Kapitel 8
Wie jeden Mittwoch alle zwei Wochen, trafen wir uns bei Granny im Haus, um zusammen zu essen. Seitdem Grandpa gestorben war, wollten wir Granny nicht immer so allein lassen und nur an Feiertagen zusammen kommen, weswegen wir diese Tradition einführten.
Tja und dann verließ uns auch noch mein Vater, weswegen wir noch enger als Familie rückten. Was ich eigentlich nur begrüßen konnte.
,,Bringst du den Salat noch mit?", rief mir meine Granny, die schon auf einem Stuhl im Wohnzimmer saß. Diese Frau könnte auch eine neue Stellung als Feldwebel annehmen.
Seitdem sie nicht mehr die Aktivste ist durch ihren Sturz, hat sie gelernt wie man Leute herumkommandiert, aber wer würde es ihr schon übel nehmen?
Ich griff nach der Salatschüssel und holte auch gleich noch Salatbesteck aus der obersten Schublade der Küchentheke, bevor ich zurück ins Wohnzimmer trat, welches ich eben zu einem Esszimmer verwandelt hatte.
Seitdem mein Opa starb, war ich ziemlich oft bei meiner Oma, vielleicht aus dem Grund, weil ich Angst hatte irgendetwas zu verpassen und jeden Moment zu genießen.
Ich wollte gar nicht daran denken, sie auch zu verlieren. Jemand so starkes, der mir immer Halt gegeben hat, egal in welcher Lebenslage.
Granny saß am Kopfende, in ihrem roten Lehnsessel und begutachtete mit leicht zusammengekniffenen Augen die Uhr, die an der gegenüberliegenden Wand hing. Wann würde sie sich eingestehen, dass sie die Brille brauchte?
,,Es ist kurz vor sechs. Die Anderen kommen bestimmt gleich", erklärte ich und musste mir ein Schmunzeln verkneifen, als von ihr nur ein ,,Das weiß ich doch" als Antwort kam. Natürlich wusste sie es nicht.
Während des Abendessen, lag die Hauptaufmerksamkeit natürlich auf Enja, wie sie in Livis Arm lag und ihre Mutter mit ihren großen Augen begutachtete.
Sie lag schweigend da und starrte einfach ihre Mutter an, ab und zu versuchte sie mit ihren kleinen Händen, nach Livis Haaren zu greifen. Ihr Körper war noch so winzig und wirkte so zerbrechlich, dass ich manchmal gar nicht realisierte, dass sie viell zu schnell aus diesem Alter herauswachsen würde.
Bald schon würde sie krabbeln und ich müsste meine Pflanzentöpfe vor ihr schützen, bevor sie noch anfängt Erde in sich hinein zustopfen.
,,Meint ihr ich sollte Dad Bescheid sagen, dass er jetzt Opa gewurden ist?", warf Livi ein und holte mich aus dem faszinierenden Starren zurück in die Realität.
,,Wieso? Hat er sich während deiner gesamten Schwangerschaft bei dir gemeldet? Sich nur ansatzweise interessiert, wie es dir geht?", hinterfragte meine Mutter, die neben mir saß, dabei spürte man den leicht verbitterten Unterton.
Ich würde nicht sagen, dass sie Dad hasste für das, was er uns angetan hat. Aber sie mochte den Gedanken ganz und gar nicht, dass er uns verließ wegen einer Jüngeren. Sie und ihre zwei Töchter.
,,Nein, aber ich dachte es wäre vielleicht angebracht", argumentierte Livi weiter und kaute dabei auf ihrer Unterlippe, das war eine Eigenschaft, die ich mir ebenfalls angewöhnt hatte.
,,Doch. Vielleicht solltest du ihm zumindest eine Nachricht schreiben...guten Willen zeigen, weißt du? Für Enja", erklärte ich und zuckte mit den Schultern, bevor ich mir etwas Gemüse auf die Gabel schob.
,,Dann können wir ihr wenigstens später mal erklären, dass ihr Opa ein Arsch ist, falls er ablehnt", ergriff nun Max das Wort, welcher mir gegenübersaß und das Essen förmlich in sich hinein schaufelte. Ich frag mich, wo er nur das ganze Essen hin steckte.
Max war eher der schlanke Typ, der nicht mal viel Sport machte. Aber sein Stoffwechsel musste Saltos drehen, bei den Massen die er aß ohne ein Gramm zuzunehmen.
,,Es gibt schönere Themen am Essentisch", kommentierte nun auch Granny das Gespräch und damit wurde es zu den Akten gelegt. Hätten wir es nur beibehalten.
,,Muss ich jetzt mit Zack eigentlich ein Mann zu Mann Gespräch führen?", fragte Max und lächelte mich schelmisch an. Er war wie ein Bruder für mich, da er und Livi schon seit Ewigkeiten zusammen waren. Und mit Ewigkeiten meine ich seitdem die Beiden fünfzehn sind, was in dieser Wegwerfgesellschaft wirklich Ewigkeiten sind.
,,Wieso solltest du so etwas führen müssen? Ich als große Schwester bin schließlich auch noch da!", warf Livi empört ein und sah ihren Freund an, welcher nur noch breiter lächelte, während ich auf meinem Stuhl langsam hin und her rutschte.
,,Schließlich bin ich der einzige Mann im Haus...", begann Max und Livi schlug ihn gegen die Schulter.
,,Wir sind nicht mehr im 19 Jahrhundert, wir Murphy Frauen bekommen das auch ohne Schwanz hin", entgegnete sie und meine Mum zog scharf Luft ein, als würde sie Livi gleich maßregeln wollen, dass schließlich noch ein ,,Kind" am Tisch sitzt, aber Enja war nun wirklich zu jung um das zu realisieren...und Max würde ihr schließlich schon genug schlimme Wörter beibringen.
,,Zwischen mir und Zack läuft nichts, rein gar nichts. Also heb dir dieses Gespräch für deine Schwiegersöhne auf", nuschelte ich und begann die Teller zusammen zu räumen.
,,Welcher Zack? Dieser Matthews Junge?", beteiligte sich sofort meine Granny an dem Gespräch, während ich mit den Tellern in die Küche flüchtete. Ich dachte Max und ich spielten in einem Team, das würde er büßen.
,,Genau der", antwortete Livi begeistert und ich betete für ein Loch im Boden.
,,Bring ihn doch einmal mit! Er ist ein Polizist, ein ordentlicher Beruf", schlug Granny gleich vor und ich seufzte. Als ich zurück ins Wohnzimmer trat, warf ich Max einen wütenden Blick zu, welcher nur siegessicher grinste.
,,Naja du brauchst eh noch eine plus eins für unsere Hochzeit", kommentierte Max meinen Blick, welcher binnen Sekunden zusammenfiel.
,,Hochzeit?", fragten Mum und ich gleichzeitig, weshalb Livi nur stolz ihre rechte Hand hob, welche vorher um Enja geschlungen war, weshalb ich nicht auf ihre Finger geachtet hatte. Verflucht sie würden heiraten!
,,Das wird ja auch mal Zeit...schließlich habt ihr ein uneheliches Kind", meinte niemand geringeres als meine Oma, die sich jedoch ein Strahlen nicht verkneifen konnte.
Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte Livi sofort heiraten sollen, als sie schwanger wurde. Aber da Livi auf den Hochzeitsfotos nicht wie ein ,,aufgeblähtes Walross" (ich zitiere hier nur ihre Worte) aussehen wollte, fiel diese Idee ins Wasser.
,,Wenn es schon nicht mit dem Abschlussball geklappt hat, dann vielleicht jetzt", Livi zwinkerte mir zu und ich verdrehte nur die Augen.
Ich würde Zack ganz sicher nicht fragen und bis dahin würde auch noch mindestens ein halbes Jahr vergehen, was wieder rum bedeutete, dass ich und Zack bestimmt diese ,,Bekanntschaft" bis dahin wieder aufgelöst hatten.
Schließlich würde es nur so lange gehen, bis er wieder vernünftig laufen konnte. Ich half ihm, mehr nicht. Irgendwann würde er diese Hilfe nicht brauchen und jeder würden wieder ganz gewohnt seinen Weg gehen. Fertig.
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Vergiss das ☆ nicht, wenn dir das Kapitel gefallen hat^^
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