3. Alphas

Während ich allein war, setzte ich mich an den Schreibtisch und zog meine heutigen Notizen hervor. Ich war eindeutig zu abgelenkt gewesen und holte jetzt mit den Büchern den Stoff nach, den ich eindeutig nur in Teilen mitbekommen hatte. Ein Klopfen an der Tür riss mich allerdings circa eine Stunde später schon aus meiner Versunkenheit. „Einen Moment!" rief ich, noch teilweise mit den Gedanken beim Unterrichtsstoff, und schloss, ohne nachzudenken, die Türe auf. „Deine Freundin hatte wohl recht. Du würdest nie erwarten, dass ich höflich anklopfe." grinste mir da plötzlich Aidan entgegen und schlüpfte an mir vorbei ins Zimmer. Er hatte ein Tablett mit einem riesigen Haufen Essen dabei und stellte es vorsichtig auf meinem Schreibtisch ab, bevor er einen neugierigen Blick auf meine Notizen warf.

Etwas perplex warf ich noch einen Blick in den Gang, ob dort nicht noch jemand war, der geklopft haben könnte und machte die Tür dann wieder zu. Skeptisch betrachtete ich Aidan, wie er lautlos meinen Aufsatz über Lykanthropie in den Sagen der Menschen las. Ich hatte schon mit meinen Hausaufgaben angefangen, weil ich mich auf die anderen Themen nicht wirklich konzentrieren konnte. „Du solltest vielleicht noch deren Annahmen über Silber einbeziehen." meinte er dann nachdem er fertig gelesen hatte ernst und setzte sich einfach auf meinen Stuhl. Ich war allerdings zu überrascht von seinem lockeren Verhalten, als dass ich etwas gegen ihn unternehmen konnte.

Zudem hatte er Recht. Ich hatte die falsche Annahme, Silber könne einen Werwolf töten, noch nicht im mindesten erwähnt, obwohl das doch eine so elementare Komponente in den Sagen war. Da wurde mir klar, dass Aidan ja schon zwei Jahre weiter im Schulstoff war, als ich und seufzte. „Gib das her." meinte ich, entriss ihm meinen Aufsatz und setzte mich an Helins Tisch, um mit Bleistift ein paar Notizen zu Silber hinzuzufügen, die ich später noch einbinden sollte. „Ich habe dir etwas zum Essen gebracht." erklärte Aidan da sein Erscheinen und zeigte auf das überfüllte Tablett. „Kein Hunger." murmelte ich nur, obwohl mir bei den ganzen leckeren Gerüchen das Wasser im Mund zusammenlief. Ich wollte ihm jedoch nicht das Gefühl geben, dass ich es billigte, dass er hier einfach auftauchte. „Zier dich nicht so. Mir ist schon klar, warum du nicht in die Cafeteria gekommen bist." erwiderte er nun auch leicht genervt, nahm das Tablett und stellte es direkt vor mich.

Ich seufzte und sah zu ihm hoch. Er stand ganz nah bei mir. „Gehst du wieder, wenn ich verspreche danach zu essen?" wollte ich wissen und sofort breitete sich ein Lächeln auf seinen Lippen aus. „Nein. Ich will wissen, was du davon magst. Wenn du gegessen hast, verschwinde ich aber wieder, wenn du das denn willst." meinte er und reichte mir Besteck, dass er wohl die ganze Zeit bei sich getragen hatte. Zweifelnd sah ich das Messer an. Vielleicht sollte ich mal testen, ob Silber nicht doch tat, was die Menschen vermuteten. „Denk nicht einmal daran! Das würde sofort unsere Verbindung trennen, wenn du das tust." knurrte Aidan, als er meinen Blick bemerkte und versteckte das Messer hinter seinem Rücken. „Und du denkst, das würde mich abschrecken?" fragte ich spöttisch.

Allerdings hatte ich Helin versprochen, ihm eine Chance zu geben, also würde ich zumindest jetzt noch nicht versuchen, ihn zu verstoßen. „Ich appelliere an deine Loyalität den Tika gegenüber. Wenn du mich abstichst, würde es meinem Vater sicher nicht gefallen und dein Rudel wäre in großer Erklärungsnot." meinte mein Mate dann und reichte mir jetzt auch das Messer. Ich nahm das Besteck und beäugte dann das Messer nochmal kurz, bevor ich mich dem Essen zuwandte. „Ich habe das Gefühl, du hast die etwas zu lange mit Helin unterhalten." grummelte ich, bevor ich einen gebratenen Pilz auf die Gabel aufspießte und neugierig daran schnüffelte, bevor ich abbiss. Das schmeckte eindeutig gut. „Ich glaube ihr Mate hätte mich in der nächsten Sekunde angesprungen, wenn ich sie noch weiter belästigt hätte." gab der Alphas Sohn leise kichernd zu und machte es sich auf meinem Bett bequem, bevor er mich neugierig beim Essen beobachtete.

Ich nickte nur und ignorierte die Tatsache, dass er es sich meiner Meinung nach etwas zu gemütlich auf meinem Bett machte. „Wenn du möchtest, kann ich dir helfen, den Unterrichtsstoff von heute nachzuholen. Ich hatte das alleS schließlich schon." bot er dann an und schien gespannt meine Reaktion zu verfolgen. Gelassen aß ich erst das Stück Pizza herunter, das ich gerade probiert hatte, bevor ich antwortete. „Das kannst du sowas von vergessen. Wenn ich gegessen habe, verschwindest du. Das hast du versprochen." erklärte ich und beäugte skeptisch das kleine Stück Fleisch, das auf dem Tablett lag und noch leicht roh zu sein schien. Igitt! „Na gut." lenkte Aidan seufzend ein, bevor er die Arme hinter seinem Kopf verschränkte und an die Decke starrte.

Immerhin schien er sich an unsere Abmachung zu halten. Ich aß weiter, wobei ich alles mal probierte... abgesehen von dem halbrohen Stück Fleisch, das ich sicher nicht mal anrühren würde. Sonst holte ich mir in der Cafeteria immer dasselbe, weil ich noch nie wirklich viel ausprobieren wollte und Altbewährtes ging immer. Manches von dem, was Aidan mir gebracht hatte, schmeckte aber wirklich gut. Als ich schließlich satt war, sah ich zu Aidan der sich seit meiner Ablehnung nicht mehr gemeldet hatte. Das konnte doch jetzt nicht sein Ernst sein! Er hatte die Augen geschlossen und sein Atem ging langsam und ruhig. War er jetzt tatsächlich in meinem Bett eingeschlafen?! „Aidan!" sagte ich wütend und ging zum Bett, um ihn von dort runter zu schmeißen. „Hm." kam es nur von ihm, bevor er mich plötzlich packte und schwungvoll zu sich ins Bett zog.

Überrascht schrie ich auf, doch auch das schien ihn nicht zu wecken, denn er zog mich nur fester an sich und kuschelte sein Gesicht an meinen Hals. Er schien meinen Geruch tief einzuatmen und seufzte dann zufrieden. Meine Instinkte zogen mich noch näher an ihn heran, doch ich schaffte es erfolgreich, mich gegen diese zu wehren. „Aidan! Wach verdammt nochmal auf!" rief ich wütend und zappelte in seinen starken Armen wie ein Fisch im Trockenen. „Schlaf weiter, Baby. Es ist alles okay." murmelte er, als würde er träumen und umschlang mich jetzt auch mit einem Bein. Wow! Jetzt hatte ich es auch noch schlimmer gemacht! Allerdings würde ich auf keinen Fall zulassen, dass er gewann und mit mir in einem Bett schlief. Ein Knurren kam über meine Lippen, bevor ich mich mit aller Kraft aufbäumte.

Aiden murrte unwillig und rutschte noch etwas näher an mich heran, wobei ich erreicht hatte, was ich wollte. Jetzt musste ich mich nur noch leicht nach rechts lehnen und... plumps! schon lagen Aidan und ich am Boden. Keine Sekunde später sprang der Aev-Alphas Sohn alarmiert auf und sah sich erschrocken um. Als er mich am Boden entdeckte legte er verwirrt den Kopf schief und sah zwischen dem halb leeren Tablett und dem Bett hin und her. „Du bist wohl eingeschlafen." erklärte ich mit einem genervten Knurren. „Oh." machte er nur und hielt mir dann eine Hand hin, wahrscheinlich um mir beim Aufstehen zu helfen. Schnaubend schlug ich sie weg und sprang selbst wieder auf die Füße. Ich nahm das Tablett und drückte es Aidan in die Hand. „Ich habe gegessen. Jetzt geh." fuhr ich ihn an, drehte ihn an der Schulter zur Tür und schob ihn darauf zu.

„Kann ich nicht noch bleiben?" fragte er und sah aus, als hätte man ihn im Regen stehen lassen. Er zog einen Schmollmund und blinzelte mich noch leicht verwirrt an. Ich gab nur ein Knurren von mir und schob ihn nach draußen auf den Gang, bevor ich die Tür abschloss und dann ins Badezimmer ging. Ich musste kalt duschen! Meine Instinkte spielten mal wieder verrückt und wollten ihn am liebsten wieder ins Bett ziehen. Mein ganzer Körper kribbelte noch von seinen liebevollen Berührungen und ich hoffte, dieses Gefühl mit kaltem Wasser abwaschen zu können. Ich war ihm eindeutig zu nah gekommen! Da konnte Helin sich später etwas von mir anhören! Dass sie mich so hinterging!

Allerdings kam meine Freundin an diesem Abend nicht wieder ins Zimmer. Sicher war ihr klar, wie sauer ich war und hatte sich bei ihrem Mate versteckt, um mir aus dem Weg zu gehen. Ihr war klar, dass ich ihr am nächsten Morgen nicht mehr böse sein würde. Das lag allerdings nicht nur an unserer tiefen Freundschaft, sondern auch an der Tatsache, dass ich in der Nacht kaum ein Auge zugetan hatte. Meine wirren Gedanken hielten mich wach und meine Instinkte schrien immer noch nach meinem Mate. So war ich jetzt am nächsten Morgen total müde und schaffte es kaum, meine dunklen Augenringe unter Makeup zu verbergen. Es brauchte niemand zu wissen, wie schlaflos meine Nacht war.

„Ich dachte, Aidan würde bei dir bleiben." meinte Helin, als sie zögerlich herein kam und sich frische Kleidung aus ihrem Schrank holte. „Ich will ihn nicht, Helin." behauptete ich, wobei das Kribbeln auf meiner Haut eine ganz andere Sprache sprach und mich lügen strafte. Der zweifelnde Blick meiner besten Freundin schien dasselbe zu verdeutlichen. „Und wieso siehst du dann aus, als hättest du kein Auge zugetan?" wollte sich wissen, bevor sie sich schnell umzog und mich zum Frühstück schleifte. Antworten würde ich darauf nicht, denn egal was ich zu meiner Verteidigung sagte, sie würde es durchschauen. Wir waren schon als Kleinkinder gut befreundet und demnach kannten wir beide uns in beinahe jeder Hinsicht in und auswendig. Sie würde mich immer durchschauen können.

„Ich bin nervös." gestand ich dann, kurz bevor wir in der Cafeteria ankamen. „Wegen ihm oder wegen den Alphas?" erkundigte sie sich und zog mich sanft zur Essensausgabe. „Hauptsächlich wegen den Alphas. Denkst du, die Tika-Alphas werden auch zur Verhandlung kommen oder schicken sie ihre Beta?" murmelte ich und schlurfte mit meinem Tablett zum Tisch unseres Rudels. „Ich weiß es nicht, aber so nervös wie Kristin ist, könnten tatsächlich die Alphas kommen." antwortete da Jace, der wie aus dem nichts mit einem strahlenden Lächeln neben seiner Mate aufgetaucht war. Natürlich triefte er vor Freude, weil Helin die Nacht bei ihm verbracht hatte. Ich bemühte mich um ein schwaches Lächeln. Wenn die Alphas kamen, gab es zumindest noch eine kleine Chance, dass die Tika um mich kämpfen würden.

„An deiner Stelle würde ich mir nicht zu große Hoffnungen machen. Moira und Alastair werden nicht zulassen, dass ihr Sohn von einem anderen Rudel beansprucht wird." kam da plötzlich eine fröhliche Stimme von meiner anderen Seite und Jace knurrte leise. „Moira und Alastair sind die Alphas der Aev." flüsterte Helin mir zu und legte ihrem Mate beruhigend eine Hand auf den Arm. „Das müssen sie nicht, wenn ich Aidan nicht anerkenne." erwiderte ich und starrte James leicht wütend an. Entgegen der Anweisungen seiner Alphas hatte er sich dem Tisch meines Rudels genähert und zog so deren Missgunst auf sich. „Das kannst du nicht tun! Es würde ihn zugrunde gehen lassen." meinte der Betaanwärter und griff mich plötzlich fest am Arm. Ein synchrones Knurren kam von meinem Rudel, doch James' Griff wurde nur noch fester.

Da kam zum Glück auch schon Linto angesprungen und baute sich bedrohlich vor James auf. Da dieser sich seiner Beta Position aber nur zu bewusst war, knurrte er meinen Freund an, was diesen einen Schritt zurücktreten ließ. „Lass sie sofort los, James!" kam da auf einmal Aidan, mit vor Wut silbernen Augen, angerannt. Augenblicklich löste sich der feste Griff des Aev-Werwolfes. Besorgt tastete Aidan meinen Oberarm ab und strich mir dann kurz über die Wange. Diese Berührung erinnerte mich an sein Stupsen nach dem Rudeltreffen gestern und ließ ein Schaudern über meinen Rücken rieseln, das ich sofort zu unterdrücken versuchte. Die Augen des Aev-Alphas Sohnes nahmen wieder ihre eigentlich blaue Farbe an, bevor er sich an seinen Beta wandte, der leicht zerknirscht aussah.

„Komm mit." knurrte Aidan nur und lief, mit einem letzten Blick zu mir, zu dem Tisch seines Rudels. Sein Beta folgte ihm eilig und fing an, leise auf ihn einzureden. „Alles okay?" erkundigte sich da Linto und zog mich sanft auf den Platz neben sich, wo ich langsam zu essen anfing. „Alles gut." murmelte ich nur, schenkte meinem Freund ein kurzes Lächeln und rieb mir dann gähnend die Augen. Ich war wirklich verdammt müde! „Vielleicht solltest du dir heute frei nehmen. Du wirkst nicht so, als würdest du heute viel im Unterricht mitbekommen." mischte sich da plötzlich Kristin ein, die mich skeptisch betrachtete und das ganze Geschehen vorher unkommentiert ließ. „Nein. Schon gut." erwiderte ich, sofort etwas wacher. Wenn ich nicht zum Unterricht ging, würden die Aev-Wölfe mich nur leichter abfangen können! „Wie du meinst." sagte die Beta-Tochter nur und zuckte unbeteiligt mit den Schultern, als wäre es ihr egal.

„Ich sag doch, sie ist nervös." flüsterte Jace mir grinsend zu und drückte seine Mate auf den Platz auf meiner anderen Seite. „Ich hoffe du hast Recht und die Alphas sind auf dem Weg. Ich will nicht zum Aev-Rudel." erklärte ich leise und warf einen kurzen Blick über die Schulter zu besagten Werwölfen. James und Aidan waren verschwunden. „Keine Sorge. Die Alphas wollen dich nicht freigeben. Sie erhoffen sich daraus, die Aev zu schwächen." mischte sich jetzt doch wieder Kristin ein, die anscheinend gelauscht hatte. Natürlich. Wenn das Aev-Rudel keine Luna hatte, würden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit bald auch keine wahren Aev-Nachfahren mehr haben. Aidan war der letzte. Allerdings glaubte ich gehört zu haben, dass er eine kleinere Schwester hatte, welche die Linie auch weiterführen konnte. Ich nickte also nur kurzangebunden, bevor ich mich meinem Frühstück zuwandte.

Der restliche Schultag verlief ohne weitere Vorkommnisse, was ich darauf zurückführte, dass die Aev sich von meinem Rudel fernhalten sollten und ich die ganze Zeit an meinen Rudelmitgliedern hing wie eine Klette. Ich genoss den Schutz meines Rudels und würde ihn sicher nicht so leicht verlassen. Leider würde ich mich aber nicht mehr lange drücken können, denn Helin hatte das Essen mit den Aev-Alphas nicht vergessen und würde darauf bestehen, dass ich dort hinging. Dementsprechend zog sie mich jetzt nach dem Unterricht zu unserem Zimmer und setzte mich vor den Spiegel im Badezimmer. „Wir werden dich jetzt hübsch machen. Du sollst schließlich einen guten Eindruck hinterlassen." meinte sie und ließ keine Proteste meinerseits zu.

Ich blieb also nur sitzen und ließ die Tortur über mich ergehen. Als sie kurz aus dem Bad ging, strich ich mir etwas von der Schminke ab. Das war eindeutig zu viel! Ein Klopfen war plötzlich zu hören und ich lauschte, um herauszufinden, wer es war. „Gut, dass du da bist. Ich habe keine Ahnung, was für so ein Essen angemessen ist." rief meine beste Freundin aus und zog die Person mit sich. Ich hörte seine Schritte und schon stieg mir Aidans unverwechselbarer Geruch in die Nase. „Ich bin mir nicht sicher, ob meine Mate möchte... " fing er an, sich zu wehren, doch da stand er schon im Badezimmer und musterte mich neugierig. „Was hast du gemacht?!" schimpfte da auch schon Helin, die bemerkt hatte, wie viel ich abgeschminkt hatte. „Mir gefällt es so besser." erwiderte ich trotzig und zog einen Schmollmund.

Helin seufzte. „Na gut. Kann ich dann wenigstens deine Haare machen, wenn du dich umgezogen hast?" wollte sie wissen und zog mich und Aidan schon zu meinem Kleiderschrank. „Wenn es sein muss." gab ich nach und griff nach einer dunklen Hose. „Ich denke, ein Kleid wäre besser. Vater legt hohen Wert auf Weiblichkeit." mischte sich da allerdings Aidan ein und sofort griff meine beste Freundin ein. „Was hältst du davon?" fragte sie mich zumindest und hielt mir ein süßes dunkelblaues, trägerloses Kleid mit Spitze am Saum entgegen. „Ich kann mich doch sowieso nicht dagegen wehren, oder?" erwiderte ich, was Aidan einen erstaunten Blick entlockte. „Gefällt es dir?" wollte Helin von ihm erfahren. Ein Nicken von ihm und sie grinste. „Dann hast du keine andere Wahl." erklärte sie und drückte mir das Kleid in die Hand.

Ich seufzte und verschwand, mit einem warnenden Blick auf Aiden, ins Badezimmer. Schnell zog ich mich um und betrachtete mich skeptisch im Spiegel. Ich trug nicht oft Kleider. Sie waren einfach verdammt unpraktisch. „Also ich finde, es steht dir." erklärte Helin strahlend, als ich aus dem Bad kam und mich einmal langsam im Kreis drehte, amit sie mich begutachten konnte. „Du siehst wunderschön aus, meine Mate." übertrieb Aidan und griff unerwartet nach meiner Hand. Sofort wollte ich sie ihm entreißen, doch er hielt sie eisern fest und hauchte einen Kuss auf meinen Handrücken. Ein Knurren entwich mir, mal wieder, und ich tat so, als würde ich den Kuss am Kleid abschmieren. Helin kicherte nur darüber und schob mich wieder vor den Spiegel, bevor sie sich daran machte, mir eine Hochsteckfrisur zu zaubern.

Was das anging, hatte sie ein wirkliches Talent, denn sie schaffte es, die weißen Strähnen aus dem Rest zu trennen und dadurch eine wunderschöne Frisur zu zaubern. „Wir sollten langsam los." meinte dann auch schon Aidan, der nur stumm beobachtet hatte, was Helin mit meinen Haaren machte. Ich schnaubte leise und sah meine beste Freundin flehend an. Konnte sie es mir nicht doch durchgehen lassen, nicht zu diesem Essen zu gehen. „Das kannst du vergessen." sprang da allerdings schon Aidan ein und wollte wieder nach meiner Hand greifen. Diesmal war ich jedoch schneller und zog sie mit einem scharfen Blick weg. „Jetzt geht schon und sei nicht so abweisend. Du hast mir etwas versprochen!" meinte nun Helin, die mich vorsichtig an Aiden vorbei und zur Zimmertür schob.

Das Versprechen war, Aidan eine Chance zu geben. Nicht seinem ganzen Rudel! „Benimm dich! Du repräsentierst dort heute die Tika." flüsterte meine Freundin mir noch zu, bevor sie mir Handy und Schlüssel zusteckte und die Türe hinter mir und Aidan abschloss. Jetzt konnte ich wohl keinen Rückzieher machen. Ich musste wohl tatsächlich mein Rudel vertreten. Das ließ mir keine andere Wahl. „Ich wünschte, du würdest nicht nur mitkommen, weil du es musst." erklärte da Aidan und griff sich schnell meinen Arm. Er hakte sich bei mir unter und hielt mich damit ganz nah bei sich. „Davon kannst du lange träumen." knurrte ich als Antwort und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, was er allerdings nicht zuließ. „Ich werde jede Nacht davon träumen." versprach er und grinste mich breit an.

Mein Körper kribbelte unter seinem intensiven Blick und mal wieder musste ich meine Instinkte zurückdrängen, um mich nicht an meinen Mate zu schmiegen. „Lass den Unsinn." murrte ich stattdessen nur als Antwort und starrte stur geradeaus. „Welchen Unsinn? Ich habe schon heute Nacht von dir geträumt. Davon wie süß du dich irgendwann an mich kuscheln wirst und wie liebevoll du dich um unser Rudel kümmern wirst." behauptete der Aev-Alphas Sohn und strich mir mit seiner freien Hand kurz über die Wange. Ein erneutes Kribbeln durchzog mich und ich knurrte unwillig. Ich wollte nicht, dass seine Berührungen das mit meinem Körper anstellten. Es reichte mir schon, dass ich überhaupt etwas mit ihm machen musste.

Aidan allerdings grinste nur breiter, bevor er mich immer weiter zu den Gästehäusern führte. „Wenn meine Alphas es so wollen, würdest du dann auch zu einem solchen Treffen meines Rudels gehen?" fragte ich, kurz bevor wir bei dem Gästehaus der Aev ankamen. „Natürlich. Ich will schließlich auch deine Eltern kennenlernen, wenn sie denn dann dort wären." erklärte mein Mate, ohne zu zögern und sofort spannten sich alle meine Muskeln auf einmal an. Erschrocken blieb Aiden stehen und sah sich alarmiert um. „Was ist los?" wollte er wissen, als er keine Gefahr entdeckte, die meine Reaktion rechtfertigte. „Ich bezweifle, dass meine Eltern kommen würden." sagte ich nur mit eisiger Stimme und starrte gen Himmel. Um mich zu beruhigen begann ich, die Sterne zu zählen.

Leider ließ Aidan das Thema damit aber nicht fallen. „Wie kommst du denn darauf? Denkst du, sie wären gegen mich?" fragte er schockiert und sah mich eindringlich an. „Nein. Sie haben mir immer eine bessere Position gewünscht. Allerdings sind sie tot, also sind ihre Wünsche wohl nicht mehr von Belangen." antwortete ich möglichst neutral. hundertzweiundfünfzig, hundertdreiundfünfzig, hundertvierundfünfzig. „Das tut mir leid." murmelte Aidan da und sah mitleidig auf mich herunter. Na super. Jetzt hatte er auch noch Mitleid mit mir. „Ich war sechs, als sie starben. Die Tika führten Krieg und meine Eltern haben sich geopfert. Ende der Geschichte." knurrte ich. Das war sicher kein Thema, dass ich mit ihm bereden wollte. Ich wusste nicht mal, weshalb ich es ihm überhaupt sagte.

„Es tut mir trotzdem leid." meinte mein Mate und zog mich plötzlich in eine feste Umarmung. Am liebsten wollte mein Körper sich in diese warmen Arme fallen lassen, doch das würde mir nicht helfen. „Lass uns das endlich hinter uns bringen." seufzte ich und schob den Aev-Alphas Sohn von mir weg. Ich wollte sein Mitleid nicht. Eigentlich hatte ich schon mit dem Tod meiner Eltern abgeschlossen. Es war schließlich schon zehn Jahre her. „Okay." willigte Aidan ein, musterte mich kurz prüfend und zog mich dann mit zum Eingang des Gästehauses. Ich würde mir nichts anmerken lassen. Ich musste die Tika würdig vertreten und konnte mir keine Fehler leisten.

Aidan klopfte, während ich mich bemühte, mir ein möglichst echtes Lächeln auf die Lippen zu zwingen. Ein kleines, schwarzhaariges Mädchen öffnete die Tür und schlang sofort ihre Arme um Aidan. „Ich habe dich ja so vermisst, Bruder!" rief sie überschwänglich und strahlte übers ganze Gesicht. Das war dann also Aidans kleine Schwester. „Hi, Alice. Darf ich dir meine Mate vorstellen?" erwiderte besagter Aev-Wolf und tätschelte der Kleinen den Kopf, bevor er mich näher zu sich zog, damit sie mich betrachten konnte. „Sie ist wunderschön." flüsterte Alice ihm zu, bevor sie mir eine Hand hinhielt. „Du siehst auch wirklich hübsch aus." erwiderte ich und schüttelte ihre Hand. Sofort lief sie rot an und kicherte verlegen.

Da hatte Aidan wohl eine weitere meiner Schwächen erkannt. Kleinkinder ließen mich nie kalt und seine Schwester war einfach zu süß! „Alice! Lass deinen Bruder und seine Mate doch bitte eintreten. Du versperrst ihnen den Weg." kam da eine tiefe Stimme herrisch aus dem Inneren des Hauses und sofort war ich wieder gespannt wie eine Bogensehne. Ich erkannte sofort, dass die Stimme dem Aev-Alpha gehören musste. Alistair. Schnell hüpfte die kleine Werwölfin aus dem Weg und ließ uns ein. Skeptisch betrachtete ich die Garderobe, in der drei große Koffer standen und ließ mich dann von Aidan in den nächsten Raum führen, in welchem nur ein Paar stand. An der Macht, die sie ausstrahlten, erkannte ich augenblicklich, dass es sich um die Aev-Alphas handelte. „Geh schon einmal zu den anderen." wies die Frau mit sanfter Stimme Alice an und musterte mich dann kritisch.

Sofort nahm ich eine gerade Haltung an und reckte leicht das Kinn in die Höhe. Ich würde ihnen sicherlich keinen Grund geben, mich für unsicher zu halten, auch wenn ich mich vor Angst innerlich wand. Aidan legte plötzlich beruhigend eine Hand auf meinen Rücken und starrte seinem Vater böse in die Augen, während dieser mich abschätzig betrachtete. „Hmpf." kam es nur von Alistair, bevor er sich abwandte und in dieselbe Richtung verschwand wie zuvor seine Tochter. Bestürzt sah Moira ihm hinterher. „Es tut mir wirklich leid, Kleine. Er hält nicht besonders viel von Tika." versuchte sie ihren Mann zu erklären, doch ich hatte schon erkannt, was sein tatsächliches Problem war. Er hielt eher nichts von Frauen. „Chauvi." knurrte ich leise und starrte wütend auf die Tür, hinter der Alistair verschwunden war.

Erschrocken starrte Moira nun mich an. Ich erwiderte ihren Blick stur, bis sie sich abwandte und ihrem Mann folgte. „Kommt rein." seufzte sie, ohne auf meinen abwertenden Kommentar einzugehen. „Das ist ja nicht besonders gut gelaufen." stellte Aidan fest und musterte mich unsicher von der Seite. Das konnte er wohl laut sagen. In ein solches Rudel wollte er mich bekommen? Das konnte er sich sowas von abschminken! „Dir ist klar, dass dein Vater kein besonders gutes Licht auf dein Rudel wirft?" fragte ich jedoch nur und folgte zögernd in den nächsten Raum. Dieser wurde von einem riesigen Tisch beherrscht, an dem verdammt viele Aev-Werwölfe saßen und mich anstarrten, sobald ich den Raum betrat. Aufmerksam ließ ich meinen Blick schweifen. In der hintersten Ecke erkannte ich einen, mir mittlerweile schon bekannten, braunen Schopf.

Als James allerdings auch den Kopf hob, um mich anzusehen, erschrak ich zutiefst. Auf seiner Wange prangte ein dunkler Fleck und seine Augen wirkten gerötet. Was war mit ihm passiert?! Aidan neben mir knurrte leise und sein Beta sah sofort wieder zu Boden. Was sollte das? Jetzt kam auch ein Knurren über meine Lippen, doch es galt meinem Mate und niemandem sonst. Hatte er das mit James gemacht?! „Warst du das?!" fragte ich Aidan entsprechend anklagend und wies auf den malträtierten Werwolf. Sofort wurde es toten still und ich erkannte zu spät, was für einen fatalen Fehler ich damit machte. „Wie kannst du es wagen, so mit deinem zukünftigen Alpha zu sprechen, Weib!?" kam es da auch schon grollend von Alistair. Ups. Jetzt hatte ich wohl eine Grenze überschritten.

Der Alpha kam wütend auf mich zugestürmt und ich war mir sicher, das war es jetzt mit mir. Ich würde aus diesem Haus nicht mehr lebend herauskommen. Da war Alistair auch schon direkt vor mir und holte mit seiner Pranke aus. „Nein!" jaulte da jedoch Aidan auf und sprang direkt zwischen mich und seinen Vater. Ein reißendes Geräusch war zu hören und Aidan ging in die Knie. „Aidan!" kam es unison von mir und seiner Mutter. Sofort ließ ich mich auf den Boden fallen und tastete das Gesicht meines Mate ab, der dieses vor Schmerz verzog. Sein Shirt war zerrissen und an seiner Schulter prangte eine schmerzhaft aussehende Wunde. Dennoch war er nicht im mindesten so stark verletzt, wie ich im ersten Moment angenommen hatte. Er war wohl eher durch den Schwung der Pranke seines Vaters gefallen und nicht aufgrund seiner Verletzung. Erleichterung durchflutete mich.

Auf die Erleichterung folgte jedoch Wut. Wut auf Alistair, Wut auf mich selbst und vor allem Wut auf Aidan. Wie konnte der Alpha es wagen, mich anzugreifen und wieso um Himmelswillen ging Aidan dazwischen? Was mich jedoch am meisten störte, war die Sorge um besagten Mate. Ich wollte mich ihm nicht so verpflichtet fühlen. „Was soll das?" ließ ich meine Wut dann unkontrolliert auf Alistair los. Wie konnte er es wagen, seinen Sohn zu schlagen. „Du verdammte Göre!" rief der Alpha aus und holte ein zweites Mal aus. Ich schaffte es nur mit Not, dem Hieb auszuweichen, bevor auf einmal Alice angesprungen kam. „Daddy." schluchzte sie und klammerte sich an den Arm ihres Vaters. Sofort wurden seine Züge etwas weicher, als er auf sie hinuntersah. „Liest du mir eine Geschichte vor? Bitte." fragte das zierliche Mädchen und zog den massigen Werwolf aus dem Raum.

Überrascht starrte ich den Beiden hinterher, bevor auch Moira ihnen folgte und ich mit Aidan und den anderen Internatsschülern allein war. „Das ist dann wohl ein Nein." hörte ich da Chris murmeln, bevor er auch aus dem Saal ging. Die anderen blieben an Ort und Stelle und starrten einfach nur auf Aidan, der noch immer am Boden lag und wiederum mich ansah. „Es tut mir leid. Ich dachte, er wäre soweit." meinte mein Mate dann, stand auf und rannte seinen Eltern hinterher. Na ganz toll. Jetzt war ich mit einem Haufen jugendlicher Werwölfe allein. „Wollen wir essen?" kam es da von James aus seiner Ecke und trotz seinem offensichtlichen Streit mit Aidan gehorchten alle und griffen nach den verschiedenen Gerichten, die schon bei meinem Eintreten auf dem Tisch gestanden hatten. „Du kannst dich auch setzen, wenn du möchtest, Luna." meinte nach kurzer Zeit einer der Aev-Werwölfe in meiner Nähe, stand auf und zog einen freien Stuhl am Kopf des Tisches für mich zurück.

Überrascht von dieser zuvorkommenden Geste starrte ich ihn nur an. „Setz dich ruhig wieder, Emanuel. Die Luna scheint noch einen Moment für sich zu brauchen." sprang wieder James für mich ein. Doch da hatte ich mich schon aus meiner Starre befreit. Ich musste stark sein. Mir den Schock über Alistairs Verhalten nicht ansehen lassen. „Schon gut. Danke." sagte ich und setzte mich schnell ebenfalls an den Tisch. Ich würde wirklich gerne wieder in mein Zimmer gehen, aber ich hatte auch Hunger und es würde sicher kein gutes Licht auf die Tika werfen, wenn ich einfach ging. Also griff ich zögerlich nach einer Platte mit Antipasti und suchte mir ein paar Happen heraus, bevor ich wieder aufsah und die faszinierten Blicke auf mir bemerkte. „Ähm... alles okay?" wollte ich daher wissen und war plötzlich wieder verunsichert.

„Es hat sich noch nie ein Alpha für uns interessiert oder gar eingesetzt." meinte dann Emanuel, der sich wieder auf seinen Platz gesetzt hatte und seinem Gegenüber eine Sauciere reichte. „Wie meinst du das?" fragte ich, nun neugierig geworden und nahm einen Bissen des Antipastos. Emanuel wirkte plötzlich unsicher und sah hilfesuchend zu James. „Zwar verteidigen die Alphas uns vor andere Rudel, aber sobald wir uns falsch verhalten, gibt es sofort Strafen. Die Aev sind ziemlich... gewalttätig." erklärte der Betaanwärter und zeigte vorsichtig auf den blauen Fleck in seinem Gesicht. Jetzt war ich wirklich schockiert. Ich hätte niemals damit gerechnet, dass die Aev ihr Rudel nicht schätzten. Das Rudel war das Wichtigste und ging stets bei den Tika immer vor den Belangen der Alphas.

Ich starrte auf mein Essen und die Aev-Werwölfe fingen nach kurzer Stille an, sich zu unterhalten und selbst zu essen. Ich nahm selbst noch einige Bissen, allerdings hatte mir die Ignoranz der Aev-Alphas deutlich den Appetit verdorben. Als Aidan und seine Eltern auch nach einer halben Stunde nicht wieder zurückkamen, stand ich auf. Sofort machten die Werwölfe es mir nach und neigten leicht den Kopf in meine Richtung. Was sollte das denn jetzt? „Ich bringe dich zu Aidan." befreite dann James mich aus der verwirrenden Situation und nach einem Nicken meinerseits setzten sich die Aev-Werwölfe wieder und aßen weiter. Das schien wohl eine Höflichkeit zu sein, die sie ihren Alphas oder so erwiesen. „Bis dann?" verabschiedete ich mich etwas unsicher und bekam begeistertes Nicken oder zustimmendes Gemurmel zurück, bevor James mich aus dem Raum führte.

„Du darfst es Aidan nicht übelnehmen, dass er handgreiflich wurde. So regeln unsere Alphas eben Probleme. Außerdem habe ich dich ohne deine Einwilligung berührt und weil du seine Mate bist, wollte er dich verteidigen und deine Position verdeutlichen." fing der Betaanwärter ein Gespräch an. Natürlich war ich mehr als schockiert, dass er Aidans Verhalten nun auch noch zu entschuldigen suchte. Allerdings war er auch sicher nicht ohne Grund Aidans Beta, also konnte ich ihm ein gewisses Maß an Wissen über seinen Alpha zutrauen. Er würde schon wissen, warum Aidan das tat. Selbst wenn ich es nicht nachvollziehen konnte. „Wenn du meinst." murmelte ich nur. Eigentlich wollte ich am Liebsten in mein Zimmer, aber ich musste mich zumindest verabschieden, damit die Tika nicht noch als unhöflich oder hinterlistig abgestempelt wurden. Ich wollte es einfach schnell hinter mich bringen.

„Hier müssten sie sein. Ich gehe wieder zu den anderen. Wir sehen uns." meinte dann James zeigte auf eine dunkle Doppeltüre, welche angelehnt war und hinter welcher ich laute Stimmen vernahm. „Klar." erwiderte ich nur, bevor er auch schon wieder zum Essenssaal eilte. „Das werde ich nicht tun!" vernahm ich dann plötzlich Aidans Stimme aus dem Inneren des Raumes. Was war denn da los? „Warum? Vor zwei Jahren hattest du noch kein Problem damit, deiner Schwester an deiner Seite den Alphaposten zu überlassen." erwiderte sein Vater mit einem deutlich genervten Ton in der Stimme. „Ich dachte, ich hätte keine Mate. Deshalb hatte ich zugestimmt. Aber jetzt habe ich Avalon! Sie wird an meiner Seite das Rudel führen. Nicht Alice." erwiderte Aidan darauf und schien ein wütendes Knurren nur knapp zurück zu halten.

„Diese Göre wird niemals mein Rudel führen! Sie wird jede deiner Entscheidungen boykottieren und das Rudel zugrunde richten. Sie ist den Tika treu ergeben und würde alles für sie tun. Warum glaubst du, sind ihre Alphas sonst persönlich bei den Verhandlungen anwesend?!" erwidert Alistair und Wut stieg in mir auf. Selbst wenn ich nie den Posten der Luna neben Aidan wollte, war es nicht Alistairs Recht, ihn mir zu entsagen. Es stand mir zu. Allerdings sagte Aidan nun nichts mehr darauf. Warum verteidigte er mich nicht? Ich war seine Mate. Er musste mich verteidigen. Egal vor wem. Als er jedoch nach längerem Schweigen immer noch nichts sagte, schnaubte ich auf und stürmte in das Zimmer. Sofort fuhren die beiden Männer zu mir herum und starrten mich an.

Die Wut lief über und ich spürte selbst das Glühen in meinen Augen. „Im Gegensatz zu euch würde ich nie mein Rudel riskieren. Egal ob es nun die Tika oder die Aev sind. Ich habe noch etwas, dass sich Empathie nennt. Aber davon habt ihr ja keine Ahnung!" fauchte ich und hätte mich am Liebsten auf Alistair gestürzt, der mich nur höhnisch betrachtete. Ich spürte, wie mein innerer Wolf mich drängte, ihn zu entfesseln, aber ich wusste noch nicht, wie stark ich als Luna jetzt war und wollte nicht riskieren, getötet zu werden. Stattdessen machte ich auf dem Absatz kehrt, ohne eine Antwort abzuwarten und eilte auf die Haustüre zu. „Warte!" rief Aidan mir hinterher, bevor er und sein Vater hinter mir her stürzten. Die anderen Internatsschüler blickten verwirrt aus den Essenssaal.

„Haltet sie auf!" befahl Alistair ihnen und Panik stieg in mir auf. Wenn sie mich nicht gehen ließen, wusste ich nicht, ob ich meine Verwandlung noch weiter unterdrücken konnte und eigentlich wollte ich hier niemanden verletzen. Naja, außer Alistair vielleicht, aber an den würde ich sicher nicht so leicht rankommen. „Nein." vernahm ich da James und blieb vor Überraschung einen Moment stehen, bevor er mir zuzwinkerte und ich mit einem dankbaren Blick an ihnen vorbeirannte. „Was?!" vernahm ich noch den wutschnaubenden Alpha, bevor ich aus dem Haus raus war und so schnell ich konnte zum Hauptgebäude rannte. James hatte sich für mich geopfert, das war mir sofort klar. So viel Loyalität mir gegenüber hatte ich von ihm nicht erwartet. Nicht in eine Millionen Jahren. Von keinem Aev-Werwolf. Hatte ich möglicherweise ein falsches Bild von diesem Rudel?

Glücklicherweise versuchte Aidan nicht, mir zu folgen. So konnte ich ungestört in mein Zimmer und mich im Bad einsperren. Natürlich waren aber Helin und Jace da, weshalb meine Freundin sofort angestürmt kam und wild an die Tür klopfte. Ich brauchte jedoch noch einen Moment für mich, riss mir das Kleid herunter, die Kammern aus den Haaren und stellte die Dusche so kalt es ging, bevor ich darunter schlüpfte. Das eisige Wasser beruhigte mein wild pochendes Herz und half mir, meine wirren Gedanken zu ordnen. Hatte ich gerade tatsächlich die Aev-Alphas gegen mich aufgebracht?! War ich lebensmüde oder warum tat ich solche Dummheiten? Selbst die Alphas der Tika würden mich nicht vor Alistair schützen können. Sie waren zu sehr auf Frieden bedacht und würden das Rudel nicht für mich in Gefahr bringen. Allerdings war ich mittlerweile ziemlich müde und fiel nach der Dusche sofort ins Bett. 

Hey meine Lieben,
leider kommt das Kapitel etwas zu spät. Ich freue mich auf eure Kommis.
Liebe Grüße,
eure Ary-Lu

Frage:
Wie seht ihr das Aev-Rudel jetzt?

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