Literaturkritik


Von der klugen deutschen Autorin Thea Dorn stammt dieses Zitat: "Als Schriftsteller muss man äußerst dünnhäutig sein, alles an sich ranlassen – sonst kann man nicht schreiben. Um dann aber zu ertragen, was passiert, sobald ein Buch draußen ist, braucht man ein äußerst dickes Fell, sonst wird man verrückt."

Was alles passieren kann, wenn ein Buch veröffentlicht worden ist, hängt natürlich auch von Thema und Inhalt des Buches ab sowie vielen anderen Faktoren, die an dieser Stelle nicht alle erörtert werden können und sollen. Auf jeden Fall aber ist mit Kritik zu rechnen, mit positiver Kritik in Form von Lob, aber vor allem auch mit negativer, den Autor womöglich verletzender Kritik.

Als ich einmal an einem Kurzgeschichten-Wettbewerb teilgenommen habe, war es erwünscht, dass jeder Teilnehmende die eingereichten Texte aller anderen Mitbewerber kritisieren sollte. In meiner Unerfahrenheit hatte ich nicht mit dem gerechnet, was dann passierte, als ich zu zwei der Short Stories meine ehrliche Stellungnahme abgab.

Eine Frau hat nach meiner Kritik an ihrer Geschichte den Wettbewerbsbeitrag sofort zurückgezogen und außerdem behauptet, sie würde jetzt auch keine neue Story mehr schreiben können. Hoffentlich hat sie sich nichts angetan. In einem zweiten Fall glaubte ein Teilnehmer, ich wollte an ihm Rache üben, weil er zuvor meinen Text scharf kritisiert hatte. Keine der beiden Reaktionen war im Sinne meiner Absicht oder auch nur vorhersehbar. Kritisierte reagieren oft viel empfindlicher, als der Kritiker glaubt.

Konstruktive Kritik kann, gerade wenn sie ungeheuer positiv und fürsorglich daherkommt, sehr nervig sein, besonders in Form weitgehend unsinniger Verbesserungsvorschläge. Zugleich positioniert sich derjenige, der solche Vorschläge anbringt, oberhalb des Autors. Das mag nicht jeder, mir zum Beispiel gefällt es ganz und gar nicht.

Viele fühlen sich dazu berufen und auch kompetent, Buchbewertungen abzugeben. Dazu habe ich eine ganz klare Position:

Ästhetische Wertung und literarische Urteilsbildung gehören zum Schwierigsten überhaupt und wer sich ernsthaft damit auseinandersetzen möchte, sollte vorher prüfen, ob er oder sie überhaupt die Voraussetzungen mitbringt, so etwas leisten zu können. Eine Meinungsäußerung ist noch keine Kritik. Werden Gründe angegeben, um die Meinung zu untermauern, handelt es sich immerhin um eine begründete Meinungsäußerung. Das ist schon besser, aber noch längst keine Literaturkritik.

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