Der Fluch - eine Anekdote

In einer kleinen Stadt in Norddeutschland steht ein altes Pfarrhaus, das von den Protestanten als ein Depot für derzeit ungenutzte kirchliche Gegenstände verwendet wird. Es ist aus rotem Mauerwerk errichtet und wird von einem Satteldach gekrönt. Früher war es bewohnt, doch nun ist es schon mehr als fünfzehn Jahre her, dass der letzte Pastor dieses unglückselige Haus für immer verließ. Im Jahre 2001 war es, als beschlossen wurde, dieses Gebäude nie wieder zum Wohnsitz einer Pfarrersfamilie zu erklären.

Drei Jahre zuvor waren die somit letzten Bewohner dieses Hauses eingezogen. Ein fröhlicher neuer Seelsorger trat seinen Dienst in der Gemeinde an und hatte eine junge Pfarrersfrau an seiner Seite. Das Paar war sofort allgemein beliebt und das kirchliche Leben im Ort blühte auf. Besonders die Pflege des Gartens lag der jungen Ehefrau am Herzen und alle, die das Pfarrhaus aufsuchten oder auch nur vorbeigingen, freuten sich über den Anblick, den die wunderschönen Rabatten und Beete boten.

Doch die Idylle währte nicht lange. Die Gattin wurde ihrem Manne untreu und die junge Ehe zerbrach. Man versetzte den Geistlichen daraufhin an einen weit entfernten Ort, wo ihm ein neuer Wirkungskreis zugewiesen wurde.

Einige Bewohner der Stadt hatten es kommen sehen, dass ein solches Verhängnis über das junge Paar hereinbrechen würde. Schließlich war der Vorgänger im Amt ebenso von seiner Frau hintergangen worden, gerade so, als ob ein teuflischer Verführer besonderen Gefallen daran gehabt hätte, am Beispiel von für sittsam gehaltenen Pfarrersfrauen den heiligen Stand der Ehe in den Schmutz zu ziehen. Es wurde sogar von einem Fluch gesprochen, auch wenn das kaum jemand offen zu sagen wagte.

Der Fall aus den Jahren 2000/2001 war nämlich bereits der dritte solche Vorfall. Jedes einzelne Mal, wieder und wieder, waren die Ehefrauen der Geistlichen fremdgegangen und die Gemeinde bekam einen neuen Pastor. Einer der gehörnten Ehemänner machte anschließend sogar eine bedeutende Karriere in der kirchlichen Hierarchie.

Niemand wusste allerdings von der schrecklichen Verwünschung, die zu Anfang der 1990er Jahre eine unglücklich in den damaligen Priester verliebte junge Frau aus der Kleinstadt ausgestoßen hatte, bevor sie sich selbst auf grausame Weise das Leben nahm: Niemals sollte in diesem Pfarrhaus eine Familie glücklich leben dürfen, bis an das Ende der Zeiten.

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Basierend auf dieser Anekdote habe ich später eine Ballade in "NACHTLICHT - Gedichte" veröffentlicht.

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