Kapitel 14
"Na komm schon endlich rein", quickt der junge Schönling im Rollkragen und Schürze aus der kleinen Küche als ich ihn frech aus dem Türrahmen ziehe um ihm erleichtert über die noch immer gute Laune meine Lippen auf seine zu pressen. Samus Laune ist sogar so gut dass er seine Indiana Jones Todesmechanismen deaktiviert hat, welche jeden Eindringling der vergisst seine Schuhe auszuziehen so fest am Sack packen, dass er seine Eier lieber wie im Dschungelcamp in Speck gebraten selbst frisst, nur damit der Schmerz irgendwann wieder nachlässt, welche Samuels Fingernägel an jener empfindlichen Stelle eingebrannt haben. Ich schmecke den süßen Rotwein, der sich bläulich in den Mundwinkeln meines Liebsten abzeichnet, als ich meine Augen von ihm löse um einen Blick auf den kleinen Klapptisch zu,werfen. "Entschuldigung das du warten musstest?", löse ich den feuchten Kuss mit einem schiefen Lächeln auf den Lippen, doch Samu fährt mir mit den Fingern durch die braunen Haare hinab zu meinem Nacken um mich Wortlos noch einmal an sich zu ziehen. Wow! Was ist mit dem den heute Los?
An die Zeiten in denen es Normal war das Samuel so zuckersüß war, kann ich mich kaum noch erinnern. Viel mehr glaube ich dass ich mir selbst immer nur Vorgestellt habe wie süß mein Löckchen ist, denn wenn ich die Situation jetzt nüchtern ansehe, ist Samuel auch jetzt wieder nur auf sich bezogen. Natürlich hat er sich alle Mühe gegeben dieses Festmahl für uns herzurichten. Selbst gemachte Weinsoße, Schnitzel und dampfende Kartoffel warten auf uns beide, doch für was? Um seinen Abschluss des Projekts zu Feiern? Wär es nicht meine Aufgabe gewesen ihn mit seinem Lieblingsessen zu überraschen? Etwas beschämt darüber einzig den billigen 79 Cent Sekt aus dem Supermarkt mitgebracht zu haben, stelle ich die Flasche, welche ich ja nicht einmal selbst gekauft habe auf den Tresen der Küche. Es wäre meine Aufgabe gewesen ihn zu überraschen so wie es seine Aufgabe wäre mir eine Freude zu bereiten... aber wenn ich an meinen letzten Geburtstag denke, kann ich mich noch gut daran erinnern dass Samu mir ebenso nur ein Pflicht- Mitbringsel besorgt hatte. Das hat mich eigentlich nie gestört, weil ich es seiner häufig etwas kalten Art zugeschrieben habe, doch jetzt wird mir mehr als deutlich bewusst dass Samu,sehr wohl Herzlicher sein kann und auch seine vielen Zickereien zurückhalten kann, wenn ihm nicht nach streiten ist. Wie meine dreckigen Shucks auf dem Küchenboden beweisen.
Ich überspiele das ungute Gefühl welches wie ein lange schlafender Vulkan langsam in mir aufkochen möchte und ich schiebe es auf den Stress der letzten Wochen in denen ich das Haus kaum verlassen habe, während das Licht meines Laptops mir die Augen ausbrennen wollte. "Ich bin so froh dank dir mal aus meinem Zimmerchen gekommen zu sein... diese schei- ... Fragen rauben mir noch-", das erste Mal unterbreche ich mich selbst um in Samus gegenwart nicht wie ein Höhlenmensch der sich mit der Keule auf die Brust hämmert zu Fluchen das zweite Mal ist es Samu, der von meinen Sorgen wohl nichts wissen will, denn er Redet ohne überhaupt Notiz von mir zu nehmen einfach los. Wie immer Schweige ich wenn er Spricht und lasse mich ungebeten auf meinen Platz an dem plötzlich nicht mehr ganz so einladenden Festmahl nieder. Die Worte treffen wie ein Maschinengewehr auf mich und selbst der kleine Schutzbunker in dem schlammigen Erdloch hilft mir nicht weiter. Allein auf dem Schlachtfeld ist das tote Schwein auf meinem Teller sicherlich einer meiner gefallenen Kameraden. Ich stochere Lustlos in dem wirklich appetitlich und mit viel Liebe hergerichteten Essen herum, während die Flut an Informationen mich schwemmt und ich sehe wie das hart gelernte sich in meinem Hirn auf die Rettungsboote begibt um Platz für Samuels mehr als detailreiche Ausschweifung zu machen. Doch Egal wie sehr ich mich auch bemühe konzentriert zuzuhören, ist es ähnlich einer der nervigen Medizin vorlesungen, wenn man kein Wort versteht und plötzlich der aus Smilies bestehende Chatverlauf seines unbekannten Vordermannes unglaublich interessant ist. Am Liebsten hätte ich gerade gerne getestet, ob der Küchentisch, genauso einen wundervollen künstlerischen Abdruck auf meinem Gesicht hinterlässt wie in der Uni.
In Gedanken tue ich das, was man in einer Beziehung nie, absolut Niemals machen sollte, wenn der andere gerade dabei ist dich mit seinen Worten und lieb gemeinten Gesten wie einen Schönen Schmetterling im Netz zu fangen. Wenn du nicht willst dass er dir qualvoll die Flügel herausreißt und deine Innereien durch den Fleischwolf dreht, dann ziehe nicht dein Handy um zu sehen was Till gerade so macht! Tatsächlich sehe ich das grüne Höhrerchen meines Whatsapps und ich gehe davon aus das Till mir ein Bild seiner riesen Pizza gepostet hat auf dem er mit Juli schnulzig in den Armen hängt.
Der Schreck ist mir jedoch mehr als deutlich anzusehen, als mich die Nachricht meines besten Kumpels in ihrer Nüchternheit wie ein Faustschlag von den Klytschko Brüdern trifft.
-Wird nichts mit Pizza, bin wieder Single-
Ehe ich den Inhalt richtig deuten kann, bemerke ich die unangenehme Stille im Raum, die mich so plötzlich umgibt, als hätte mich jemand gewalttätig zurück in die Realität geholt.
"Was gibt es denn wieder so interessantes, dass du es nicht für nötig hälst mir mit einem Ohr zuzuhören?", Samuel sitzt mit verschränkten Armen vor dem unangetasteten Festmahl und ich habe das Gefühl dass seine Locken sich beim nächsten Zwinkern in die Schlangen von Medusa verwandeln und mein Herz in Stein gefrieren lassen. "Äh... Till hat gerade-", wieder darf ich nicht aussprechen, als das kleine Wörtchen 'Till', Samuels Wut zum überschwappen bringt. Viel zu Schrill bricht Samu wie ein Alien aus seiner menschlichen süßen Hülle, um schleimig und absolut bösartig seine verbalen Krallen in meine Eingeweide zu treiben. Mir wird wirklich schlecht bei dem Gedanken, dass dieses Monstrum der Mann sein soll für den mein Herz mal etwas mehr als dieses Gefühl von Genervtheit und Abneigung empfunden haben kann. Ich weiß selbst nicht wie ich es über diesen gefrorenen Stein an Lebensmuskel gebracht habe, aber Anstelle mir die Mühe zu machen mich vor meinen eifersüchtigen Freund zu rechtfertigen tippe ich in aller Ruhe eine Nachricht für meinen Kumpel ob er schon zuhause sei.
Samuel holt nun die schärfste aller Klingen hervor und beginnt bitterlich zu Weinen, der Letzte seiner Schritte, seiner alles zum erliegen bringendes Argument. Mir schnurrt es wie immer die Luft ab, als ich die Arme um den Kleineren schließe. "Tut mir Leid... aber ich sollte wirklich mal nach Till sehen", flüstere ich im weichen Ton in das runde Ohr unter den dunklen Löckchen. "Wir holen das nach und dann Überrasche ich dich mit einem wunderschönen Abendessen?" Mit dem Zeigefinger hebe ich Samus glasigen Blick am Kinn in meinen, doch was mich erwartet ist alles andere als ein verständnisvolles Nicken.
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