45 | door

Das Rudel bekommt nicht oft Besuch. Und der letzte Besuch, der regelmäßig kam, war ein gewisser Liam Payne, von dem aber alle im Rudel eingeschlossen der Partner dieses Liam Payne nichts gehört haben. Er scheint von der Erdoberfläche verschwunden.

Zumindest redet sich Zayn das ein. Was sollte Liam sonst aufhalten hier mal her zu kommen?

Nein, er muss nicht einziehen. Nein, er muss nicht über Nacht bleiben. Aber ein Besuch oder eine Einladung für Zayn in seine Wohnung wäre nett.

An Liams Stelle würde Zayn sich einfach mal einladen und sich selbst zeigen wie schön es in trauter Zweisamkeit sein kann.

Ohne Edward-Drama, Louis in der Hitzephase und eine schwangere Jade.

Einfach mal Ruhe.

In Ruhe Sex haben, in Ruhe verwandeln und durch die Wälder streifen und in Ruhe sein Leben leben.

Was würde Zayn dafür jetzt geben?

Jetzt, wo alles auf Hochtouren läuft. Wo Jade sich in einen Mülleimer übergibt, Ed herum wütet und putzt, Nick und Niall fast auf dem Sofa rum machen und Louis am Tisch sitzt und Tee trinkt, als würde ihn das alles nichts angehen.

Aber am schlimmsten ist der Rudelführer selbst. Denn Harry steht in der Küche und versucht so etwas wie Essen zu kochen. Aber andauernd lässt er sich aus der Ruhe bringen, Sachen fallen zu Boden, gehen kaputt und er flucht was das Zeug hält.

Immer in seiner Alphastimme.

Und natürlich ist Zayn nicht blöd. Er sieht, dass Louis erregt ist und fast dabei ist den Alpha zu bespringen.

Es ist wie in einem Zoo. Wie in einer schlechten Daily-Soap. Und alles was Zayn Malik will, ist Liam an seiner Seite, mit dem er über all das hier lachen kann.

Liam, damit er sich nicht in all diesem Chaos, unter all den Leuten so einsam fühlt.

Als die Klingel ertönt, erstarrt jeder. Es sieht aus als sei die Lava gerade über Pompeii geschwemmt und hätte alles mit ihrer Ankunft versteinert. Im originalen Zustand.

„Das ist sie", murmelt Ed und geht zur Tür.

Harry steht immer noch in der Küche und sein Blick trifft nun auf Louis, der außer Erregung wohl keine weitere Emotion zu diesem Cocktail beitragen kann.

„Eddie! Schnelles Wiedersehen nennt man sowas wohl." Eine feminine Stimme ist zu hören, Lache und dann ein Rascheln.

Eine Jacke, die ausgezogen wird.

Harry trocknet sich vorsichtig die Hände ab und wirft das Tuch dann neben die Spüle. Er tritt langsam um die Ecke in den Flur.

Wo sie steht.

Lucas Lächeln ist unverändert. Es fühlt sich an wie dieser Tag. Nur lächelte sie an diesem nicht allzu oft.

Als sie auf Harry sieht, geht sie an Ed vorbei und stellt sich vor ihn. Sie scheint vorsichtig und plötzlich verhalten.

„Luca", sagt Harry gebrochen.

Ja, er hatte da mal diese leichte Schwärmerei für sie übrig, aber sie ist in erster Hinsicht die Partnerin seines Bruders gewesen. Und ein Teil des Rudels. Harry als Alpha fühlte sich einfach verantwortlich für den Delta.

„Hallo Harry", lächelt Luca. Ihre braunen Haare hat sie sich wieder hinter die Ohren geklemmt. Sie sind so kurz, dass sich ein paar Strähnen jedoch wieder gelöst haben. Wie früher.

Harrys Hand landet auf Lucas Schulter und seine grünen Augen schweifen über ihren Körper. Sie hat sich nicht ein bisschen verändert und doch ist etwas anders.

Etwas, was Harry nicht genau ausmachen kann.

So sieht er näher hin: An ihren Hals.

„Die Wunde", murmelt er und runzelt die Stirn.

„Sie war weg, als ich wieder erwachte, ich weiß nicht wieso, aber ich bin nicht mehr an Edward gebunden, Harry."

Der Alpha lässt seine Hand wieder schnell von ihr. Er zieht sie schlagartig zurück wie ein Kind, dass auf eine heiße Herdplatte gefasst hat.

„Du glaubst mir nicht, oder? Du glaubst mir nicht, dass ich Luca bin. Die, die ihr damals aufnahmt."

Kein anderer im Raum redet und alle starren sie gespannt auf die beiden. Selbst Louis hat sich von seinem Platz am Tisch erhoben, um sich neben Nick an die Treppe zu stellen, wo er einen besseren Blick hat.

„Wieso sollte ich auch? Du warst tot. Wir haben dich beerdigt", zittert Harry und tritt einen Schritt zurück.

Wie gern würde er sie umarmen und willkommen heißen. Wie gerne würde er der Person glauben, die vor ihm steht.

Doch er kann es einfach nicht. Der logische Teil seines Gehirns sagt ihm, dass er nicht zu nahe treten soll.

Die Person vor ihm ist ein Alpha.

Nicht Luca. Wer auch immer es ist, es kann einfach nicht sie sein.

„Ich würde dir gern helfen beim Glauben", murmelt Luca und ihre Augen mustern Harrys immer noch erschrockenes Gesicht. „Wie?"

„Erzähl mir was, was nur Luca weiß. Über irgendetwas, dass..." Harrys Stimme bricht. Er ist überfordert mit all dem hier.

Wie gern würde er einfach nur Edward vor sich stehen haben und ihn umbringen.

Das ist einfach. Das ist logisch und er muss nicht misstrauisch sein und sich in Acht nehmen. Nicht mehr als sonst auch schon.

„Kannst du dich noch an diese eine Nacht erinnern? Ich war gerade hierher gekommen und du hast mich gefunden." Sie deutet auf das Sofa. „Ich saß da und hab geweint. Ich war total überfordert mit der Situation ein Werwolf zu sein, aber du hast mir einen Tee gemacht und wir haben ein paar deiner Platten gehört. Ich habe dir von meinem Vater erzählt und vom Verschwinden meiner Mutter."

Harry runzelt die Stirn.

Und Luca sieht ihn an. Voller Hoffnung. „Glaubst du mir?"

Anstatt zu antworten, dreht sich Harry um und geht an den Tisch. Er setzt sich auf irgendeinen Platz und als alle ihn anstarren, sagt er bloß: „Wir haben meinen Bruder zu besiegen. Ich würde sagen, das Meeting beginnt jetzt."

Harry macht nicht oft solche Rudel-Meetings, doch heute scheint es nicht nur angemessen, sondern notwendig.

Louis nimmt neben Harry Platz und Luca gegenüber von den beiden. Die anderen verteilen sich auf die anderen Stühle. Perrie genießt es heute auf dem Stuhl des Alphas zu sitzen und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Wie kann es sein, dass du nach Alpha riechst?", murmelt Harry. „Hast du jemanden?"

Luca presst die Lippen aufeinander und in ihren Augen ist so etwas wie Verbissenheit zu erkennen. Man kann sehen, dass ihr diese Frage schon oft gestellt wurde und dass sie darauf keine Lust hat.

„Habe ich nicht."

„Du riechst aber nach Alpha", lacht Harry immer noch etwas verachtend.

Mag sein, dass es wirklich Luca ist, aber irgendetwas ist falsch hier.

Er wollte es erst auf die nette Tour versuchen, aber er hat schon bei der zweiten Aussage kläglich gescheitert.

„Sie ist ein Alpha", murmelt Louis halb abwesend.

Sein Fieber kommt wieder und wenn er nicht so eine Angst hätte Harry allein mit diesem ganzen Chaos zu lassen, würde er jetzt nach oben gehen.

„Sie war und ist ein Delta", sagt Harry streng.

„Es liegt an der Wiederauferstehung, denke ich. Ich scheine wohl wie ein Alpha zu sein. Ein bisschen. In ein paar Hinsichten." Sie zuckt mit den Schultern, versucht Harrys kühlen Blick zu ignorieren.

Ein paar nicken verständnisvoll.

„Man kann seinen Rang nicht ändern. Wir sind hier in keinem Märchen."

Luca seufzt. „Okay, es scheint dich zu stören, dass du nicht alles über mich weißt und in einigen Punkten kann ich das verstehen. Ich dachte wir reden über Edward, aber gut: Reden wir darüber." Sie lehnt sich in ihrem Stuhl zurück und verschränkt die Arme. „Meine Mutter sagt ich sei ein Alpha und ihre Schwester und ihre Frau sagen das auch. Und auf den Geruchssinn eines Omegas darf man sich bei solchem ja wohl verlassen, oder?" Sie zieht eine Augenbraue hoch. „Ich habe mich verändert. Ich nenne das hier mein zweites Leben und ich weiß, dass es wie in dieser Sage ist, aber weißt du, Harry? Vielleicht ist sie real. Vielleicht bin ich so und werde so bleiben." Luca lehnt sich wieder nach vorn. Giftiger Blick auf ihrem Gesicht.

Sie kann Harrys Spiel mitspielen. Nettigkeit beiseite geschoben.

„Wie in einer Sage... Welche Sage?", mischt sich Niall ein. Er trägt eine Sonnenbrille und hat ein Glas mit einer aufgelösten Aspirin-Tablette vor sich stehen.

Luca schaut zu ihm hinüber. „Die Hurley-Sage. Kennst du die nicht?"

„Nein", sagt Niall nur und setzt sich seine Brille ab. Er starrt Luca an.

Wenn ihn sein Geruchssinn nicht trügt, hat Luca sowohl den Geruch eines Deltas als auch eines Alphas und dass verwirrt Niall sehr, aber was auch immer sie ist: Sie lügt nicht.

„William und Regina Hurley", erklärt Harry. „Zwei Werwölfe, die vor unzähligen Zeiten gelebt haben sollen. Mir wurde die Geschichte von den beiden immer erzählt, wenn ich unartig war und Angst haben sollte."

„Es klingelt immer noch nicht", murmelt Niall und runzelt die Stirn.

„Die beiden hatten ein paar Kinder und die Sache ist die: Keiner weiß wer von beiden der Omega und wer der Alpha war", sagt Luca. „Angeblich haben sie immer noch Nachfahren und ganz angeblich können ein paar von ihnen ihren Rang wechseln."

„Das ist Quatsch", schnaubt Niall.

„Das stimmt", nickt Harry. „Aber es ist eben eine gruselige Geschichte."

„Nicht mal das", meint Louis und zuckt mit den Schultern.

„Ich fand sie gruselig damals. Die Idee, dass so ein Super-Wolf in dein Zimmer kommt? Grässlich."

„Super-Wolf?", lacht Niall nun.

„Na ja, wenn sie sowohl die Fähigkeiten des einen Ranges als auch des anderen haben? Dann sind sie so gut wie allmächtig", sagt Luca und zieht ihre Augenbrauen kurz hoch.

Niall starrt sie an und Harry lacht. „Genau deshalb ist es so ein Blödsinn. Das ist eine Sage. nichts weiter."

Luca seufzt. „Ich habe recherchiert, Harry. Und ich glaube es könnte mehr als das sein."

„Was meinst du jetzt schon wieder?"

„Ich habe meinen Stammbaum nachvollzogen und ich glaube meine Mutter stammt von diesen Leuten ab. Außerdem hatte ich bis zu meinem Vater nur Werwölfe als Vorfahren."

Nick und Ed tauschen Blicke aus und Jade sitzt nur da und runzelt die Stirn. Sie hält sich den Bauch und sieht dann zu Perrie. Sie weiß nicht was sie von alldem hier halten soll und sie kann Harrys Skepsis verstehen.

Luca zieht ein Stück Papier aus ihrer hinteren Hosentasche und legt es aufgefaltet auf den Tisch. Dann schiebt sie es herüber zu Harry.

Harry nimmt sich das Papier und sieht es sich an.

Louis runzelt die Stirn, als er nur einen kleinen Blick erhaschen kann.

Einen kleinen, der reicht. „Olivia."

Luca sieht ihn an und lächelt. „Meine Tante. Nette Frau, aber manchmal etwas intensiv." Sie seufzt.

„Meine Mutter heißt so", lässt Louis es fallen.

Harry sieht hoch zu Luca und dann schaut er auf Louis. „Die Tante, die weg gelaufen ist, Louis... Wie hieß die noch mal?"

Louis blickt Harry an und dann flüstert er nur: „Doris."

„Der Name meiner Mutter", sagt Luca und dann begreift sie es.

„Oh mein Gott, seid ihr verwandt oder so?", fragt Niall aufgeregt. „Seid ihr Geschwister?"

Nick hält Niall davon ab, dass er das leere Glas vom Tisch wirft und versucht den Delta zu beruhigen.

„Cousins", murmelt Harry und legt das Blatt wieder auf den Tisch. „Laut diesem Stammbaum hier seid ihr Cousins."

was meint ihr? jamie xx

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