#1

"Bald sind wir da, Bald sind wir da!" flüsterte ich wie in einem Mantra vor mich her.
Ich bin Yue, 17Jahre alt und grade ziemlich angenervt. Warum? Nunja, ich sitze mit meinen vier Leidensgenossinen in einem kleinen Auto auf den Weg in ein 100km entferntes kleines Dorf, ach nein entschuldigt, es gilt ja noch als Stadt.
Wir sind alle ziemlich angenervt und Müde und gehen uns dann auch noch gegenseitig schön auf die Nerven. Zwar liebte ich meine vier 'großen Schwestern' über alles, aber grade könnte ich sie alle aus dem Auto werfen.
Lautstark stritten sie sich, warum interessierte mich nicht wirklich.
Wie gesagt waren wir auf den Weg in eine neue Stadt. Wir mussten, schon zum vierten Mal in diesem Jahr, umziehen.Wir vier haben alle keine Eltern und waren auch nicht lange in Pflegefamilien, weswegen das Jugendamt die großartige Idee hatte, das wir vier eine WG gründen sollten. Also suchten sie uns eine Wohnung, die natürlich viel zu klein war und steckte uns dort rein.
Natürlich haben wir uns um die tausendmal beschwerd, weswegen wir jetzt schon wieder umziehen. Erst war die Wohnung zu klein, dann zogen wir in ein Haus. Das Haus jedoch war von jeder Art von Krabbeltieren befallen. Das dritte Haus hatte eig alles was wir bräuchten, nur war es bei einem Gewitter, wie ein Kartenhaus zusammengeklappt. Jetzt gibt es in unserer alten Stadt kein Haus mehr und so müssen wir etwas weiter weg ziehen.
Aber das Wort 'etwas' ist ja auch ein dehnbarer Begriff nech?

Im Auto wurde es wieder einigermaßen still. Zum Glück denn mein Handyakku war alle, deswegen konnte ich auch leider keine Musik mehr hören um diesen ganzen Trubel zu übertönen.

Naja genug rum gejammert, ihr wollt sicher einen kleinen Überblick über.. Das hier bekommen..
Da haben wir einmal Cathy, die älteste. Sie ist 23 Jahre alt, Arbeitet als KFZ Mechatroniker, jawohl eine Frau die Autos mag und sie zusammen schrauben kann. Ansonsten ist sie ein wahrer Engel und immer für mich da. Als nächstes ist da Jackie. Sie ist 22 Jahre alt und Arbeitet als Zahnmedizinische Fachangestellte. Sie ist ein bisschen verrückt aber ansonsten ganz cool. Dann haben wir dann auch noch die 'Zwillinge'. Sie sind nicht wirklich Zwillinge, die eine ist 20 und heißt Christine und die andere ist 19 Jahre alt und heißt Anny, was sie zu Zwillingen macht? Sie sehen beide aus wie lebendige Barbies. Perfekt eben! Und manchmal benehmen sie sich auch so wie man's erwartet, wie Zicken aber im Grunde sind sie ganz ok.
Und dann komm ich.
Das Nesthäkchen dieser komischen Familie von verstoßenen. Ich bin Yue, 17 Jahre alt, gehe noch zur Schule und bin sowieso anders als die anderen.
Ich hab braune, leicht gelockte Haare, die mir etwas weiter als zur Schulter gehen, grüne Augen und bin klein. Wirklich klein! Mit 1,67cm die kleinste zu Hause. Ansonsten gibt es nicht viel wichtiges über mich. Ich bin etwas verrückt, hilfsbereit, nett ein kleiner Besserwisser und kuschelsüchtig. Also nichts weiter wichtiges!

"Jetzt sind wir da!"
Kaum stand das Auto, riss ich die Tür auf und atmete tief ein. Luft, endlich! "Übertreibung nicht gleich!" hörte ich Cathy genervt rufen und ich wette mit euch sie hat die Augen verdreht. So sehr ich sie liebte, aber sie fuhr echt wie der Henker. So als ob der Tod persönlich hinter uns her wäre.
"Yue komm endlich her, wir müssen die Kisten noch rein tragen." Die letzten Umzugskarton mussten wir mit nehmen, zum Glück aber hatte das Jugendamt den Rest schon her gebracht und sogar schon in unsere Zimmer gebracht. Wir müssten nur noch Auspacken, aufbauen und einräumen.
Und so nett wie sie waren hatten sie mir schon eine Schule gesucht. Sehr umsichtig oder?

Ich schnappte mir also eine Kiste mit meinem Namen und folgte den anderen ins Haus. Von außen sah es schonmal viel versprechend aus. Ich liebte Häuser die etwas älter aussahen, mit Efeu bewachsen und Fenster mit Holzrahmen hatten. Drinnen sah es jedoch ganz schön chaotisch aus. Zwar waren Küche, Esszimmer und Wohnzimmer schon aufgebaut, aber die Kartons hatten sie überall verteilt und wer musste das ganze aufräumen? Wir natürlich! Beziehungsweise Ich. Cathy und Jackie mussten Arbeiten und die anderen beiden waren einfach zu faul um irgendetwas zu tun!
Während die anderen schon im Erdgeschoss und der Ersten Etage ihre Zimmer gefunden hatten, durfte ich noch weiter nach oben. Die hatten mich doch tatsächlich auf den Dachboden verbannt.

Rechts von mir war mein Zimmer, links ein Badezimmer und etwas was wohl eine Abstellkammer war. Zum Glück hatte ich hier etwas Flur, ich könnte mir also eine Garderobe hier aufbauen. Ich stieß die Tür zu meinem Zimmer weiter auf und wäre fast über einen Karton gestolpert der so genial im Weg stand.
"Kein bisschen nachgedacht!" murmelte ich ärgerlich und stellte meine last ab. Mein Bett so wie mein Kleiderschrank und Schreibtisch waren schon aufgebaut. Braves Jugendamt!
Ich sah mich kurz um. Es war zwar der Dachboden, aber ich hatte viel Platz.
Gegenüber der Tür hatte ich eine lange Fensterfront die aus ca. sechs Fenstern bestand. Links war eine kleine Nische, dort könnte mein Bett rein passen. Also krempelte ich mir die Ärmel hoch und schob mein Bett mich Ach und Krach in die Nische. Es passte Perfekt!
An der Wand gegenüber würde ich wohl meinen Schreibtisch stellen, am besten in Richtung der Fenster, damit ich eine schöne Aussicht hatte. Erst jetzt bemerkte ich den Balkon und die schmale Tür die hinauf führte. Der Balkon erstreckte sich der ganzen Fensterfront entlang und war auch noch breit genug um ein paar Stühle und einen Tisch rauf zu stellen.
Im großen und ganzen hatte ich es nicht so schlimm getroffen, das Zimmer war riesig, eigentlich könnte noch jemand hier drinne wohnen. Dazu noch eine wunderschöne Aussicht. Ich musste hier nur noch streichen und mich einrichten. Am besten machte ich das Morgen nach der Schule.
Schule. Bei dem Gedanken drehte sich mein Magen um hundertachtzig grad. Ich hatte einfach keine Lust. Aber immer hin hatte ich nur noch ein Jahr vor mir und vielleicht waren meine Klassenkameraden ausnahmsweise mal nett.

"Yue, komm runter es gibt Essen!"
War ich so lange hier oben gewesen? Zur Bestätigung knurrte mein Magen demonstrativ. Naja ich hatte ja auch seid heute Morgen nichts mehr gegessen.
Ich bahnte mir also wieder einen Weg zur Tür, wobei ich die Kartons schonmal zur Seite schob damit ich nachher nicht doch noch hinfiel. Ich rannte also eilig die Treppen runter damit ich noch was abbekam. Der Duft von Pizza kam mir entgegen. Zum Glück, hätte Cathy versucht zu kochen wäre ich ohne was zu essen wieder nach oben und ins Bett gegangen.
Ich setzte mich neben Christine und nahm mir ein Pizzastück aus der Schachtel.
"Und wie ist dein Zimmer?" Jackie sah mich aus ihren freundlichen braunen Augen neugierig an während sie von ihrer Pizza ab biss.
"Es ist riesig und total toll. Ich muss nur nochmal saugen, wischen, Staubwischen und streichen. Außerdem hab ich da nen Balkon, den muss ich wahrscheinlich auch aufräumen." meinte ich schnell und schlang das nächste Stück runter.
Was ungesundes Essen anging hatte ich echt Glück. Ich nahm nur schwer zu und wurde einfach nicht Dick, was mich bei den Zwillingen schon unbeliebt machte. Sie mussten Fasten und ich durfte Essen was ich will. Eigentlich. Den Cathy achtete darauf was wir aßen. Sie war sowas wie unser Rudelführer. Unser Leitwolf. Vorallem achtete sie auf mich, weil ich die Jüngste war und die anderen sich nichts mehr von ihr sagen ließen.

"Wenn du Hilfe brauchst, sag es ruhig. Ich muss nur streichen und ein wenig putzen und ich hab die ganze Woche noch Zeit. Ich muss erst nächste Woche Anfangen!" meinte Cathy und nahm sich auch noch ein Stück.
"Geht ihr eigentlich auch mal arbeiten oder sitzt ihr nur rum?" grinste ich die Zwillinge an. Erbost erdolchten sie mich mit ihren Blicken. "Wir suchen uns schon noch was du kleiner Giftzwerg!" antwortete Anny hochnäsig.
Ich Schnitt ihnen eine Grimasse, nahm meinen Teller und stellte ihn in die Spühle.
"Schon satt?" alle vier sahen mich verwundert an.
"Morgen ist der erste Schultag, da krieg ich jetzt nicht so viel runter." murmelte ich und lächelte etwas nervös.
"Außerdem bin ich Müde, ich geh jetzt schlafen. Nacht!"
Ich umarmte alle nochmal, was eine Art Ritual bei uns war und lief dann die gefühlten tausend Treppenstufen nach oben.

In meinem Zimmer musste ich mir erstmal den Karton mit den Badezimmersachen raus suchen. Als ich ihn dann endlich fand, nach einer halben Ewigkeit, nahm ich ihn mit und stellte ihn ins Badezimmer. Es war zwar nicht groß, aber für eine Person reichte es. Es war eine Dusche, eine Toilette und ein Waschbecken, alles was ich brauchte. Ich müsste mir nur zusätzlich noch einen Schrank kaufen müssen für meine ganze Kosmetik. Was Mädchen halt alles brauchten. Das Badezimmer war zum Glück in einem einfachen Weiß gehalten, nur der Fußboden war wie Mamor gefliest. Ich war mir aber zu Hundert Prozent sicher das das kein echter Mamor war. An den Wänden zog sich dazu noch ein roter Streifen aus kleinen Glasscheiben. Wirklich Hübsch hier.
Ich holte aus dem Karton meine Zahnputzsachen hervor, putze die Zähne, cremte mich ein, was Mädchen halt so taten, und ging in mein Zimmer zurück um die Kiste mit meinen Schlafsachen zu finden. Zum Glück fand ich sie schnell, denn ich könnte inzwischen im stehen einschlafen, obwohl es erst neun Uhr war. Also normalererise bin ich nicht so ein Langweiler und gehe so früh ins Bett, nur dies war ein anstrengender Tag also bin ich entschuldigt.
Ich schaffte es grade so mich umzuziehen, meine Bettwäsche aus dem Schrank zu holen und mich ins Bett zu kuscheln.
Vor dem Einschlafen hörte ich nur noch einen Wolf heulen, dann schlief ich vor Erschöpfung ein.

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