19 | ride
Am Frühstückstisch herrscht eine eher kühle Stimmung und Louis hat das Gefühl, dass jeder schweigt, weil er mit sich selbst am meisten zu tun hat.
Perrie und Jade sitzen nicht nebeneinander, Harry trägt wieder eine Sonnenbrille und heute vermutet Louis dahinter eher Augenringe als ein blaues Auge.
Niall sieht traurig in sein Müsli und Zayn und Liam sitzen nebeneinander und sind so peinlich im Umgang miteinander, dass Louis sich fragt was wohl passiert ist, nachdem er an Liams Zimmertür gelauscht hat.
Louis ist heute morgen aufgewacht und war glücklich. Glücklich über das Gespräch mit Harry letzte Nacht und glücklich darüber, dass Harry gesagt hat, dass Liam hier bleiben kann, wenn er will.
„Liam", räuspert sich Harry da, als hätte er Louis' Gedanken gehört. „Wenn du willst... kannst du noch ein paar Nächte bleiben. Du arbeitest ja zurzeit eh außer Haus, habe ich gehört."
Liam sieht Harry perplex an und murmelt ein: „Ja, danke" vor sich hin.
Danach sieht er wieder in seinen Tee und als er fragt, ob jemand ihm die Milch reichen kann, schiebt Zayn ihm diese zitterig herüber.
Alles scheint surreal und Louis kneift sich in seinen Unterarm, um herauszufinden, ob es ein Traum ist.
Ist es nicht.
Louis selbst arbeitet heute wieder, aber Harry hat keine Zeit ihn zu fahren, so dass Louis den Bus nehmen muss.
Louis findet es schade die lange Autofahrt mit Harry heute nicht zu haben, aber man kann dagegen nichts machen. Harry meint, er müsse da noch einigen Sachen auf den Grund gehen was den Mord angeht und Liam fährt zusammen mit Niall und Ed zur Arbeit.
Als fast alle aus dem Haus sind und Louis sich gerade auch auf den Weg machen will, wird er von Jade zurück gehalten. „Louis, warte mal." Sie hält ihn am Arm fest, dreht ihn zu sich und sieht ihn knirschend an.
„Ja? Ich muss gleich los."
„Es dauert nicht lang, ich..." Jade sieht kurz auf den Boden und dann wieder hoch zu ihm. „Ich habe es ihr gesagt."
„Ihr? Wem...?" Louis runzelt die Stirn.
„Perrie. Ich habe es Perrie gesagt. Aber das Ganze lief anders als erwartet. Sie fand den Test, den ich nicht machen musste dank dir und hat mich konfrontiert und dann ist sie sauer geworden, weil ich ihr eher nichts gesagt habe."
„Perrie", murmelt Louis da stirnrunzelnd. „Perrie ist... die andere Mutter des Kindes?"
Jade lächelt. Dann nickt sie.
„Aber ihr seid keine Partner. Ihr seid nicht verbündet..."
„Nein, sind wir nicht. Es fing als kleine Sache an und dann waren wir einfach zusammen. Wir beide waren der Meinung es so zu belassen, wäre besser. Partnerschaften sind so... ewig." Sie rümpft die Nase und schüttelt den Kopf.
„Sie ist... Wow, okay. Ich... hatte irgendwie damit gerechnet, dass es Ed ist oder Nick oder so", meint Louis. „Ich war mir nicht darüber im Klaren, dass Perrie als Beta dich... schwängern kann. Dachte irgendwie, dass das immer nur Alphas könnten."
„Dachten wir eigentlich auch. Deswegen waren wir auch nicht vorsichtig", sagt Jade flüsternd und spielt am Reißverschluss ihrer Jacke herum.
„Ich muss jetzt los. Aber wir reden heute Abend weiter, ja?" Louis gibt Jade einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange und dreht sich um.
Zu Louis' Verwunderung steht niemand anderes als Harry vor ihm.
Besser gesagt neben der offenen Autotür seines Range Rovers.
„Harry? Ich dachte du müsstest noch Sachen erledigen", meint Louis und geht auf den Alpha-Wolf zu.
Harry grinst ihn charmant an und zuckt mit den Schultern. „Ich habe mir frei genommen."
„Nichts wegen dem Mord also? Wolltest du nicht noch einmal in den Wald?"
Harry winkt ab und schiebt Louis sanft in Richtung Beifahrerseite. „Das kann warten, Lou."
Die Fahrt zum Geschäft ist genauso merkwürdig wie das Frühstück und Harry ist vollkommen in Gedanken. Außerdem dreht er das Radio sofort auf, als sie nebeneinander im Auto sitzen.
Nach einer Stunde Fahrzeit schließlich, dreht sich Louis zu ihm um. „Also die Sache mit Liam..."
Harry dreht sich kurz um zu ihm, mustert Louis und beginnt dann wieder zu lächeln. „Ja?"
„Dass du heute morgen meintest, dass er ein paar Tage bleiben kann... also... ich hoffe, dass er jetzt für eine längere Zeit bleibt."
„Du hängst sehr an Liam, oder?", runzelt Harry die Stirn. „Ich... wenn ich ehrlich bin, habe ich euch für ein Liebespaar gehalten, als ihr das erste Mal zur Tür rein seid."
„Liebespaar", schnaubt Louis. „Wir sind gute Freunde, aber am Ende des Tages ist er ein Beta und ich ein Omega und außerdem scheint er ja jetzt..." Louis verstummt und schlägt sich die Hand vor den Mund.
Vielleicht sollte er nicht ausplaudern, dass er gestern Zayn und Liam im Zimmer gehört hatte. Das ist nichts, was Freunde tun. Und Seelenverwandte auch nicht. Selbst wenn sie sich nur platonisch lieben.
„Was hat Liam?"
Louis erschreckt Harrys Alphastimme etwas. Er zuckt zusammen und wimmert.
Seine blöde Hitzephase meldet sich wieder und das Auto wird von dem Duft eines paarungsbereiten Omegas umhüllt.
Harry greift stärker ans Lenkrad, seine Augen werden unklar und dann drückt er auf die Bremse.
Sie stehen mitten auf der Landstraße, rechts und links nichts als Felder.
Und Louis kommt zu spät zur Arbeit, wenn sie jetzt nicht weiter fahren.
„Ich habe jetzt zwei Optionen, Louis", sagt Harry leise und versucht ruhig zu klingen. „Entweder du steigst aus und machst dich draußen sauber." Er macht eine kurze Pause und blickt eine Sekunde auf den Mann neben sich.
Louis sitzt zusammen gekrümmt da und hat Tränen in den Augen. Die Lust ist einfach zu groß.
„Oder ich helfe dir damit."
Louis zittert.
Denn Harrys Stimme bricht wieder, als er das Wort „damit" ausspricht und sein Blick geht wieder zu seinem Beifahrer. Diesmal voller Lust vernebelt. Der Griff immer noch am Lenkrad.
„Ich..." Louis klappt seinen Mund auf und zu ohne einen Ton zu machen und dann schnallt er sich ab, nimmt seine Tasche mit und geht nach draußen.
Louis stolpert über einen Stein am Wegesrand und stellt seine Tasche dann auf den Boden.
Er holt Jades Pillen aus der Vordertasche und stopft sich wimmernd eine in seinen Mund.
Dann nimmt er sich Taschentücher und tupft hinten alles sauber.
Er sieht aus dem Augenwinkel, dass Harry alle Fenster des Wagens herunter gekurbelt hat und selbst draußen neben dem Auto steht.
In seiner Hand eine Zigarette.
Harrys Körper lehnt lässig am Auto und als er seine Haare zur Seite schwingt, fällt Louis eine Narbe auf, die ihm noch nie zuvor aufgefallen ist an dem Alpha.
Die Narbe sieht sehr tief aus und es sieht wie eine Wunde aus, die weitaus mehr Bedeutung hat als nur ein Sturz von einer Treppe oder ein Unfall in der Küche.
Die Narbe sieht aus wie eine Narbe von einem Kampf.
Wie ein Biss. Ein brutaler Biss eines Tieres.
Etwas, dass nicht verheilt oder nur schwer.
Louis lenkt das Grübeln über die Narbe etwas ab, als er sich säubert und dann die Taschentücher einfach im Gras liegen lässt.
Er schwankt zurück zu Harry, steht nun etwas zitternd vor ihm.
„Willst du auch eine?", fragt der Alpha.
Louis nickt.
Er raucht nicht. Er hat es mal versucht. Zusammen mit Liam.
Aber wo Liam aufhört ein Freund zu sein und anfängt ein Beta zu sein, ist eine schmale Grenze.
Er gab Louis die Zigarette und als ihm einfiel, dass Louis Louis ist, zog er ihm diese wieder aus dem Mund. „Das ist ungesund, Louis. Ich will nicht, dass du das machst. Davon wird man süchtig."
Scheinheilig gesagt und selbst eine weitere in den Mund gesteckt, hatte er das.
Louis hatte nur protestiert und schließlich aufgegeben.
Liam hatte immerhin Recht.
Harry gibt Louis eine Zigarette und zündet sie ihm mit einem Feuerzeug an.
Das Logo kennt Louis irgendwo her, aber es entfällt ihm wieder.
Vielleicht eine Band, die er mal gehört hat. Harry hört sicherlich Hipster-Bands.
„Die Narbe", murmelt Louis und deutet auf die Narbe an Harrys Hals. Sie erstreckt sich seitlich bis in seinen Nacken.
Es sieht aus wie ein Kratzer, wenn Louis es genauer betrachtet.
Harry schwingt seine Haare auf die andere Seite seines Kopfes und fährt die genannte Narbe mit den Fingern nach. „Ja, das war nicht angenehm."
„Wovon hast du sie?" Louis schämt sich etwas für die Frage, aber seine Neugierde siegt.
Außerdem hat er das Gefühl, er müsse Harry wieder etwas auftauen. Er scheint seit gestern wieder so verschlossen.
„Kampf mit... Edward." Harry lässt die Asche der Zigarette auf den Boden rieseln und blickt eine Weile lang nicht hoch.
Louis schweigt und nickt nur. „Das tut mir leid."
Harry sieht Louis an. „Glaub mir... Das war der übelste Kampf, den ich jemals geführt habe. ich habe so etwas nie wieder vor."
Louis lehnt sich neben Harry ans Auto. „Fahren wir bald weiter? Ich glaube ich bin wieder sicher. Und ich habe mir eine Pille genommen."
Harry zieht noch ein letztes Mal an der Zigarette, schmeißt sie dann einfach auf den Boden, um sie auszudrücken.
Louis tut es ihm gleich, sieht dabei aber eher niedlich als cool aus.
Harry lacht. „Du bist der süßeste, Louis."
Louis darf rot werden bei so einem Spruch...
meinungen? jamie xx
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