ich ihr diese wieder überreiche. "Du bist ein guter Junge Joe Dean" Möchte sie sich verabschieden, doch der Schlüssel findet kaum das Schlüsselloch. Endlich klappt es und das Dunkle innere sieht wenig verlockend aus. "Wohnen sie denn ganz alleine?" "Ach dass ist schon lange so...", versucht sie auch diese Tatsache mit einem Lächeln weg zu stecken,doch ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das zum Lachen ist... "Na gut Gerti... wir sehen uns bestimmt mal wieder"
Die Tür fällt ins Schloss, als ich binnen weniger Herzschläge nun die Straße auf meinem Fahrrad hinab gleite und endlich vor Samuels Tür ankomme. "Schatz! Da bist du ja endlich!", quietscht Samu bereits erwartend und schlingt seine Arme erstickend um mich, was zum einen an dem Würgegriff liegt, den er Umarmung nennt, zum anderen an der Wolke aus zusammengesetzten Giftgasen von Aftershave und Deospray. "Hey Samu", wie der Esel aus dem Stapelspiel balanciere ich MacGyvermäßig die bis zum zerreißen gefüllten Papiertüten, von welcher mir Samuel nach seiner Attacke natürlich keine helfen abnimmt. "Ja hat etwas gedauert....Ich hab auf dem Weg-", mit dem Fuß ziehe ich die offen stehende Eingangstür hinter mir zu, doch meine Worte gehen ohnehin unter, denn Samu wendet sich bereits ab um in die Küche seiner kleinen Einzimmerwohnung zu verschwinden. "Ich habe den Tisch eingedeckt und Kaffee gekocht", trällert Samu schrill und über seine eigene zuvorkommende Art begeistert, während ich nur die Augen verdrehe und hoffe mein braungelockter Freund hat es mit seinem Röntgenblick durch die Wand nicht gesehen. Ich meine Samu ist toll und hilfsbereit... zu allen die ihn nicht wirklich kennen. Ich seufzte angestrengt und versuche mir mit den Füßen die Schuhe über die Ferse abzustreifen, da ich immer noch gefühlt zweihundert Tüten in den Armen halte, welche mir die Sicht auf alles unter mir versperren. So muss sich ein richtig fetter Mann fühlen, der beim Pinkeln nicht mal mehr die Spitze seiner Eichel unter den lagen von Fett erahnen kann. Blindfischen, nennt man das dann wohl?
"Ist etwas Joe?", kommt von Samu aus der Küche, als ich ihm entweder zu lange gebraucht habe oder er meinen unbedachten Seufzer vernommen hat. Der unterschwellige Ton deutet jedoch eher auf Zweites hin. Wenn jemand glaubt nur Frauen haben diese Gabe zu Sprechen, die einem die Haut von den Knochen schält, kennen sie entweder Samuel noch nicht, oder mein Freund ist der beste transvestit Künstler auf Erden, denn wenn er denn mal Lust hat, funktioniert sein Adapterstück nach allen mir bekannten medizinischen Vorschriften.
"Dein Projekt...? Geht es denn voran?", gehe ich einfach nicht weiter auf die messerklingen scharfe Frage ein und befreie mich endlich von meiner Last als Esel. Die Küche ist zierlich, doch der kleine Wandklapptisch mit seinen beiden Stühlen reicht für uns meistens aus, allerdings bezweifle ich dass ich meinen etwas wuchtigeren Freund jemals auf diesem nageln könnte. Schade eigentlich, aber unser WG-Tisch würde es sicher aushalten. Schön auf Steffens heiligen Platz, den schwitzigen Hinternabdruck von Samu hinterlassen und am nächsten Morgen genießen, wenn er sein Brotmesser in den Saft unser Liebe legt. Herrlich, der Gesichtsausdruck wenn er es bemerkt. "Heute so gut gelaunt?", holt mich Samu aus meinen Gedanken und ich bemerke erst jetzt dass ich keinem seiner Worte Beachtung geschenkt habe, während ich mir die schwarze Tod bringende Brühe in eine Tasse gieße. Ich hasse Kaffee, aber mein Lustschwengel stell ihn jedes Mal wieder für mich auf. 'Alle Ärzte trinken Kaffee! Gewöhn dich besser daran um in deinem späteren Beruf anschluss finden zu können' zu liebreizend von dir mein Engel... wenn ich dafür nicht immer eine Gänsehaut und Herzrasen bekommen würde.
Der Blick von Samu liegt noch immer angesäuert auf mir, als die Tasse viel zu viel der schwarzen Masse beinhaltet um den Geschmack mit Literweise Milch und Zucker zu übertünchen. Wenn er Schweigt wird es gefährlich und ich spüre wie das Eis unter meinen Füßen bedrohlich zu knacken beginnt. Keine Panik Joe! Lass deine Würde in der Mitte des Sees liegen und ganz langsam zurück zum Rand. "Natürlich? Schließlich hast du dir heute extra für mich frei geschaufelt?", schenke ich ihm ein gezwungenes Lächeln, als Samus braune Augen groß werden und er unnatürlich schrill zu Quicken beginnt. "Joey du bist so ein Charmeur", winkt er mit roten Wangen ab und beginnt die erste Tüte zu entpacken. Ha! Arschgefickt! Big Joe holt den Eispickel und kratzt seine Würde vom Eis!
"Ich dachte wir suchen Till einfach eine hübsche neue Freundin aus", offenbart Samuel mir sachlich was heute auf seiner Einkaufsliste steht.
-Käse
-Wurst
-Giftmischung namens Kaffee
-Soßenpulver
-neue Freundin für Till
-Kondome
-Einige scharfe Klingen
"Ich denke wir sollten einfach gemeinsam den Abend genießen und Spaß haben", genüsslich beiße ich in den großen mit aufgespritzter Sahne gefüllten Windbeutel, als Samu mich völlig entgeistert ansieht. "Was bist du denn für ein Freund?", vorwurfsvoll liegen die dunklen Augen auf mir, als mir auch noch die Handschrift auf dem Bäckerpapier im Samuels Händen auffällt. Benny, eine Nummer und ein zierliches Herzchen. Ich werde kreidebleich, als das Eis unter meinen Füßen wegbricht.
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