Sienna und William - Teil 2

Kapitel 18

William

Er versuchte wirklich es sich nicht anmerken zu lassen, aber zu behaupten, er wäre nicht vollkommen verwirrt, war untertrieben. Sienna war die Frau seines Lebens, das wusste er. Er hatte es immer gewusst ,aber wie viele Schmähungen konnte er noch verkraften? Es nagte an seinem Selbstbewusstsein, dass sie immer wieder weglief wenn es ernst wurde und langsam zweifelte er ernsthaft daran, dass sie ihn tatsächlich wollte. Und dann? Was machte er, wenn sie jetzt wirklich anfing mit anderen Männern auszugehen? Er konnte sie schlecht davon abhalten.
Er war ausgezogen, er hatte ein Studium angefangen, dass ihm keinen Spaß machte, was er aber brauchte um in die Fußstapfen seines Vaters Callahan zu treten. Es waren nur drei Jahre und dann würde er für den Rest seines Lebens in der Küche stehen können und sich auf das konzentrieren, was er wirklich wollte: Kochen und Siennas Partner werden. Aber in diesen drei Jahren konnte viel passieren. Sienna war eine junge Frau und würde sicherlich nicht so lange auf ihn warten, was also sollte er tun? Sein Studium zur Seite schieben um in ihrer Nähe zu bleiben, nur damit sie sich letztendlich doch einen anderen nahm? 

Scheiße, er hatte keine Ahnung. 

Aber er wusste, dass er sie gestern Abend ernsthaft verletzt hatte, denn der Blick, den sie ihm zuwarf, war eine Mischung aus Unsicherheit und Schmerz, als sie zu ihm kam und sich schweigend neben ihn setzte.
Es fühlte sich richtig an sie neben sich zu haben. Er hätte sie niemals mit seinen Selbstzweifeln anstecken wollen, denn gestern Abend hatte er verstanden, dass sie, im Gegensatz zu ihm, nicht eine Sekunde an ihre Beziehung gezweifelt hatte und dieses Vertrauen hatte er zerstört.

„Darf ich deine Hand halten?", fragte Sienna leise und ohne, dass die Anderen am Tisch davon etwas mitbekamen. Was sollte er dazu sagen? Er war ihr hoffnungslos verfallen und das schon von Anfang an und dennoch schmerzte es, sie immer noch nicht ganz zu besitzen. Vielleicht würde er das nie wirklich, aber sich jetzt zum Selbstschutz zurückzuziehen war keine Option. Er würde dennoch alles geben, selbst wenn er wusste, dass von ihm nur Asche zurückbleiben würde wenn er sie dann doch verlor. 

Dennoch zwang er sich zu einem Lächeln, griff seinerseits nach ihrer kleinen Hand und drückte sie bis auch sie breit lächelte und sich seitlich an ihn lehnte. Der Duft ihrer Haare stieg ihm in die Nase, leicht, weiblich und mit einer unverwechselbaren Apfelnote, die von ihrem Shampoo kam.
„Es tut mir leid", hauchte er an ihre Schläfe aber Sienna schüttelte den Kopf. Ihre Finger, die ganz natürlich in seinen lagen, strichen über seine Haut.

„Du hattest recht. Ich bin feige und ich weiß nicht, ob ich das ablegen kann. Vielleicht ist das aber auch nicht nötig. Wenn du mich festhältst kann ich nicht weglaufen", hauchte sie und für eine Sekunde blinzelte er verwirrt und hatte keine Ahnung, ob er das gerade richtig verstanden hatte. Ihre großen, dunklen Augen starrten zu ihm hinauf und wie immer war er fasziniert von der Tatsache, dass ihre vollen rosa Lippen das Einzige in ihrem Gesicht waren, dass Farbe in dieses perfekte Bild brachte. Sie sah aus wie eine dunkle, mysteriöse Schönheit, die aus dem tiefschwarzen Meer aufgestiegen war, um von ihm angebetet zu werden.

„Ich kann dich nicht festhalten, Enna.", meinte er und verwendet absichtlich den Spitznamen den sie sich quasi selbst gegeben hatte, als sie noch zu jung war um ihren eigenen Namen richtig auszusprechen. Aber ihr Blick blieb ernst.

„Doch, kannst du. Du musst es sogar tun, ich will dich nicht verlieren und vor allem habe ich es satt, angst zu haben. Ich will endlich richtig mit dir zusammen sein", meinte sie und schien es wirklich ernst zu meinen, dennoch schüttelte William den Kopf. Er würde niemals eine Frau zu etwas zwingen was sie nicht wollte und wenn Sienna einen Rückzieher machte, stand es ihr zu einen zu machen. Sie war schließlich eine Frau und er wollte niemals zu einem dieser Männer gehören, die glaubten sich über sie hinwegsetzen zu können, nur, weil eine Frau ihnen körperlich unterlegen war. Das war nicht richtig. Dafür waren sie zu wertvoll.

„Nein, Sienna. Nicht so. Niemals", hauchte er und hielt dennoch ihre Hand fest als sie bedauernd zu ihm aufblickte.

„Ich will es so", hauchte sie leise und William lächelte, als sich diese niedliche Falte zwischen ihren Augenbrauen bildete. Sie sah so unheimlich süß aus wenn sie frustriert war.

„Du weißt gar nicht was du willst. Nicht dabei zumindest. Das ist ja unser Problem", murmelte er zurück und wieder bekam Sienna diesen ganz besonderen Blick, den er niedlich fand, aber das war nun wirklich etwas, dass er ihr so niemals sagen würde.

Sie entzog ihm ihre Hand und ergriff so schlagartig die Flucht, dass alle anderen am Tisch verstummten und er einfach vollkommen frustriert sitzen blieb. Verdammt, was hatte sie denn erwartet? Das er sie in eine Ecke zerren, an die Wand drücken und ficken würde? Gegen ihren Willen?
"Egal was du getan hast, Junge, bring das in Ordnung!", entfuhr es seinem Vater Hawke frustriert und William öffnete den Mund um etwas zu sagen, dann aber begegnete er dem Blick seiner anderen Väter und vor allem dem seiner Mutter.
"Will, bitte. Ihr seid das Paar über das wir uns am wenigsten Sorgen machen müssen, sei so gut und kümmere dich drum, dass es so bleibt." Er stöhnte, erhob sich ebenfalls und ging die Treppe hinauf ohne seinen Eltern zu widersprechen. Das hätte sowieso nichts gebracht und lediglich zu Fragen geführt, die er definitiv nicht beantworten wollte. Er sah noch, wie ihr schwarzer Haarschopf in ihrem Zimmer verschwand und folgte ihr ohne sie um Erlaubnis zu bitten eintreten zu dürfen. Das war nicht nötig. Das war nie nötig gewesen.

"Sei doch nicht sauer, Sienna. Du kannst doch nicht von mir verlangen dir etwas aufzuzwingen!", sagte er und schloss die Tür hinter sich, während sie sich auf ihr Bett fallen ließ und mit beiden Armen ein Kissen umklammerte, als könnte dieses sie vor allem Unheil ihres Lebens beschützen. Ihn inklusive.
"Wieso nicht? Papa Hawke tut das bei Mum andauernd. Vielleicht bin ich ja wie sie und der einzige Grund warum ich immer plötzlich Panik bekomme liegt daran, dass ich eigentlich will, dass du mich zwingst!" entfuhr es ihr aber das klang wenig überzeugend. Sienna war nicht wie ihre Mutter und William nicht wie Hawke, obwohl er sich diesen Vergleich immer wieder anhören musste, wollte er doch eigentlich immer wie Callahan sein. Irgendwie zumindest. William setzte sich auf die Bettkannte und konnte nicht widerstehen mit seiner Hand in ihr Haar zu greifen und sich zu ihr herunterzubeugen um ihr einen Kuss auf die Schulter zu drücken, die der viel zu große Pullover frei ließ.

Ihre Haut unter seinen Lippen zu spüren und sei es auch nur für diesen winzigen kleinen Augenblick, war wie Wasser auf  Mühlen und für eine Sekunde dachte er ernsthaft darüber nach, ihr diesen dummen Wunsch zu erfüllen. Aber so wollte er es nicht. Während er dem Sex mit den wenigen Mädchen vor ihr nie große Bedeutung beigemessen hatte, wusste er, dass es mit Sienna etwas Anderes sein würde. Es war wichtig, es ihr so angenehm wie möglich zu machen, das war auch der Grund, warum er überhaupt körperlichen Kontakt zu anderen Frauen gesucht hatte. Frauen, die in eines der freien Häuser gegangen waren um unverbindlichen Sex haben zu können und er hatte sich gerne den neugierigen Forschungen einiger dieser Frauen hingegeben und dabei selbst lernen können. Alles nur für Sienna. Bei ihrem ersten Mal wollte er alles richtig machen.

Aber was brachte ihm das, wenn sie immer wieder Angst bekam, noch bevor er auch nur in die Nähe ihres Höschens kam?

"Du bist nicht wie Mum und ich will dich zu nichts zwingen. Ich will, dass du deine Angst verlierst während ich dich verführe und ich will, dass du es kaum erwarten kannst von mir berührt zu werden", hauchte er in ihr Haar hinein und sah wie ihre dunklen Augen ihn anblitzten während er versuchte sie besänftigen.
"Das will ich. Immer", meinte sie und drehte sich auf den Rücken, sodass er zu ihr herab sehen konnte und seine Hand ihr Wange umfasste.

"Wenn es so wäre würdest du nicht weglaufen", meinte er träge aber Sienna schüttelte den Kopf.

"Ich laufe nicht weg weil ich dich nicht will, sondern weil ich anfange mich hilflos zu fühlen. Ich habe keine Erfahrung und ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass du mich mit den anderen Frauen vergleichst, die du hattest. Ich laufe weg, damit ich dich nicht enttäuschen kann", meinte sie und ließ etwas in William zusammenbrechen. Ja, er hatte gewusst, dass Sienna ihm seine Besuche in den freien Häusern etwas übel nahm, aber dass es ihr Glauben machen könnte, sie würde ihn deswegen enttäuschen können, hätte er nie geglaubt.

"Ich schwöre dir, dass ich nie eine Frau außerhalb der freien Häuser hatte und ich von Anfang an nur dich wollte. Du kannst mich gar nicht enttäuschen, Sienna. Du bist es auf die ich so lange warte und der einzige Grund warum ich dort Erfahrungen sammeln wollte, war, weil ich dich nicht enttäuschen wollte, weil ich dir nicht wehtun wollte. Ich liebe dich, Enna." hauchte er ihr entgegen und Siennas Gesicht hellte sich auf und dann landeten ihre Lippen so schlagartig auf seinen, dass es ihm unmöglich war sie aufzuhalten.

Beta:Geany

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