8 | night
Es ist das erste Mal nach so langer Zeit, dass Louis wie der Wind durch einen Wald rennt.
Es ist wunderbar.
Die Gräser und Stöcke unter seinen Pfoten knistern, er hört die anderen im Rudel heulen und bellen und langsam wird der Wald immer dichter und dunkler.
Doch Louis macht es nichts. Er liebt es.
Es ist ungewiss und geheimnisvoll und auf diese seltsame Art wunderschön.
Er blickt ein paar Mal hinter sich, um den weiße Wolf zu erblicken, der hinter ihm rennt und nicht einmal sein ganzes Potenzial ausschöpft.
Harrys Zunge hängt etwas hervor und auch, wenn Werwölfe in ihrer Wolfsform nicht lächeln können, so sieht Louis das Lächeln in Harrys Augen.
Er sieht das zustimmende Nicken, die Freude und diesen Gesichtsausdruck, den Louis am ehesten als „Mutmachung" beschreiben würde.
Der Omega stolpert bei einem sehr langen Blick nach hinten und sofort stoppt Harry und stupst ihn mit seiner Schnauze an.
Er hebt Louis' Bein an, welches bei dem Sturz umgeknickt ist und wimmert.
Harry wimmert.
Louis hat noch nie einen Alpha wimmern gehört.
Er liegt dann einfach dort, über den Baumstumpf, den er nicht beachtet hatte, weil Harrys Gesicht wichtiger war.
Louis' Schwanz wedelt vor Harrys Gesicht herum, als dieser an Louis' Bein schnuppert und dann zwischen seinen Beinen.
Louis wimmert. Jetzt ist er es.
Harry, also wirklich! Wie kannst du jetzt einfach zwischen meine Beine!
Tut mir leid, jault Harry und zieht die Ohren ein. Ich wollte sicher gehen, dass es dir überall gut geht.
Vertrau mir, wenn ich dir sage, das alles in Ordnung ist.
Ich bin dein Rudelführer. Es ist mir wichtig, dass du dich nicht verletzt.
Es war kein schlimmer Sturz. Keine Sorge.
Dann schaltet sich eine dritte Stimme dazu. Sie gehört Ed.
Wo seid ihr?
Harry antwortet: Etwas hinter euch. Wir kommen gleich nach.
Wo ist Jade? Ich rieche sie nicht.
Sie ist zurückgeblieben. Wegen ihrer Wunde, erklärt Louis.
Das hätte Nick auch machen sollen, mault Ed.
Das hättest du wohl gern, schaltet sich Nick dazu.
Harry und Louis rappeln sich auf und laufen in die Richtung, aus der der starke Geruch mehrerer Wölfe kommt.
Das Rudel findet sich auf einer Lichtung ein, die tief im Wald verborgen liegt und verwuchert ist, mit Pflanzen, die Louis noch nie so gesehen hat.
Es ist lang her, dass er so viel Auslauf hatte. Bis jetzt hatte er eben nur Liams Garten.
Und manchmal sind beide am Wochenende zu einem Wald gefahren und haben sich dort verwandelt.
Aber das hier ist das Paradies.
Louis beschnuppert sich mit Perrie und Nick und nach einer Weile verstreuen sich alle im Wald.
Nur Harry liegt auf der Lichtung, eingekugelt zum Schlafen.
Er döst nur, aber als Alpha muss er immer bereit sein seinen Freunden zu helfen.
Und er hat einfach keine Lust.
Harry hatte vor kurzem seine Brunst. Die Brunst von Alphas dauert in etwa eine Woche und die meisten verbringen sie einfach nur in menschlicher Form, in einem Zimmer mit einem Partner. Meistens einem Omega, mit dem sie sich verbinden oder schon verbunden haben.
Einige Alphas verwandeln sich aber auch während dieser Phase und treiben ihr Unwesen in Wäldern und auf Feldern. Reißen Rehe und sogar Wildschweine. Alles was sie finden.
Harry hat sich während der Woche in seinem Zimmer eingeschlossen und Pornos gesehen.
Es war schwitzig, heiß und er wundert sich, ob er das Sperma je aus seinem Zimmer kriegen wird. Es ist überall hingespritzt.
Und da Harry keinen Partner hatte, fiel es ihm noch schwerer es länger als fünf Minuten ohne sexuelle Aktivitäten auszuhalten.
Nach dieser Brunst war er so erschöpft, dass er zu allem Ja und Amen gesagt hat.
Deswegen kämpfte er auch nicht großartig gegen Liam an und die bescheuerte Methode Louis zu verstecken.
Deswegen kämpfte er auch nicht gegen Ed an, der wollte, dass Louis das Ritual am ersten Abend durchzog.
Harry ist müde. Und jede freie Minute nutzt er, um sich einfach auszuruhen.
In einer Woche ist er sicherlich wieder fit.
Er nutzt die Zeit (auch in seiner Wolfsform) um über Louis nachzudenken und sein schönes, gutmütiges Wesen.
Einen Omega um sich zu haben, raubt Harry den Verstand und wenn er nicht gerade die Phase gehabt hätte, würde er sicherlich über Louis herfallen wie ein Tier.
Und er weiß selbst, dass er das nicht sollte, aber manchmal sind die Instinkte stärker als der Verstand und die Vernunft.
Er findet es einfach gut, dass er einen Omega hat, den er beschützen kann. Den anderen Teil wird er dann noch anders überwinden
Bei ihrer Rückkehr zum Haus finden sie Jade schlafend auf der Couch vor und Perrie kniet sich herunter zu ihr, gibt ihr einen Kuss auf die Stirn und nimmt sie auf den Arm.
Sie trägt Jade, die schnarcht, die Treppe hinauf in ihr gemeinsames Zimmer.
Louis hingegen ist noch so aus der Puste, dass er sich nur auf einen Stuhl in der Küche fallen lassen kann und vor sich hinstarrt.
„Du siehst hübsch aus in Wolfsform", bemerkt Niall und setzt sich grinsend zu Louis.
Vielleicht ist es Nialls Delta-Wesen, aber vielleicht ist es einfach nur Niall.
Jedenfalls findet Louis Niall sehr sympathisch und will sich ihm am liebsten sofort anvertrauen.
„Danke." Louis lächelt erschöpft zurück.
Seine Augen fallen fast zu. Er ist so viel gerannt.
„Ich fühle mich ehrlich gesagt manchmal etwas einsam", seufzt Niall und legt seinen Kopf auf seiner Hand ab. Er schmollt Louis an.
„Wieso?"
„Die Gammas verstehen sich mit den Betas und die Betas sorgen sich um den Alpha. Und ich... bin einfach nur da. Stehe daneben wie doof."
Louis lächelt. „Aber du magst die anderen, oder?"
„Ja, aber ich bin ein Delta. Ich bin quasi wie du nur ohne das fürstliche."
„Fürstliche?", wiederholt Louis etwas ungläubig.
„Ach komm schon: Omegas sind so selten und wertvoll: Du kannst alles und jeden haben." Niall rollt mit den Augen. Louis merkt, dass er das nicht böse meint, sondern einfach die Wahrheit ausspricht.
Es liegt in der Natur von Deltas und Omegas, dass sie sich verstehen und schnell Freundschaften miteinander schließen.
Deltas sind die einzigen, die an Omegas heran kommen und das ohne Gewalt, Kontrolle und Geruch.
Einfach mit Worten.
Und Niall ist ein Paradebeispiel eines Deltas. Er sitzt da und während Louis isst, quatscht er ihn voll.
Die beiden lachen, lästern und rollen mit den Augen und das erste Mal in seinem Leben fühlt Louis sich verstanden.
Das Leben als Omega kann furchtbar sein. Man wird verhätschelt und alle fassen einen mit Samthandschuhen an ohne sich wirklich zu näheren.
Da kann man schon einmal verzweifeln und vereinsamen. Besonders wenn man aus dem Rudel kommt, aus dem Louis nun einmal kommt.
„Meine Mutter ist ein Omega und meine andere ist ein Alpha", erzählt Louis und schmatzt. Er isst das kalte Fleisch auf seinem Teller jetzt ohne Probleme.
Und das Ziehen in seiner Magengegend hat aufgehört.
„Zwei Mütter also." Niall nickt und hebt die Augenbrauen.
„Es war nicht immer ganz einfach mit meiner Alpha-Mutter klarzukommen. Sie war immer herrisch und bevormundend." Louis seufzt bei dem Gedanken. „Ich habe sie beide lieb, immerhin sind sie meine Eltern... Aber ich war es irgendwann leid in einem Rudel aufzuwachsen, in dem man mich nur als „den Omega" sieht."
Niall schlürft seine Cola aus einem Strohhalm und nickt verständnisvoll.
was sagt ihr dazu? jamie xx
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