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Für einen Moment schien die Zeit still zu stehen und der großgewachsene Basketballer starrte den zusammengekauerten Jungen mit weiten Augen an. Doch als Jungkook erneut ein leises Wimmern über die Lippen kam, ließ Taehyung abrupt von dem bewusstlosen Mann ab, der schlaff an der Wand herabsank und auf dem Boden zum liegen kam. Sein Körper rührte sich nicht mehr. Der Sportler hatte ihn wirklich übel zugerichtet.

Doch das interessierte den Lockenschopf überhaupt nicht, denn da war er schon mit einem Satz bei Jungkook angelangt und hockte sich sofort zu ihm herunter. Vorsichtig streckte er seine Hand aus, um sie dem verstörten Jungen auf die Schulter zu legen, doch dieser riss seine Augen noch ein ganzes Stück weiter auf und verkroch sich mehr in der dunklen Ecke, die Knie an seinen zitternden Körper gezogen.

"Jungkook, hey", begann Taehyung mit sanfter Stimme auf den Jungen einzureden "alles wird gut. Er wird dir nichts mehr tun." Langsam lehnte er sich ein Stück weiter vor, um seinem Gegenüber zu verstehen zu geben, dass jetzt alles gut war, dass ihm keine Gefahr mehr drohte.

Aber sobald die Worte seine Lippen verlassen hatten, senkte der Braunhaarige seinen Kopf für den Bruchteil einer Sekunde bevor er seinen Blick wieder auf Taehyung warf und ihn schon fast abschätzig musterte.

"Es ist alles okay, wirklich...", hauchte Taehyung dennoch, konnte diese Abschätzigkeit in dem Blick des Jüngeren nicht wirklich erkennen und wollte ihn weiterhin beruhigen. "Was machst du hier?", schnitt daraufhin aber die Stimme Jungkooks durch die Luft, eiskalt, wie ein Eiszapfen.

Bei dem Klang seiner Stimme zog Taehyung seine Hand eilig wieder zurück und legte seine Stirn in Falten. "W-was ich hier mache?", stammelte er überfordert, während sein ratloser Blick erneut über den geschundenen Körper des Jungen wanderte "ich...ich...ich wollte dir helfen." Mehr Worte wollten ihm nicht über die Lippen kommen, denn er wusste es doch selbst nicht genau.

"Du wolltest mir helfen?", spuckte Jungkook ihm zornig entgegen, wobei er sich etwas aus seiner Position aufrappelte "ich dachte du wolltest gehen?" Taehyung konnte nicht anders, als bei der plötzlich aufkeimenden Wut, mit welcher der Schüler ihm entgegentrat, sein Kinn etwas aufklappen zu lassen und ihn verständnislos zu mustern.

"Ja...ich meine, ja eigentlich wollte ich auch längst verschwunden sein", reimte er sich weiter irgendwelche Worte zusammen, da sein Kopf plötzlich wie leer gefegt war. "Was machst du denn dann noch hier?", inzwischen hatte Jungkook sich vorgelehnt und während seine Stimme vor Zorn strotzte, wurden seine Iriden allmählich von Schmerz getränkt. Tränen sammelten sich in seinen Augenwinkeln und er malte seine Lippen fest aufeinander.

Taehyung hingegen rückte nun ein ganzes Stück von dem Jungen ab, senkte seinen Kopf unsicher gen Boden und wusste selbst gar nicht so recht, was er hier noch machte. Eigentlich hatte er wirklich vorgehabt zu gehen. Er wollte verschwinden, dieser ganzen Situation, die ihn in die Enge getrieben hatte irgendwie aus dem Weg gehen. Warum war Jungkook auch hier aufgetaucht?

Doch je länger er darüber nachdachte, desto mehr wurde ihm bewusst, dass er zwar wegen Jungkook verschwinden wollte, aber genauso sehr wollte er wegen ihm auf der Party bleiben. Räuspernd wandte er seinen Blick zurück auf den Jungen in der Ecke: "Ich habe dich gerade gerettet...und du fragst mich, warum ich noch hier bin? Dir ist schon klar, dass wenn ich nicht gekommen wäre, dieser Typ weiß Gott was mit dir gemacht hätte?"

Er wollte nicht böse klingen. Er wollte auch eigentlich etwas ganz anderes sagen. Aber da hatten die Worte bereits seine Lippen verlassen, auf die er sich gleich darauf feste biss. Aber konnte man es ihm verübeln, dass Jungkooks Reaktion ihn wütend machte? Er hatte ihn vor weitaus Schlimmerem bewahrt und das wurde ihm so gedankt?

"Du hast mich gerettet?", erneut ertönte die Stimme des Jungen, doch jetzt wirkte sie nicht mehr wütend, viel mehr zitterte sie und wurde immer mehr zu einem ungläubigen Hauchen "du hast mich doch überhaupt erst in diese Situation gebracht." Jetzt konnte Jungkook es nicht mehr zurückhalten - eine einzelne Träne quetschte sich aus seinem Augenwinkel, doch er hob hastig seinen Ärmel und wischte sie sich von der Wange, als wäre nichts gewesen.

Dabei hatte der Lockenschopf sie doch schon längst gesehen. Bei diesem Anblick verschwand Taehyungs Wut sofort wieder. Seine Augen wanderten erneut über sein Gegenüber, wie er dort vor ihm saß, nicht mehr als ein Häufchen Elend, gebrochen und zufiest verletzt.

"Ich verspreche dir, ich werde dieses Ekel dafür büßen lassen und ich verspreche dir, ich werde sofort da sein, wenn du mich brauchst", erhob er deshalb ein weiteres Mal seine sanfte Stimme, aber das verächtliche Schnauben, was ihm entgegenhallte, brachte sein Herz dazu sich schmerzhaft zu verkrampfen.

Mit einem Satz sprang Jungkook plötzlich vom Boden auf, kam auf seinen zitternden Beinen kurz ins Schwanken, stützte sich dann jedoch an der Wand ab und rappelte sich tapfer auf. Ohne ein weiteres Wort taumelte er an dem immer noch am Boden hockenden Taehyung vorbei, der ihm nur mit großen Augen hinterher starrte und sehen konnte, wie sich der Brustkorb des Jüngeren unruhig hob und senkte.

Jungkook war beinahe am Ende des Flures angekommen, als Taeyhung aus seiner Starre erwachte, ebenfalls aufsprang und dem Jungen hastig hinterher rannte. "Kookie!", rief er ihm nach "Kookie, warte." Doch der Braunhaarige dachte gar nicht daran, auf den Basketballer zu hören. Er wollte einfach nur noch hier weg, nach Hause und in sein Bett. Sich endlich vor der grausamen Wirklichkeit verstecken.

"Kookie", versuchte Taehyung es dennoch ein weiteres Mal und umgriff plötzlich das Handgelenk des Jungen ehe er ihn zu sich herumdrehte und fest in seine Arme schloss. Völlig überrumpelt stolperte dieser an die muskulöse Brust des Sportlers, spürte die kräftigen Arme um seinem zierlichen Körper und die alles einnehmende Wärme, die von Taehyung ausging. Für einen kurzen Moment fing es in seiner Magengrube an zu kribbeln und beinahe hätte er sich dem Sportler erneut gänzlich hingegeben und sich fallen gelassen.

Aber dann schossen ihm wieder all die Bilder, all die Enttäuschungen und Worte in den Kopf, all die Momente, in denen Taeyhung ihn wie einen Fußabtreter behandelt hatte, wie eine Marionette, an dessen Fäden er beliebig ziehen konnte.

Und auf einmal wand der Jüngere sich wild in den Armen des Älteren, sodass dieser überrascht von ihm abließ. Ohne, dass ein Wort seine Lippen verließ, drehte Jungkook sich auf dem Absatz um und stolperte die Treppe herunter.

Taehyung jagte ihm dennoch hinterher, packte erneut sein Handgelenk und hielt ihn auf halbem Weg auf. "Kookie-", er wollte Jungkook so nicht gehen lassen, vor allem wollte er nicht, dass sie so auseinander gingen, doch da wurde er schon harsch von eben diesem unterbrochen. "Nenn mich nicht 'Kookie'", schrie er dem Älteren hysterisch entgegen, während die Tränen jetzt wie ein Wasserfall über seine Wangen liefen.

Bei diesem Anblick setzte Taehyungs Herz aus.

"Aber ich...", begann er zu stottern, fand jedoch keine Worte, denn Jungkook so zu sehen, zerriss seinen Körper entzwei. "Bitte, Jungkook", flehte er den Jungen vollkommen verzweifelt an "bitte geh nicht. Ich kann es nicht ertragen, wenn es dir so geht."

Immer wieder flossen die dicken Tränen über die aufgeplatzte Wange des Braunhaarigen, bis zu seiner ebenfalls aufgeplatzten Lippe und vermischten sich mit dem Blut. Taehyung umgriff derweil das schmale Handgelenk fester, doch keine Sekunde später riss Jungkook sich ruckartig von ihm los, trat einige Stufen zu dem Sportler herauf.

Taehyung konnte gar nicht so schnell reagieren, das zog bereits ein stechender Schmerz durch seine Wange. Schockiert riss er die Augen auf und traf sofort auf die seines Gegenübers, die voller Schmerz und Trauer lagen. "Jungkook...warum-", wollte er gerade fragen, während er seine flache Hand langsam an seine pochende Wange führte. Doch ein weiteres Mal wurde er harsch von dem weinenden Jungen unterbrochen.

"Ich hasse dich, Kim Taehyung!", seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.

"D-du...du hasst mich?", Taehyung wusste gar nicht mehr, wo ihm der Kopf stand. Was passierte hier gerade? War er vielleicht Schuld an alle dem hier? War er Schuld daran, dass dieser wundervolle Junge genau in diesem Moment zutiefst verletzt und wie ein zersplittertes Glas vor ihm stand?

Für einen Moment herrschte Stille zwischen den beiden Jungen. Eine erdrückende Stille, die niemand zu durchbrechen vermochte und nur der dumpfe Bass aus dem Wohnzimmer drang an ihre Ohren.

"Aber am meisten...", war es aber schließlich Jungkook, der wimmernd aufschluchzte und damit die Stille durchbrach "am meisten hasse ich mich dafür...dass ich dich verdammt nochmal nicht hassen kann."

Mit diesen Worten drehte er sich hastig herum, stolperte schnell die letzten Stufen herunter und verschwand keine Sekunde später durch die Haustür heraus in die kalte Morgendämmerung.

Dabei ließ er Taehyung zurück, über dessen Wange eine einzelne Träne lief.

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Yeah you know, I'm livin' for the drama.

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