42 | children

Jemand, der lange Zeit Schmerzen und Fieber hatte, schläft irgendwann tief und fest ein. Der Körper ist absolut ausgelaugt und die Energiereserven sind bis aufs Letzte verbraucht.

Harry schaut auf den Omega herunter, der dort friedlich liegt. Louis hatte Harry gebeten seine Hände hinten mit einem Seil festzumachen, damit er selbst nicht noch einmal sich selbst zusammen schlägt.

Harry vermutet, dass Louis eine Posttraumatische Belastungsstörung von der Sache mit Edward davon getragen hat.

Der Alpha ist ebenfalls am Ende. Er ist hier her gehetzt, um weiter zu hetzen und zu hetzen.

Und jetzt wo Louis schläft und wieder vollkommen Frieden hat, weiß Harry nicht was er machen soll.

Er wird sicher nicht noch einmal in die Bäckerei zurück fahren und theoretisch will er Louis nicht einmal allein in einem Zimmer lassen, aber vielleicht sollte er das doch.

Besonders weil Louis' Duft Harrys Denkvermögen beansprucht und Louis im Schlaf wimmert, weil er merkt, dass ein Alpha im Raum ist.

Also macht sich Harry schließlich schweren Herzens auf den Weg nach unten in die gemeinschaftliche Küche.

Zayn ist in seinem Zimmer und hört laute Musik und sonst scheint das Haus sehr ruhig.

Er vermutet, dass Jade und Perrie in ihrem Zimmer sind und Nick macht sonst was mit Niall. Harry will das gar nicht genau wissen.

Er lässt sich auf die Couch fallen und nimmt sich ein Buch zur Hand, dass er schon längere Zeit dort liegen hat und nie die Zeit fand zu lesen.

Früher als Edward und er Kinder waren, hat Edward sich über Harry lustig gemacht, weil es keine Alpha-Sache ist ein Buch zu lesen.

Bücher sind etwas für Deltas und Omegas oder vielleicht Betas.

Aber Harry hat sich nicht stören lassen und jedes Mal, wenn Edward ein Buch von ihm kaputt machte und er dafür auch noch eine Belohnung von Harrys Eltern bekam, holte sich Harry einfach ein anderes Buch zu lesen.

Mittlerweile macht niemand seine Bücher mehr kaputt und keiner beschwert sich darüber, dass der Alpha des Rudels liest.

Es ist nicht schlimm.

Als Harry die Leitung hier übernahm, stellte er erst einmal neue Regeln auf und eine der wichtigsten ist, dass man das tun soll, was einen glücklich macht, solange es keinem anderen schadet.

Jeder wird akzeptiert wie er ist.

Auch so eine Sache, die Harry nicht von seinen Eltern lernte, sondern aus der Not heraus.

Werwölfe teilen ihre sexuelle Orientierung nicht in Schubladen ein so wie Menschen. Es geht meistens eh nur um den Rang. Jeder Omegas kann Kinder kriegen, jeder Alpha kann sie zeugen und bei Betas, Deltas und Gammas ist das Ganze aufgeteilt.

Deswegen hat Harry nicht verstanden, als man ihn dafür hänselte, dass er auf einen Jungen stand.

Harry fand ihn nun einmal süß. Was soll da das Problem sein?

Menschen sind eben doch anders als Werwölfe und sich erklären, konnte Harry wirklich nicht.

Während Edward immer der maskulinere von beiden war und etwas mit fast jedem hübschen Mädchen der Schule hatte bis er achtzehn war, hielt Harry sich immer im Hintergrund. Er mochte die Hemden mit Blumenmuster und trug sie deshalb. Und er sah das nicht als schwul sondern als eigenen Stil.

Was es letztendlich auch ist.

Harry fiel es schwer sich in die humane Gesellschaft einzufügen und in ihre Norm.

Edward hingegen hatte damit kein Problem.

Bis er achtzehn war.

Bis zu seiner ersten Verwandlung.

Und da drehte sich plötzlich alles.

Nun fiel es Edward schwer seine Instinkte zurückzuhalten. Sich aus Ärger herauszuhalten, während Harry glatt unter dem Radar schwamm.

Edward machte wütend, dass auf einmal Harry derjenige war, der beliebt war und gut ankam und so tat er es irgendwann.

Harry weiß, dass es keinen wirklichen Beweis dafür gibt. Es kann Edward schlichtweg nicht nachgewiesen werden.

Aber eines Tages waren Harrys Eltern tot und Harry konnte nur eines denken: Edward hat das getan.

Niemand wusste wieso.

Bis Edward dann das Rudel seines Vaters übernahm.

Bis er sich so aufspielte und Harry dazu zwang sich mit ihm um die Bäckerei zu kümmern.

Edward wollte nichts mehr mit Menschen zu tun haben, weil er nicht damit klar kam wie ihn andere sahen.

„Ich bin nicht aggressiv. Ich bin ein Alpha. Aber ich kann es ihnen nicht sagen. Weißt du was das für eine Qual ist, Harry?"

Die Worte hört Harry oft einfach so. Als stände sein Bruder direkt neben ihm und würde es ihm immer wieder ins Ohr flüstern.

Harry spielte dann mit und ließ zu, dass Edward das Rudel übernahm. Dass er die Bäckerei führte.

Dass er das Rudel neu zusammenstellte.

Harry stand immer hinter seinem Bruder.

Egal was er tat. Egal wie schlimm die Sachen waren, die er tat.

Egal wie oft er Blut verschmiert nach Hause kam und berichtete ein Wild gerissen zu haben oder ein Kaninchen getötet zu haben.

Harry wusste, dass es nicht immer wahr war. Aber er sagte nichts.

Er deckte Edward, als die Polizei ihn befragte.

Er kümmerte sich um Luca, als Edward sie terrorisierte.

Harry badete das aus, was Edward allen einbrockte.

Bis er Luca umbrachte.

Bis Harry sah wie sein Bruder Leben nahm. Von jemanden, den Harry sehr mochte.

Und da hörte es auf.

Harry war vielleicht der kleine, dumme Bruder des großen Rudelführers, aber er war nicht so ein schrecklicher Mensch wie es Edward sein Leben lang gewesen war.

Und Luca dort tot auf der Erde liegen zu sehen, brachte Harry schließlich die Erleuchtung, die er gebraucht hatte.

Diese Bilder. Edward und er auf der Lichtung. Edward unter ihm, flehend nach Gnade und Verzeihung.

Und Harry, wie er nachgab und seinen Bruder gehen ließ.

Er sieht sie immer wieder.

Und er hasst sich dafür.

Es ist fast als seien die Seiten des Buchs in seiner Hand kleine Spiegel in die Vergangenheit.

Und auch, wenn er die Seiten umblättert, das Buch manchmal zu schlägt und ein und ausatmet, so verschwinden sie nicht.

Jedes Wort ist wie ein Schlag in die Magengrube. Und das schlechte Gewissen ein ständiger Begleiter.

Und as nicht erst seit eben gerade. Nein, seitdem Louis leiden musste. Leiden unter Edward.

Seitdem Harry zusehen musste wie Louis schrie und weinte.

Und dass wegen Edward.

Es ist unmöglich seine Hitzephase. Edward ist schuld und Harry ist sich da sicher.

„Der Rudelführer am Lesen. Wie habe ich das Bild vermisst", hört Harry auf einmal eine aufgekratzte Stimme.

Harry senkt das Buch und hebt seinen Blick. Nick steht auf der Treppe.

Die Hände fest ans Geländer gekrallt.

„Ist etwas? Was nicht in Ordnung mit Niall?" Harry hebt eine Augenbraue. Er merkt sofort wenn Nick nervös ist.

Denn Nick ist eigentlich nie nervös und er würde es nie zeigen.

Der Gamma seufzt. „Um ehrlich zu sein schon. Er ist... erschrocken."

Harry schnaubt. „War das Liebesspiel zu hart für ihn?"

Nick will lachen, hält sich dann aber doch im letzten Augenblick zurück. Er geht die restlichen Stufen hinunter zu Harry, bis er ein paar Meter weg steht und Krümmel vom Tisch zusammenkehrt. „Edward hat uns fast umgebracht."

„Bitte?" Harry klappt sofort das Buch zu und achtet nicht darauf, dass das Lesezeichen nicht in den Seiten steckt.

Nick beißt sich auf die Lippen. „Er stand inmitten der Straße. Er..."

„Ihr habt ihn gesehen", versucht Harry es zu verarbeiten. „Das heißt er ist hier in der Nähe."

„Er hat uns fast umgebracht, Harold! Ja, wir haben ihn gesehen, aber was soll das jetzt... oh..." Nick hat den Mund offen und klappt ihn wieder zu.

Harry rappelt sich von dem Sofa auf und drängt sich an Nick vorbei. „Ich muss mit Ed sprechen. Wo ist er?"

Harry weiß, dass er jetzt dringend einen Beta braucht. Wenn Edward hier in der Nähe sein Unwesen treibt, heißt das, dass Louis in Gefahr ist. Und Harry kann das nicht länger mitansehen.

Sein Rudel braucht ihn.

Und ja, Perrie ist auch ein Beta, aber Perrie hat gerade alle Hände voll zu tun mit ihrer schwangeren Freundin und Harry weiß, dass wenn er es Perrie erzählt, sie es Jade erzählen wird und das wiederum wäre schlecht für die werden Mutter.

Außerdem darf Louis es nicht erfahren.

Harry braucht einen Plan. Jetzt.

Und er will nur mit Ed reden.

„Ed ist weg", murmelt Nick.

„Wo ist Ed denn?" Harry dreht sich schwungvoll um.

„Er ist heute Vormittag oder so weg. Hat mir eine SMS geschrieben, dass ich mich nicht wundern soll. Er hat sein Handy hier gelassen."

„Er lässt nie sein Handy hier", sagt Harry sich stirnrunzelnd.

„Er ist sicher nur in den Wald."

„Ich habe keine Zeit ihn zu suchen, Nick. Ich muss jetzt mit Ed reden. Wir alle sind in Gefahr, wenn Edward in der Nähe ist", zischt der Rudelführer und packt den Gamma an seinen Schultern.

Nick zieht die Augenbrauen hoch, scheint überrascht wie dringend Harry es hat.

Um ehrlich zu sein hat Nick so noch nie darüber nachgedacht: Wenn Edward in der Nähe ist und sich zeigt. So klar macht, dass er weiß wo sich alle herumtreiben, ist das eine Drohung.

„Wer redet von mir?"

Ed Sheeran steht plötzlich im Flur. Er tropft von Kopf bis Fuß mit Regenwasser und seine Augen flattern von Harry zu Nick und wieder zurück.

Er scheint noch etwas weggetreten, von welcher Sache auch immer, die er gerade getan hat.

„Ed, wo warst du?", mauzt Harry sofort und geht auf den Beta zu. „Wir müssen dringend reden."

Harry klingt wütend und Eds Gesicht zeigt ganz klare Panik.

Nick scheint wohl der einzige zu sein, dem das auffällt und das lässt ihn irgendwie skeptisch werden.

Denn was verheimlicht Ed Harry, wenn er so schaut, wenn Harry wütend klingt?

Hat Ed Geheimnisse? Hat er etwas angestellt?

Nick weiß, dass Ed seit neustem nicht viel von Harry hält. Seitdem klar ist, dass Edward doch noch lebt und Harry sein Versprechen nicht gehalten hat ihn umzubringen, ist Ed der Meinung, Harry sei kein richtiger Alpha und nicht fähig einen Clan zu führen.

„Was gibt es?", fragt Ed kleinlaut. Er räuspert sich dann.

„Edward hat letzte Nacht fast Niall und Nick umgebracht."

Eds Gesicht friert ein. Er sieht Harry erschrocken an und dieses Gefühl bleibt auf seinem Gesicht, während Nick die Situation näher schildert.

Er erklärt wo genau Edward auftauchte und wie er Niall und sich fast gegen einen Baum raste deshalb.

Er erklärt wie Edward in letzter Sekunde auswich.

„Das klingt nach einer Drohung", sagt Ed dann stirnrunzelnd.

Er zieht sich seine Schuhe aus und Nick geht hoch, um ihm ein paar Handtücher zu holen, damit er nicht das ganze Haus nass macht.

Dann setzen Ed und Harry sich an den Tisch.

„Wenn er Niall und Nick wirklich hat töten wollen, hätte er das getan. Stattdessen bringt er sie in Lebensgefahr, lässt sie aber laufen. Das ist ganz klar eine Drohung. Edward will, dass du weißt, dass er hier ist, dass er nah ist. Wahrscheinlich will er etwas anderes. Nicht Niall und Nick. Das Erschrecken war nur eine deutliche Ansage. Und zwar welche da wäre, dass er gefährlich ist."

Harry starrt Ed verwirrt an, als dieser seine Analyse beendet hat.

Harry kommt die Art und Weise wie Ed spricht so bekannt vor, aber Harry weiß nicht woher.

Außerdem fällt ihm auf, dass Ed nach Alpha riecht.

Nach einem anderen Alpha.

Und welcher Alpha treibt sich hier noch so herum?

Außer Edward keiner.

Nick kommt gerade mit den Handtüchern nach unten, da springt Harry auf von seinem Stuhl. Er behält die Augen auf Ed, aber er geht einige Schritte zurück.

Er muss nur eins und eins zusammenzählen, um zu wissen was Ed so geheimnisvolles in seiner Freizeit getan hat.

Er hat sich mit Edward verbündet.

stimmt harrys vermutung? jamie xx

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