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Den Rest der Nacht verschlief Drago in seinem Bett. Jedoch hatte er furchtbare Albträume. Ihm war, als sei er in Atasea, und tanze mit Ala. Sie hatte Flügel mit weißen Federn, und er wirbelte sie herum und alles Volk klatschte und lachte. Sogar seine Eltern waren da, und waren fröhlich, tranken den besten Wein. Aber plötzlich kam ein eisiger Wind auf, und fegte durch Straßen und Häuser. Alles wurde furchtbar kalt. Drago wollte Ala zu seinen Eltern ziehen, sich vor dem Sturm retten, aber er konnte nichts mehr sehen, nur noch Schnee war da. Er schloss ihn ein, wollte ihn erdrücken. Drago hörte die Stimmen seiner Eltern, verzerrt, und kraftlos, wie sie nach ihm riefen. Drago wollte zu ihnen, aber er wusste nicht woher die Stimmen kamen, drehte sich im Kreis und war eingeschlossen von Schnee und Sturm. Da sah er sich nach Ala um, wollte sie zu sich ziehen und sie beschützen, aber sie war nicht mehr da, der Wind hatte sie fortgerissen. Da spürte er etwas an seinem Bein, etwas bohrte sich tief hinein, und Blut lief ihm über die Haut. Er packte das Ding was sich in seinen Oberschenkel krallte, und riss es ab, es war eine Knochenhand, die Finger noch blutverschmiert. Er wollte schreien vor Angst und Schmerz, aber in seinem Mund war Schnee, und er hustete, bekam keine Luft mehr, konnte nichts mehr sehen. Spürte nur noch die kalte tote Hand an seiner, die seine Finger umklammerte und das Blut abdrückte wie eine Würgeschlange. Er hustete und würgte und versuchte sich aus dem Schnee zu kämpfen.

Endlich konnte er den Schnee von seinem Kopf bekommen, atmete tief ein. Der Sturm war vorüber. Er blinzeltein zwei goldene Augen, und etwas feuchtes, warmes, wurde über sein Gesicht gezogen. „Igitt!", entfuhr es Drago, und er merkte, dass er lag, aber er fror noch immer. Die Wunde an seinem Bein pochte wie wild, aber Drago spürte kein Blut mehr, das aus der Wunde rann. Er wollte auf seine Hand sehen, an der vielleicht noch immer das Skelett hing, aber er lag lediglich selbst drauf, und drückte sich so das Blut ab. Endlich erkannte Drago, dass er nur geträumt hatte, und Luce ihm über das Gesicht geleckt hatte. Er setzte sich auf, und bemerkte, dass er auf dem Boden lag. Die Decke neben ihm. Kein Wunder, dass er fror. Der weiße Wolf neben ihm legte den Kopf schief und fiepte leise, so als wolle er fragen ob alles in Ordnung sei. Mit einem erzwungenem Lächeln im Gesicht setzte Drago sich auf undstreichelte den Kopf des Tieres. Dann aber zog er ihn unerwartet an sich und drückte sein Gesicht in das dichte Fell. Tief atmete er den Geruch seines Freundes ein, und wollte nichts anderes als den Traum vergessen. „Es war nur ein Traum. Nichts weiter. Nur eine Ausgeburt meiner Fantasie." Luce fiepte wieder, und drückte sich an Drago. Der hatte die Augen wieder geschlossen, und schlief schon wieder halb. Luce zog ihn in sein Bett zurück, und legte sich neben ihn, die Schnauze auf dem Bauch seines Gefährten.


Der nächste Tag begann ohne Drago, der vom Fieber so geschwächt war, dass er nicht merkte, wie Esmeralda sein Bein behandelte, und Luce sein Gesicht mindestens hundertmal leckte. Auch zum Frühstück erschien er nicht, und Dragos Freund Cuervo machte sich ehrlich Gedanken. Deshalb ging er nach dem Essen hoch zu dessen und Esmeraldas Zimmer. Die junge Frau öffnete ihm: „Oh! Guten Morgen Cuervo! Mit dir hatte ich gar nicht gerechnet, ich dachte, ihr wärt noch auf der Jagd?" „Wir sind gestern Mittag zurückgekommen, kann ich mit Drago sprechen?", fragte der junge Wandler und lugte ins Zimmer. Er konnte jedoch nur Luce sehen, der es sich vor dem Kamin gemütlich gemacht hatte, und ihn nun hechelnd anblickte. „Drago hat Fieber. Er hat eine schlimme Wunde am Bein, ich weiß nicht, ob er jetzt wach ist.", Die Frau öffnete die Tür etwas weiter, und ließ Cuervo herein. Sogleich sprang der weiße Wolf auf die Pfoten, und begrüßte ihn schwanzwedelnd. Lachend streichelte der Junge Dragos Freund, und ließ sich dann von ihm zu dem Bett seines Herrn führen. Drago rieb sich die Augen als er seinen Freund erkannte und setzte sich auf: „Was machst du denn hier?" „Na das nenn ich mal eine nette Begrüßung! Kaum war ich mal eine Zeit lang weg und er hat sich dran gewöhnt, will er mich nicht mehr sehen. Das finde..." „Entschuldigung, war nicht so gemeint. Es ist nur so selten geworden, dass du mich besuchst.", sagte Drago entschuldigend. „Schon klar. Du hütest also das Bett, hab ich von Esmeralda gehört? Ist ja mal wieder klar, kaum bin ich weg, vergisst du nicht nur mich, sondern auch meine Ratschläge. Wo bist du denn reingerannt? Oder hast du dir das Bein selber aufgeschlitzt? Wahrscheinlich noch mit einem Brotmesser. Wenn ich du wäre, dann wäre ich froh dass Cuervo wieder da wäre. Der würde nämlich aufpassen dass ich nicht solchen Unsinn mache.", der sommersprossige Junge grinste breit, „jetzt sag Drago, was ist passiert?" „Larzik", antwortete Drago knapp, und ließ sich auf die Ellenbogen sinken. „Wie bitte?! Bist du verrückt dich mit so einem anzulegen? Du weißt schon dass das ein Selbstmordkommando war? Bitte, tu mir einen Gefallen, und lauf nächstes Mal weg, sobald du einen siehst." Cuervos ernster Gesichtsausdruck, und seine leicht zitternde Stimme ließ Drago betreten zu Boden blicken. „Es war wegen dem Hüter-Mädchen. Ich musste es retten. Ansonsten wäre es jetzt tot.", er sah seinen Freund wieder an. Der schüttelte nur den Kopf und ließ sich im Schneidersitz vor dem Bett nieder: „Wenn du dein Leben nicht immer für die Mädchen riskieren würdest, hättest du mehr Zeit für dein eigenes Leben." Drago rollte mit den Augen: „Es war eine dienstliche Sache! Du weißt, dass wir alle Hüter schützen müssen, Fulgor ausgenommen." „War ja nur ein Scherz. Was für eine hast du denn gerettet?" Drago zuckte mit den Schultern. „Weiß ich nicht." „Ist sie stumm? Oder taub? Oder hast du dich nicht getraut zu fragen?" „Weder noch, aber sie weiß es genauso wenig.", setzte sich der Reiter zur Verteidigung. „Vielleicht ist sie gar keine Hüterin, schon mal daran gedacht?" „Sie ist eine, ich hab es doch selber gespürt. Sie ist ein Tiron-Mädchen, mit blauen Haaren und grauen Augen." „BlaueHaare? Du spinnst. Oder fan... fantui... fantisuierst, oder wie auch immer das heißt, im Fieber." Cuervo fühlte Dragos Stirn mit der rechten Hand. „Lass den Quatsch!", Drago wischte sie weg, „Außerdem heißt das fantasieren. Und ich fantasiere nicht, sieh sie dir doch selber an. Sie sitzt im Gefängnis, linker Gang, Zelle acht, rechte Seite." Cuervo pfiff durch die Zähne: „Du warst bei ihr?" Drago ließ sich zurück in die Kissen fallen, in seinen Armen war keine Kraft mehr. Und er wollte nicht mit Cuervo streiten: „Ja, das war ich. Und weißt du, was das Beste war? Ich habe die Schlüssel geklaut. Bestimmt mindestens so gut wie Ladrona." „Bestimmt besser.", pflichtete sein Freund ihm bei, um wieder etwas Witz in die Unterhaltung zu bringen. Er merkte, dass Drago krank war, und er wollte ihn nicht weiter verärgern indem er auf ihm rumhackte. „Sie heißt Ala, und sie ist vierzehn Jahre alt.", murmelte Drago in die Stille hinein. „Vierzehn!?", war das Einzige, was Cuervo noch von sich gab, bevor Drago wieder einschlief, und er ging.


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