17. Parts und ein folgenschwerer Vollmond
Ich starrte meinem Freund noch kurz hinterher, dann lief ich weiter zu meinem Zimmer. War Ezra wirklich an mir interessiert? Mehr als nur freundschaftlich? In Gedanken versunken wollte ich in mein Zimmer, doch zu meinem Erstaunen war es abgeschlossen und ein Bitte-nicht-stören-Schild hing an der Klinke. Na gut. Dann eben nicht. Ich machte auf dem Absatz kehrt und lief planlos durchs Internatsgebäude. Dabei schweiften meine Gedanken wieder zu der unerklärbaren Stelle in Schwarzer Samt. ‚Einem Part sei es jedoch möglich die defekte Bindung zweier Mate zu reparieren oder zu lösen.'. Was sollte bitte ein Part sein? Ich kannte kein Rudel, das so hieß und auch sonst hatte ich diese Bezeichnung in keinem anderen Kontext gehört. Allerdings hörte es sich eindeutig nach der Lösung meines Problems an. Ich würde Ezra fragen müssen. Er wusste sicher, was damit gemeint war.
Gedankenverloren irrte ich durch das Gebäude, bis ich an den Ausgang kam und kurz nach draußen starrte. Vielleicht sollte ich einen kleinen Spaziergang machen, um die Gedanken freizubekommen und Helin eine Nachricht schreiben, was sie den ganzen Tag trieb. Gedacht, getan. Ich schlenderte nach draußen und tippte gerade die Nachricht ein, als ich plötzlich Schritte hinter mir hörte. Verunsichert blieb ich stehen und sah über die Schulter. Sofort versteifte ich mich. „Bist du jetzt zufrieden?" knurrte die Person, die sich an mich angeschlichen hatte und funkelte mich aus goldglühenden Augen sauer an. Ich entfernte mich ein paar Schritte und starrte irritiert zurück. „Was willst du von mir, James?" fragte ich, ließ den Beta-Anwärter aber nicht aus den Augen. Ich würde ihm sicher nicht über den Weg trauen. „Weißt du eigentlich, was du angerichtet hast?!" gab dieser anstelle einer aussagekräftigen Antwort zurück und ballte die Hände zu Fäusten.
Was war denn sein Problem? „Das beantwortet meine Frage nicht." erwiderte ich möglichst ruhig, damit er sah, dass ich jetzt sicher keinen Kampf provozieren wollte. Anscheinend hatte er es allerdings darauf abgesehen. „Wegen dir ist Aidan unausstehlicher als jemals zuvor und mit Naomi wird er das Rudel in den Ruin treiben. Ist es das, was du wolltest?!" schrie James plötzlich und ich zuckte bei der Lautstärke leicht zusammen. „Er hat mich verraten, James. Nicht umgekehrt. Geh jetzt oder das hier wird böse enden." gab ich nun ebenfalls wütend zurück. Sollte er doch seinem zukünftigen Alpha Vorwürfe machen! Ich ließ das sicher nicht einfach so über mich ergehen. „Er konnte doch nicht anders! Alistair hat Alice' Leben bedroht! Was hättest du denn an seiner Stelle getan?!" Geschockt starrte ich James jetzt an. Entsprach das der Wahrheit?
Ich erinnerte mich vage, wie Aidan sagte, er hätte keine Wahl gehabt. Wollte er das Leben seiner Schwester schützen? Ich spürte plötzlich wieder den Schmerz in meiner Brust, den die kaputte Matebindung verursacht hatte. Ich schnappte nach Luft und wich wieder einen Schritt zurück. Hatte Aidan mich für seine Familie verraten? Meine Gedanken überschlugen sich, doch plötzlich hörte ich schwere Pforten auf gepflastertem Weg. Mein Blick huschte zu James, der sich gewandelt hatte, während ich meinen Gedanken verfallen war. Mist! „Wag es nicht!" knurrte ich möglichst gebieterisch, doch ich war selbst nicht genug von meinen Luna-Fähigkeiten überzeugt. So passierte es also, dass James dennoch auf mich zustürmte. Nur mit Not entkam ich seinen scharfen Fangzähnen und flüchtete mich ein paar Schritte weiter weg. Allerdings ließ der Beta-Anwärter mir nicht die Möglichkeit, mich ebenfalls zu wandeln.
Er griff in schnellen Folgen immer wieder an und ich musste all meine Konzentration darauf verwenden, ihm auszuweichen. Allerdings verließen mich langsam meine Kräfte und ich wurde unaufmerksam. So geschah es, dass sich kurz darauf die scharfen Zähne des Werwolfs mir gegenüber in meinen Arm bohrten. Schmerzerfüllt schrie ich auf und riss mich eilig von ihm los. Das Blut rann meinen Arm entlang und ich musste mich konzentrieren, um angesichts der Schmerzen, nicht das Bewusstsein zu verlieren. Wo waren die verdammten Lehrkräfte, wenn man sie mal brauchte? Ich rettete mich knapp vor James' Pranke, stieß dann allerdings gegen eine Wand. Ich hatte mich in die Ecke drängen lassen. Ich atmete schwer und duckte mich wieder unter James' Angriff hindurch, doch lange würde ich das nicht mehr aushalten. Ich war in meiner Menschengestalt und ohne Waffe einfach unterlegen.
„Aufhören!" rief plötzlich eine gebieterische Stimme und ich sank erleichtert auf die Knie. Jemand hatte uns entdeckt. Allerdings handelte es sich bei meinem Retter nicht um Aidan, weshalb James auch nicht gezwungen war, aufzuhören und nun erneut nach mir schnappen wollte. „Verdammt!" hörte ich meinen Retter noch fluchen, dann die leichtfüßigen Schritte, als er in seine Wolfsgestalt glitt. Ich realisierte kurz darauf, dass es Ezra war, der so plötzlich hier erschienen war. Ich machte mich ganz klein, als James' Klauen mich streiften und hoffte, Ezra konnte ihn lange genug ablenken, damit ich mich selbst wandeln konnte. Zu zweit waren wir auf jeden Fall stärker als James. Ezra rammte James grob weg und stellte sich dann schützend vor mich. Knurrend behielt er James im Blick und verschaffte mir so die Zeit, die ich brauchte. Ich sprang auf.
Bevor ich allerdings in die Wandlung übergehen konnte, kam auch schon der nächste Werwolf aus dem Internatsgebäude gestürmt. Wütend jagte Aidans Blick über das Gelände, bis er mich entdeckte. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt und ich erkannte zwei kleine rote Flecke an seinem Arm. Anscheinend hatte ich einen Teil meiner Verletzungen instinktiv zu ihm gesandt. Ich starrte ihn etwas zu lange an, doch er zögerte nicht, als er die zwei Wölfe sah, die dicht in meiner Nähe waren. „Das reicht!" rief er wutentbrannt und kam zu uns geeilt. Nachdenklich lag sein Blick auf Ezra, der auf seinen Befehl nicht reagierte und stattdessen einfach weiter James anstarrte. Besagter Beta-Anwärter wandelte widerwillig in seine Menschengestalt zurück und starrte mich wütend an. „Ich denke, ab hier komme ich zurecht. Danke, Ezra." sagte ich zu dem Wolf, der sich zwischen mich und die Aev gestellt hatte.
Ich sollte diese Angelegenheit nicht vor ihm ausdiskutieren. Er zögerte einen Moment, bevor er sich wandelte und dann beschützend neben mich stellte. Ich lächelte zu ihm auf, während sein Blick wachsam auf den Aev lag. „Ich kläre das. Wir sehen uns morgen." erklärte ich nochmal und hoffte, mein Mate würde nichts Dummes tun, sobald Ezra ging. Besagter Bibliothekar sah seufzend zu mir herunter, nickte dann aber zustimmend. „Na gut, aber ich bleibe noch etwas in der Nähe." erklärte er mit erneut kritischem Blick auf James. Meinen Mate hatte er bisher genauso wenig beachtet wie ich. Mein Blick folgte Ezra, während er langsam zurück ins Internatsgebäude lief. Als er verschwunden war, wandte ich mich wutentbrannt an die Aev mir gegenüber.
„Nun zu euch!" knurrte ich und spürte wie meine Augen aufglühten. James wich zurück, während Aidan meinen wütenden Blick erwiderte. „Bekomm deinen Beta unter Kontrolle! Und... wenn du es nochmal wagst, einem meiner Freunde etwas zu tun, wird es das letzte sein, was du tust." wandte ich mich direkt an meinen Seelengefährten und setzte meine ganze aufgestaute Wut und Frustration hinein. „Ich habe keinem deiner Freunde... " wollte er einwenden, doch ich ging drohend einen Schritt näher. Wir standen nun direkt voreinander und ich musste mein Kinn heben, um ihm weiter in die Augen sehen zu können. „Ich habe Ezras Verletzung heute Morgen gesehen." unterbrach ich ihn genervt. Ich würde mir von ihm sicher nichts vormachen lassen. Diese Zeit war vorbei. „Na gut, aber glaub nicht, ich würde dich noch lange schonen. Ich werde dich bekommen." gab Aidan zischend zurück und hatte die Hände zu Fäusten geballt. Er strahlte Entschlossenheit aus.
Allerdings war ich selbst fest entschlossen. „Nicht, solange ich einen eigenen Willen habe!" knurrte ich und bohrte meine Nägel tief in meine Handflächen. Konzentriert verhinderte ich, die Verletzungen daraus an Aidan weiterzuleiten. „Du wirst es gar nicht kommen sehen." erwiderte er und kam sauer noch einen Schritt näher. Unsere Nasen berührten sich beinahe, so nah waren wir beieinander. Sein Duft umhüllte mich und die Konzentration schwand langsam. „Das werde ich nicht zulassen." fauchte ich, trat einen Schritt weg und zeigte ihm meine blutverschmierten Hände. Ein Zeichen dafür, dass ich unsere Verbindung zurückdrängen konnte, wenn ich es wollte. Seine Augen loderten vor Wut silbern auf und er schnaubte. „Das beweist lange nichts. Du rufst mich noch immer in Not." behauptete er eisig, doch ich erkannte, dass es ihn überraschte.
Ich starrte ihn noch kurz wütend an, dann machte ich auf dem Absatz kehrt und lief zurück ins Internatsgebäude. Eilig lief ich durch die Eingangshalle, doch nach der nächsten Abzweigung sah ich Ezra an der Wand lehnen. Er hatte die Augen geschlossen und schien zu lauschen. „Tut mir leid, falls du wegen mir Probleme bekommst." hauchte ich und blieb dicht neben ihm stehen. Er schlug seine hellen Augen auf, die in einem grellen Goldton glühten. Er wirkte fest entschlossen. Was war denn los? „Du machst mir keine Probleme. Das Internat ist außerhalb der Gerichtbarkeit der Rudel und ich damit auch." behauptete er und musterte mich mit intensivem Blick. Unsicher trat ich von einem Fuß auf den anderen. „Ich bin froh, dass du gewartet hast." murmelte ich unsicher und wurde wie häufig in seiner Nähe rot. „Ich wollte sicher gehen, dass es dir gut geht. Außerdem muss ich dir etwas sagen. Es kann nicht länger warten." behauptete Ezra ernst, während sich ein mulmiges Gefühl in mir breitmachte.
Was war ihm denn so wichtig? Was sollte ich von seinem plötzlich so ernsten Auftreten halten? Sonst hatte er immer so entspann in meiner Nähe gewirkt. „Worum geht es?" wollte ich nervös wissen, während er sich von der Wand abstieß und nah an mich herantrat. Mir wurde plötzlich ganz warm und als er sich leicht über mich beugte, blieb mir kurz der Atem weg. Mein Herz stockte, bevor mein Puls zu rasen begann. Sein männlicher Duft hüllte mich wabernd ein und mein ganzer Körper begann zu kribbeln. Ich öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, doch es war mir entfallen. Sein intensiver entschlossener Blick hielt mich gefangen. Ich konnte mich nicht mehr bewegen, als er meinem Gesicht mit seinem noch etwas näherkam. Ich erschauderte und das schien auch ihn aus seinen Gedanken zu reißen. Er atmete tief ein, entfernte sich aber nicht wieder von mir. „Lass uns in die Bibliothek gehen." schlug er vor und bevor ich etwas erwidern konnte, hatte er nach meiner Hand gegriffen und zog mich hinter sich her.
Überrascht starrte ich auf unsere verschränkten Hände, folgte Ezra aber einfach. Ich dachte nicht mal daran, mich ihm zu entziehen. Warum auch? Er hatte mir nie etwas getan und was er mir sagen wollte, schien ihm wichtig zu sein. Schweigend ließ ich mich also von ihm durch das halbe Gebäude schleifen, bis wir an der Bibliothek ankamen. Er ließ meine Hand los und kramte etwas in seiner Hosentasche, bis er einen Schlüssel hervorzog und die Tür aufschloss. „Komm." wies er mich an, öffnete die Tür und verschwand im dunklen Raum dahinter. Schnell folgte ich ihm und zog die Tür hinter mir zu. Es war stockdunkel und bevor meine Augen sich an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, spürte ich Ezras sanfte Berührung an meiner Schulter und hörte das Klimpern seines Schlüssels. Er hatte die Tür wieder abgeschlossen und schob mich sanft in eine Richtung. Ich blinzelte angestrengt und erkannte, dass wir auf dem Weg zu seinem Büro waren.
„Was tun wir hier?" schaffte ich es schließlich zu fragen, bevor er auch die Bürotür für uns öffnete. Sein glühender Blick landete auf meinem Gesicht. „Mir ist es verboten, dir die Antwort auf deine Fragen direkt zu geben, aber du musst sie endlich bekommen. Ich werde dir aus ‚Die Wahl der Göttin Luna' vorlesen." meinte er daraufhin leicht kryptisch und ich sah stirnrunzelnd zu ihm auf. Er wollte mir helfen, endlich auf die Lösung meines Problems zu kommen, ohne es mir direkt zu verraten? Das würde interessant werden. Ich nickte schließlich und ließ mich auf den Boden seines Büros fallen, während er auf dem Schreibtischstuhl Platz nahm und in besagtem Buch zu blättern begann. Kurz darauf hatte er die Stelle gefunden, die er mir übersetzen wollte und warf mir noch einen bedeutungsvollen Blick zu, bevor er zu lesen begann. Ich ließ ihn dabei nicht aus den Augen und hing ihm gespannt an den Lippen.
„Als die Göttin Luna ihre unglücklichen Söhne sah, entschied sie sich, ihnen Gefährtinnen zu erschaffen, die ihnen in nichts nachstanden. Dazu nutzte sie die Kraft der Seelen ihrer Kinder und verband sie mit den Gefährtinnen. So knüpfte sie das Schicksal ihrer Söhne an das ihrer Gefährtinnen und umgekehrt. In den nächsten hundert Jahren wuchs dieses Band und wurde zu einer unverwüstlichen Kraft, die die wiederkehrenden Seelen immer wieder zueinander führte. Doch Luna bekam noch mehr Söhne. Als diese die Liebe ihrer Brüder sahen wurden sie eifersüchtig und begannen sich zwischen sie zu drängen. Nach wieder hundert Jahren schaffte es der Erste dieser neuen Generation, eine Gefährtin an sich zu binden, indem er seine Seele mit ihrer verband. Diese Gefährtin war nun mächtiger als alle anderen und hatte zwei Söhne der Göttin Luna, mit ihrer Seele verbunden. Zwischen den Brüdern entstand ein Krieg um diese Gefährtin, der wieder hundert Jahre andauerte." begann Ezra mit ernstem Blick und blätterte nun wieder ein paar Seiten weiter.
Ich starrte ihn dabei nur verwirrt an. Konnte das sein? Im Unterricht wurde uns nur der Anfang dieser Geschichte gelehrt. Es war die Entstehung der Mates. Und auch die neue Generation der Söhne wurde aufgeworfen, da einige Werwölfe ja keine Mates hatten. Dass ein Sohn Lunas die Mate seines Bruders mit sich verband, war mir jedoch völlig neu. Warum las Ezra mir das vor? Wozu würde das führen? War es tatsächliche ein Teil der Geschichte oder nur eines der vielen Märchen? Bevor er weiterlas, stand ich auf und warf einen Blick in das Buch. Die Schrift war mir noch immer recht fremd, doch ein Wort auf dieser Seite fiel mir sofort auf. Part. „Lies weiter!" forderte ich ungeduldig. Ich wusste plötzlich genau, was an diesem Buch so wichtig für meine Recherche war.
Ich würde endlich etwas über diese Parts herausfinden. Ezra räusperte sich unwohl, las dann aber gehorsam weiter. „Somit beschloss Luna das Gesetz, dass kein weiterer ihrer Söhne jemals nach der Gefährtin eines anderen trachten durfte. Allerdings hatten sich bereits schon zu viele ihrer Söhne gebunden. So legte Luna einen Zauber über die Gefährtinnen mit zwei Partnern. Der erste, den sie sah würde für ihr kommendes Leben ihr Partner sein. Es gab jedoch ein Schlupfloch. Begegnete die Gefährtin beiden Partnern innerhalb desselben Mondzykluses, konnte sie selbst wählen, wer ihr Mate und wer ihr Part sein sollte. Parts sind hierbei die Söhne der Luna, die einen Seelenspliter mit der Gefährtin teilten, aber in diesem Leben nicht für sie auserwählt waren." Hier endete Ezra plötzlich und sah mich eindringlich an. „Ist... ist das wahr?" hauchte ich und starrte mit großen Augen auf die Worte.
War das die Lösung, die Ezra mir geben wollte? Dachte er, ich wäre eine dieser Gefährtinnen oder wollte er mir damit zeigen, dass das meine einzige Möglichkeit war? „Es ist hier so geschrieben. Ob du das glaubst oder nicht, bleibt dir überlassen." meinte der Bibliothekar daraufhin mit ernstem Blick. Mir war klar, dass es keinen anderen Grund dafür geben konnte, dass er mir das vorgelesen hatte, als diesen. Er hatte absichtlich nicht mehr und nicht weniger übersetzt. Nur das, was nötig war. Da realisierte ich, was das bedeutete. Das war meine Lösung. Ich hatte sie gefunden! Wobei... Eigentlich hatte Ezra sie gefunden. Euphorie erfasste mich und ich schlang meine Arme fest um Ezra. Er versteifte sich kurz, doch ich ignorierte es einfach. „Danke!" sagte ich eindringlich und drückte ihn fest an mich, bevor ich mich peinlich berührt wieder von ihm löste. Meine Wangen liefen rot an.
Ezra blickte allerdings noch immer recht ernst, was mich etwas verunsicherte. „Dank mir lieber noch nicht. Du musst bitte noch etwas lesen. Es könnte deine Entscheidungen beeinflussen." behauptete er und hievte den Band mit der Geschichte der Aev auf seinen Schreibtisch. Verdammt. Ich hatte gehofft, er hätte es vergessen. „Denkst du, ich könnte wirklich einen Part haben?" lenkte ich das Thema direkt um. Ezra musterte mich skeptisch, bevor er sich von dem Sammelband wieder ab und mir zuwandte. „‚Die Wahl der Göttin Luna' wurde von einer Tika geschrieben, also könnte das Phänomen bei den Tika besonders weit verbreitet sein. Außerdem seid ihr die einzigen Werwölfinnen, die ihre Mate selbst finden. Das könnte auch eine Andeutung sein." erklärte er und wartete dann geduldig auf weitere Fragen. Nachdenklich starrte ich einen Moment vor mich hin. „Woran kann ich ihn erkennen?" war die wichtigste Frage, die mir nun auf der Zunge brannte.
Die hellen Augen des Bibliothekars huschten kurz über mein Gesicht, als wollte er herausfinden, ob ich die Wahrheit verkraften konnte. „Ich bin mir nicht ganz sicher. Dazu konnte ich nicht viel finden. Angeblich soll ein Part der Einzige sein, der die Bindung zu deinem Mate lösen kann. Woran du ihn sonst erkennst, ist unschlüssig." meinte er wenig von seiner Antwort überzeugt. Frustriert fuhr ich durch meine Haare. Das war schwerer als gedacht. Meine Gedanken schweiften zu dem zunehmenden Mond. Ich hatte nicht mehr lange, bis meine Zeit abgelaufen war. Warum hatte ich nur so viel Zeit mit meinem Mate verschwendet?! „Gut, dann sollte ich jetzt wohl los und... " begann ich, doch Ezra baute sich bestimmt vor mich auf. Er sah auf mich herunter und stemmte die Hände in die Hüfte. „Lies erst die Anfänge der Aev. Danach lass ich dich gehen." gebot er mir entschlossen und ich ließ mich seufzend in seinen Schreibtischstuhl zurück fallen.
Warum war ihm das so wichtig? „Na gut. Aber nur weil ich darauf vertraue, dass du weißt, was du tust." murrte ich und zog den entsprechenden Band zu mir. ich schlug die ersten Seiten auf und warf einen kurzen Blick auf das Inhaltsverzeichnis. „Ich warte vor der Tür auf dich. Lass dir Zeit." meinte Ezra noch, schnappte sich ein paar Bücher vom Schreibtisch und verließ das Büro. Ich seufzte erneut, blätterte dann aber zu dem ersten Kapitel, das sich mit der Entstehung des Rudels der Aev auseinandersetzte. Zu beginn wurde allerdings nur die Entstehung der Werwölfe an sich geschrieben und ich blätterte rasch weiter. Das nächste Kapitel enthielt wohl das, was Ezra so wichtig gewesen war. Es war mir direkt am Anfang dieses Kapitels klar. Denn wieder meinem erwarten wurde hier von einer jungen Werwölfin geschrieben. Was hatte das zu bedeuten?!
Verwirrt und gleichermaßen fasziniert versank ich in die Geschichte der ersten Luna der Aev, die dieses Rudel auch gleichzeitig gegründet hatte. Sie war stark und unabhängig und eine der wenigen Frauen, die jemals ein eigenes Rudel gegründet hatten. Warum hatte ich davon nichts gewusst? Und warum wurden Frauen dann von den Aev so geringgeschätzt, wenn die Gründerin ihres Rudels doch selbst eine Frau war? Ich starrte auf die handgeschriebenen Seiten. Was wollte Ezra mir wohl damit sagen? Ich fuhr mir frustriert durch die Haare und warf dann einen Blick auf die Uhr, als ich das Kapitel beendet hatte. „Verdammt!" fluchte ich und sprang auf. Ich sollte schleunigst zurück in mein Zimmer gehen. Es war schon nach Mitternacht. Ich riss de Bürotür auf und starrte kurz darauf in Ezras Augen. Er hatte eine Hand gehoben und sah etwas überrascht auf mich herunter.
Anscheinend wollte er gerade klopfen. „Ähm... Wir sollten gehen." meinte er nach einem Moment stockend und trat beiseite. Ich sah unsicher lächelnd zu ihm auf. Sollte ich fragen? Warum nicht? Okay. Augen zu und durch. Ich sah beiseite und ging langsam an ihm vorbei. „Warum sollte ich von dieser Luna lesen?" wollte ich wissen, mied aber Ezras Blick, weil ich mich etwas dumm fühlte, es nicht direkt zu erkennen. „Ich wollte nur, dass du erkennst, was du den Aev wiedergeben könntest. Sie würden mit dir als Luna zu alter Größe finden und du könntest ihnen ihre Geschichte wieder bringen. Ich bezweifle, dass Alistair sein Rudel wissen lässt, dass eine Frau es gegründet hat." erklärte der Bibliothekar geduldig und griff dann plötzlich nach meinem Arm. Überrascht blickte ich auf und sah wieder das aufgeregte Glühen in seinen hellen Augen. Wie erstarrt blieb ich stehen und wagte nicht, meinen Blick wieder abzuwenden.
„Bist du dankbar?" fragte Ezra mit einem etwas ungewöhnlich schiefem Grinsen. Ich legte erst verwirrt den Kopf schief, bevor ich zögernd antwortete. „Ja... Danke, dass du..., dass du mir geholfen hast." Ezras Grinsen wurde breiter und ich war zu überrascht von seiner so direkten Frage, um mir seine Hintergedanken zu erschließen. „Was bekomme ich für meine Hilfe?" wollte er nachdenklich wissen und brachte mich damit komplett aus dem Konzept. Ich starrte ihn einfach nur mit leicht geöffnetem Mund an, bis er mir seinen Zeigefinger sanft unters Kinn legte und ich dadurch meinen Mund schloss. „Was hättest du denn gern?" murmelte ich von der Situation überfordert und spürte, wie mein Puls in die Höhe ging. Ezras körperliche Nähe wurde mir auf einmal überdeutlich bewusst und ich lief rot an, als mir auffiel, dass er noch immer mein Handgelenk festhielt.
Ich wollte es gerade wegziehen, als er mich mit seiner Antwort wieder erstarren ließ. „Einen Kuss." Ich riss den Blick wieder zu seinen golden glühenden Augen, die fest auf mich gerichtet waren. „Was?" presste ich mit erstickt hoher Stimme hervor. In meinem Magen begann es zu kribbeln und vor Nervosität wurde mein Mund ganz trocken. Ich befeuchtete meine Lippen, hielt aber dann mitten in der Bewegung meiner Zunge inne, als Ezra sich näher zu mir herunterbeugte. Sein Grinsen war wieder dem liebevollen Lächeln gewichen, dass meine Knie weich werden ließ. Meine Hände wurden feucht und der Atem blieb mir weg, als Ezra dicht an meinem Ohr seine Antwort hauchte. „Warum bist du so überrascht? Habe ich dir mein Interesse nicht überdeutlich gezeigt? Ich will einen Kuss von dir." Ich blinzelte immer noch überwältigt zu ihm hoch, als er sich langsam wieder ein paar Zentimeter entfernte.
Ezra wartete geduldig auf meine Reaktion, ließ mich dabei aber nicht aus den Augen. Stattdessen musterte er mich mit seinem glühenden Blick von oben bis unten intensiv und mein Puls geriet ins Stocken. Was sollte ich nur tun? Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, während er mich mit diesen fordernden Augen so musterte. Ich fühlte mich vollkommen von ihm eingenommen und konnte nicht verstehen, was er nur mit mir machte. „Küss mich." bat er nochmal und brachte mich somit wieder etwas zurück in die Wirklichkeit. Warum hatte er eine so starke Wirkung auf mich? Da hörte ich plötzlich einen lauten Knall und wir fuhren erschrocken auseinander. „Avalon?" rief der Störenfried laut durch die Bibliothek und ich warf noch einen überforderten Blick zu Ezra, bevor ich mich eilig abwandte und zum Ausgang rannte. Aidan stand mit silbern glühenden Augen dort und gewöhnte sich blinzelnd an das schwache Licht. „Was tust du hier?" verlangte ich zu wissen, aber im selben Moment kam Ezra um die letzte Ecke und stellte sich beschützend und mit glühenden Augen hinter mich.
Aidan ballte die Hände zu Fäusten und starrte Ezra wütend an. „Das sollte ich wohl eher dich fragen. Irgendetwas war mit unsrer Verbindung." knurrte mein Mate und sah wieder mich an. Seiner Wut wich Verwirrung. „Warum bist du so rot?" wollte er wissen und stand einen Moment später dicht vor mir. Er legte eine Hand prüfend auf meine Stirn und warf dann noch kurz einen skeptischen Blick auf Ezra, bevor er meine Hand ergriff und mit sich zog. „Denk über das nach, was ich gesagt habe. Bis morgen." rief Ezra uns noch grinsend hinterher und ließ damit erneut mein Herz für einen Moment schneller schlagen. Was sollte das nur? Das fragte Aidan sich anscheinend auch, denn sein Blick ging erneut irritiert zu mir. Allerdings unterließ er es zum Glück, etwas zu sagen. Stattdessen zog er mich wortlos hinter sich her und ich war zu sehr in meinen wirren Gedanken gefangen, um mich dafür zu interessieren, wohin er mich brachte.
Warum wollte Ezra, dass ich ihn küsste? War er so sehr an mir interessiert oder wusste er etwas, dass mir noch verborgen war? Was wollte er damit bezwecken? Eine andere Frage, die vielleicht noch viel wichtiger war... Warum hatte ich so extrem auf seinen Vorschlag reagiert. Ich konnte nicht mehr denken und war zu nervös, um etwas zu tun. Warum hatte ich ihn nur so angestarrt und warum hatte er mich überhaupt in diese Situation gebracht? Warum... Da wurde ich etwas grob aus meinen Gedanken gerissen, denn mein Mate gab mir einen leichten Schubser und ich fiel auf etwas weiches. Irritiert starrte ich die schwarz bezogene Bettdecke an. In wessen Bett war ich hier gefallen?! Schnell sah ich mich um und erkannte Aidans Zimmer. Oh nein! Wie konnte ich mich so ablenken lassen?! Ich wollte gerade aufspringen und verschwinden, als ich den Schlüssel sich im Schloss drehen hörte.
Mein Mate hatte abgeschlossen. Ich sah wütend zu ihm. Er steckte den Schlüssel gerade in seine Hosentasche und ging dann gelassen zu seinem Kleiderschrank. „Was soll das? Öffne die Tür!" knurrte ich, spürte aber langsam die Müdigkeit in mir aufsteigen. Der Kampf mit James hatte meine Kraft geraubt und die Recherche in der Bibliothek hat die restlichen Reserven verzerrt. Das Bett war wirklich gemütlich. Das Bettzeug aus schwarzem Samt. Schwarzer Samt. Welch eine Ironie. Ich kicherte leise und erntete von Aidan einen verwirrten Blick. „Du kannst das zum Schlafen anziehen, wenn du möchtest." sagte er, statt mein seltsames Verhalten zu hinterfragen und hielt mir eines seiner dunklen Shirts und eine wahrscheinlich viel zu große Jogginghose hin. Ich sah ihn noch kurz zweifeln an, hatte aber nicht mehr die Kraft, mit hm zu streiten. Stattdessen nahm ich seufzend die Kleidung und schloss mich ins Badezimmer ein, um mich umzuziehen.
Müde tapste ich dann zurück zum Bett und ließ mich wieder hineinfallen. Aidans angenehmer Duft um waberte mich und ich kuschelte mich in die Mitte des Bettes. Kurz darauf spürte ich wie die Matratze neben mir nachgab und Aidan sanft die Decke unter mir hervorzog. Ich murrte leicht, doch kurz darauf legte er die Decke liebevoll um mich und rückte nah an mich heran. Ich bekam ein schwaches Knurren zustande, doch das schreckte meinen Mate natürlich nicht ab. „Schlaf einfach. Ich bin auch müde. Es ist anstrengend, sich von dir fernzuhalten." meinte er beruhigend und drückte einen flüchtigen Kuss auf meine Stirn, bevor ich spürte, wie ich langsam in den Schlaf abdriftete. Die Gedanken noch immer bei Ezras seltsamen Bitte, ihn zu küssen, fiel ich in einen traumlosen Schlaf.
Am nächsten Morgen wurde ich durch den himmlischen Geruch von Pfannkuchen, Speck und Rühreiern geweckt. Schnuppernd richtete ich mich im Bett auf und rieb mir kurz über die Augen, bevor ich sie öffnete. Sofort fand ich das Tablett, das diesen leckeren Geruch verströmte. Schlaftrunken sah ich mich um, bis ich Aidan am Fenster lehnen sah. Er tippte lächelnd etwas in sein Handy und trank einen Schluck aus der Tasse in seiner anderen Hand. „Hättest du nicht wenigstens zum Frühstück fernbleiben können?" murrte ich und postwendend verschluckte er sich und starrte mich hustend an. Anscheinend hatte er nicht damit gerechnet, dass ich schon wach war. Er räusperte sich nochmal, stellte seine Tasse am Fensterbrett ab und ging zu seinem Kleiderschrank.
„Es ist immerhin mein Zimmer, aber ich werde jetzt duschen gehen, dann hast du deine Ruhe." meinte er noch lächelnd, bevor er frische Kleidung nahm und im Badezimmer verschwand. Ich stand seufzend auf und ging zur Tür. Ich drückte die Klinke runter, doch es tat sich nichts. Er hatte mich wieder eingesperrt. Ich schnaubte genervt, setzte mich dann aber an den Schreibtisch und begann langsam zu Essen. Es würde nichts nützen, die Tür einzutreten. Ich würde nur Ärger bekommen wegen Sachbeschädigung. Ich wurde gerade fertig mit dem Essen, als Aidan aus dem Bad kam und sich durch das feuchte Haar fuhr. Ich spürte, wie mein Herz höherschlug, doch davon ließ ich mich nicht wieder so leicht täuschen. Mein Mate grinste, als er meinen Blick bemerkte, was ich mit einem verächtlichen Schnauben abtat und als Anlass zum Aufstehen nahm.
Auffordernd hielt ich Aidan meine Hand hin und er lachte leise, als er klimpernd den Zimmerschlüssel darin fallen ließ. „Den kannst du behalten. Wir sehen uns später." meinte er nur lächelnd und ließ mich etwas verwirrt zurück, als er sich mit einem Buch auf sein Bett fallen ließ. Was sollte das denn? Was war auf einmal mit ihm los? Warum gab er sich so entspannt und wollte mich nicht zum Bleiben bringen? Skeptisch musterte ich seine entspannte Haltung und ging zur Tür. Der Schlüssel passte tatsächlich und ich schloss auf. Mit einem letzten verwirrten Blick schlüpfte ich aus dem Zimmer und eilte durch die Gänge zu meinem eigenen Zimmer. Es schien noch ziemlich früh am Morgen zu sein und ich sollte mich beeilen, damit mich nicht so viele Werwölfe in Aidans Kleidung sahen, die ich ja noch immer anhatte.
In unserem Zimmer angekommen erkannte ich, dass Helin ihren Besuch noch nicht weggeschickt hatte. Jace kuschelte friedlich in ihren Armen und schnarchte leise. So ein Störenfried. Gedankenverloren tapste ich zu meinem Kleiderschrank und nahm mir frische Kleidung heraus, bevor ich ins Bad verschwand, um mich für den Tag fertig zu machen. Es war zwar Wochenende, aber ich würde nicht wie meine beste Freundin faul herumliegen. Ich musste herausfinden, was Ezra mir gestern mit seiner Bitte sagen wollte. Es musste mehr gewesen sein als nur ein Kuss, den er von mir wollte. Ich schrieb Helin noch einen Zettel, dass sie sich keine Sorgen machen sollte und eilte dann aus dem Zimmer. Hoffentlich war Ezra überhaupt in der Bibliothek. Ich wusste nicht, wo die Wohnungen der Angestellten waren und wenn heute einer der vielen anderen Bibliothekare Schicht hatte, würde ich die Gelegenheit verpassen, ihn sofort zu fragen. Da fiel mir ein, dass er ‚Bis morgen.' gesagt hatte, also hatte er geplant, mich heute irgendwie zu treffen.
Ich lief durch die Gänge zur Bibliothek, doch eine Abzweigung vorher kam mir schon eine dunkle Gestalt mit heller Haut entgegen. Ich erfasste sofort seinen hellen Blick und lächelte unwillkürlich zu ihm auf. „Guten Morgen." begrüßte ich ihn und trat dicht vor ihn. Seine Augen schienen sich sofort mit meinen zu verschränken. „Wie hast du geschlafen?" fragte er lächelnd und trat noch ein Stück näher heran. Sofort lag ein Knistern in der Luft, das mir den Atem raubte. Unsicher versuchte ich diese intime Spannung zu verringern, doch Ezra trat noch näher heran und beugte sich dann zu mir herunter, um mir in Ohr zu flüstern. „Ich konnte kaum schlafen. Ich musste an dich denken." Nachdem er das gesagt hatte, trat er wieder einen Schritt zurück und grinste mich frech an. „Ich habe gut geschlafen. Keine Albträume." stellte ich leicht überrascht fest. Warum hatte ich in Aidans Armen keinen Albtraum?
„Das ist schön. Lass uns etwas spazieren gehen. Du musst mir noch einen Wunsch erfüllen." erklärte Ezra, strich mir beiläufig eine Strähne aus der Stirn und griff dann wie selbstverständlich nach meiner Hand. Er zog mich sanft hinter sich her, während ich zu überrascht war, um etwas zu erwidern. Stattdessen ließ ich mich durch die Gänge schleifen, bis wir auf einmal stehen blieben und Ezra sanft auf mich heruntersah. „Entspann dich, Avalon." bat er und zog einen Schlüssel hervor, mit dem er die Tür neben uns aufschloss. Da fiel mir auf, dass ich den Gang hier gar nicht erkannte. Wo hatte Ezra mich hingebracht? „Wo sind wir?" wollte ich wissen und folgte dem Bibliothekar, als er in den Raum ging. Ein Blick genügte und ich begriff, wo ich hier stand. „Das ist meine Wohnung. Komm doch rein und lass uns reden. Am Wochenende ist mir immer so langweilig, weil ich keine Schichten habe." behauptete er schmollend.
Was war nur los? Warum verhielt er sich so seltsam? „Ich war noch nie in diesem Gang." murmelte ich nachdenklich und setzte mich schließlich an den Esstisch, während Ezra es sich auf dem Sofa gemütlich machte. „Normale Schüler können diesen Gang auch gar nicht ohne eine Begleitung betreten. Er ist den Angestellten und ihren Nahestehenden vorbehalten." machte er mir verständlich und musterte mich aus nun wieder leicht golden glühenden Augen. Ich erschauderte bei dem intensiven Blick und verschränkte unsicher die Arme vor der Brust. „Wenn du mich nicht selbst küssen willst, darf ich dich dann küssen?" brach Ezra nach einiger Zeit das Schweigen und stand auf, um mir wieder näher zu kommen. Er hielt zwar noch genug Abstand, aber seine Worte genügten, um ein Kribbeln hervorzurufen.
Was hatten diese Gefühle zu bedeuten? Fühlte ich mich etwa zu Ezra hingezogen, obwohl meine Matebindung noch bestand? Wie war es möglich? Normalerweise lies eine Matebindung das nicht zu. Da ging mir ein Licht auf. Könnte ein Part die Ausnahme der Regel sein und Gefühle trotz Mateverbindung wecken? Ich sah überrascht zu dem Bibliothekar mit den wundervollen Augen auf. „Du denkst...?" murmelte ich, traute mich aber nicht, die Worte laut auszusprechen. Das war auch gar nicht nötig, denn einen Moment später stand Ezra direkt vor mir und verschränkte seinen glühenden Blick mit meinem. Ich schluckte meine Worte hinunter, da ich sie sowieso nicht mehr herausbekommen hätte. Meine Nervosität stieg ins unermessliche und ein Kribbeln stieg in meinem Bauch empor. Da kam Ezra mir mit seinem Gesicht noch etwas näher und ich spürte seinen warmen Atem auf meiner Wange.
„Nicht bewegen." flüsterte er mit rauer Stimme undich erschauderte. Gegen meinen Willen nickte ich dann auch noch und damit wares zu spät. Ich atmete noch tief ein, um zum Widerspruch anzusetzen, doch dapresste Ezra seine Lippen schon sanft auf meine. Ich erstarrte für einenMoment, bevor mein Körper selbstständig handelte und ich mich dem fügte. Ezrasweiche Lippen drängten sich immer mehr gegen meine, während ich den Kuss gierigerwiderte. Ein Seufzen entwich mir und der Bibliothekar schlang besitzergreifendeinen Arm um meine Taille. Seine noch freie Hand legte er sanft an meine Wange.„Avalon." hörte ich ihn meinen Namen seufzen. Ich schmiegte mich an ihn undfuhr mit einer Hand in sein dunkles Haar. Eine Art kehliges Schnurren entrangsich meiner Kehle, als er seine Lippen von meinen löste und eine sanfte Spurvon Küssen von meinem Gesicht über den Hals zu meinem Dekolleté legte. Seinesanften Berührungen überraschten mich und obwohl eine heiße Leidenschaftzwischen uns entbrannt war, hatte ich das Gefühl auf einer Wolke zu schweben,während er mich so vertrauensvoll hielt.
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