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›Plopp‹, machte es. 

Und nochmal ›Plopp‹.

Langsam und mit Todesblick öffnete ich meine Augen und starrte mürrisch an die Decke empor. Welcher Idiot wagte es, mich aus meinem Schlaf zu wecken? Es war Wochenende! 

Ohne hin zu schauen streckte ich meinen linken Arm nach meinem Handy aus, was auf meinem Nachttisch lag, und griff danach. Ich starrte mit zusammengekniffenen Augen auf das Display, welches sich erhellte und mir sofort eine Nachricht, nein eigentlich zwei, entgegen ploppte. 

Meine Freundin Pippa hatte mir geschrieben, um kurz vor acht Uhr! War sie nun komplett durchgeknallt? Mit einem kurzen Tippen öffnete ich die Nachrichten. Wenn Pippa ihr Leben lieb war, so hoffte ich für sie, dass diese Nachrichten es wert waren meinen Erholungsschlaf zu stören. 

›Pippa: Wollen wir uns heute treffen? Hab Zeit. Oder bist du schon mit Max verabredet? ;-)

›Pippa: Ach übrigens, muss dir was cooles sagen :D‹

Kopfschüttelnd las ich mir dies durch. Die Nachrichten hätte sie mir auch echt später schicken können! Ich überlegte, sollte ich ihr antworten? Aber da ich jetzt sowieso schon wach war ...

Ich: ›Nachher treff' ich mich mit Max, kannst mich also nicht nerven‹, zog ich sie mit meiner Nachricht auf. Dann legte ich mein Handy bei Seite und schlug die Bettdecke von meinen Beinen. Es war zwar noch sehr früh für meine Verhältnisse, aber schlafen konnte ich trotzdem nicht mehr. 

Mit hängenden Schultern schlurfte ich zu meinem Fenster hinüber, zog die Gardinen weg und blinzelte in das helle Morgenlicht. Dann öffnete ich es um ein bisschen frische Luft rein zu lassen und atmete die herbe Herbstluft tief ein und aus. 

»Schön«, flüsterte ich verträumt und beobachtete die Bäume, deren bunte Blätter im Wind leicht mit schwangen. Mir kam es fast so vor, als ob der Wind ein stummes Lied sang und die Blätter sich im Takt rhythmisch dazu bewegten. Ich entspannte mich ein wenig und fing an, mich doch auf den Tag zu freuen. Doch dann machte es wieder ›Plopp‹ und ich fuhr genervt herum. 

Ich schritt zu meinem Bett zurück und krallte mir mein Handy, dann entsperrte ich es und sah mir die neu eingetrudelte Nachricht an - sie war wieder mal von meiner besten Freundin:

›Pippa: Tja, dann musste du mich wohl erst wieder am Montag ertragen müssen ... dann nerv ich dich aber doppelt so viel ... ‹

Schmunzelnd schaltete ich mein Handy wieder aus und schmiss es zurück auf mein Bett. Dann zog ich mich um und machte mich im Bad fertig. Mit einem roten, lockeren Pullover und einer schwarzen Hose angekleidet ging ich in die Küche rüber und steckte mir eine scheibe Brot in den Toaster. Auf meine Eltern musste ich mit Essen nicht warten, da sie gestern eine lange Nacht gehabt hatten und jetzt schliefen. Doch so war es nun leider mal, wenn deine Mutter Kellnerin und dein Vater Krankenpfleger war. 

Ein leises Schnurren riss mich aus meinen Gedanken und sofort flog mein Blick nach unten. Meine weiß-braune Katze Simba sah erwartungsvoll zu mir herauf und schlich um meine Füße herum. 
»Futter kommt sofort, Boss«, grinste ich und kraulte ihn kurz zwischen den weichen Ohren. Dann holte ich aus einem der Küchenschränke das Katzenfutter heraus und füllte seinen Napf voll. Wasser goss ich auch gleich nach. Simba miaute, das war seine Art mir seinen Dank auszudrücken, und machte sich dann gierig über sein Futter her. 

Ich währenddessen nahm meine fertig getoastete Schnitte aus dem Toaster und beschmierte sie mit Schokocreme. Dann schaltete ich kauend das Radio ein und lauschte angeregt dem Wetterbericht. Für die nächsten Tage war gutes Wetter angekündigt, was schon mal sehr verlockend klang - doch, vielleicht irrte der Wetterbericht sich auch wie so manches Mal.

Nachdem ich mit Frühstücken fertig war, lief ich ins Badezimmer und schrieb meinem Freund währenddessen, wann wir uns treffen wollten. Vorm Spiegel angekommen, kämmte ich meine langen, gewellten Haare durch und steckte sie schließlich zu einem kunstvollen Dutt hoch. An den Seiten meines Gesichts ließ ich aber jeweils eine Strähne raus hängen, die mein schmales Gesicht gut umrahmten. 

Relativ zufrieden mit meinem Spiegelbild, putzte ich noch schnell Zähne. Dann ertönte wieder das mir viel zu vertraute Geräusch: ›Plopp‹

Ich friemelte daraufhin mein Handy aus der Hosentasche wieder heraus und las die Nachricht durch, die mir Max geschrieben hatte: 
›Max: In einer Stunde an unserem Ort ♡‹

Bei dem Satz machte mein Herz unvermittelt einen kleinen Hopser und mir wurde warm. Wie schaffte Max es nur immer, mir mit so einer kleinen Nachricht alles zu geben was ich brauchte? Verträumt lächelte ich unwillkürlich und sprang gut gelaunt aus dem Badezimmer heraus, wobei ich fast über Simba geflogen wäre. Dieser miaute empört auf und wetzte in das nächstbeste Zimmer davon. 

»Sorry!«, rief ich ihm in gedämpften Ton hinterher, damit meine Eltern nicht wach wurden. Meine Gedanken jedoch waren schon wieder ganz wo anders und ich wurde immer hibbeliger, weshalb, wusste ich selber nicht. Da ich es nicht mehr zu Hause aushielt, entschloss ich mich kurzer Hand jetzt schon los zu gehen. Damit ich nicht zu früh ankam, würde ich einfach einen Umweg laufen. 

Nachdem ich mir meinen Wintermantel, meine Stiefel und meinen Schal angezogen hatte, schnappte ich mir noch schnell meinen Schlüsselbund und ließ dann die Tür hinter mir ins Schloss fallen. Guter Laune trat ich dem schönen Herbsttag entgegen und genoss den kühlen Wind, der mir um die Nase wehte und meine Frisur sicher komplett ruinierte. 

Fröhlich lief ich los, lauschte dem mageren Gesang der Vögel, die noch nicht auf und davon waren, und summte leise meine Lieblingslieder vor mich her. Ich lief die Straße immer weiter runter, an den hübschen Mehrfamilienhäusern vorbei, die meine Nachbarschaft zierten, bis ich schon von weiter weg die Baumwipfel meines Zieles ausmachen konnte. Ein paar Minuten später errichte ich auch schon mein Ziel: ein kleiner, idyllisch gelegener Park, in dem Max mir seine Liebe gestanden hatte - und ich ihm daraufhin auch meine Gefühle für ihn offenbarte. 

Dass das alles schon ein Jahr her war, konnte ich mir gar nicht recht vorstellen. Vor etwas mehr als einem Jahr wusste ich ja nicht einmal seinen Namen. Er war damals nur der hübsche Junge aus der Zehnten, auf den ich stand, gewesen. Bis er mich angesprochen hatte, wusste ich nicht, dass ich mich jemals in ihn verlieben würde. Aber er war nicht nur von außen ein Hingucker, denn auch von innen hatte er mich überzeugt und brachte immer wieder mein Herz zum Glühen und meine Wangen zum Erröten. 

Ich war nun schon ein ganzes Stück in den Park vorgedrungen und sah von weitem schon unseren Treffpunkt: ein kleiner Brunnen, neben dem eine alte Holzbank ihren Platz gefunden hatte. Mir war klar, dass ich viel zu früh dran war, doch dann sah ich noch einmal im Näherkommen genauer hin, und da stand er ... 

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