21 | plans

Das Abendessen wird verlegt. Denn was nun wichtiger ist, ist eine Versammlung des Clans am Tisch. Und es wird hitzig.

„Kannst du ihn beschreiben, Louis?", drängt Harry ernst.

„Er sieht so aus wie du, um ehrlich zu sein. Er hat lange Haare, die gleichen Augen, das gleiche Lächeln..." Louis zuckt mit den Schultern.

Das ist jetzt schon sein dritter Tee innerhalb einer Stunde und er wird wahrscheinlich auch noch einen vierten trinken.

Dass Edward ihn gestern Nacht in der Küche aufgesucht und ihn heute zur Arbeit gefahren hat, ist gruselig, erschreckend und Louis will sich gar nicht ausmalen was passiert wäre, wenn er im Auto zugelassen hätte, dass Edward ihm „hilft".

Vielleicht wäre er jetzt mit einem Psychopathen verbündet.

Für immer.

Louis läuft bei diesem Gedanke immer noch ein Schaudern über den Rücken.

„War irgendetwas besonders... markant... Vielleicht an seinem Hals?" Harry legt sein Kopf zur Seite und verschränkt die Hände auf dem Tisch.

Er sitzt Louis nicht wie sonst gegenüber, sondern neben ihm.

Louis will ihm fast schon sagen, dass dort Edward vor kurzem saß.

„Sein Hals... Er hatte eine große Narbe." Louis zeigt an seinem eigenem Hals wo in etwa sie lang ging. „Er meinte, sie sei vom Kampf mit Edward. Also meint er Harry, denke ich. Also mit dir", stottert der Omega.

Jade sitzt auf Louis' anderer Seite und hält seine Hand.

„Das ist die Narbe von dem Kampf, Harry", murmelt sie dann und streicht über Louis' Handrücken mit ihrem Daumen.

Harry beißt sich nachdenklich auf die Unterlippe. „Wenn ich stark genug gewesen wäre, dann hätte ich ihn getötet. Und das wäre das Beste für uns alle gewesen."

„Schön, dass du es endlich einsiehst", meldet sich Ed aus der Küche.

„Ich habe nie gesagt, dass ich gehandelt habe, weil ich es für das richtige gehalten habe. Ich habe so gehandelt, weil ich nicht anders hätte handeln können. Ich konnte ihn nicht töten."

„Er war so... nett", flüstert Louis erschrocken. „Ich hätte nie gedacht, dass er nicht du bist."

Der Omega wird nun von den anderen angesehen und es ist für kurze Zeit still.

„Er ist ein Psychopath, Louis. Er kann sich nett stellen. Er kann aber auch dein persönlicher Alptraum sein", erklärt Harry sachlich.

Man müsste meinen, dass Harry als sein Zwillingsbruder gewisse Sympathie für Edward hegt. Dass er wenigstens ein klein wenig Liebe für den anderen Werwolf empfindet.

Doch Harry hat aufgehört Respekt für Edward zu empfinden, als er sich wieder hier hat blicken lassen.

Wenn er ehrenhaft wäre - wenigstens ein Hauch - hätte er sich auf nimmer wiedersehen verpisst, aber das hat er nicht getan. Er ist Harrys Rudel erneut nah gekommen.

Er hat Louis indirekt bedroht. Sich für Harry ausgegeben.

Harry sieht Edward jetzt nur noch als Rivalen, als Feind, vor dem man sein Rudel beschützen muss.

Keine Gefühle. Er hat keinen Bund mehr mit ihm, ihn seit Jahren nicht mehr gesehen.

Und Harry hat endlich verstanden, dass Luca tot ist und dass Edward sie umbrachte.

„Er wollte glaube ich etwas mit mir... machen, Harry", rüttelt Louis den Alpha da aus seinen Gedanken. „Ich weiß nicht was passiert wäre, wenn ich nicht aus dem Auto gerannt wäre."

„Gut, dann, dass du es getan hast." Niall klopft Louis auf seine Schultern.

„Wir müssen irgendetwas tun, Harold", sagt Perrie dann schließlich. „Du kannst Louis nicht mehr allein raus gehen lassen."

„Er wird sich unserem Rudel nähern und ehe wir uns umdrehe, ist Edward an deiner Stelle", gestikuliert Nick.

„Wir brauchen einen Plan, Leute."

„Wir brauchen keinen Plan, Perrie. Wir brauchen Sicherheit", meint Ed und stellt sich zu den anderen. „Louis muss im Haus bleiben und er muss beschützt werden, rund um die Uhr, bis wir den Psycho haben."

„Wir werden den Psycho nicht haben, wenn wir keinen richtigen Plan haben, Ed", zischt Perrie.

„Was schlägst du denn vor? Hängen wir Louis an eine Angel und lassen Edward nach ihm beißen wie ein Fisch oder was?"

„Leute, Leute", versucht Nick die beiden zu beruhigen. „Das ist eine gar nicht so schlechte Idee."

„Was?" Die beiden drehen sich zum Gamma, der dort mit seinem typischen Grinsen steht.

„Louis an eine Angel zu hängen. Natürlich nicht wortwörtlich, aber wir könnten Eddie doch glauben lassen, dass wir nichts davon wissen, dass er nicht Harry ist."

„Nein", sagt Harry da. „Wir werden Louis nicht absichtlich in Gefahr bringen. Ich werde mich morgen erneut auf die Suche machen und versuchen Edward zu finden. Ende der Diskussion." Er hält Perrie und Ed nur die flache Hand hin, als diese wieder starten wollen dagegen zu reden.

Louis sitzt zu diesem Zeitpunkt nur dazwischen und hört zu. Nebenbei jedoch versucht er seinen eigenen Plan auszuhecken.

Wie soll er denn sicher sein, wenn Harry im Wald ist und er, als Alpha der einzige ist, der Edward besiegen geschweige töten könnte?

Wenn Louis hier allein ist, ist er nicht sicher. Nur ein Alpha an seiner Seite bringt ihm etwas.

Harry steht auf und schlendert in die Küche, zum brodelnden Topf. „Wir essen jetzt und danach tut jeder so als würde mein Zwillingsbruder nicht gerade ums Haus schleichen", sagt der Alpha dann noch und rührt ein paar Mal durch den Topf.

****

Es war ein Sonntag im Mai.

Ein schöner Sonntag, so könnte man sagen. Das Rudel war draußen im Wald und während Jade und Perrie in den Büschen Verstecken spielten, machten sich Nick und Ed auf die Jagd.

Ließen Edward und Harry allein mit Luca.

Luca war ein halber Werwolf. Ihre Mutter ein Beta und der Vater ein Mensch. Sie hatte nicht gewusst, dass sie ein Werwolf ist, bis zu ihrer ersten Verwandlung.

Sie war damals ziellos durch den Wald geirrt, wo Edward sie gefunden hatte und sie zu sich ins Rudel einlud.

Edward war der ältere und somit auch der stärkere und der Rudelführer und wenn er das arme Mädchen, dass er im Wald gefunden hatte, aufnehmen wollte, dann durfte er es.

Luca war dankbar und verwirrt und nach ein paar Tagen dann zog sie ein, weg von ihrem Vater, der sie verstieß, nachdem er sie einmal inmitten einer Verwandlung entdeckt hatte.

Lucas Mutter war sonst wo, wo sie selbst nicht hinfand.

Luca war ein Delta, was zwar ungewöhnlich war, aber im Rudel gebraucht wurde. Sie war der einzige Delta und hatte die Qualitäten eines Omegas.

Harry würde lügen, wenn er nicht zugeben würde, dass er ein bisschen in Luca verliebt war. Sie war zart und sie sah niedlich aus, wenn ihre kurzen, braunen Haare, hinter ihre Ohren geklemmt waren.

Sie hatte ein schallendes Lachen und verstand sich gut mit Edward.

Harry idolisierte seinen Bruder und als Edward Harry klar machte, dass er Luca wollte, durfte Harry nichts dagegen sagen.

Der Alpha-Wolf, dem Rudelführer, hatte das Recht sich jeden aus dem Rudel als Verbündeten zu nehmen.

Harry ging aus Versehen an diesem einem Sonntag im Mai am Morgen an Edwards Zimmertür vorbei und er hörte das Streiten. Den Streit, den Luca schreien ließ.

Sie war jetzt seit einer Woche Edwards Verbündete, aber als Delta konnte sie den Erwartungen nicht gerecht werden, die Edward als Alpha hatte.

Er hatte sich erhofft, dass Luca so gut wie ein Omega sein würde, aber er hatte falsch gelegen.

Luca konnte kein Omega sein und sie konnte Edwards Kinder nicht kriegen. Sie war meistens einem Omega ähnlich, aber mehr als das nicht.

Sie war kein Omega und auch wenn Edward sie dazu zwingen versuchte, sich anzupassen, so weigerte Luca sich dagegen.

Seine Alphastimme half bei ihr nicht.

Und nur weil Edward etwas wollte, geschah es noch lang nicht.

Und als Harry, Edward und Luca dann zu dritt auf der Lichtung saßen und Edward und Luca sich weigerten miteinander zu reden, versuchte Harry der Sache auf den Zahn zu fühlen.

Er fragte nach und erhielt nur Schnauben und miese Kommentare als Antwort.

Edwards Augen wurden dunkler mit der Zeit und die Weise, wie er mit Luca umging auch. Und Harry hatte das bemerkt und hoffte, dass das Ganze nicht auf das hinaus lief, auf das er dachte.

Luca wollte dann weg. Sie wollte die Gegend weiter erkunden und nicht langweilig mit den beiden Alphas auf der Lichtung sitzen.

Sie war eben ein Delta und kein Omega und vergaß nicht Edward daran schnippisch zu erinnern.

Es ging ganz schnell.

Edward jagte ihr hinterher und mit einem Mal lag Luca auf dem Boden.

Ihr Hals blutete.

Doch Edward hörte nicht auf, kratzte, biss und knurrte.

Als Harry die beiden erreichte, war es zu spät.

Und Harrys Geduld war am Ende.

Er konnte nicht realisieren, dass Luca tot war, aber er ging auf seinen Bruder los und in der Zeit von wenigen Minuten, kamen auch die anderen angerannt und zerrten die beiden auseinander.

Als sie dann bemerkten was Edward getan hatte, bereuten sie es.

Ed ging zusammen mit Perrie auf Edward los und Harry schlich sich von hinten an seinen Bruder an.

Er biss ihn in den Hals, kratzte ihn und hinterließ eine so tiefe Wunde, dass es nun nur noch einen Gnadenstoß brauchte, um Edward für immer untätig zu machen.

Die anderen brachten Lucas Körper von der Lichtung und ließen die beiden Brüder allein.

Harry hatte versprochen Edward zu töten. Er wollte derjenige sein, der es tat.

Doch Edward flehte um Gnade und versprach Harry nie wieder in die Nähe des Rudels zu kommen.

Und Harrys Herz wurde ein letztes Mal weich für seinen Bruder. Vollkommen überwältigt mit der ganzen Situation ließ Harry ihn dann dort liegen. Allin auf der Lichtung.

Er sagte den anderen, dass er Edward getötet habe und Luca damit gerächt sei.

Heute bereut Harry, dass er es nicht getan hatte.

Wenn Edward tot wäre, wäre Louis nicht in Gefahr.

meinungen? jamie xx

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