Halloween mit Sin und Saddest - Teil 2

Teil 2

Saddest

Saddest lehnte mit dem Kopf auf der Sessellehne und sah Kieran dabei zu, wie er über den neusten Ergebnissen des letzten Testlaufes der KI hing, an der er und Lucan arbeiten. Es war bereits furchtbar kalt für Ende Oktober und dennoch hatte sie sich auf Halloween gefreut. Aber so? Ihre Partner, die Männer, die sie liebte, würden nicht mit ihr zur Feier der Universität gehen, die sie in einem brillanten Engelskostüm hatte besuchen wollen.

Die KI, die ihre Männer entwickelten, hatte vor wenigen Tagen vorzeitig beschlossen zu „erwachen". Die Grenze, von einem programmierten Algorithmus zum Bewusstsein zu überschreiten und sich einzuigeln um seine Daten zu beschützen und sich an die oberste Aufgabe zu machen, Matches zu finden, so wie sie es sollte. Zu früh. Es war zum Verzweifeln.

Kieran und Lucan mussten im Labor bleiben und dafür sorgen, dass die KI sicher und beschützt bliebe, bis es selbst es geschafft hatte sich vor Attacken zu schützen. Alle fürchteten sich vor Angriffen gegen diese KI und keiner wollte das Risiko eingehen, dass sie komprimiert werden könnte. Anschläge, Hackversuche, das alles war mehr als wahrscheinlich. Und diese Aufgabe war zu wichtig um sich auch nur ein paar Stunden mit Saddest abzuseilen und auf eine Party zu gehen. Sie verstand es. Wirklich! Dennoch war sie etwas traurig.

„Ich hasse Halloween", klagte sie und Kierans Wangenmuskeln zuckten.

„Tust du nicht. Du schmollst nur. Kann Seraphin dich nicht begleiten?" fragte er und Saddest schüttelte den Kopf, wobei ihr einige frisch gefärbte, bunte Strähnen vor den Augen hin und her flogen. Nicht gerade passend für ihr Kostüm, aber sie liebte sie zu sehr, um sie umzufärben, selbst wenn es nur für einen Tag sein sollte.

„Nein. Sie ist zur Langweilerin geworden," schmollte sie weiter.

„Was hat sie denn gesagt?", fragte Kieran und legte die Dokumente für eine Weile beiseite, um seine Aufmerksamkeit seiner Partnerin zuzuwenden. Wow, sie bekam eine Minute, dachte sie mürrisch.

„Das sie keinen an der Uni leiden kann – außer mir natürlich. Und sie sich lieber erhängt, als da Halloween zu feiern" meinte sie grummelnd. Worauf Kieran zu ihr kam und ihr über die Haare streichelte. Sofort verflog Saddest schlechte Laune und sie schmiegte sich an seine Handfläche.

„Arbeitet Declan nicht auch in der Uni?", fragte er und setzte sich mit ihr auf die Couch, sodass Saddest gezwungen war, die Beine anzuheben und sie auf seinen Schoß zu legen. Sie liebte es zu wissen, dass es diese Momente wohl immer geben würde. Kieran hatte eigentlich besseres zu tun und dennoch würde er immer Versuchen ihr zumindest ein paar Minuten zu schenken, in denen nur sie zählte. Es würde vielleicht keine Zeit haben, einen ganzen Abend mit ihr zu verbringen, aber diese Momente, würde er immer für sie haben. Das war beruhigend.

„Ja", sagte sie, weil ihr gerade nichts Besseres einfiel. Diese Wirkung hatten alle beide ab und an auf sie. Kieran und Lucan besaßen die Fähigkeit ihren IQ um etliche Punkte sinken zu lassen.

„Ihn hat sie aus dieser Aussage nicht ausgeschlossen", sagte Kieran und in seinen Augen glitzerte Schadenfreunde. Saddest wusste nicht genau warum sich ihre Männer immer noch nicht mit Declan und Aaron verstehen konnten, aber sie hatte gelernt es zu akzeptieren. Und es amüsant zu finden.

„Nein, hat sie nicht", kicherte sie zustimmend. Es war immer wieder ein wahres Erlebnis Declan und Seraphin streiten zu sehen. Vorzugsweise mitten in der Vorlesung.

„Ärger im Paradies?", fragte Kieran fast schon sensationslüstern. Saddest sah ihn böse an. Die Art und Weise wie sehr es ihren Partnern vergnügen bereitete Declan oder Aaron leiden zu sehen, war etwas besorgniserregend. Seraphin nannte es Platzhirschverhalten, das dadurch verstärkt wird, dass die Männer ihren jeweils anderen Partner akzeptieren konnten, weil sie sich ewig kannten. Aber es war etwas anderes, noch anderen Alpha-Männern in ihrer Umgebung Raum zu geben, besonders wenn ihre Frauen dabei waren.

Das war einfach Instinkt und das alles schien durch den gleichen Werdegang der vier Männer verstärkt zu werden. Sowohl Declan und Aaron, als auch Kieran und Lucan sind nicht nur zusammen aufgewachsen, sondern es hatte immer nur sie beide gegeben. Da passte lediglich die gemeinsame Frau dazwischen, für mehr war da einfach kein Platz. Dazu kam, dass die Partnerschaften noch recht frisch waren und die Männer das Gefühl hatten, ihre Frauen verteidigen zu müssen um sie behalten zu können. Sie waren sich ihnen eben noch nicht zu Hundertprozent sicher. Da war jeder quasi Konkurrenz.

"Das würde dir gefallen, oder? Es ist einfach Seraphin, dass sollte Erklärung genug sein. Du weißt, wie sie ist", sagte Saddest und lehnte sich weiter auf der Couch zurück, als Kieran begann ihre Waden zu massieren und oh Gott, er hatte wirklich magische Hände! Kieran antwortete nicht darauf und sah lediglich auf, als sein Bruder hereinkam.

Für seine Verhältnisse sah Lucan zunehmend gestresst aus und das war schon irgendwie besorgniserregend, schließlich tat Lucan meistens so, als wäre er mehr als gelassen. Das plötzliche Erwachen der KI machte ihn nervöser, als es sein Gemüt schaffte zu überspielen und auch jetzt wirkte er etwas überfordert, als er seiner Frau und seinen Bruder die Boxen mit den angelieferten Essen reichte.

"Besteck?", fragte Kieran und Lucan nickte nur, lief wieder in Küche und holte Löffel. Für Salate.

"Gabeln, Bitte. Ist alles gut bei dir?", fragte Saddest zunehmend besorgt und Lucan lief wieder in die Küche, drehte dann erneut um als er in der Küche ankam, weil er selbst bemerkte, dass er nach Kuchengabeln gegriffen hatte.

"Lucan?", fragte Saddest wieder und Lucan setzte sich mit dem richtigen Besteck auf die Couch, sodass Saddest sich aufsetzen musste und sich mit den Rücken an seine Schulter lehnte. Er schien vollkommen woanders mit den Gedanken zu sein.

"Die KI schirmt sich jetzt bereits ab. Damit haben wir gerechnet, weil es ja nur das Ziel der Datensicherung und die Ermittlung der perfekten Matches im Sinn hat. Allerdings erschwert uns das die Unbedenklichkeitsanalyse für die Regierung. Was geradezu ironisch ist, weil das ja beweist, dass sie unbedenklich ist. Ich habe der KI vermitteln können, dass sie keine zuverlässigen Daten erhält, wenn sie nicht an den Tests teilnimmt, aber sie ist allem, was ich sage, gegenüber skeptisch. Das ist wirklich anstrengend", erklärte er und schob Saddest ungefragt einige Tomaten in den Salat, die er nicht mochte, Saddest aber ganz gerne aß.

"Hat sie die Logik nicht verstanden?", fragte Saddest, aber es war Kieran der antwortete.

"KI's haben ihre eigene Logik. Sie übersehen auch manchmal Zusammenhänge und finden gerade am Anfang kaum kreative Alternativlösungen. In vielerlei Hinsicht sind sie einfältig und diese hier haben wir mit einem ausgeprägten Misstrauen gegenüber menschlicher Einflussnahme ausgestattet. Es war klar, dass sie kaum kooperiert. Das soll sie ja auch nicht. Es wird schlimmer umso länger wir warten. Sie wird besser werden darin sich einzuigeln und abzukapseln", erklärte er und Saddest fragte nicht weiter nach, weil sie das Gefühl hatte, kaum etwas zu verstehen.

"Es ist also wie ihr am Anfang, als ihr nicht verstehen wolltet, dass ich auch alleine zur Halloween-Party gehen werde, wenn ihr nicht mitkommt?", fragte sie stichelnd und Lucan murrte etwas. Er Murrte. Das musste wirklich am Schlafentzug liegen.

"Erinnere mich nicht daran, Saddy, bitte", flehte Lucan und schlang seinen herzhaften Salat herunter.

"Ich würde ja auch lieber in Begleitung gehen, aber ihr könnt nicht. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als mir dort jemanden zu suchen, mit dem ich feiern kann", grinste Saddest und Kieran sah sie intensiv an.

"Keine Männer!", sagte er und Lucan setzte sofort nach.

"Keine Frauen!", was seinen Bruder die Stirn runzeln ließ.

"Sie hat keine lesbischen Tendenzen."

"Willst du das Risiko eingehen?"

"Ein größeres Risiko als sie mit Seraphin, der schönsten Frau der Welt, in einen Whirlpool zu lassen? Wenn es da eine Tendenz gäbe, hätte es sich da gezeigt", argumentierte Kieran dagegen und Saddest grinste, als sie an dieses wundervolle Spa-Wochende dachte, das Seraphim und sie sich gegönnt hatten, nachdem das Chaos mit den Mordversuchen an ihrer Freundin vorbei war. So plötzlich wie es begonnen hatte, war es vorbei gewesen. Und auch wenn sich Seraphim über die genauen Hintergründe totgeschwiegen hatte, wusste Saddest genug um sicher zu sein, dass es nicht - wie öffentlich verlautbart - daran lag, dass Sera die heimliche, und nun enttarnte, Enkelin der Präsidentin ist. Auch wenn es Saddest fast einen Schock versetzt hatte! Wie oft hatte sie in der Gegenwart ihrer Freundin die fast schon anmutende Kälte in der Politik von Julia Hunt beklagt? Fettnäpfchen ohne Ende! Selbst wenn Seraphin gemeint hatte, dass das vollkommen in Ordnung war ihre Großmutter zu kritisieren.

"Vielleicht hat es eine gegeben und ich hab es euch nur nie gesagt", meinte Saddest und grinste breit, als sie Kierans entsetzten Ausdruck sah. Armes Lämmchen.

"Das war ein Witz! Ich werde euch auf der Party vermissen und mich jede halbe Stunde bei euch melden. Versprochen", sagte sie schnell und wusste genau, dass ihre Männer dennoch nicht ganz zufrieden waren. Aber was sollte Saddest sonst machen? Sich den Spaß verderben lassen? Sicherlich nicht! Das hier war ihr erstes Halloween mit gesundem Herzen! Sie wollte feiern, sich gruseln und Spaß haben, ohne befürchten zu müssen, an einem Herzinfarkt zu sterben.  

Beta: Geany

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