Kapitel 7

Der Regen prasselte gleichmäßig gegen die Scheiben es Wohnwagens, während der Donner langsam verklang. In meinem Kopf herrschte gähnende Leere, als wollte mein Verstand für einen kurzen Moment einfach nur Genießen und nicht darüber nachdenken, was gerade passiert war. Das Kissen unter mir roch nach Lavendel und sofort kamen mir die Bilder in den Kopf, wie sie unter mir lag. Haut an Haut.

Meine Hand griff auf die rechte Seite meines Bettes, die jedoch leer war. Ich richtete mich schlagartig auf und sah mich um. Verflucht. War ich eingeschlafen? Hatte sie sich einfach aus dem Staub gemacht, ohne sich zu Verabschieden? Sie war einfach gegangen!

,,Nur Sex", wisperte plötzlich eine Stimme aus der Dunkelheit meines Wohnwagen. Ich blinzelte mehrmals, damit sich meine Augen an das wenige Licht gewöhnten. ,,Und deshalb willst du einfach abhauen?", hinterfragte ich mit rauer Stimme und strich mir einmal mit der Hand über mein Gesicht. Was hatte ich erwartet? Dass sie hier blieb und morgen einen Kaffee mit mir trank? Verflucht, Reed wach auf!

Ich nahm das Rascheln ihrer Jeans wahr und das Klicken ihres Gürtels. ,,Ja", sagte sie und verpasste mir damit einen Schlag in die Magengrube. Ich weiß, dass wir von Anfang an nur Sex im Sinn hatten, zumindest war das unsere Abmachung...aber irgendwie störte es mich trotzdem, dass sie sich einfach so raus schleichen wollte.

,,Dann tu, was du nicht lassen kannst", meinte ich monoton und ließ mich wieder nach hinten in mein Bett fallen, so als wäre mir alles egal, während mein Inneres mich anschrie, dass ich sie gefälligst aufhalten sollte. Aber sie wollte nicht aufgehalten werden. Und ich würde ihr nicht hinter her laufen wie ein Hund.

Die Wohnwagentür fiel ins Schloss und ich hörte wie ihre Schritte über den Waldboden immer leiser wurden. Ich war so ein dämlicher Idiot. Hatte ich wirklich gehofft, dass der Sex es nicht noch komplizierter machen würde? Das es einfach normal sein könnte danach? Oder zumindest so sehr, dass Jenn akzeptieren würde, dass irgendetwas zwischen uns war.

Ich hatte mich einfach Schwanz gesteuert in diese Situation gebracht. Ich war ein Idiot.

Ich taste nach meinem Handy auf dem Nachtisch und wählte Nicks Nummer, während ich gegen die Decke meines Wohnwagens starrte. ,,Hast du mal auf die Uhr geguckt?!", fluchte mein bester Freund verschlafen.

,,Ich habe Mist gebaut", waren meine ersten Worte und ein Seufzen kam über meine geschwollen Lippen

***

Ich steckte meine kalten Hände in die gefütterten Taschen meiner schwarzen Lederjacke und zog etwas meine Schultern hoch, um mich vor dem kalten Wind zu schützen.

,,Zum Glück können wir heute früh fliegen, als ich gestern das Gewitter gesehen habe, hatte ich da so meine Bedenken", begann Elliot ganz locker den Smalltalk, während wir auf die anderen warteten. Ich war ausnahmsweise der Erste, aber ich hab es in meinem Wohnwagen nicht mehr ausgehalten.

,,Konntest du beim Gewitter auch so schlecht schlafen?", hinterfragte Elliot und musterte mich. Meine Augenringe sprachen vermutlich Bände, aber der wenige Schlaf lag nicht am Gewitter...zumindest nicht an dem, welches draußen geherrscht hatte.

,,Ja. Ich bin froh, dass kein Keller voll gelaufen ist", erklärte ich und nahm einen großen Schluck von meinem starken Kaffee, wobei ich versuchte das Gesicht nicht zu verziehen. Ich hasste diesen bitteren Geschmack, aber da musste ich jetzt durch um nachher nicht bei der Weiterbildung einzuschlafen.

Ich zeigte definitiv keine Schwäche. Nicht heute.

Während Elliot und ich uns weiter unterhielten, fuhr Zacks Wagen auf den Landeplatz. ,,Tut mir leid, dass wir so spät sind, die Waldwege waren total aufgeweicht. Ich musste aufpassen, dass ich nicht stecken bleib", erklärte Zack und lief mit Jenn zu uns. Sie trug ihre schwarzen Haare heute offen und hatte wieder ihren neutralen Gesichtsausdruck aufgesetzt, so als hätte sie die ganze nacht nicht anderes getan, als geschlafen.

Zack stieg hinter Elliot in den Heli, ,,Guten Morgen, Medusa", raunte ich Jenn zu, als ich mich etwas zu ihr beugte und ihren Duft einatmete, der sich an mein Bett geheftet hatte. Jenns Schultern spannten sich an, bevor sie mir einen warnenden Blick über ihre Schulter zu warf. Meine Mundwinkel zuckten nach oben, was ihre Augen noch schmaler werden ließ.

Ich lief an ihr vorbei und stieg in den Heli. Zack saß vorne neben Elliot, während Jenn sich gezwungener Maßen neben mich setzen musste. Als Jenn ihren Helm aufzog, rutschten ihre Haare etwas nach hinten, was einen freien Blick auf ihren Hals ermöglichte. Sie hatte vergeblich versucht die dunklen Flecken, die sich dort auf ihrer Haut abzeichneten abzudecken.

Jenn merkte meinen Blick und zog ihren Kragen hoch, was mich wieder schmunzeln ließ.

Der Heli hob ab und mein Blick heftete sich auf das immer kleiner werdende Woodshill unter uns. Auch wenn ich diese Aussicht schon öfter genießen konnte, war es jedes Mal aufs Neue atemberaubend wie perfekt sich diese kleine Stadt in das Tal der Bergkette ausgebreitet hatte, als würde sie schon immer dort hingehören und ein Teil der Landschaft sein.

,,Wann soll ich euch wieder holen? Oder bleibt ihr über Nacht drüben?", fragte Elliot und riss mich somit aus meiner Faszination. Ich sah nach vorne, während Zack ihm erklärte, dass wir heute Abend in einem B&B übernachten würden, da es heute Nacht noch einmal gewittern würde.

Mein Blick flog zu Jenn, die die ganze Zeit steif neben mir saß und förmlich Zacks Hinterkopf fixierte. Ihr Gesicht war blass und ihr Atem ging kontrolliert, so als würde sie auf jeden Atemzug achten. Ohne weiter darüber nachzudenken, griff ich nach ihrer Hand, die in ihrem Schoß ruhte.

Sie wehrte sie nicht mal ab, so beschäftigt war sie mit ihren Atemübungen. Langsam strich ich über ihren Handrücken, bevor ich meinen Blick wieder aus dem Fenster schweifen ließ. Das hier war nicht nur Sex. Nicht für mich und das würde ich ihr wohl beweisen müssen, aber das war okay. Ich hatte es mir eh nicht einfach vorgestellt.

Jenn legte ihre zweite Hand auf unsere Hände, die miteinander verschlungen waren, während sie ihren Blick weiterhin starr nach vorne gerichtet hatte. Ich hab nie gewusst, dass sie solche panische Angst vor Höhe hat. Aber ich würde sie nicht drauf ansprechen.

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