Kapitel 24

Ich sitze Tatsächlich mit meinen Büchern in der Bibliothek und man könnte beinahe meinen das ich etwas lerne, doch im Grunde warte ich nur wie ein Löwenrudel darauf das Mr. Green Day hier auftaucht und die vielen Bücher zurück sortiert, die ich gestern einfach wahllos aus den Regalen gezogen habe um ihn einige Minuten länger an meinen Platz zu binden. Ein breites Grinsen landet auf meinen Lippen als die Musik das leise quietschen des Bücherwagens ankündigt und der hübsche Junge sich endlich in mein Sichtfeld schiebt. Es ist ähnlich wie beim ersten Mal als ich ihn gesehen habe und die Sonne seine zarte Gestalt umfangen hat. Obwohl ich als einziger an dem Tisch sitze welcher von den leer geräumten Regalen umzingelt ist, würdigt mich der Schönling keines Blickes, doch ich nutze diese Gegebenheit um jede seiner anmutigen Bewegungen zu studieren. Wenn er das Model für die Anatomie zeichnungen gewesen wäre, würde ich vermutlich jede Seite wie ein Besessener studieren, nur um das Geheimnis zu lüften, welches seine Anwesenheit in mir mit jedem Atemzug in seiner Nähe vertieft. Tage vergehen in denen ich ihn einfach nur schweigend Bewundere oder kleine Aufmerksamkeiten versuche, doch nichts scheint zu ihm durch zu dringen. Als wäre ich ein Geist... nein als wäre jeder ein Geist, denn egal wer an ihm vorbei zieht. Für nichts und niemanden scheint er sich hier zwischen den Büchern zu interessieren, aber dennoch habe ich das Gefühl das er liebevoll mit den von mir gehassten Uni Büchern umgeht. Als wäre jedes einzelne Werk ein Schatz und ich erwische mich dabei wie ich mir einen Atemzug lang Vorstelle diese wundersam zierlichen Finger würden mich einmal so liebevoll Berühren. Gott mach mich einen Tag zu einem Buch in seinen Fingern! Von mir aus gerne auch ein Playboy Heftchen!

Vielleicht sollte ich mein Buch nochmal bei ihm vergessen, damit er es mir zurückbringt? Meine Gedanken sind unentwegt dabei Pläne zu schmieden wie ich ihn auf mich aufmerksam machen kann und ich habe bereits die breite Palette, von Cool und Selbstbewusst anmachen, bis völlig Hirn verblödet durch und langsam Frage ich mich ob der Kleine überhaupt funktionierende Gesichtsmuskeln besitzt, denn ich erhasche nicht einmal ein Zucken seiner Mundwinkel.

Tage vergehen in denen ich die ca. 15 Minuten genieße die er benötigt, all die Medizin Bücher aus den drei Regalen um mich herum zurück zu sortieren und ich kann mir gut vorstellen, dass ihm bereits aufgefallen ist das immer die selben Bücher auf dem Wagen lauern. Jeden Tag versuche ich anders seinen Blick auf mich zu ziehen, doch sein Schweigen ist wie ein Fels, der ungebrochen gegen meinen Sturm an Aufmerksamkeit ankommt und langsam bin ich mit meinem Latein am Ende, als ich schließlich ein Namensregister im Internet aufrufe und mich neben ihm an das zu befüllende Regal lehne. "Ich will deinen Namen wissen?", wispere ich Leise. Inzwischen habe ich die Tonlage gefunden, welche die Anderen wohl nicht als Störend empfinden, doch als wie erwartet keine Reaktion von meinem Traummann kommt beginne ich ganz wissenschaftlich jeden Namen einzeln aus dem Register vor zu lesen. "Aabid... ist das wirklich ein Name? Na ja... Aadil. Aage, dass klingt bissel nach Agne", kommentiere ich den ein oder anderen Namen und sehe immer mal wieder zu den schönen Lippen, welche ich zu gerne einmal Sprechen hören würde, bevor ich mich dazu entschließe ihm einfach endlich einmal die grünen Kopfhörer abzuziehen.

Die Musik wird lauter als er mich tatsächlich ansieht, jedoch alles andere als Begeistert. In meinem Magen tanzen kleine Zwerge die fetteste Hausparty des Jahres und ich bekomme die Bestätigung das seine Augen wirklich so unglaublich schön sind. Selbst hier in dem unangenehmen Halogenlicht zwischen staubigen Büchern und verschwitzten Studenten erwicht mich seine Ausstrahlung, wie ein Atom, dass sich ohne Gnade in mein Inneres frisst. Mich will der Mut wieder verlassen, als die Stille sich unangenehm zwischen uns ausbreitet und er greift nach den Hörern um sich diese wieder auf die Ohren zu setzen. Ich glaube mit der Berührung bin ich wohl etwas zu weit gegangen, doch jetzt oder nie?

"Warte! Verrätst du mir jetzt bitte deinen Namen oder muss ich erst alle Namen durchfragen?", ich sehe ihn Erwartungsvoll an, doch er ignoriert mich gewohnt gekonnt, als die Musik mich wieder völlig von ihm abgeschirmt und er mich Wortlos alleine im Gang zurück lässt.

Seufzend lasse ich mich hinab auf meinen einsamen Platz fallen. Vielleicht hat Till recht und er hat sie wirklich nicht alle? Aber noch will ich nicht aufgeben, weshalb ich wieder beginne alle Bücher aus dem Regal zu ziehen welche mein Sonnenscheinchen vor wenigen Sekunden erst wieder zurück gestellt hat. Morgen ist schließlich auch noch ein Tag und meine Namensliste ist Lang! In eines der Bücher schiebe ich eine Einladung zum Essen, welche ich oben nur ein Stückchen hinaus blitzen lasse, adressiert an den Namenlosen mit den grünen Kopfhörern, ehe ich für heute mein Lager hier beende.

Wie ein Siebtklässler hänge ich auf meinem Tisch gestützt und schnippe lauter kleine Papierkügelchen mit den nächsten Namen darauf, meinem Malerlöckchen entgegen. Das er so gar kein Interesse an mir zeigt zermürbt mich und langsam bekomme ich wirklich Zweifel, jemals seinen Namen zu erfahren. Denn nicht einmal die kleinen Kügelchen die ihn treffen behindern ihn in seinem Tun, oder lassen ihn in irgendeiner Weise wenigstens genervt sein. Während mein Bücherwurm das halb leer geräumte Regal wieder befüllt, sehe ich ihn von der anderen Seite durch den Spalt an, doch er schiebt unbarmherzig ein Buch zwischen mich und ihn, während ich ebenso hart bleibe und meine Aufzählung weiterführe. "Aang. Aaran. Aaren. Aari... das schreibt man mit zwei A? Aariz... Aaron. Aatami... warte? Aatami?" Ich könnte schwören dass er gelächelt hat! Also nicht richtig aber so eine Zuckung? Was andere vielleicht Schmunzeln nennen würden, gleicht bei ihm schon beinahe einem Gefühlsausbruch, welcher meine miese Laune wie eine Lawine überrollt und ich muss mich stark zusammennehm, um nicht wie auf dem Fußballplatz "TOOOORR!" zu gröhlen. "Du heißt Aatami..? Nein Aaron? Aariz?", ohne mir eine erklärende Antwort zu geben Lächelt er mich frech an ehe er das letzte Buch zurück an seinen Platz schieb und mir damit die Sicht auf dieses nimmt. Wir beide wissen, dass meine Zeit für diesen Tag nun abgelaufen ist aber das Stört mich heute weniger denn er hat gelächelt! Er hat mich angelächelt? Zart und wenig euphorisch, aber dass war eindeutig ein Lächeln und es galt hundertprozentig mir! Ich spüre wie das Glück meine Brust sprengen will, als hätte jemand hunderte kleine Chinaböller in mir los gelassen und damit die Party der Zwerge so richtig angeheizt. Auch mein Zettel ist nicht mehr in den Büchlein und wenn die Empfangsleiche mich in den nächsten Tagen nicht anruft, kann doch nur meine Schillerlocke, Aatami alias Aaron meine Nachricht ansich genommen haben.

Eine Handynummer sollte ich so doch auch mit leichtigkeit herausfinden können! Immerhin beginnen die Meisten mit 01 und wenn ich nach jeder Zahl einzeln Frage befinden sich diese immerhin im Bereich von 0-9. Ein Masterplan wie er nur einen brillianten Hirn wie mir entspringen kann und ich glaube lange kann mein Farbwunder nicht mehr seine kalten Mauern aufrecht erhalten! Rapunzels Turm hat doch eine Tür und ich bin auf bestem Weg sie hinter den Büschen zu entdecken.

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