1.Dezember 2022
Alles war schwarz. Und alles tat weh. Remus stöhnte leise, als er die Augen öffnete und sich etwas orientierungslos umblickte.
Die Wände der Hütte bestanden aus Holzplanken, die von krummen Nägeln an Ort und Stelle gehalten wurden, das Holz war bereits jetzt etwas Morsch, ein Zeichen für das Alter des Hauses. Links in seinem Sichtfeld konnte er eine Tür ausmachen, die allerdings verschlossen war. Etwas warmes drückte sich von hinten an ihn. Als er sich umdrehte, konnte er dieses etwas als Sirius identifizieren.
Wo war er?
Wieso war Sirius bei ihm?
Wie lange war er schon hier?
Remus' Kopf dröhnte, er ließ sich wieder in Sirius Arme sinken. Der Boden unter ihm war unnatürlich weich und als er hinsah, erblickt er Kissen und Decken, die eine Art Matratze bildeten. Etwas weiter weg konnte er James und Peter entdecken, die beide schnarchend auf ähnlichen Konstruktionen lagen.
Sein Blick glitt wieder zu Sirius, dessen Arme immer noch eng um seine Taille gewickelt waren. Auch er schnarchte leise, etwas Speichel lief aus seinem Mund auf das Kissen unter seinem Kopf. Die rabenschwarze Haare hatten sich wild über eben dieses Kissen verteilt. Und obwohl er schlief war sein Griff um Remus fest und ließ sich nicht lockern. Es beruhigte Remus etwas, dass all seine Freunde hier waren, weswegen er sich wieder neben Sirius legte und sich so drehte, dass er dessen friedliches Gesicht begutachten konnte. Während er seinen Freund so beobachtete, versuchte er sich krampfhaft an das zu erinnern, was sein Hirn ihm zu verwehren schien. Irgendetwas musste passiert sein, dass sie sich nun hier in dieser Hütte befanden und nicht in ihren kuscheligen Betten im Schlafsaal in Hogwarts. Doch so sehr er es auch versuchte, die Erinnerungen wollten einfach nicht zurückkehren.
„Sirius.", immer wieder leise seinen Namen flüsternd strich Remus dem Dunkelhaarigen über die Wange.
Sirius' Augen zuckten unter den Liedern leicht hin und her, ehe er mit einem leisen Grummeln die Augen öffnete.
Erst jetzt bemerkte Remus die Augenringe, die sich unter seinen wunderschönen Augen abzeichneten.
„Guten Morgen.", Sirius gähnte, dann lehnte er sich ein Stück vor uns verband ihre Lippen für einen kurzen Kuss miteinander.
„Guten Morgen.", etwas verträumt erwiderte Remus den Kuss, jetzt schon gierig nach mehr Zärtlichkeiten.
„Wie geht es dir Remi?", Sirius war nun anscheinend richtig wach, er setzte sich auf, legte besorgt eine Hand an Remus' Wange.
„Ich fühle mich, als hätte mich der Hogwarts-Express überrollt.", gab der Andere ehrlich zu.
Sirius seufzte und setzte seine Streicheleinheiten fort, während er jeweils ein Kissen nach Peter und nach James warf. Beide Jungen schreckten sofort aus dem Schlaf hoch, sahen sich panisch um, die Zauberstäbe erhoben, und brauchten erst einmal einen Moment, um zu realisieren, wo sie sich befanden.
„Guten Morgen Schlafmützen.", grinste Sirius, so als ob er selbst bereits seit Stunden auf den Beinen wäre.
Sowohl James als auch Peter grummelten unverständliche Worte, als sie langsam näher kamen und sich dann neben Remus fallen ließen.
„Jungs, wo sind wir?", fragte dieser schließlich leise.
Noch immer weigerte sein Gehirn sich, ihm die benötigten Informationen zu geben.
„In der heulenden Hütte, so wie immer.", James Hand drückte sanft aber bestimmt gegen Remus' Schulter.
Das war die Info, die Remus gefehlt hatte. In seinem Kopf schien für einen Moment alles Achterbahn zu fahren, sodass er sich nach Halt suchend an Peter und James festhielt, die ihn sofort etwas stützten.
Erst als er sich wieder geordnet hatte, war er in der Lage zu reden.
„Wie schlimm war es letzte Nacht?"
Alle wussten sofort, wovon er sprach. Letzte Nacht war Vollmond gewesen, die Nacht, in der Remus sich in einen Werwolf verwandelte, die Nacht, in der er keine Kontrolle mehr über sich hatte und nach der er sich nie an etwas erinnern konnte und stundenlang orientierungslos war.
„Wir hatten einiges zu tun.", James lachte leise und klopfte seinem Freund auf den Rücken, „Aber das können wir auch noch später bereden. Erst einmal müssen wir dich in den Krankenflügel Schafen. Du brauchst deine Behandlung."
„Und ich brauche Frühstück.", grummelte Peter.
„Das brauchen wie alle.", Sirius warf allen dreien ihre Jacken zu, dann half er Remus beim Aufstehen und legte sich dessen Arm um die Schultern.
Die Finger der beiden Jungen verschlungen sich sofort ineinander, Remus legte seinen Kopf aus Sirius' Schulter ab, kuschelte sich etwas an ihn, während James ihn auf der anderen Seite stützte.
Langsam machten sie sich nun auf zum Schloss, während Sirius, James und Peter immer wieder abwechselnd von den Geschehnissen der letzten Nacht berichteten.
Remus hörte ihnen jedoch nur mit halbem Ohr zu, über sein Sichtfeld hatte sich ein Schleier gelegt, der ihn alles verschwommen sehen ließ und sein Kopf war von Nebel verhangen. Er wollte einfach nur noch ins Bett, am liebsten in eines der Himmelbetten im Schlafsaal, welches er sich immer mit Sirius teilte. Er wollte die Wärme des Bettes in Kombination mit der Wärme von Sirius Oberkörper fühlen, wollte, dass der Schwarzhaarige ihn im Arm hielt. Er wollte nicht mehr Laufen, jeder Schritt und jeder Atemzug jagte tausende Nadelstiche durch seinen Körper und sorgten dafür, dass er sich von seinen Stützen eher tragen ließ, als dass er selber lief. Remus wusste nicht, wie lange sie bereit unterwegs waren, doch dem Keuchen der anderen nach zu Urteilen waren sie bereits ein ganzes Stück gelaufen. Wo blieb bloß das Schloss?
Eigentlich musste es schon längst in Sichtweite sein.
„Remus!", er schreckte zusammen, als Sirius panisch seinen Namen rief.
„Was?"
„Nicht schlafen Moony. Nicht jetzt, ganz schlechter Zeitpunkt.", James verstärkte seinen Griff um Remus Arm, rückte ihn in eine andere Position, die Remus das eigenständige Laufen etwas erleichterte.
„Genau Remus, schau mal, da vorn ist schon das Schloss. Bis dahin musst du es noch schaffen.", rief Peter aufmunternd.
Remus lächelte.
„Danke Leute, dass ihr das jedes Mal mit mir macht, dass ist echt nicht selbstverständlich."
„Machen wir doch gerne.", Peter hielt ihm die Faust hin und Remus schlug ein.
„Da hat er Recht.", James nickte bekräftigend.
Uns Sirius sagte gar nichts. Stattdessen legte sich ein weiches Paar Lippen aus Remus Wage, etwas, das ihm mehr bedeutet als alle Worte dieser Welt.
„Nicht schon wieder.", Remus hielt sich den Kopf, als der das zweite Mal an diesem Tag mit unsagbaren Kopfschmerzen zu sich kam.
Dieses Mal erkannte er sofort, dass er sich auf der Krankenstation in Hogwarts befand. Das weiche Bett drückte sich freundlich gegen seinen schmerzenden Rücken und die senfgelben Vorhänge schirmten ihn von dem Geschen außerhalb ab.
„Hey, da bist du ja wieder.", Sirius schob sich in sein Blickfeld, ein sanftes Lächeln auf den Lippen.
„Bei Merlin, was ist passiert?"
„Kurz bevor wir angekommen sind hast du das Bewusstsein verloren und wir mussten dich die ganzen Treppen bis hierher schleppen. Merlin Remi, ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht, so schlimm war es noch nie.", mit Tränen in den Augen beugte Sirius sich zu Remus herunter, der seine Hand in den Nacken des Schwarzhaarigen schob.
Dort spielten seine Finger sofort mit den dunklen Haaren und er zog Sirius noch einen Millimeter weiter herunter, der Millimeter der ihre Lippen noch voneinander getrennt hatte. Sirius Kuss war so voller Sorge, er drängte sich so nahe an Remus wie es ihm nur möglich war, dieser schlang die Arme um ihn, um ihn noch näher zu sich zu ziehen.
Als sie sich nach einer Ewigkeit voneinander löste, ließ sich Sirius erschöpft auf Remus Brust sinken, seinen Kopf vergrub er an dessen Halsbeuge.
„Shh, es ist alles gut. Wir haben es doch hierher geschafft oder nicht?", flüsterte Remus.
Er krauelte Sirius' Kopf, küsste seine Schläfe, genoss seine Nähe, die er mehr liebte als er es beschreiben konnte.
„Wo sind die anderen?", wollte er dann wissen.
„Bett. Schlafen.", gab Sirius müde zurück.
„Das solltest du auch tun. Wie lange sitzt du schon so bei mir, hmm?"
„ N' paar Stunden. Weiß nicht genau."
„Schlaf Sirius, du hast dir die Pause verdient. Ich bin hier in guten Händen, mir wird nichts passieren."
„Bleiben.", es war nicht schwer zu erraten, wie müde Sirius in Wirklichkeit war.
Er hatte die gesamte letzte Nacht auf seinen Freund Acht gegeben, dadurch nur wenig Schlaf bekommen und nun stundenlang an seinem Bett gewartet, bis er endlich wieder zu sich kam. Er selbst fragte sich, wie er es geschafft hatte, in wachem Zustand das Schloss zu erreichen, wie seine schmerzenden Muskeln das zusätzliche Gewicht die ganze Strecke über ausgehalten hatten und wie eure sich selbst dazu zwingen konnte, die Treppen heraufzusteigen. Doch wenn er etwas genauer darüber nachdachte, war ihm die Antwort schnell klar. Die Antwort auf all diese Fragen diente ihm in diesem Moment als Kissen. Es war Remus. Er hatte all das nur für ihn gemacht, machte es immer wieder und würde es so lange tun, wie es nötig war, wenn es Remus nur irgendwie half, mit den Nächten als Werwolf und der darauf folgenden Genesungszeit half. Weil er ihn liebte und zwar von ganzem Herzen.
„Gute Nacht. Ich liebe dich.", waren die letzten geflüsterten Worte, die an Sirius' Ohr drangen, bevor er endlich in den lang ersehnten Schlaf abdriftete.
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