Kapitel 7
Schüsse und Schreie.
Etwas anderes nahm ich nicht wahr, während ich mich über den dunkelgelben Boden zog. Meine Augen brannten von dem Staub, der durch die Explosion aufgewirbelt wurden.
Aber das war mir egal, ich musst weiter. Ich musste aus diesem Dorf raus, was anderes blieb mir gar nicht übrig.
Mein ganzer Körper zitterte, aber ich erlaubte ihn nicht, einen Schock zu erleiden, er würde mich umbringen.
Also weiter.
Ich robbte über den Boden und versuchte so wenige Geräusche wie möglich zumachen.
Wir waren in einen Hinterhalt geraten, gerade als wir einen Kontrollgang gemacht hatten. Wo waren die anderen meiner Gruppe? Konnten sie fliehen? Oder waren sie wie ich noch mitten drin?
Ich betete, dass sie alle unversehrt waren. Mehr als beten blieb mir nicht.Ich kroch weiter immer schneller, weil ich durch den Staub die letzen Umrisse der Häuser sah. Nur noch diese Gebäude und dann war ich raus.
Dann musste ich nur irgendwie zurück in unser Lager kommen. Gerade als ich mich um die Ecke zog, sah ich jemanden an der Wand sitzen.
,,Sam", sagte ich fast tonlos und lächelte. Er konnte sich aus dem Dorf retten. Er saß regungslos an der Wand, als ich mich langsam näherte.
,,Sam?", fragte ich wieder und griff dabei nach seinem Bein, um an diesem zu rütteln. Durch die Erschütterung viel sein Körper auf den Boden. Direkt in meine Richtung. Seine Augen waren farblos und weit aufgerissen...während aus seinem Mund Blut lief.
Meine Schlafzimmertür knallte an die Wand und ich saß sofort aufrecht im Bett.
,,Ella!", schrie ich erschrocken und sah sie an. Mein Atem ging stoßweise. Wie lange hatte ich geschlafen?
,,Zack", antwortete sie mir und sah mich an. Sie war ja ganz blass im Gesicht, während sie mich mit großen Augen musterte. Mein Körper klebte vor Schweiß. Ich saß mitten in meinem Bett, um mich herum auf dem Boden waren meine zwei Kissen verteilt und meine Decke, lag auch auf dem Fußende, als hätte ich im Schlaf um mich geschlagen.
Erst jetzt merkte ich, dass ich hier gerade halb nackt vor ihr saß, lediglich mit einer Unterhose bekleidet, weshalb ich mir meine Decke schnappte und sie mir um legte.
,,D-Du hast geschrien und da dachte ich...", begann sie und ihre Stimme zitterte dabei leicht.
Ich strich mir durch meine schweißnassen Haare und überlegte, was passiert war. Ich hatte geträumt, es war einer der vielen Träume, die mich heimsuchten, wenn ich am wenigsten damit rechnete. Sie trafen mich immer mit der vollen Breitseite.
,,Alles gut...mir geht es gut. Es war nur ein Albtraum", erklärte ich und sah wieder zu ihr hoch. Ella stand stocksteif in der Tür, als würde sie in jedem Moment wieder los rennen, als wäre sie gewappnet einen Einbrecher zuschlagen.
Sie schluckte, bevor sie nickte und einen Schritt zurück trat. ,,Ich wollte dich auch eigentlich nicht stören, ich wollte nur mal nach dem Rechten sehen...mehr nicht. Also vergessen wir das jetzt einfach? So als wäre ich nicht da gewesen?", plapperte sie wieder drauf los und würde von jedem Wort zum nächste nervöser.
Wieso tat sie das? Wieso kam sie hier her? Aber es war okay. Hätte Ella mich nicht mit ihrem Eintreffen aus dem Schlaf gerissen, wäre ich vermutlich immer noch gefangen in diesem Albtraum.
,,Ella, du musst dich doch nicht rechtfertigen. Alles gut. Weißt du was? Setz dich kurz ins Wohnzimmer. Ich zieh mir was an und ich komm dann auch. Beruhig dich, Ella. Es ist alles gut", redete ich mit einer ruhigen Stimme auf sie ein und sie nickte wieder, bevor sie mein Schlafzimmer verließ und die Tür hinter sich schloss.
Ich strich mir mit meinen Händen über das Gesicht. Jeden andern hätte ich sofort weg geschickt...aber was hätte ich den tun sollen? Sie war doch total verstört und das wegen mir, da konnte ich sie ja schlecht vor die Haustür setzen.
Ich reichte Ella ein Glas Wasser und setzte mich dann ebenfalls auf die Couch. Wenigstens hatte Ella wieder etwas Farbe im Gesicht und sah nicht mehr so aus, als würde sie gleich umfallen.
,,Ich wollte dich wirklich nicht so erschrecken", begann ich wieder mich zu entschuldigen und sie nippte an dem Wasserglas.
,,Und ich hätte nicht so einfach in deinem Haus stehen sollen, also ich glaube damit sind wir quitt", erklärte sie und lächelte mich schwach an.
Heute trug sei ein blassgelbes Kleid mit einer gestrickten Strumpfhose darunter...war sie wieder gleich nach der Arbeit hier her gekommen.
,,Was wolltest du eigentlich hier?", fragte ich und sah sie wieder forschend an. Das Kleid war weit, jedoch umschmeichelte es ihre zarte Figur. Und irgendwie stand ihr die Farbe gelb, es ließ sie so süß und unschuldig wirken...okay, das war sie auch.
Um ehrlich zu sein, wusste ich kaum etwas über Ella...nur dass sie die beste Freundin von meinem Bruder war und auch mit ihm arbeitete.
,,Nach dir sehen. Das hört sich vielleicht komisch an, ich weiß, besonders da wir uns ja gar nicht so gut kennen. Aber damals, als mein Opa gestorben ist...da warst du auch da...und ich will mich einfach revanchieren", erklärte sie und fuhr mit ihrem Finger den Rand des Wasserglases nach. Sie war so darauf fixiert, dass sie mich gar nicht ansah, als sie redete.
,,Aber du bist mir deswegen doch nichts schuldig. Damals, an dem Tag wo es passiert ist, sahst du so hilflos aus...naja ich dachte du bräuchtest vielleicht jemanden zum Reden, der nicht aus deiner Familie ist", erläuterte ich etwas unbeholfen.
Ich weiß noch genau, wie sie mich angestarrt und verlangt hatte, dass ich sie ins Wohnzimmer ließ. Man konnte förmlich spüren, wie sie zusammenbrach, als ich ihr mitteilen musste, dass es zu spät war wie ein Kartenhaus, wenn man dagegen stieß.
,,Ich weiß...aber ich dachte, dass es dir vielleicht genauso hilft wie mir damals...einfach jemanden zu haben, der da ist und dich nicht mit Mitleid überschüttet, besonders wenn sie nicht mal ansatzweise den Schmerz kennen", erwiderte sie und sah zu mir hoch.
Direkt in meine Augen. Das tat sie nicht oft, weshalb mich dieser Augenkontakt tief traf.
Ihre Augen waren Rehbraun, wobei sich um ihre Pupille ein goldener Ring abzeichnete. Dieser verlieh Ellas Augen etwas leuchtendes, etwas magisches, was einen in dem Bann zog.
Und das erste Mal seit langen, blickte ich in die Augen von jemanden, der mich versteht...auf seine eigene Art und Weise.
Sie könnte nie verstehen, was ich durchgemacht habe, aber sie versteht, wie man sich fühlt, wenn man nur mit mitleidigen Augen angesehen wird und niemand einem so wirklich helfen kann. Ella war ein Geschenk des Himmels.
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Vergiss das ☆ nicht, wenn dir das Kapitel gefallen hat^^
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