Der Flur

Meine Schritte hallten von den Wänden wieder, als ich durch den langen, leeren Gang lief. Kein Bild hing an den Wänden, keine Tür ging von den Flur ab und das Licht, das mir den Weg spärlich beleuchtete, kam von einer nicht definierbaren Lichtquelle. Ich wusste, es gab keinen Weg zurück. Ich wusste nur nicht wieso und insbesondere wusste ich nicht, was vor mir lag. Doch hatte ich eine Wahl? Ich konnte mich auf den Boden setzen und mich meinem Schicksal überlassen. Aber wer wusste schon, wann dies eintreffen würde? Ich verspürte keinen Hunger und keine Müdigkeit. Wer konnte also wissen, ob der Tod mich je erlösen würde? Also lief ich weiter, ohne Zeitgefühl, ohne zu wissen, ob mich nicht bald doch der Wahnsinn ergreifen würde und, ob dieser nicht das Nähste an Erlösung war, das ich erreichen konnte. 

Also lief und lief und lief ich. Vage erinnerte ich mich , dass ich zu Anfang noch viele Gedanken in meinem Kopf gehabt hatte. Doch die schienen mir ausgegangen zu sein. Die Leere, die nun meinen Geist erfüllte, wurde nur unterbrochen von dem Geräusch meiner Schritte. Je länger ich lief, desto mehr schien sich mein Selbst aufzulösen. Hatte ich zu Anfang noch eine prall gefüllte Vergangenheit, so verblasste mit der Zeit jede Erinnerung, bis ich nicht mehr sicher war, ob ich je ein Leben vor dem Gang besessen hatte. Ich vergaß meine Freunde, meine Familie, meine Eltern. Mein Alter, meinen Namen. Ich vergaß wie ich klang und wie ich aussah. Ich könnte Jeder und Niemand sein. Mensch oder Tier oder etwas ganz anderes sein. Mit jedem Schritt begannen die Grenzen meines Seins zu verschwimmen, bis ich meinen Körper nicht mehr spürte, meine Schritt, meinen Atem. Mein Sein. Meine Sicht trübte sich und schließlich verschwammen auch meine Sinne.

Zurück bleib nur der Flur, in dem ich von fern, als letzter Akt meiner Existenz, die nächsten Schritte hallen hörte.

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