Prolog
Zack hatte sein Happy End bekommen. Was ein Glück. Die letzten Wochen war es ja nun wirklich nicht zum Aushalten, wie mein sonst so eher kühler Cousin, förmlich daran kaputt ging, dass er verliebt war.
Meine Augen lagen auf dem frisch verliebten Paar, damit waren nicht Livi und Max gemeint, die gerade die Tanzfläche eröffneten, sondern auf Ella und Zack. Die Beiden standen etwas abseits und lächelnden sich wie zwei liebestrunkene Teenager an. Wäre es nicht mein Cousin, würde ich vermutlich mein Gesicht angewidert verziehen, aber ich wusste, dass Ella ihm gut tat und das die Beiden von einer höheren Kraft, die kein Mensch so wirklich verstand, für einander gemacht wurden.
,,Neidisch?", ertönte eine mir viel zu bekannte Stimme und ich verdrehte die Augen. Ich nippte an meinem Glas Weißwein, während ich überlegte, ob ich diese Frage nicht einfach ignorieren sollte.
,,Ist dir langweilig? Komm, husch husch, geh spielen", erwiderte ich und gönnte Reed kurz einen kleinen Blick, wobei seine bernsteinfarbenen Augen kurz meine trafen. Es sollte verboten sein, dass ausgerechnet er solche schönen Augen hatte...wobei mich diese Tatsache eher noch wütender machte. Die Welt ist und bleibt einfach ungerecht.
,,Da hat aber jemand äußerst gute Laune", kommentierte er und riss mir das Glas aus der Hand, um selbst ein Schluck davon zu nehmen. Danach stellte er es wieder auf den Stehtisch vor mir und ich verzog mein Gesicht angeekelt. ,,Bist du kamst, hatte ich definitiv viel bessere Laune", erklärte ich ihm zuckersüß, was ihn zum Schmunzeln brachte.
,,Das tut mir aber äußerst leid, dass ich deine Laune so versaut habe. Aber ich habe hier etwas, was dir vielleicht gefallen könnte", er stellte vor mir eine Flasche von Eloise selbst gemachten Schnaps auf den Tisch, bevor er aus seiner dunkelblauen Anzugsjacke zwei Gläser herauszog.
Sofort stellte sich mir die Frage, woher diese Flasche hat mit gehen lassen, aber natürlich fragte ich das nicht. Sonst würde er auch noch denken, dass ich neugierig war und DAS würde sein Ego nur noch bestätigen.
Ich strich mir leicht desinteressiert einer meiner schwarzen Haarsträhnen hinters Ohr, bevor ich sagte: ,,Ich dachte Alkohol ist erst ab 21."
,,Willst du nun einen Schluck?", fragte er und zog eine seiner rotbraunen Augenbrauen hoch, wobei man merkte, dass ihn dieses Kommentar störte. Ach etwa keine Lust mehr auf Sticheleien? Wie langweilig.
,,Auf was wartest du noch, Frischling?", hinterfragte ich lediglich und Reed griff nach der Flasche. Eine äußerst schlecht Entscheidung, wenn man nun zurück blickt.
Er reicht mir ein gefülltes Schnapsglas, wobei sich unsere Fingerspitzen kurz berührten. Reed zuckte ganz leicht zusammen, da meine kalten Finger auf seine wohlig warme Haut traf. Ich biss mir leicht auf die Unterlippe, um ein Lächeln zu unterdrücken.
Ich hob das Glas an und sah ihm in die Augen, was mich für eine ganz kurze Zeit vergessen ließ, wem ich hier gerade gegenüberstand und dass es mich sicherlich nicht so treffen sollte, wie es es tat. Seine Augen waren bernsteinfarbend. Um die Iris zog sich ein dunkelbrauner Ring, welcher nur durch hellbraune kleine Linien unterbrochen wurde.
Ich schluckte und wurde aus seinem Bann gerissen, als er sein Glas gegen meines stieß. Verflucht. Ich führte das Glas an meine Lippen und trank es mit einem Zug aus, ohne Reed nur noch ein einziges Mal anzusehen.
,,Ihr macht eine Schnapsrunde ohne mich?", fragte Elliot enttäuscht,als er zurück von der Tanzfläche kam. Der Gentleman schlechthin hatte nämlich seine Zwillingsschwester zum Tanz aufgefordert, weshalb ich überhaupt erst in diese Situation gekommen war, alleine an diesem Stehtisch zu stehen.
,,Und ist er dir auf den Füßen umhergetrampelt?", hinterfragte ich schmunzelnd bei meiner besten Freundin, als ich ihr ihr Weinglas reichte. Laurie sah erst kurz zu Elliot und dann wieder zu mir, bevor sie lediglich mit den Schultern zuckte.
,,Ich habe den Fuß rechtzeitig weg ziehen können", flüsterte die Blondine und lächelte ihrem Bruder zu, welcher sich gerade ein Glas mit Eloise Likör füllte. Manchmal fragte ich mich wirklich, wann Elliot endlich mal erwachsen wurde...oder ob es nie passieren würde. Mein Blick wanderte zu der Tanzfläche, die sich nun schon etwas gefüllt hatte, schließlich wollte sich niemand einen Tanz mit dem Brautpaar entgehen lassen.
Sogar Zack machte ich auf der Tanzfläche aus, auch wenn ich bis jetzt überhaupt daran gezweifelt hatte, dass er überhaupt tanzen konnte. Aber Ella zeigte mir immer mehr Seiten meines Cousins, von denen ich nicht mal wusste, dass es sie gab.
,,Lust zu tanzen?", fragte Reed, wobei ich schwer sagen konnte, ob diese Frage ernst gemeint war. ,,Die Antwort kannst du dir denken, Frischling", entgegnete ich ihm genervt, schnappte mir mein Weinglas und mischte mich unter die Leute.
Ich spürte seinen brennenden Blick auf meinen Schulterblättern, weshalb ich meine Schultern nochmals strafte, als ich mich vom Tisch entfernte. Dieser Kerl machte mich wahnsinnig seit dem Moment, als er durch die Tür des Reviers trat und sich als ,,Der Neue" vorstellte. Mit seinem Lächeln und seinen Witzen hatte er alle in kürzester Zeit um den Finger gewickelt, was mich anfänglich gar nicht so gestört hatte. Bis Zack den Unfall hatte und somit außer Verkehr gezogen wurde.
Ein Seufzen kam über meine Lippen, als ich mir an der provisorischen Selbstbedienungsbar mein Glas füllte. Reed war dieser Möchtegern-Polizist, der vieles auf die leichte Schulter nahm und in seiner Uniform durch das Revier spazierte, als sei er auf einer Modenschau und müsste jeder Singledame sein Abzeichen zeigen. OH guck mal! Ich bin Polizist! Ich nehme die ganz bösen Jungs fest und danach schaue ich in deinem Slip nach dem Rechten.
,,Du siehst aus, als willst du jemanden umbringen", kommentierte Owen meinen Anblick, als von der Tanzfläche kam. Seine Wangen waren leicht gerötet, während auf seinen Lippen ein breites Lächeln lag. ,,Und du siehst so aus, als würdest du mich nicht davon abhalten wollen", erwiderte ich und Owens Lächeln wurde etwas breiter. ,,Naja ein Mord auf der Hochzeit...nicht stilvoll, aber sicher ein Ereignis, der die Hochzeit unvergesslich macht", konterte er und ich musste schmunzelnd die Augen verdrehen.
,,Okay, wer wird dein Opfer?", hinterfragte Owen, als er sich ein Bier schnappte und die Gäste scannte. ,,Es wäre doch viel zu langweilig, wenn ich es dir jetzt schon verraten würde", antwortete ich amüsiert, was ihn nur frustriert dreinblicken ließ. ,,Du bist es schon mal nicht", ich hauchte ihm ein Kuss auf die Wange und setze meinen Weg durch den Saal fort.
Gerade als ich fast wieder den Stehtisch erreichte, an welchem Laurie und Elliot standen, lief ich in jemanden herein. Ich stolperte etwas nach hinten und spürte, wie sich eine kalte Flüssigkeit in den Stoff meines Kleides zog. Eine warme Hand umschloss meinen Oberarm und bewahrte mich hinzufallen.
,,Es tut- kannst du nicht aufpassen, wo du hinläufst?!", ich sah in die bernsteinfarbenen Augen und verzog sofort mein Gesicht. Was ein Idiot. Ich riss mein Arm aus seinem Griff, wobei meine Haut, die er so eben berührt hatte, gefährlich anfing zu kribbeln, und brachte eins zwei Schritte Abstand zwischen uns.
,,Tut mir leid", sagte Reed. Ich schluckte, alles was mir gerade auf der Zunge brannte herunter, da ich nicht sonderlich Lust darauf hatte ihm eine kindische Szene vor all diesen Menschen hier zu machen. ,,Schon gut", brachte ich über die Lippen, bevor ich den Weg in Richtung Toiletten einschlug.
***
,,Verflucht", seufzte ich frustriert, während meine Finger über den Stoff des nachtblauen Stoffes meines Kleides fuhren. Zunächst hatte ich versucht das Bier mit Wasser raus zu schrubben und nun stand ich in einer viel zu unbequemen Pose unter dem Händetrockner, in der Hoffnung, dass dieses Gerät den nassen Fleck auf meinem Oberkörper beseitigen konnte. Aber wir wussten ja alle, dass diese Geräte nicht die stärkste Power besaßen.
Die Tür zu der Toilette schwang auf und ich machte mich auf die zehnte Erklärung, was ich hier tat und dass ich ganz sicher keine Hilfe brauchte bereit. ,,Geht es wieder heraus?", ertönte die dunkle Stimme hinter mir und ich drehte mich viel zu schnell um. Reed stand vor mir und kratzte sich etwas unbeholfen am Hinterkopf, was seine rotbraunen Haare etwas verwuschelten.
,,Du weißt, dass du in der Frauentoilette nichts zu suchen hast oder?", hinterfragte ich und sah ihn etwas skeptisch an. Der Stoff des Kleides klebte noch immer feucht an meinem Körper.
,,Du kannst auch wirklich keine Nettigkeit annehmen oder?", fuhr er mich an und ich verengte meine Augen zu Schlitzen. ,,Ich komm sehr gut allein zurecht. Und ohne deine ,,Nettigkeit" würde ich gar nicht erst hier stehen", konterte ich und Reed schmiss frustriert seine Hände in die Luft.
,,Ich hab dich nicht gesehen! Du bist durch den Saal gestiefelt, als wolltest du eine Wand einrennen. Ich habe besseres zutun, als aufzupassen nicht von dir umgerannt zu werden!", feuerte er mir entgegen und trat einen Schritt vor, sodass die Tür hinter ihm zu knallte. Bei dem Knall zuckte ich leicht zusammen.
,,Du...", ich zeigte mit dem Zeigefinger gefährlich auf ihn und trat einen kleinen Schritt auf ihn zu, während sich alle möglichen Beschimpfungen in mir anstauten. Er war der perfekt, vorzeige Polizist, dem alles in den Schoß fiel, sei es die Arbeit oder die Frauen. Er musste nur Lächeln und sich durch seine Haare streichen, sofort lag ihm alles und jeder zu Füßen.
,,Was, Jenn?", fragte er und stützte eine Hand neben mich auf das in hellem Stein eingefasste Waschbecken, sodass mein Zeigefinger gegen seine Brust stieß. Sein Atem strich mir über die Haut und der Geruch nach herben Männerparfüm stieg mir in die Nase.
,,Immer noch Jennifer für dich", entgegnete ich ihm säuerlich und sah ihm direkt in die Augen, während mir seine Nähe plötzlich viel zu bewusst wurde. Diese Frauentoilette war wirklich zu klein für uns beide.
Seine bernsteinfarbenen Augen hielten unseren Blickkontakt stand, forderten mich sogar heraus. Es war wie ein stiller Kampf unserer Egos, wobei keines nachgeben wollte.
Seine Pupillen erweiterten sich kurz, bevor er das Wort ergriff.
,,Es ist mir egal", bevor er den Abstand zwischen uns überbrückte und seine Lippen auf meine presste. Keine Vorwarnung und ohne Erlaubnis. Seine Lippen fühlten sich weich und warm auf meinen an, dass die Wut, die ich vor einigen Augenblicken verspürte, zerplatzte wie eine Seifenblase. Dieser Kuss hatte nichts mit Zärtlichkeit oder Vorsicht gemeinsam. Es fühlte sich an, als würden alle aufgestauten Emotionen zusammen treffen. Wie eine riesige Explosion, die alles um sicher herum erschütterte.
Unsere Körper prallten gegen einander und ich krallte meine Hände in seinen Nacken, während er seine Hände an meine Hüfte legte. Meine Zunge glitt in seinen Mund und ein tiefes Brummen kam aus seiner Kehle, bevor er mich gegen die Wand presste und unser Zungen anfingen miteinander zu kämpfen, wer die Oberhand von diesem Kuss gewann.
Seine eine Hand krallte sich in den Stoff meine Kleides, während die andere über meinen Körper glitt, sodass jeder Teil meines Körpers in Flammen gesetzt wurde. Es fühlte sich so verboten gut an. Viel zu gut. Meine Hände wanderte über seinen breiten Rücken und ich seufzte, als Reed an meiner Unterlippe zog.
Mit der Hand, die immer noch an meiner Hüfte verweilte, presste er diese an seine und ich spürte eine Beule in seiner Hose, wodurch er keuchte.
Ich riss meine Augen auf und stieß ihn von mir. Er sah mich an, während seine Atmung genauso schnell und unregelmäßig ging wie meine. Verfluchte Scheiße. Ohne weiter darüber nachzudenken, hob ich meine rechte Hand und verpasste ihm eine Backpfeife. ,,Tu.Das.Nie.Wieder!", fauchte ich und betonte dabei jedes Wort, bevor ich meiner Schultern straffte, durch meine schwarzen Haare strich und den Raum verließ.
Das durfte nie wieder passieren.
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