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Die Zeit stand still.

Alle Zuschauer in der Sporthalle schienen den Atem anzuhalten, denn nun hatten auch sie verstanden, dass der Kapitän des Teams auf dem Boden lag und sich immer wieder von links nach rechts wandte, bis er schließlich von mehreren Sanitätern umgeben wurde. Sofort beugte sich einer der Männer in den neonorangenen Jacken zu dem Knie des Basketballers herunter und ein anderer schien seinen Kopf zu untersuchen.

Jungkooks Blick war wie paralysiert und klebte weiterhin auf Taehyung, dessen Gesicht immernoch vor Schmerzen verzerrt war. Die Finger des Braunhaarigen krallten sich Halt suchend in das Geländer, denn in diesem Moment verspürte er eine Angst, die er so noch nie erlebt hatte.

Als Taehyung im freien Fall rückwärts auf dem Boden aufgekommen war, er sich versucht hatte unkontrolliert mit den Armen aufzufangen, aber letztendlich nur der dumpfe Aufschlag seines Kopfes zu hören war, hatte Jungkooks Herz ausgesetzt. Noch nie hatte er den Basketballer, der immerzu so kräftig und stark wirkte, so hilflos und schwach gesehen.

Jetzt aber hämmerte sein Herz wie verrückt in seiner Brust, während seine Gedanken ein Wirrwar lauter Fragen und Sorgen waren. Was würde jetzt passieren? Wie ging es weiter? Müsste Taeyhung ins Krankenhaus?

In seiner Trance gefangen, hatte der Schüler nicht einmal mitbekommen, dass der Ball, den Taeyhung geworfen hatte, tatsächlich noch im Korb gelandet war und somit zu einem Unentschieden ausgeglichen hatte. Er hatte nicht bemerkt, wie sich im ersten Moment alle gefreut hatten, dass das Spiel noch nicht für sie gelaufen war, dass ihr Kapitän es wirklich geschafft hatte, ihnen noch eine Chance zu geben. Das alles war zweitrangig für Jungkook gewesen. Das Einzige, was ihn beschäftigte, war Taehyung selbst.

Gebannt starrte er auf die Gruppe der Sanitäter und konnte auf einmal erkennen, wie sie den Lockenschopf langsam aufzurichten schienen. Keiner von ihnen forderte nach einer Trage. War das jetzt ein gutes Zeichen?

Jungkooks Knie fingen an zu zittern und ein kalter Schauer jagte seinen Rücken hinab, als er sah, dass Taehyung mit dem Oberkörper schwankte und zurück in die Arme von einem der Männer fiel. Diese steckten daraufhin sofort ihre Köpfe zusammen, bis schließlich doch einer von ihnen eine Trage heranwinkte.

Scharf zog Jungkook die Luft ein, lehnte sich noch weiter über das Geländer, um alles besser erkennen zu können. Hastig kamen zwei weitere Personen mit der verlangten Trage angerannt und stellten diese gleich neben dem am Boden hockenden Basketballer ab.

In Jungkook tobte ein Sturm der Gefühle. Er wollte etwas tun. Er wollte Taehyung irgendwie helfen, ihm zur Seite stehen und seine Hand halten. Er wollte nicht, dass es ihm schlecht ging. Das konnte er einfach nicht verkraften, zumal er sowieso schon die ganze Zeit das Gefühl gehabt hatte, dass Taehyung überhaupt nicht bei der Sache war. Der Lockenschopf sah so müde aus, so geschafft und unkonzentriert und dabei schwoll in Jungkook das Gefühl, dass es seine Schuld war immer weiter an und ließ ihn beinahe verrückt werden.

Wütend auf sich selbst, biss er sich fest auf die Unterlippe und senkte seinen Blick gen Boden. Er konnte einfach nicht mit ansehen, wie der Basketballer vom Spielfeld getragen werden müsste.

Plötzlich fingen jedoch alle in der Halle an zu jubeln. Ein gewalter Applaus schallte wie ein Donnergrollen über die Köpfe hinweg und alle sprangen erneut von ihren Plätzen auf. Ruckartig riss auch Jungkook seinen Kopf wieder herauf und fixierte den Lockenschopf auf dem Spielfeld.

Bei dem Anblick, der sich ihm dort bot, weiteten sich seine Augen überrascht und fielen ihm beinahe aus den Höhlen.

Auf dem Spielfeld stand Taehyung, sich mit den Händen auf seinen eigenen Knien aufstützend und sich stark hebenden und senkenden Brustkorb. Der Basketballer schien hart mit sich zu kämpfen und als er etwas schwankte, kam sofort wieder einer der Sanitäter zu ihm, um ihn an der Hüfte zu stützen. Doch der Sportler winkte nur flüchtig ab, signalisierte dem Mann damit, dass er es schaffen würde.

Keine Sekunde später, nahm Taehyung einen tiefen Atemzug, schloss seine Augen für einen Moment bevor er sich gänzlich aufrichtete und den Korb vor sich mit festem Blick fixierte. Jungkook wusste gar nicht mehr, was er denken sollte. In diesem Moment fluteten ihn so viele Emotionen aufeinmal und er musste eine Träne in seinem Augenwinkel unterdrücken, so erleichtert wie er sich fühlte.

"Das ist unglaublich!!!", schallte die belchernde Stimme des Kommentators plötzlich wieder durch die Boxen und durchschnitt die Schreie der tobenden Zuschauer "Kim Taehyung, du bist echt ein Mordskerl!"

Doch gleich darauf ertönte ein lauter Pfiff und mit einem Schlag verstummten alle Schüler.

Nein...das konnte doch gar nicht sein. Innerlich wusste Jungkook zwar, dass es diese Möglichkeit nach dem Foul gegeben hätte, doch dass sie jetzt wirklich zum Einsatz kommen würde, brachte ihn dazu endlich von dem Geländer abzulassen. "Yes!", jauchzte er triumphierend auf und formte seine Hand zu einer Siegerfaust.

Gleichdarauf zogen auch alle anderen Schüler nach und jubelten erneut, was das Zeug hielt.

"Uuuunglaubliiiich! Da holt der Junge noch ein 3-Punkt Spiel raus!!!", den Kommentator hielt wohl schon lange nichts mehr auf seinem Stuhl, denn die Euphorie nahm eindeutig die Überhand über seinen Körper. Doch wer konnte bei dieser Partie auch auf dem Stuhl sitzen bleiben?

Für Jungkook grenzte es jedenfalls an ein Ding der Unmöglichkeit.

Dennoch ließ er seine Augen flink über die Köpfe der Spieler wandern, wobei sich die Nervosität wieder in ihm breit machte, bis er an Taeyhung hängen blieb. Der Lockenschopf hatte sich merklich verspannt. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und mit den Augen fixierte er den unter dem Korb liegenden Ball. Er würde doch nicht ernsthaft selbst...

Aber genau in dem Moment machte der Kapitän einen Schritt vor, kam jedoch sofort gehörig ins Schwanken, sodass Jimin zu ihm herübersprintete, um seine Arme um Taehyungs Schulterpartie zu legen. Auch Namjoon eilte zu den beiden herüber, um den Lockenschopf zu stützen. Doch dieser schüttelte widerwillig seinen Kopf und schob die Arme seiner beiden Teamkollegen von seinen Schultern.

Dann fing er den Ball auf, den Hoseok ihm mit einem ziemlich besorgten Blick zuspielte.

Doch in Taehyungs Blick lag keine Sorge oder Schwäche mehr.

In dem Blick des Sportlers flammte purer Siegeswille auf. Auch wenn er bei den wenigen Schritten, die er umher taumelte, deutlich angeschlagen wirkte, konnte Jungkook genau erkennen, dass Taehyung den Sieg für sein Team holen wollte. Diese Entschlossenheit machte dem Braunhaarigen beinahe Angst, doch gleichzeitig bewunderte er ihn auch dafür.

Dennoch konnte er nicht verhindern, dass sich Panik in ihm breit machte. Was wäre, wenn Taehyung nicht treffen würde? Was wäre, wenn das zu viel für seinen Körper wäre? Wohlmöglich würde ein Fehlwurf ihn in ein tiefes Loch stürzen.

Jedoch war es jetzt sowieso zu spät.

Der Kapitän stand wurfbereit an der Freiwurflinie. Während er den Ball einige Male auf den Boden dribbelte und ihn anschließend in beide Hände schloss, kehrte eine bedrückende, nein beinahe beängstigende Stille in die Halle ein. Und dennoch war sie für Jungkook keineswegs so schlimm zu ertragen, wie die Stille, als Taehyung windend am Boden gelegen hatte.

Sein Herz zog sich zusammen. Taehyung musste einfach treffen. Wenn er nicht treffen würde, dann wäre alles aus...dann wär sein Einsatz, sein Sturz, vollkommen umsonst gewesen. So fest wie noch nie begann der Braunhaarige seine Daumen zu drücken und sich an den Gedanken zu klammern, dass es einfach klappen müsste.

Der Pfiff des Schiedsrichters schnitt durch die erhitzte Luft.

Jungkook konnte sehen, wie Taehyung einen tiefen Atemzug nahm und seine Hände über den Kopf hob. Den Korb keine Sekunde aus den Augen verlierend, ging er etwas in die Knie. Alle Augen klebten an dem Basketballer. Jeder in der Halle hielt den Atem an.

Und plötzlich drückte Taehyung sich nach oben, gab dem Ball mit seinem Handgelenk den letzten Druck mit bevor dieser seine Fingerspitzen verließ und in einem hohen Bogen in die Luft flog. In diesem Moment kam es Jungkook so vor, als würde der Ball seine Flugbahn in Zeitlupe fliegen, als würde er sich nur Millimeter um Millimeter dem Korb nähern.

Dennoch kam das Leder dem Korb immer näher und näher, bis es schließlich auf dem Brett aufkam. Schockiert riss Jungkook die Augen auf und ein entsetztes Raunen schallte durch die Zuschauerreihen. Der Ball sprang zurück gegen den orangenen Ring des Korbes ehe er sich mehrmals in darin drehte.

"Nein, nicht rausfliegen...du darfst nicht wieder rausfliegen, nein", flüsterte Jungkook sich selbst zu, klammerte sich damit an den letzten Strohhalm Hoffnung.

Und aufeinmal landete der Ball auf dem Boden.

Augenblicklich bildeten sich Tränen in Jungkooks Augen und er sackte etwas in seinen Knien zusammen, als jegliche Anspannung von ihm abfiel.

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Herzlich willkommen, welcoooome!!! ❤️

Ich hatte Lust auf eine kleine Lesenacht und ihr hoffentlich auch! Borahae, Purples! 💜

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