Flehen
Das Mädchen stand vor dem Spiegel.
Schaute sich an. Sich selbst. Sie schaute sich in die Augen. Ihr Blick war sehr intensiv.
"Mir geht es gut" flüsterte sie.
Ihre Stimme war zart. Sie lächelte. Doch ihr Gesicht betrachtete sie gar nicht. Nur ihre Augen starrte sie an. Wie wenn sie durch sie hindurch blicken und zu sich selbst gelangen könnte.
"Mir geht es gut, ja, gut. Mir geht es gut", wiederholte sie. Ihr Lächeln verschwand langsam. Ihre Stimme wurde eine Spur kälter. Doch ihre Worte blieben.
"Mir geht es gut. Sag mir, dass es mir gut geht", forderte sie sich selbst auf.
"Sag es, komm, tu es. Mir geht es gut. Mir geht es wirklich gut. Mir geht es einfach gut. Ich habe kein Problem damit, was man über mich sagt. Denn mir geht es gut, ja, mir geht es gut." Am Ende bebte ihre Stimme leicht, obwohl sie versuchte, fest zu klingen. Um sich selbst davon zu überzeugen. Und sie fuhr fort. Sie wiederholte diesen einen Satz immer und immer wieder. Und wieder. Immer wieder.
"Mir geht es gut."
Ihre Stimme wurde fester und dann wieder zittriger und dann brach sie ab. Sie fing an, zu nuscheln. Ihre Tränen flossen über ihr Gesicht. Über das Gesicht, dass sie nicht anschaute, sondern lediglich ihre Augen. Denn durch sie hindurch sah sie sich selbst.
Sie schluchzte und flüsterte weiter. Immer weiter. "Mir geht es gut".
Und sie hörte nicht auf.
Ihr Schluchzen wurde heftiger, ihre Tränen flossen weiter, ihre Sicht wurde verschwommener, ihre Stimme undeutlicher, doch ihr Flüstern hörte nicht auf.
"Mir geht es gut." Diese Worte waren nur für sie selbst verständlich. Sie waren klar in ihrem Kopf. Und sie wiederholte diesen Satz. Sagte ihn immer wieder. Sagte ihn mehrmals, hörte nicht auf.
"Mir geht es ... "
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