Kapitel 18

Da stand er mit gemachten Haaren und einem schwarzen Anzug, der seine breiten Schultern betonten.

Ich musste mir auf die Lippen beißen, um nicht wie eine Idiotin zu Sabbern. Er strich sich durch seine schwarzen Haare und sah mich an. Gott ich benahm mich wie ein Teenager...ein verliebter Teenager.

Meine Wangen wurden rot und ich räusperte mich kurz etwas verlegen. ,,Wollen wir runter?", fragte ich und strich etwas unbeholfen über den seidenen Stoff des Kleides.

Zack bot mir seinen Arm an und ich schluckte. ,,Du willst es heute richtig professionell machen oder?", hinterfragte ich die Geste immer noch total unsicher und griff nach seinem Arm.

Zack hatte nur eine Krücke dabei, vermutlich um etwas freier zu sein. ,,Wenn schon, denn schon oder?", scherzte er, bevor er mich den Flur herunter führte zu dem Fahrstuhl.

Das Event fand hier in diesem Hotel statt, was natürlich sehr praktisch war.

Hätte es sich so angefühlt, wenn Zack nicht zur Army gegangen wäre...wenn ich ihn gefragt hätte, ob er meine Begleitung zum Abschlussball gewesen wäre?

Hätte er auch vor meiner Haustür gestanden und wären meine Knie genau so weich gewesen, wie sie jetzt waren?

Und das lag sicherlich nicht an meinen Schuhen.

So näher wir dem Saal kamen, so mehr verspannte sich Zack an meiner Seite. Ich blieb kurz stehen und sah ihm ins Gesicht. Er war total angespannt, man sah förmlich wie es in seinem Kopf ratterte. Ich stellte mich direkt vor ihn und lächelte ihn an.

,,Jetzt mach doch mal ein schöneres Gesicht, das wird super...und wenn nicht gehen wir wieder hoch okay?", ich richtete seine Krawatte, auch wenn sie perfekt saß. Ich musste meinen Händen einfach eine Beschäftigung geben.

,,Du gehst da nicht alleine rein, ich bin da", fügte ich hinzu und lächelte ihn wieder an.

,,Danke, Ella. Für alles", hauchte er mir zu und ohne, dass ich es vorahnen konnte, zog er mich an sich. Er umarmte mich und ich atmete sein Parfüm ein.

Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen und genoss diese Berührung seine Hand an meinem Rücken.

Für einen kurzen Moment gab es nur uns zwei und wir würden das hier schaffen.

Der Saal war schlicht eingerichtet, nichts besonders. Überall waren runde Tische mit weißen Tischdecken aufgestellt. Auf diesen waren Kerzen verteilt und feines Geschirr. Am Rand gab es eine helle Bar, an welcher sich schon ein paar Leute versammelt hatten.

Alle waren fein gekleidet. Einige Männer trugen Uniformen mit dutzenden Orden, während sie sich mit einem Weinglas unterhielten und scherzten. Bevor ich Zack fragen konnte, wer die Männer waren, wurden wir laut stark von einem jungen Mann begrüßt.

,,Seh ich richtig? Matthews!", grölte der Mann euphorisch und schloss Zack in eine kurze Umarmung. Er klopfte ihm auf den Rücken und grinste breit. Der Mann schien genauso alt zu sein wie Zack. Neben ihn trat eine junge Frau, die Zack ebenfalls anlächelte.

,,Du kennst Amy noch oder?", erklärte der Mann und legte einen Arm um die Frau, welche ein fliederfarbenes Kleid trug.

,,Natürlich. Du hast mir die Ohren von ihr abgekaut", erwiderte Zack und reichte Amy die Hand. Dann wendete sich Zack zu mir und überlegte kurz.

,,Ella, das ist Roger...ein ziemlich nerviger Typ, aber einer meiner besten Freunde in der Army", stellte mich Zack Roger vor, welcher mich ebenfalls schwungvoll in eine Umarmung zog.

,,Siehst du, ich hab es dir gesagt! Wenn du zurück bist, stehen die Damen bei dir Schlange", meinte Roger freudestrahlend und zwinkerte Zack zu, wobei er jedoch etwas sagen konnte, wurde Zack auch schon in weitere Gespräche verwickelt.

Ich lernte noch weitere Männer aus der Einheit kennen und sogar zwei Generäle, wobei ich jedoch die genaue Bezeichnung ihrer Stellung leider wieder vergessen hatte.

Zum Glück saßen wir an einem Tisch mit Roger und seiner Ehefrau. Ja, er hatte Amy sofort nach der Army geheiratet und war jetzt auch schon stolzer Vater eines Sohnes. Das und vieles mehr erzählte er uns freudestrahlend.

,,Ich hatte wirklich gedacht, dass du nicht auftauchst, Matthews", sprach der Alleinunterhalter weiter und schob sich ein Stück seines Steaks in den Mund. Es gab ein drei Gänge Menü, bei welchem man sogar vorher entscheiden konnte, ob man die vegetarische oder die ,,normale" Variante essen wollte.

,,Wieso dachtest du das?", fragte ich, da Zack gerade kaute und sich prinzipiell eher von Roger berieseln ließ. Vermutlich musste er das alles noch verarbeiten...es war einfach gerade etwas viel.

,,Naja, weil der Typ sich seit zwei Jahren nicht gemeldet hat. Wie vom Erdboden verschwunden war er", lachte Roger und nippte an seinem Weinglas.

,,Ich hatte viel um die Ohren", erwiderte Zack ruhig und ich merkte wie er sich anspannte. ,,Aber davon muss ich dir ja nichts erzählen, du hast die letzten Jahre ja viel mehr geschafft", fügte Zack rasch hinzu, damit Roger gar nicht auf die Idee kam, seine Aussage zu hinterfragen.

Nach dem Dessert trat ein Mann auf die kleine Bühne und bedankte sich, dass wir so zahlreich erschienen sind. Danach begann er etwas über diese Gruppe zu erzählen und wie stolz er war, dabei gewesen war, wie sie als Frischlinge aus den Bussen stiegen und als Männer das Gelände wieder verließen.

Die ganze Rede über schwieg Roger, ein Segen, aber auch Zack wurde unheimlich ruhig, als würde er sich nicht trauen sich zu bewegen.

Er war ganz ruhig...wie versteinert, während seine Augen auf den Mann mit dem Mikro gerichtet waren, wobei ich glaubte, dass er gar nicht richtig zu hörte.

Ich griff unter dem Tisch nach Zacks Hand und strich ihm über den Handrücken. Eine kleine beruhigende Geste.

Als der Mann die Namen aufzählte, die leider nicht mehr unter uns weilten, klammerte sich Zack förmlich an meine Hand, wie ein ertrinkender an einem Rettungsseil.

Ich hörte nicht damit auf seine Hand zu streicheln, bis die Rede vorbei war und Zack sich langsam  entspannte, aber nicht gänzlich.

,,Darf ich deine Freundin auf die Tanzfläche entführen? Sicherlich hättest du es sonst gemacht, aber durch deinen Skiunfall bist du ja verhindert", fragte Roger, der nachdem die Tanzfläche eröffnet wurde auf stand und hinter mich trat.

Ich sah zu Zack, welchen ich eigentlich wirklich nicht allein lassen wollte. ,,Aber nur ein Tanz, Roger. Sonst hat die Arme noch ein Tinnitus von deinem Gequatschte", sagte Zack und drückte kurz meine Hand unter dem Tisch.

Roger führte mich auf die Tanzfläche, so weit wie möglich von unserem Tisch entfernt.

,,Wie geht es ihm wirklich?", fragte Roger ernst und drehte mich langsam über die Tanzfläche.

,,Beschissen", antwortete ich ehrlich und warf einen kurzen Seitenblick rüber zu Zack und Amy, die sich jetzt unterhielten.

,,Das dachte ich mir schon. Seit Bens Tod ist er wie ausgewechselt. Es war für uns alle hart...aber naja Zack hat ihn gefunden", erzählte mir mit einer belegten Stimme und ich schluckte.

,,Die Army bietet echt gute Programme an, die ihm helfen könnten", fuhr Roger fort, nachdem er mich einmal kurz gedreht hatte, um den Schein zu wahren.

,,Zack würde es aber vermutlich ablehnen, wenn ich es ihm vorschlage", warf ich ein und Roger lächelte mich schwach an.

,,Er ist hier und ich glaube nicht, weil er das wollte. Ella, ich kenn dich noch nicht lange, aber du tust ihm gut...er braucht dich mehr, als das er es zu gibt."

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Vergiss das ☆ nicht, wenn dir das Kapitel gefallen hat^^

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