Kapitel 24
Die Sonne schien mir warm ins Gesicht, während ich für einen kurzen Moment die Augen schloss und den Duft des Waldes einatmete. Genau deswegen liebte ich mein Grundstück so sehr, für viele wäre es vermutlich viel zu abgelegen, aber für mich war es perfekt. Ruhe und die Natur um mich herum. Mehr brauchte ich nicht.
Mein Blick fiel auf Ella, die den Waldweg entlang radelte und mir schon von weitem zu winkte. Heute trug sie ein hellblaues, langes Kleid mit kleinen weißen Blumen.
Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als sie vor mir vom Rad stieg und es gegen meine Hauswand lehnte. Diese Frau war der Sonnenschein in Person, das verdeutlichte nicht nur ihre Art, sondern auch ihr Kleidungsstil, schrie förmlich danach.
,,Na du", begrüßte ich und gab ihr einen kleinen Kuss auf die Stirn, während meine Hände durch ihre braunen Locken strichen. Es war total faszinierend, manchmal auch etwas beängstigend, was diese Frau in mir auslöste. Allein das Bedürfnis ihr ständig nahe sein zu wollen und sie zu berühren, machte mich manchmal wahnsinnig.
,,Naaa", erwiderte Ella breit lächelnd und hob aus dem Korb vorne an ihrem Fahrrad eine Box.
,,Ich habe doch gesagt du musst nichts backen", kommentierte ich es und seufzte. Viel zu gut für diese Welt, ich konnte es nur immer wider betonen. ,,Und ich habe darauf gesagt, dass ich es trotzdem tuen werde", sie zuckte mit ihren Schultern und ich merkte, dass eine Diskussion hier keinen Zweck hatte.
Ich griff nach dem Korb, den ich auf den Stufen vor der Haustür gestellt hatte, und lief mit Ella den Waldweg entlang.
Seit über zwei Wochen hatten wir nun beschlossen, es zu mit einander zu probieren. Natürlich war es noch nicht offiziell, aber wie ich Woodshill kannte, wusste es insgeheim eh schon jeder. Seit Montag arbeite ich wieder und allein die Blicke, den mir meine Kollegen zuwarfen, als ich aufs Revier kam, sprach Bände.
Aber irgendwie war es okay, schließlich machte mich diese Frau neben mir einfach glücklich. Sie war wie ein Puzzleteil, was ich nie gesucht hatte, aber trotzdem so wichtig war, um mein Leben zu vervollständigen.
,,Seit wann bist du so romantisch, Zachary Matthews?", fragte mich Ella, als sie sich auf die Picknickdecke setzte und sich kurz umsah.
Das Plätzchen für unser Picknick war eine kleine Lichtung im Wald, auf welcher die ersten Blumen anfingen zu blühen und das Zwitschern der Vögel, sowie das Summen der Insekten um uns herum die Umgebung erfüllte. Ja okay, es war schon etwas kitschig, das musste ich selbst zugeben.
,,Tja, anscheinend, kennst du noch nicht alle meiner versteckten Talente", antwortete ich ihr amüsiert, während ich den Picknickkorb ausräumte.
,,Wie war dein Tag?", hinterfragte ich, als ich aus der Thermoskanne Kaffee einschenkte und sie ihren Obstkuchen in gleich große Stücke schnitt.
,,Ganz normal, würde ich behaupten. Außer vielleicht mit der kleinen Ausnahme, dass Livi mich langsam wirklich bedrängt, dich einmal mit zubringen, wenn ich sie besuche", erklärte sie und nahm die Kaffeetasse dankend an. Ich schraubte die Kanne wieder zu und verstaute sie im Korb.
,,Mein Dad hat heute auch eine ganz komische Andeutung gemacht, dass ich sie ja ruhig mal am Sonntag zum Mittag besuchen könne...schließlich kocht meine Mutter sehr gerne für Besuch. Dabei hat er mir zugezwinkert", ich seufzte und nippte an meinem Kaffee.
Es ist nicht so, dass ich Ella nicht meinen Eltern offiziell als meine Freundin vorstellen wollte, aber irgendwie fühlt sich das alles noch so unwirklich an und ich genieße einfach diese Zeit, in welcher noch alles so neu und aufregend ist...vielleicht habe ich auch etwas Respekt vor dem Schritt, das hier alles offiziell zu machen. Schließlich ist Ella meine erste feste Freundin und ich will einfach alles richtig machen.
Ella griff nach meiner Hand, mit welcher ich mich auf der Decke abgestützt hatte und lächelte mich an. ,,Vielleicht wäre es gar keine so schlechte Idee...zumindest unsere Familien einzuweihen", schlug sie vor und ich verschränkte unsere Finger miteinander.
,,Naja, wissen tuen sie es eh schon...aber ja, vielleicht sollten wir diesen Schritt machen. Meine Mum liebt dich eh schon abgöttisch", erklärte ich und Ellas Wangen verfärbten sich rot.
,,Echt? Ich hab doch gar nichts gemacht", versucht sie es klein zureden, während sie etwas verlegen kicherte.
,,Du kannst backen und naja, du hast beiden ihrer Söhne den Kopf verdreht", argumentierte ich, bevor ich meine Tasse neben mich stellte. ,,Und wegen dir kann der Älteste von Beiden an nichts anderes mehr denken, als an dich, deine Lippen, dein Lächeln...", fügte ich hinzu und legte eine Hand an ihre Wange, während ich sie verträumt anlächelte.
,,Du hast ihm zu dem glücklichsten Mann in Woodshill gemacht", ich beugte mich vor und drückte meine Lippen sanft auf ihre. Sie schmeckte nach ihrem viel zu süßen Kaffee, den sie immer mit Karamellsirup verfeinerte.
Ich beugte mich etwas zurück und zuckte zusammen. In Ellas Augenwinkeln hatten sich Tränen gebildet und ein kleines Wimmern kam über ihre Lippen. Hatte ich was falsches gesagt?
Sofort musterte ich sie besorgt und durchforstete die letzten Minuten, ob ich vielleicht doch etwas viel zu überrumpelndes gesagt hatte...war das zu viel? Zu früh.
,,Zack...ich kann dich denken hören"; waren ihre ersten Worte und sie lachte kurz auf, während die erste Träne über sich den Weg über ihre Wange bahnte.
,,Es tut mir leid...", begann ich, jedoch schüttelte Ella leicht den Kopf, bevor sie ihre kleinen Hände an meine Wange legte und mich breit anlächelte. Ich zog irritiert meine Augenbrauen in die Höhe, was sie anscheinend nur noch mehr amüsierte.
,,So etwas schönes hat mir noch nie ein Mann gesagt. Und du weißt gar nicht, wie lange ich es mir schon erträume, dass ausgerechnet du mir das hier alles sagst. Verdammt Zack, seitdem ich ein Teenager war, bin ich vernarrt in dich gewesen. Ich weiß das ist vielleicht total krank, aber irgendwas in mir drin hat schon immer gewusst, dass du der Richtige für mich bist", weitere Tränen liefen ihr über die Wange, während sie sprach.
Ihre braunen Augen jedoch strahlten förmlich vor Glück und das berührte eine ganz tiefe Stelle in meiner Seele, von der ich selbst bis dato nichts gewusst hatte. Ohne sie weitersprechen zu lassen, drückte ich wieder meine Lippen auf ihre und zog sie zu mir heran. Sie vergrub ihre Hände in meinen Haaren und erwiderte meinen Kuss.
Das hier war perfekt. Ella war perfekt.
Wir lagen zusammen auf der Decke und schauten den Wolken zu, wie sie über den blauen Himmel zogen. Meine Finger malten kleine Kreise auf Ellas Oberarm, während sie auf meiner Brust lag und mir gerade erklären wollte, dass die Wolke über uns wie ein Blatt einer Monstera aussah, auch wenn ich noch nie etwas von solch einer Pflanze gehört hatte.
Ich könnte den Rest meines Lebens hier im Gras liegen und Ella in meinem Arm halten. Nichts würde mich glücklicher machen.
,,Hörst du das auch?", fragte Ella plötzlich und richtete sich auf. Sie sah sich um, während ich sie etwas irritiert musterte.
,,Hm?", machte ich und stützte mich auf meine Unterarme, jedoch hörte ich rein gar nichts. Naja, ich war auch so in Gedanken verloren gewesen, dass ich es gar nicht wahrgenommen hatte.
,,Da! Schon wieder", meinte Ella laut und kniete sich hin, wobei sie die Umgebung abscannte wie ein aufgeschrecktes Reh. ,,Das hört sich an wie eine Miauen", fügte sie hinzu und jetzt hörte ich das leise Geräusch auch. Es klang wirklich wie von einer Katze.
Nun richtete ich mich auch auf und da erblickte ich das kleine schwarze Kätzchen, was sich den Weg durch das Gras auf uns zu bahnte.
Ella quietschte kurz herzzerreißend auf und ich sah sie irritiert an. ,,Sie ist ja völlig ausgehungert", jammerte sie, als das Kätzchen sich vor uns setzte und uns lautstark anmiaute.
Es war vielleicht zwei Monate alt. Sein schwarzes Fell glänzte in der Sonne, während es uns mit seinen zwei verschiedenen Augen musterte. Ella lehnte sich nach hinten und goss etwas Milch auf einen kleinen Teller, um es dem Kätzchen hinzustellen. Es stürzte sich förmlich auf die Milch und Ella strich ihm über das kleine Köpfchen.
,,Meinst du es ist von zuhause weggelaufen?", fragte ich, während ich die beiden immer noch skeptisch ansah.
,,So weit weg von Woodshill? Ohne seine Mama? Ich glaube eher, dass das arme Ding ausgesetzt wurde", erklärte Ella traurig und kraullte dem Kätzchen die Ohren. Dabei fing es an schnurren und Ellas Lächeln wurde breiter. Jetzt war ich abgeschrieben...so schnell wurde man also von Ella ersetzt.
,,Aber trotzdem sollten wir nach dem Besitzer suchen...vielleicht ist es auch einen der Touristen nachgelaufen und findet jetzt nicht mehr nachhause...vielleicht hat es sich auch irgendeine Krankheit eingefangen", da kamen meine Polizeigene wieder zum Einsatz, während ich schon langsam im Kopf alle Szenarien durchging. Dafür erntete ich von Ella nur einen Dein-Ernst-jetzt?-Blick, bevor sie die Katze auf ihren Schoß setzte.
Sofort wollte ich wiederholen, dass diese Katze vielleicht Würmer oder Tollwut haben könnte, aber das hatte vermutlich keinen Zweck. Schließlich hatte sich das Kätzchen schon auf dem blauen Stoff von Ellas Kleid eingerollt und schnurrte fröhlich, als ob es sagen wollte, jetzt bekommt ihr mich nicht mehr los.
Auf dem Heimweg konnte ich Ella wenigstens dazu überreden, mit dem Kätzchen zum Tierarzt zufahren und dass ich auf dem Revier nach ihrem Besitzer suchen darf. Aber irgendwie beschlich mich der Gedanke, dass Ella sich schon unsterblich in das kleine Ding verliebt hat und sie es nicht mehr her geben würde.
Es hat sogar schon einen Namen. Otis. Auch dabei durfte ich nicht mitreden. Aber wer konnte schon Ella...ganz besonders, wenn sie einen anlächelte...irgendetwas verübeln? Verdammt, ich war wirklich verloren.
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