Kapitel 20
Trommelnd tanzen die heißen Tropfen auf meiner Haut, während meine Handylautsprecher scheppernd das Klangerlebnis von ‘American Idiot’ hervorpressen und doch nicht gegen das Rauschen des Wassers in meinen Ohren ankommen. Nach dem der Song sich mir Gestern brutal in die Hirnrinde geritzt hatte, kam ich einfach nicht darum meine kriminellen Machenschaften walten zu lassen und das Lied zum Gefühlt zweihundertsten Mal aus dem Internet zu ziehen. Gelobt sei Youtube und seine Zahlreichen Converter! Hingegen meiner Erwartungen mit hören des Liedes die Fahrstuhlmusik in meinem staub befangenen Oberstübchen endlich auszuschalten, stehe ich jetzt gröhlend und nach einer Ohrwurm geplagten Nacht überdreht unter der Dusche. Aber hey… immerhin bin ich so übermüdet, dass ich schon wieder wach bin.
Dampfend steigt die Hitze von meiner Haut, als ich mit dem Handtuch durch meine Haare gleite und einen kurzen Blick in mein Selbstverliebtes Abbild werfe. Leicht verschwommen und auf beschlagenen Spiegel muss ich mich wirklich nicht für mein optisches Schämen. Tja Jamie… wärst du mal Humanmediziner statt Tierarzt geworden, dann würde dir dieser nach Adonis geformte Körper jetzt gehören! Meine dreckigen Gedanken lassen mich breit Grinsen, als ich das Handtuch von meinen Schultern um meine Hüfte binde und mir heute sogar mal die Mühe mache meine Kontaktlinsen zu tragen.
Meine WG liegt noch im Stillen, während ich wie Godzilla an Tills offener Zimmertür vorbei in mein eigenes Reich falle, mich aber gerade noch am Griff abfangen kann. Ich sollte unbedingt aufhören meine verdammten Klamotte immer überall herum liegen zu lassen, denn so eine Schürfwunde am nackten Sack stelle ich mir doch mehr als unangenehm und wie ein falscher Abschlag meines aus mamorgeformten Götterselbstbildes vor.
Noch bevor mein Wecker überhaupt Klingelt liege ich komplett bekleidet mit gekreuzten Beinen auf meinem Bett und warte auf Tills übermotiviertes Gesicht. Während ich einen meiner Arme als Kissen missbrauche lese ich gelangweilt die Spam Nachrichten von Samu, welcher gestern wohl mal wieder seinen Einsamen hatte, denn es folgt eine Liebesbekundung nach der anderen. Ohne eine Antwort klicke ich aus dem Chatfenster zurück und sehe das Benny mir auch einige Nachrichten geschickt hat.
Kennt ihr dass, wenn man einer Person gegenübersteht und denkt, mein Gott ist der zu? Benny hat es geschafft dieses Gefühl selbst in ein paar Whatsapp Nachrichten zu packen, was nicht dem übermäßigen Gebrauch von unnützen Emojis geschuldet ist. Mich trifft fast der Schlag, als ich etliche Bilder von seiner Sammlung aus sich liebenden Tieren mit anzüglichen Sprüchen hinab gescrollt habe und meinen Sunnyboy plötzlich persönlich auf einem der Schnappschüsse erkenne. Ich muss wirklich Zweimal hinsehen um sicher zu gehen, dass ich mich nicht täusche, doch der nackte Mann auf dem Küchentisch, welcher sich gerade wie ein Pizzateig in Mehl badet, ist mein kleiner süßer Bäckerjunge?! Und da will mir jemand sagen ich leide unter akutem Samenstau? Jetzt wo ich das Bild jedoch schon einmal vor mir habe, zoome ich neugierig näher. Sein Blick ist wirklich Glasig und wohl nicht nur vor Scham gerötet, weil er seinen recht stattlichen Pillermann in den Teig Fingern hält, sondern weil mein guter Benny wohl mehr als Mächtig einen in der Krone sitzen hat. Auf der Kamera ist ein weiterer Finger auf der Linse zu sehen, was mich schlussfolgern lässt dass Mr. Sun wohl nicht alleine an diesem Kunstwerk gearbeitet hat. Ansich gibt Benny einen wirklich süßen Schwulen ab. Leichte Bauchmuskeln, stattlich gebaut und ein hübsches Gesicht unter den blonden Haaren. Wenn er seine Karriere als Bäcker mal an den Nagel hängt, wüsste ich die ein oder andere Filmindustrie, welche sicher einen Plätzchen für den ehemaligen sweet Verkäufer hätte. Wieso nochmal habe ich dieses Foto nicht selbst von ihm gemacht? Ach ja er war mir zu Schüchtern...
Fertig zum ausrollen, Pizzaschnitte?! -
Erwarte jetzt bitte kein Schwanzbild von mir. Liddle Joe ist leider etwas verklemmt wenn er eine Kamera sieht!-
Natürlich bekomme ich noch keine Antwort von ihm, denn so wie das vollendete Werk aussieht, wird er wohl erst gegen Mittag aus dem Koma erwachen. Aber was fest steht, die sieben Minuten in denen man solche Nachrichten wieder aus Whatsapp löschen kann sind seit knapp zwei Stunden rum und ich habe für immer diese kleine Erinnerung auf meinem Speicher, welche Benny einen unvergesslichen Abend sichert… selbst wenn er sich nicht mehr an ihn erinnern sollte.
“Was ist denn bei dir los?”, Till steht völlig irritiert in meiner Tür und knipst das Licht in meinem Zimmer an. “Frische Kleidung… lautstark geduscht und breites Grinsen…? Wer oder was bist du und raus aus Joes leerer Hülle!” “Halt die Klappe!”, ein Kissen folgt meinen gelachten Worten. “Ich dachte, ich nehm mir mal ein Beispiel an Kuhfistenden Tierärzten, wenn ich schon nicht schlafen kann!” “Ich sollte deiner Mutter einen besorgten Brief zu deiner psychischen Verfassung senden!”
Heute sogar mal zu früh sind wir die ersten in unserem kleinen Terrarium, aber es dauert nicht lange in dem von langeweile gefüllten Unigebäude, bis meine anfänglich überschwängliche Energie auf Low Batterie wechselt und meine Augenringe wieder den gewohnten Platz in meinem Gesicht erobern. Zwischen dem Liebäugeln mit dem bereits verlobten Lukas, verschwimmen die Worte in dem dicken Wälzer unter mir und ich nutze die Erhöhung für einen kurzen Powernap in der Mittagspause der Anderen.
Das Kichern der Lerngruppen kitzelt mich langsam wieder aus meinem Dornröschenschlaf, als die Welt um mich wieder an Form und Farbe gewinnt. Eine kurze Handbewegung zwischen meine Augen und dann durch die Haare versucht meinem Erscheinungsbild wieder den ursprünglichen Glanz des Morgens zu verleihen, während die anderen jede meiner Bewegungen verfolgen. “Was? Ich hab eben die Nacht nicht gut gepennt?”, zische ich irritiert über die breit grinsenden Blicke, doch bis auf ein kurzes ‘Wissen wir’, bekomme ich nicht mehr von den plötzlich viel zu gut gelaunten mitstudierenden zu hören. Selbst Till schweigt über die aufeinmal angehobene Stimmung im Raum.
Mit noch weniger Lust als zuvor starre ich erneut Löcher in die Luft, bis Mr. Green Day sich durch die Tür der Bibliothek an der Empfangsdame vorbei schiebt. Sofort verfolgen meine Augen die grünen Kopfhörer und ich sehe ihn das erste mal für den Hauch einer Sekunde von vorn. Wieder trägt er einen Farbverschmierten Pulli, wobei dieses Mal,eindeutig Blau überwiegt und ich mich unweigerlich Frage ob die weiße Strähne in seinem Pony gefärbt oder auch nur ein Überbleibsel an Farbresten ist. Irgendetwas hat dieser junge Mann ansich, was meine Augen an ihn Fesseln. Ob es die Geschichten sind, welche seine auffällige Kleidung mit sich bringt? Er nimmt ohne jegliche Art der Begrüßung den voll beladenen Wagen mit den zurückgegangenen Büchern und schieb diesen mit dem ernst, gelangweilten Blick in Richtung des Fahrstuhles.
“Ey Till ich hol mir mal grad nen anderes Buch”, ein warmer Schlag lässt den konzentrierten Till einen schrägen grell gelben Textmarkerstrich über seine Aufzeichnungen machen. “Alter Joe!”, faucht mein hübscher Straßenköter bissig, doch ich klemm mir meinen dicken Medizin Schinken unter den Arm um den Gläsernen Arbeitsraum zu verlassen. “Warte Joe! Du hast-”, die Tür schneidet Till das Wort ab und ehe mein Kumpel es tatsächlich realisieren kann, ziehe ich mich schon die gegenüberliegende Treppe nach oben.
Wie ein Luchs bei der Jagt lausche ich in die Stille, doch von Green Day ist heute nichts zwischen den staubigen Regalen zu hören. Ob ihn gestern jemand wegen der Lautstärke zusammen gefaltet hat? Ich kann es mir mehr als gut bei diesen übermotivierten Volldeppen vorstellen, doch da war es! Das Summen eines weiteren Punkrockssongs! Schweigend piersche ich mich an mein Opfer, als die Musikspur und damit auch der Text immer deutlicher zu vernehmen ist. Green Days Basket Case… nein wie passend. Till würde meine Kopflose Idee den farbenprächtigen Kerl zu verfolgen wohl auf denselben Mangel schieben wie der Psychiater im Song.
Ich biege lässig und Selbstbewusst um das letzte Regal hinter dem der kleine sich verbirgt und lehne mich mit einer Schulter an die alten Staubfänger. Mein kurzer Mittagsschlaf hat mir hoffentlich die Augenringe genommen und ich strahle wieder so anziehend wie heute morgen im Bad, als ich den Mund aufmache um den Jüngling für mich zu gewinnen! Warte nur, oh hilflose zarte Farbklecks Prinzessin, dein tapferer Recke kommt mit dem rettendem Staubwedel um dich aus dem Gefängnis aus Langeweile zu erlösen.
“Hey…”, mein Tonfall ist geübt und oft genug erprobt um nicht Schwul, aber mit klaren Absichten meine Position darzustellen, doch mein helfendes Green Day wird mir dabei wohl zum Verhängnis, denn mein Bücherwurm, schiebt ohne jegliche Reaktion auf mein tun ein Buch nach dem anderen zurück an seinen ursprünglichen Platz. “Hey!”, räuspere ich mich lautstark und schiebe mich dabei aus meiner anbagger Position näher an den Unbekannten, damit dieser wenigstens meine Anwesenheit durch die Kopfhörer mit bekommt. Aus einem entfernteren Regal kommt ein zischendes Mahnen als ich den Flüsterkodex wohl um einige Dezibel überschritten habe. Noch immer halte ich das Medizinbuch in der Hand, als Green Day mir keinen Blick würdigt, sondern sich mit seinem Wagen in den nächsten Gang verzieht. “Was zum…?” Lässt der mich hier allen ernstes einfach stehen?!
Inzwischen nicht mehr ganz so locker und Selbstbewusst gleite auch ich in den nächsten Gang. Kann der nicht mal seine verdammten Kopfhörer absetzen, wenn man ihn anspricht?
Wenn meine bloße Anwesenheit ihn nicht dazu bringt aus höflichkeit mal die Kopfhörer herunter zu nehmen, oder die Musik wenigstens etwas leiser zu drehen, gehe ich eben aufs Volle! Mit einer Hand gleite ich lockernd durch mein volles dunkles Haar, ehe ich ihn an der Schulter antippe und abermals zu reden beginne. Endlich bekomme ich mal nicht nur sein Seitenprofil zu sehen, sonder erhasche einen kurzen Blick auf sein Gesicht. Er hat tatsächlich eine weiße Haarsträhne und irgendetwas in seinen Zügen wirkt anders als bei allen die ich je zuvor gesehen habe. Nicht Anders abstoßend, eher anders Interessant? Doch der Augenblick verfliegt, noch ehe ich ihn richtig genießen kann, als mein Buch aus meinen Fingern gleitet und auf dem metallenen Wagen bei den anderen landet. Will der mich jetzt verarschen? Ich habe nicht mal ansatzweise meine Ausführung beendet in welcher er mir vielleicht einen Herzschlag einen nichtssagenden Blick geschenkt hat, da zieht meine Beute, samt meines Buches wieder um eine Ecke.
“Joe!”, brüllt plötzlich Till atemlos hinter mir, als ich einen letzten Versuch starten will meinen Green Day anzusprechen. “Penis!” Das zischen erhellt abermals die Reihen, wobei ich es diesmal für Berechtigt empfinde. “Ja hab ich?!” Meine Stirn liegt fragend in Falten, als ich Till missmutig für diese unpassende Störung anblicke. Was ich allerdings nicht weiß, ist das Till mit dem gekeuchten Wort Penis nicht mein Glied meint, welches mich im Volksmund, wohl als Mann auszeichnet, sonder jenes Glied, das gerade auf meiner Stirn Falten wirft. “Im Gesicht! Du hast einen Penis auf der Stirn!” “Ich hab einen… willst du mich verarschen?!”, nun bin ich es der panisch meine Handy Innenkamera aufmacht und sich das Werk von Till und seinen Freunden ansieht. Mein Gesicht verliert schlagartig an Farbe als ich das dicke schwarze Glied mit den haarigen Eiern zwischen meinen Augenbrauen entdecke und feststellen muss… ich hab einen Penis im Gesicht… und mit diesem Penis wollte ich gerade einen Kerl abschleppen...
“Jetzt aber mal Ruhe hier!”
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