Wieso

"Wieso?", frage ich dich. Wir sind noch nicht lange zusammen, doch du hast schon viele meiner Eigenarten kennengelernt, die ich sonst so sorgfältig zu verstecken suche.
Du lächelst. "Weil du dich so süß freust, wenn du kuchen isst"
Komisch. Ich hatte nie bemerkt, dass ich mich anders freue als andere.

"Wieso?", frage ich dich, ein paar Monate später, während wir uns verschiedene Wohnungen ansehen, die wir uns gerade so leisten können.
"Weil du es liebst zu singen, auch wenn du es nicht gut kannst. Und du mich dabei anstrahlst, wenn ich das Radio lauter drehe, damit du lauter singen kannst."
Komisch. Ich dachte immer mein Singen würde dich stören.

"Wieso?", frage ich dich, während wir auf den Kanaren in der Sonne liegen und unsere erste Zeit als verheiratetes Paar genießen. 
"Weil du so gestrahlt hast, als du Steine über das Wasser hast springen lassen."
Komisch. Ich dachte schon du fändest es kindisch.

"Wieso?", frage ich dich, nachdem wir beim Arzt waren und wir das erste Ultraschallbild unserer Tochter in den Händen halten.
"Weil du selbst in deiner Morgenübelkeit noch Witze machst."
Komisch. Ich dachte schon du fändest es eklig.

"Wieso?", fragst du.
Deine Diagnose haben wir seit 10 Tagen. Die Symptome schreiten weiter voran und der steinige Weg zeichnet sich vor uns ab.
"Weil du mir geholfen hast, die kleinen Momente im Leben zu genießen.  Weil du die Dinge an mir liebst, die jeder für eigenartig hielt. Weil du mir zeigtest, dass Liebe nicht die großen Gesten des Lebens ausmachen, sondern die kleinen Dinge. Der Alltag, die Eigenarten des Anderen. All das. Du hast mir gezeigt, wie viel Besonderes im Kleinen steckt und du hast mich gelehrt, die Welt ubd mich selbst mit anderen Augen zu sehen. Deshalb liebe ich dich. Egal was kommt."
"Komisch", sagst du, "ich dachte du wärst es, die mir dies zeigte."

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