35 | holes
„Ich habe doch nur gesagt, dass du es dir überlegen kannst. Nichts weiter."
Liam zieht einen Pullover aus seinem Koffer und wirft ihn sich über. Als sein Kopf wieder aus dem oberen Loch hervor sehen kann, trifft Zayn wieder dieser eiskalte Blick, bei dem ihm schon so manchmal ein Schauer über den Rücken gelaufen ist.
„Ich bin niemand für ein Rudel. Akzeptiere das bitte, Zayn."
Zayn schluckt. „Ich... Liam..." Er ist den Tränen nahe.
Er kann das nicht länger tun. Dieses alberne Versteckspiel.
Dieses bescheuerte Flirten.
Harry etwas zu verschweigen was er ihm nicht verschweigen sollte.
Nicht zugeben zu können was ihm am meisten bewegt.
Liam zieht die Vorhänge vor dem einem Fenster zu, was Zayn in seinem Zimmer hat und dann blickt er zu dem Gamma, der auf dem Bett sitzt wie ein verlorenes Kind.
Liam weiß was Zayn durchgemacht hat und er weiß, dass er selbst ein absolutes Arschloch ist.
„Ich kann das nicht noch einmal, Zayn", flüstert Liam.
„Ach ja? Denkst du denn, dass ich das nicht weiß?" Zayn sieht ihn wütend an. Wie gern würde er jetzt in den Wald stürmen und dort einfach nur rennen und etwas jagen. Irgendetwas töten.
„Wir haben alle unsere Gründe für die Sachen, die wir tun."
„Liam, ich bin es satt", schnaubt Zayn da und schüttelt den Kopf. Die erste Träne fällt aus seinem Auge, rennt seine Wange herunter wie in einem kitschigen Musikvideo.
Doch Zayn scheißt jetzt darauf.
Er wischt sie sich ärgerlich wieder weg, nur damit noch mehr Tränen fallen.
„Ich habe mir das nicht ausgesucht. Liam, ich gehöre in dieses Rudel. Ich kann nicht einfach weg."
„Harry hätte dich fast rausgeschmissen. Wieso fällt es dir dann so schwer?", runzelt Liam die Stirn und setzt sich auf die Fensterbank. Er will Zayn jetzt nicht so nah sein.
Zayn erinnert ihn gerade zu sehr an Louis. Er erinnert ihn zu sehr an das Wrack, was Louis war, als er zu Liam kam, ihn anflehte ihm zu helfen. Liam unter Tränen erzählte wie er in seinem ehemaligen Clan behandelt wurde.
„Das hier ist meine Familie. Und ich fühle mich nun einmal sicherer, wenn ich mit vielen zusammen bin. Ich bin kein Mensch, der so viel Nähe braucht oder Gesellschaft, aber einfach das Wissen, dass jemand da ist, der mir helfen könnte, wenn ich Hilfe bräuchte, beruhigt mich. Ich habe es einfach satt allein zu sein oder wegzulaufen."
Liam schaut auf seine Füße, an denen nur Socken stecken, die auch noch Löcher haben.
Er muss ehrlich zugeben, dass er das Rudel mag. Er mag die anderen und er mag sogar Harry ein bisschen. Und Himmel, er mag Zayn.
Aber es geht nicht. Er kann nicht hier bleiben. Er muss zurück in die Stadt. Er muss den anderen Wölfen dort helfen und er muss wieder allein sein. In seinem Heim. Und er dachte, dass es Zayn nicht schwer fallen würde Ja zu seinem Angebot zu sagen. Einfach zu sagen, dass er Liam begleiten würde.
Aber anscheinend hatte Liam da die Rechnung ohne Zayns Gefühle gemacht. Er hängt an diesem Rudel und er hängt besonders an Ed und Nick.
Liam kann das verstehen. Er weiß gut wie es sich anfühlt mit einem Menschen auf diese Art und Weise verbunden zu sein und sich mit ihnen eine wichtige Vergangenheit zu teilen.
Doch muss man nicht ab und zu auch nach vorne blicken und auf Wiedersehen sagen? Muss man nicht manchmal Opfer bringen für ein neues Leben und einen neuen Abschnitt?
„Es ist doch ein bisschen wie ein Rudel in der Stadt", flüstert Liam da unüberlegt. „Ich habe einen großen Garten und wir haben Meetings."
„Das ist nicht das Gleiche und du weiß es, Liam. Ihr seid kein Rudel und ihr seid nicht verbunden. Das sind nur irgendwelche Menschen, auf die du manchmal aufpasst."
„Dir würde der Alpha fehlen", spricht Liam seine Vermutung aus.
Und Zayn ist still. Und manchmal sagt eben Stille mehr als viele Worte.
Manchmal reicht Stille um ein Ja zu sagen.
„Ich bin kein Alpha und ich kenne außer Harry keinen", murmelt Liam. „Vielleicht solltest du hier bleiben, Zayn. Du bleibst hier un dich gehe zurück."
Liam stößt sich von der Fensterbank ab und verlässt das Zimmer. Nur auf zerlöcherten Socken und mit einem Koffer in der Hand, der nicht richtig zugeht.
Zayn stützt sein Gesicht in seine Hände und schluchzt.
Er hätte Ja sagen sollen.
Er hätte Liam jetzt hinterher gehen sollen. Aber er will nun einmal nicht.
Er will hier bleiben.
****
Harry sitzt an diesem Abend über seinem Papierkram und fühlt sich wie damals im Mathematikunterricht: Ohne jeglichen Plan und Motivation. Die Gedanken ganz weit weg. Oder besser gesagt: Bei Louis.
Deshalb freut er sich über nichts mehr als über das Klopfen an seiner Tür.
„Herein", sagt er laut und klar und dreht sich dann in seinem Stuhl um Richtung Tür.
Es riecht im Zimmer immer noch nach Louis und er kann es gar nicht abwarten, bis der Omega endlich wieder in seinem Bett liegt, schläft wie ein Engel und Harry in der Nacht an sich kuschelt wie ein kleines Koalabärchen.
Es ist nicht Louis, der nach dem Klopfen ins Zimmer tritt, sondern Zayn.
Zayn sieht fertig aus. Rote Wangen, verheulte Augen und die Frisur nicht wie sonst perfekt sondern zerstört. Er schnieft und wischt sich unter der Nase entlang.
Dann schließt er die Tür hinter sich. „Hast du Zeit?"
Harry hat eigentlich keine Zeit. Er hat gefühlt noch so viel Arbeit, dass sein Kopf gleich explodiert und so viele Sachen, die er erledigen muss. Außerdem sucht er immer noch nach Edward. Auch wenn das keiner sonst mitbekommen soll.
Doch er klappt seinen Laptop entschlossen zu und nickt. Er lächelt Zayn an. „Setz dich hin, Zayn."
Zayn schlurft zitternd zu Harrys Bett, setzt sich auf dieses und vergräbt seine Hände in den Ärmeln seines Pullovers. Unsicher blickt er sich im Zimmer um.
„Also? Wolltest du mir etwas sagen?" Harry zieht eine Augenbraue hoch. Er überschlägt die Beine und wartet.
Zayn ist der ruhigste von allen und Harry weiß nicht viel über ihn. Nur das er eine nicht allzu erfreuliche Kindheit hatte und die meiste Zeit seines Lebens danach auf der Flucht war. Soweit Harry das weiß, waren Zayns Eltern nicht miteinander, sondern mit anderen verbunden und flohen mit ihrem Baby. Leider wurden sie weiterhin von ihrem alten Rudel gesucht und schließlich gefunden.
Zayn hat wahrscheinlich schon mehr Gewalt gesehen als alle anderen im Rudel zusammen.
Deswegen lässt Harry Zayn so viel Zeit und wird auch nicht ungeduldig, als er noch nach ein paar Minuten nichts gesagt hat. Er schaut Zayn einfach nur freundlich an und wartet auf etwas, womit er arbeiten kann.
„Liam ist gegangen", sagt Zayn schließlich in einer gebrochenen Stimme.
Harrys Lächeln fällt und er runzelt die Stirn. „Oh."
Zayn nickt und wischt sich mit einem Ärmel durch sein Gesicht.
Er holt tief Luft. „ich schaffe das nicht, Harry."
Der Alpha lehnt sich vor, stützt seine Ellenbogen auf seinen Knien ab und sieht Zayn musternd an. „Was genau, Zayn?"
„Weg von ihm zu sein."
Harry seufzt. „Das ist hart. Du magst ihn sehr, ja? Und er will nicht hier im Rudel bleiben", schlussfolgert Harry dann und lehnt sich wieder zurück.
Leider kann er da nichts machen. Liam ist ein Beta und muss selbst wissen, ob er zu einem Rudel dazu gehören will oder nicht.
Anders als Omegas, hat er die Wahl.
„Nein, er hasst es hier..."
Harry rauft sich durch die Haare. „Du wirst über ihn hinweg kommen, Zayn. Da draußen sind noch so viel andere Betas und Gammas und Deltas oder vielleicht sogar Alphas, die dich mögen würden... Es klingt hart, aber es ist die Wahrheit..." Harry beißt sich auf seiner Unterlippe herum.
Dass Zayn mit seinem Herzschmerz zu ihm kommt, ist ein Vertrauensbeweis und Harry weiß das sehr zu schätzen, aber was soll er nun machen? Er kann Liam nicht zwingen und Zayn wird in ein paar Wochen sowieso vergessen haben, dass der arrogante Beta-Wolf existiert.
Zayn beginnt daraufhin kläglich zu schluchzen.
Na toll. Harry gewinnt den Preis für unsensibelster Alpha des Jahres.
Also seufzt er und setzt sich neben Zayn aufs Bett. Er reibt dem Gamma beruhigend über den Rücken und versucht nette Sachen zu sagen.
Doch da verrutscht Zayns Schal und Harry sieht sie.
Die Wunde.
Er reißt Zayn den Schal vom Hals und starrt sie erschrocken an. „Zayn...", flüstert der Alpha und schüttelt den Kopf. „Das ist doch nicht... oder doch...?"
Zayns Weinen wird lauter und sein ganzer Körper bebt.
„Es war ein Versehen, Harry. Es war ein dummes Verstehen. Und jetzt kann ich nicht mehr ohne ihn leben."
Zayns braune Augen suchen Harrys und er versucht gegen die Tränen zu blinzeln.
Zayn und Liam haben sich verbündet.
Harry muss sich gar nicht fragen wie das passieren konnte. Sicherlich im Eifer des Gefechts, wie man so passend sagt.
Ein Biss, ein schöner Orgasmus und schon hat man den anderen für den Rest seines Lebens an der Backe.
Harry schluckt. „Und er hat dich einfach hier gelassen?"
Zayn nickt und schnieft. „Er ist wie ein Eisklotz. Ich halte das nicht aus!"
Harry versucht tief Luft zu holen, um so klar denken zu können. Er schließt die Augen und geht durch verschiedene Szenarien, die vielleicht klappen könnten.
„Wir müssen Liam Payne hier wieder her schaffen. Ich werde es nicht akzeptieren, dass er sich an ein Clan-Mitglied bindet und dann die Fliege macht", beschließt Harry entschlossen.
Er springt auf und tigert im Zimmer herum.
Er wischt sich einige Haarsträhnen hinters Ohr und runzelt konzentriert die Stirn. „Wir schaffen das. Wir müssen das schaffen. Ich kann kein Mitglied geschwächt und niedergeschlagen haben. Erst recht nicht, wenn mein Bruder frei herum läuft."
ja, heute gibt es mal drei kapitel. ich war irgendwie im flow. x'D
was sagt ihr zu dem ziam bund?
habt ihr weitere vermutungen/wünsche?
feedback zur bisherigen story? jamie xx
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