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Der Bass dröhnte in Jungkooks Ohren und um ihn herum begann alles zu verschwimmen. Immer wieder nahm er mit geschlossenen Augen einen Schluck aus dem Plastikbecher in seiner Hand und wiegte seine Hüfen langsam im Takt der Musik. Der Junge wusste nicht, das wievielte Getränk er dort in seinen Händen hielt, denn irgendwann hatte er aufgehört zu zählen. Er wusste auch nicht mehr, wo die anderen waren, doch es störte ihn auch nicht sonderlich in seinem tranceartigen Zustand.
Nach einiger Zeit waren sie alle in unterschiedliche Richtungen geströmt und hatten ihn mit Jimin allein zurückgelassen. Doch auch der meinte irgendwann nur, dass er dringend neuen Stoff bräuchte und war dann winkend davon gerauscht. Danach versorgte sich der Dunkelhaarige mit Alkohol, den er mittlerweile gar nicht mehr in seiner Kehle brennen spüren konnte und war zur Tanzfläche herübergetorkelt.
Dort tummelte er sich jetzt in der Schülermasse, während seine Füße über den klebrigen Boden rutschten. Zwischendurch stieß er immer wieder ungewollt gegen ein paar andere, verschwitzte Körper, sodass er sich eine genuschelte Entschuldigung über die Lippen zwang. Seine Lider waren so schwer wie Blei und jedes Mal, wenn er sie mit Mühe leicht anhob, blitzten ihm die bunte Scheinwerfer in die Augen, sodass er sie aufgrund der Reizüberflutung auch sofort wieder schloss.
Irgendwann, er hatte nicht einmal eine Ahnung wie lange er überhaupt schon hier war, spürte er plötzlich, dass sich sein Magen krampfhaft zusammenzog und ihm ganz schwummrig wurde. Hastig hielt er sich den grummelnden Bauch, denn das Gefühl wurde mit jeder Sekunde schlimmer und schlimmer.
Vielleicht lag es ja daran, dass er seit dem Mittag nichts mehr gegessen hatte. Zumindest kam ihm das als einzige logische Erklärung in den Sinn. Doch weiter Zeit darüber nachhzudenken, blieb ihm nicht, denn da keuchte er schmerzvoll auf, bevor ihm auch schon sein Mageninhalt hochkam.
Mit aufgeplusterten Wangen und entsetztem Blick, stolperte er von der Tanzfläche herunter, wusste selbst nicht so genau wohin, doch schließlich war er auf der Terasse gelandet. Hektisch sah er sich um, musste immer wieder seinen Würgereiz unterdrücken, sodass ihm schon die Tränen in die Augen stiegen und taumelte schließlich zu dem angrenzenden Beet herüber.
Keine Sekunde später konnte er seinen Mageninhalt auch schon nicht mehr an sich halten und erbrach sich über den fein säuberlich gestutzten Buchsbäumen.
Sein Bauch krampfte sich immer weiter zusammen, sodass sein ganzer Körper von Schauern durchzogen wurde und er sich kraftlos auf seinen Knien aufstützen musste. Schließlich konnte er sich nicht mehr auf den Beinen halten und sackte erschöpft auf seinen Knien zusammen. Seinen Kopf hielt er gen Boden gerichtet, denn wenn er keinen festen Punkt fixierte, begann sich alles nur noch mehr zu drehen.
Er fühlte sich mit einem Mal so schrecklich dreckig. Und war nicht mal mehr wirklich im Stande sich mit dem Ärmel den Mund abzuwischen, sodass er einfach in seiner Position verharrte bis es ihm besser ging.
Ein kalter Luftzug umfing seine Nase und ließ ihn kurz erzittern. Als er auf die Terrasse herausgetreten war, hatte er im ersten Moment gedacht, dass er sich noch schlechter fühlen würde. Doch nun konnte er wegen der kühle Nachtluft endlich wieder tief durchatmen, nachdem er die letzten Stunden in dem stickigen Wohnzimmer verbracht hatte. Allmählich klärte sich auch der Nebel in seinem Schädel, sodass er schließlich einen letzten tiefen Atemzug nahm bevor er sich mühsam zurück auf seine Füße stellte.
Sofort wurde er von einer weiteren Schwindelattacke ergriffen, aber so schnell wie sie gekommen war, verschwand sie auch wieder, sodass Jungkook sich langsam zurück auf den Weg in das Getümmel machte. Bei dem plötzlichen Anfall hatte er wohl seinen Becher verloren, wobei er sich aber gar nicht sicher war, ob er überhaupt noch einen neuen wollte. Denn sein Magen wurde hin und wieder erneut von Krämpfen durchzogen und eigentlich wollte er jetzt einfach nur seinen Mund ausspülen gehen und sich etwas frisch machen.
Gesagt, getan. Mit unsicheren Schritten bahnte sich der Jungen seinen Weg durch das Wohnzimmer zurück in den Flur. Erst dort fiel ihm ein, dass er ja überhaupt gar keine Ahnung hatte, wo sich das Bad befand. Das Haus kam ihm einfach viel zu riesig vor, sodass er scharf darüber nachdachte, ob er jetzt wirklich alle Räume absuchen sollte.
Je länger er darüber nachdachte, desto irrsinniger erschien ihm der Gedanke, tatsächlich jede einzelne Tür zu öffnen, nur um seinen frischen Atem wieder herzustellen. Vielleicht sollte er einfach jemanden nach einem Kaugummi fragen...das erschien ihm in diesem Moment als deutlich einfachere Lösung.
Mit einem Seufzen lehnte er sich gegen das Geländer der Treppe neben sich und ließ seinen Blick langsam über die Köpfe der Menschen schweifen, die sich hier ebenfalls aufhielten. Ihre Gesichter verschwammen ständig vor seinen Augen und dennoch war er sich ziemlich sicher, dass er keinen von ihnen kannte. 'Umso besser', dachte sich der betrunkene Junge, während sich ein schiefes Grinsen auf seine Lippen legte.
"Hey...hey duuu", lallte er und musste bei dem Klang seiner eigenen Stimme amüsiert aufglucksen. Wie lustig er sich doch anhörte. Halt suchend drehte er sich etwas mehr mit dem Rücken zu dem Geländer und umgriff mit der Hand die Lehne eines Sessels, der gleich neben ihm stand.
"Redest du mit mir?", drang eine kratzige Stimme an seine Ohren und langsam klärte sich Jungkooks Sicht, sodass er nun einen Mann erkennen konnte, der definitiv kein Schüler mehr war. Er trug dunkle Klamotten und wirkte eigentlich nicht wirklich vertrauenswürdig auf ihn. Aber Jungkook wollte ja nur nach einem Kaugummi fragen, weshalb er dem Mann einfach zunickte.
Danach winkte er ihn zu sich und gleichdarauf trat der Mann auch schon ziemlich nah an ihn heran. Normalerweise wäre Jungkook jetzt wohl schüchtern in sich zusammengesackt oder von seiner Angst ergriffen worden, aber in seinem beschwipsten Zustand fand er das alles irgendwie viel zu lustig, sodass er leise kicherte und dem Mann mit seinem ausgestreckten Zeigefinger gegen die Brust tippte.
"Hast duuu ein Gaukummi...ehm...Kaugummiii?", erneut verließ ein belustigtes Kichern seine Lippen und als er sehen konnte, wie sich auch auf die Lippen seines Gegenübers ein schiefes Grinsen legte, zog der Junge seine Nase kurz kraus und lachte noch etwas lauter.
"Ich habe ein Kaugummi, ja", meinte der Mann schließlich, nachdem er Jungkook für einen Moment aus forschen Augen gemustert hatte. Danach ließ er seine Hand in seiner Westentasche verschwinden und zog eine Packung mit silberverpackten Streifen hervor.
Für Jungkook sah es so aus, als würde der Fremde seine Finger in Zeitlupe zu der Packung führen, sodass er sein Gesicht etwas verzog und anfing zu quengeln: "Komm schooon...ich möschte nur so ein...Gau..Kau...du weischt schon." Doch bei den Worten des Jungen verfinsterte sich die Miene des Mannes um eine ganze Spur und aufeinmal rückte er so nah an Jungkook heran, dass dieser den Atem des Älteren bereits an seinem Ohr spüren konnte.
Ein Schauer wanderte dem Jungen über den Rücken und plötzlich war das alles gar nicht mehr so lustig. Viel mehr bekam er es jetzt doch so langsam mit der Angst zu tun, denn dieser Mann, den er doch überhaupt nicht kannte, war ihm nun eindeutig zu weit auf die Pelle gerückt.
"Ich habe da aber noch was viel schöneres, was ich dir anbieten kann", hauchte der Ältere in sein Ohr und bei dem warmfeuchten Atem, der Jungkooks Haut streifte, verkrampfte sich sein Magen wieder. Dennoch konnte er sich überhaupt nicht bewegen und stand nur wie festgefroren an dem Geländer, eingekeilt von den breiten Armen des Fremden.
"Ich...ehm...", stammelte der Junge mit einem Mal sichtlich überfordert und legte seine Hände auf die Schultern seines Gegenübers. Doch er war viel zu schwach, um den breiten Körper von sich zu schieben. "Was denn? Ich habe da was, was dich sofort gut fühlen lässt...", sprach er weiter und kramte dabei ein weiteres Mal in seiner Tasche, bis er schließlich ein kleines Tütchen mit vielen bunten Pillen hervorzog.
"Ich schenk dir ein Lächeln", ein letztes Mal lehnte er sich bis an das Ohr des verstörten Jungen vor ehe er mit der Tüte vor seinen Augen herumwedelte. Jungkook hingegen sah nur mit großen Augen auf die bunten Pillen und schüttelte dann kräftig mit seinem Kopf. "N-nein...ich...möchte nicht", presste er unsicher zwischen seinen Lippen hervor und musste schwer schlucken, als er sah, wie der Mann seine Finger bereits in dem Tütchen verschwinden ließ und eine einzelne Pille herausnahm.
"Ach komm schon", zwinkerte er dem Dunkelhaarigen Jungen zu "die Erste gibt es auch gratis." "Nein, nein!", kam es Jungkook aber erneut verzweifelt über die Lippen. Doch keine Sekunde später, drückte der Mann sein Becken fest gegen Jungkooks, sodass dieser ihm auch ja nicht mehr entwischen konnte und begann die Pille in Richtung seines Mundes zu führen. "Nur einmal probieren. Glaub mir, du wirst es nicht bereuen", drängte der Mann weiter und berührte nun schon fast die Lippen Jungkooks, der diese fest aufeinanderpresste.
Gequält kniff der Schüler seine Augen zusammen, konnte das wild pochende Herz in seiner Brust wahrnehmen und wusste nicht, was er tun sollte. Wo waren denn nur alle hin? Warum war keiner hier, um ihm zu helfen? Warum war er ganz allein?
Eine einzelne Träne kullerte seine Wange herunerter, als er die ekligen Finger bereits an seinen Lippen spüren konnte. Er wollte das alles nicht. Er wollte einfach nur hier weg, weg von diesem Mann und weg von dieser Party. Irgendwer musste ihm doch helfen! Oder er musste wenigstens irgendetwas tun.
Doch er wusste genau, dass er in seinem Zustand zu kaum etwas im Stande war, sodass ihm nicht wirklich viel einfiel. Aber er konnte doch auch nicht nichts tun, sonst würde er gleich diese Pille schlucken müssen. Und das wollte er auf keinen Fall!
All seinen Mut zusammennehmend, biss er sich fest auf den Kiefer und öffnete seine Augen einen Spalt breit, nur um in das zu einem fiesen Grinsen verzerrte Gesicht des Mannes zu sehen. Sofort wanderte der nächste eiskalte Schauer über seinen Rücken. Noch nie hatte er sich so hiflos, so wehrlos und klein gefühlt. Niemals hätte er eine Chance gegen dieses Muskelpaket, schließlich bestand er selbst aus nicht mehr als Haut und Knochen.
Doch er schwor sich, es wenigstens zu versuchen.
Zuerst wollte der Junge um Hilfe schreien, doch als er seine Augen hektisch von links nach rechts wandern ließ, konnte er niemanden mehr in dem Flur erkennen. Sie waren ganz allein.
Also fiel ihm spontan nur noch eine Sache ein - Yoongi hatte ihm mal gesagt, dass er seinen Mobbern es so heimzahlen sollte und sich endlich wehren müsste.
Jungkook schluckte schwer und ballte seine Hände zu Fäusten und bevor der Mann seine Hand an seine Wange legen konnte, um seinen Kiefer gewaltsam aufzudrücken, hatte Jungkook sein Knie mit all seiner verbliebenden Kraft angehoben und den Fremden genau in seiner Mitte getroffen.
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Drama is incoming ~ again XD
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