Einsamkeit

"Ich gehe jetzt schlafen. Hast du noch etwas zu sagen?"

Es verging eine Minute.
60 Sekunden.
In dieser qualvollen Minute, in diesen qualvollen 60 Sekunden zerriss es mein Herz.
Ich spürte es knacken und dann reißen.
Eine Leere machte sich in mir breit.
Ich starrte auf das Display. Ich wollte mein Handy einfach wegwerfen. Ich wollte es zerstören. Einfach vernichten.
Meine Hände fingen an zu zittern und meine Gedanken waren zerstreut. Ich konnte sie nicht ordnen, da dieser Schmerz mich lähmte, da diese unerträgliche Leere mich aufsaugte, mich von Sekunde zu Sekunde tiefer traf, mir den Atem raubte und mich einfach zerstörte.
Mich einfach komplett zerstörte.
Ich starrte immer noch auf den Bildschirm. Meine Gedanken immer noch durcheinander. Der Schmerz meines Herzens frisch und unerträglich. Diese nicht endende oder beginnende, einfach tief verlaufende, mich in sich versinken lassende, schmerzvolle, qualvolle, gewaltige und absolut nichts enthaltende Leere.
Ich starrte den Bildschirm an und fing mit zittrigen
Fingern an, zu tippen: "Nein ich habe nichts mehr zu sagen. Gute Nacht"

Die Antwort kam in wenigen Sekunden : "Gute Nacht, schlaf gut"

Mein Inneres schmerzte so sehr.
So verdammt sehr.
Diese Leere, deine Worte, der Schmerz,
ich,
du,
ja du, verdammt nochmal du,
alles war zu viel.
Alles war zu überwältigend. Ich, ich kann nicht reden, ich finde keine Worte mehr. Sie entschlüpfen mir, entgleiten meiner Seele, entgleiten mir, ja mir und ich sehe einfach nur zu. Ich sehe verdammt nochmal einfach zu. Ohne Worte und ohne Emotion. Das einzige, was ich empfinde, ist diese Leere. Diese nicht enden wollende Leere. Diese mich verdammende Leere. Diese mich zerstörende, mich zerstört habende Leere.

Leere.

Meine Tränen fließen unaufhörlich, sie fließen wie ein Wasserfall, sie sind nur noch das, was mir übrig bleibt. Sie sind ein Teil dessen, was ich mal war.
Sie sind ich.
Ich selbst.

Mit verschwommener Sicht tippe ich die Worte
"Ich vermisse dich".
Ich zögere eine Minute lang. Ich denke an den Schmerz, die Leere und an dich.
Du bist immer in meinen Gedanken, willst da gar nicht mehr rauskommen.
Doch du zerstörst mich. Du zerstört mich, verdammt nochmal. Aber so sehr ich es auch hasse, ich kann dich nicht hassen.

Eine Träne landet auf dem Display, eine einsame, kalte Träne. Ich wische sie nicht weg, sondern beobachte sie eine Weile.

Einsamkeit.

Das ist es, was auch ich empfinde.

Bittere Einsamkeit in meinem Inneren.

Eine einsame und mir Schmerzen zufügende Leere.

Dies sind die Sachen, die mir bleiben.
Und diese eine Träne da vor meinen Augen.
Die die Einsamkeit ausdrückt.

Meine Einsamkeit.

Meine Tränen sind getrocknet. Sie fließen nicht mehr. Doch ich bin zerstört. All diese Scherben in mir zerstören mich noch weiter. Sie sind nicht nur ein Beweis dessen, was in mir geschehen ist. Sie sind meine nächste Waffe, die mich noch ein Stück mehr zerstören wird. Und das, Tag für Tag. Stunde für Stunde. Minute für Minute. Und Sekunde für Sekunde. Die Zeit wird vergehen und die Schmerzen verblassen, denkst du.
Doch nein, sie werden mich nur ein bisschen mehr zerbrechen.
Tag für Tag.
Stunde für Stunde.
Minute für Minute.
Sekunde für Sekunde.

Immer und immer weiter.

Das einzige was sich verändert, ist die Gewohnheit. Denn ich werde mich an diesen Schmerz gewöhnen. Nicht weil ich es will. Nicht weil du es von mir verlangst. Auch nicht weil es das richtige sein soll. Sondern ganz einfach, weil ich es tun muss.

Ein letztes Mal schließe ich meine Augen und atme tief durch. Nur diesen einen Moment will ich in mir spüren. Ich will ihn in mir aufnehmen, auch wenn ich ihn wieder loslassen muss.

Ich starre wieder auf den Bildschirm und drücke gedankenlos auf "senden".
Danach schalte ich mein Handy aus und werfe es weit weg von mir.

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