~ 46 ~
Ich habe auch versucht ein Bild von Olivia und Robin zu zeichnen. Zwar sehen sie nicht ganz wie in meiner Vorstellung aus, aber dafür bin ich dann leider nicht gut genug. Ich habe es euch oben ☝🏻 eingefügt.
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"Lass es uns nun erneut versuchen", meinte Corinna, als sie mit dem Essen fertig war.
Mittlerweile war es stockdunkel. Nur der Mond erhellte die Nacht, jedoch drang von diesem Licht nicht allzu viel durch die dichten Baumkronen hindurch.
Das Feuer knisterte und wärmte mich. Eigentlich sehnte ich mir mein weiches Bett und den warmen Körper meines Gemahls herbei. Doch solange ich meine Magie nicht unter Kontrolle hatte, konnte ich nicht zurück in die Burg.
Also stand ich vom Boden auf und klopfte mir den Dreck von meinem Kleid. Ich nickte Corinna zu und versuchte mich an das zu halten, was sie mir vorhin erzählt hatte.
Meine Augen schlossen sich, und ich ging noch einmal in mich, um meine Magie zu lokalisieren.
Ich konnte das leichte Brennen in meinen Fingerspitzen fühlen. Deshalb stellte ich mir nun vor, dass es sich um ein echtes Feuer handelte. In meinen Gedanken standen meine zehn Finger in Flammen, welche sich in die Höhe züngelten, was beinahe einem feurigen Tanz gleich kam.
Paradoxerweise brannten meine Finger jetzt nicht mehr, sondern sie sandten wärmende Wellen durch meinen kompletten Körper.
Als ich die Augen aufschlug, um gleichzeitig meine Hände nach vorne zu katapultieren, riss ich erschrocken die Augen noch viel weiter auf.
"Wow." Corinna fing plötzlich schallend an zu lachen, während ich nur erstarrt auf die Bäume vor mir blicken konnte.
Wie konnte Corinna in diesem Moment bloß lachen?
Die hohen Bäume standen in Flammen.
"Wir hätten diese Übung doch noch vor dem Essen machen sollen. Ein Lagerfeuer hätten wir dann ganz bestimmt gehabt", gluckste sie weiter. Anscheinend konnte sie sich absolut nicht halten. "Du findest das nicht witzig, ich sehe schon", meinte sie nach Luft japsend. "Ich weiß selbst nicht genau, wieso ich lache, aber huch ... weißt du eigentlich, wie stark dich das macht? Du hast ein ganz schönes Feuer in dir!"
Mindestens vier Bäume und zehn Sträucher knackten, rauchten, und wurden von dem lodernden Feuer eingenommen.
Die Szene vor mir ließ mich erschaudern, doch gleichzeitig fühlte ich mich irgendwie befreit.
"Versuche das Lagerfeuer zu den brennenden Bäumen zu schleudern", wies Corinna mich an. "Probier es allein durch deine Gedanken. Schließe dazu deine Augen, dann tust du dir vielleicht leichter."
Ich war noch immer wie erstarrt, befolgte allerdings ihre Anweisungen. Abermals schloss ich meine Augen, und breitete meine Hände über dem Lagerfeuer aus. Ich konnte seine Wärme spüren, doch mir war schon längst nicht mehr kalt. Seitdem sich diese wohlige Wärme vorhin von meinen Fingerspitzen bis hin zu meinen kleinsten Zehen ausgebreitet hatte, frierte ich nicht mehr.
In meinen Gedanken sog ich das Feuer, welches Corinna vorhin entzündet hatte, in meine Finger auf. Diese standen abermals in knisternden Flammen, ehe ich genau diese in die Richtung der brennenden Bäume und Büsche warf.
Ich vernahm zuerst Corinnas kleinen Jubelschrei, und wie sie danach glücklich in ihre Hände klatschte, ehe ich die Augen öffnete.
Das Lagerfeuer vor mir war verschwunden. Nur mehr die verkohlten Brennhölzer ließen daran erinnern.
Als ich den Blick hob, sah ich, dass noch mehr Bäume von dem Feuer eingenommen wurden. Langsam wurde mir klar, dass ich dafür verantwortlich war.
"Ich bin mit deinem Fortschritt heute durchaus zufrieden. Das hätte ich nicht mehr erwartet, nachdem es so mies begonnen hat." Corinnas Stimme drang zu mir durch, weswegen ich sie nun anschaute.
"Wie kann ich das Feuer wieder löschen?", wollte ich von ihr wissen. Was sie soeben zu mir gesagt hatte, ignorierte ich erstmals, weil ich nicht wusste, was ich darauf antworten sollte. Auf eine gewisse Weise fand ich es beängstigend zu wissen, zu was ich imstande war.
Daran musste ich mich noch gewöhnen. Ich wusste, dass ich es musste, da die Magie Teil meines Lebens war. Meines neuen Lebens, mit dem ich vor einigen Monden niemals gerechnet hätte.
"Ich denke nicht, dass du es rein durch deine Gedanken löschen kannst. Aber probier es einmal. Ich will sehen, ob es bei dir klappt, oder nicht. Stelle dir anstatt dem Feuer einfach Wasser vor."
Zwar fühlte ich mich schon ziemlich matt und müde, doch ich versuchte es.
Anstelle von rötlichen Flammen stellte ich mir nun fließendes Wasser vor, welches meine Fingerspitzen in Beschlag nahm. Es wollte mir nicht ganz so gut gelingen, wie mit dem Feuer, doch als ich halbwegs zufrieden mit dem Wasser war, warf ich meine Arme nach vorne und zielte dabei auf die brennenden Pflanzen.
Ich hörte ein Zischen, doch als ich die Augen aufschlug, war ich fast ein bisschen enttäuscht. Anscheinend hatte ich es geschafft, Wasser von mir wegzuschleudern, doch das war bei Weitem nicht genug. Es war bei dem großen Feuer lediglich verdunstet.
"Macht nichts." Corinna stellte sich grinsend neben mich. "Das liegt daran, dass deine Stärke das Feuer ist. Jede dunkle Hexe hat eine Macht, die sie besonders gut beherrscht. Bei dir ist es eben das Feuer."
"Was ist es bei dir?"
"Meine Stärke ist die Luft. Ich kann sogar einen kleinen Wirbelsturm erzeugen, wenn ich will." Sie lächelte mich von der Seite aus an. "Aber zum Glück gibt es ja auch einige Sprüche, mit denen wir uns helfen können, und für die es egal ist, welche Stärke zu uns gehört."
Neugierig zog ich eine Augenbraue nach oben.
"Ohne diese Sprüche kannst du selbstverständlich auch nicht arbeiten. Dann kannst du dich lediglich auf deine Stärke verlassen. In deinem Fall ist es das Feuer. Du wirst mit der Zeit noch herausfinden, zu was du alles imstande bist. Du wirst schon noch sehen, dass es dir Spaß machen wird. Aber nun zurück zu den Sprüchen. Am besten du schreibst sie dir irgendwo auf. Am genialsten wäre es natürlich, wenn du ein altes Notizbuch von einer dunklen Hexe bekommen könntest, aber zu solchen Exemplaren kommt man äußerst selten. Außerdem sind die meisten damals verbrannt oder anderweitig vernichtet worden."
"Hast du so ein Notizbuch?", wollte ich von ihr wissen.
Corinna nickte. "Ich habe mein eigenes angefangen zu schreiben, aber auch ein älteres von einer damaligen dunklen Hexe gefunden."
"Wo hast du es gefunden?" Trotz meiner aufsteigenden Müdigkeit, wurde ich nun neugierig.
"Bei einer Heilhexe." Sie zuckte mit den Schultern. "Auch wenn sie als helle Hexen nichts damit anfangen können. Das wäre so, wie wenn du einem normalen Menschen so ein Buch in die Hand drückst. Sie können sich noch so sehr anstrengen, aber die Magie wird dennoch nie durch ihren Körper fließen."
"Das ist interessant. Denkst du, dass mehrere helle Hexe solche Zauberbücher besitzen?"
"Kann schon sein." Sie hob die Schultern. "Aber wie dem auch sei, probier es einmal mit folgendem Spruch: Caelom evonbet lacrymas. Dazu musst du dann noch deine Hände in den Himmel strecken, und danach wirst du selbst sehen, was passiert."
"Was bedeutet der Spruch?" Es widerstrebte mir, einen Zauberspruch auszuführen, dessen Bedeutung ich nicht kannte.
"Du wirst schon sehen."
Ich kräuselte die Nase, doch dann tat ich, was sie von mir verlangte. Schließlich musste ich ihr vertrauen. Deswegen hob ich meine Hände in den dunklen Himmel empor, und sprach: Caelom evonbet lacrymas."
Meine Finger kitzelten während dem Sprechen leicht. Danach tat sich erstmals gar nichts. Enttäuscht, weil ich meine Magie doch noch nicht beherrschte, blickte ich zu Corinna hinüber.
"Hab Geduld. Das dauert meistens kurz." Kaum hatte sie ihren Satz zu Ende gesprochen, fielen die ersten kleinen Regentropfen auf meinen Kopf. Mit jeder Sekunde wurde der Regen jedoch stärker, bis Corinna und ich wenig später komplett durchnässt nebeneinander standen.
"Wow! War ich das?", rief ich fragend, da eine normale Tonlage bei diesem prasselnden Regen nicht mehr möglich gewesen wäre.
Ich bin beeindruckt, Meisterin. Ich hörte Erlindas Worte in meinem Kopf, welche mich lächeln ließen.
Ich auch, Meisterin, schloss sich ihr Serafina an.
"Ja!", beantwortete mir auch Corinna meine Frage.
"Der Spruch bedeutet also, dass es regen soll, oder?"
"Ja!"
Zu meiner Erleichterung halfen die vielen Wassertropfen tatsächlich, um das Feuer zu löschen. Wenig später war es wieder stockdunkel um uns herum.
Meine Gleichgesinnte vollführte irgendwelche Handbewegungen, was dazu führte, dass der Regen langsam schwächer wurde.
"Ich habe die Wolken mithilfe meiner Stärke weitergeblasen." Corinna schaute auf ihre Kleidung hinab, und warf mir danach einen vielsagenden Blick zu. "Jetzt wäre ich stark dafür, dass du das Lagerfeuer erneut entzündest." Sie nahm ihre Haare in die Hände und drehte sie ein, sodass das Wasser aus ihnen hinaustropfen konnte.
Ich schloss meine Augen, um mich abermals genaustens auf dieses Brennen in mir zu konzentrieren. Danach versuchte ich es mit nur einer kleinen Handbewegung, und als ich die Augen aufschlug, stand das soeben noch nasse Holz abermals in Flammen.
"Ich bin beeindruckt. Du lernst schnell, das gefällt mir."
"Danke, ich bin auch erstaunt. Vor allem, wie viel Macht ich besitze. Es ist irgendwie erschreckend. Ich muss aber zugeben, dass ich dadurch schon sehr müde geworden bin."
"Das kann ich dir nicht verübeln. Immerhin hat dich mein Berührungszauber ganz schön ins Schwitzen gebracht." Wir wussten beide, dass er mich nicht nur ins Schwitzen gebracht hatte, aber das wollte ich nicht näher besprechen. Denn im Moment verstand ich mich mit Corinna ziemlich gut, und außerdem war sie die einzige, die mir mit meiner Magie helfen konnte.
"Wenn ich jemanden berühre, dann muss ich aber keine Angst haben, demjenigen wehzutun, oder?"
Corinna schüttelte schmunzelnd den Kopf. "Nein. Solange du häufig, sprich ungefähr einmal am Tag, deine Magie in irgendeiner Form einsetzt, wird sie nie unkontrolliert deinen Körper verlassen. Die helle Magie, welche auch die Heilhexen anwenden können, kannst du immer ohne Probleme benutzen." Sie machte eine kurze Pause und deutete in den Himmel. "Der Regen vorhin war so ein heller Zauber. Auch die Heilhexen können das Wetter beeinflussen. Der Spruch, den du vorhin gesagt hast, bedeutet übersetzt: Der Himmel soll weinen."
"Das heißt, ich soll so eine helle Magie jeden Tag anwenden?"
"Du kannst auch mit dem Feuer spielen." Ihre Mundwinkel hoben sich. "Fakt ist nur, du solltest die Magie täglich aus dem Körper lassen. Mit der dunkeln Magie sieht es etwas anders aus. Dazu sind nur wir dunklen Hexen fähig, ansonsten niemand. Magier sind noch einmal eine eigene seltsame Spezies, aber auch sie sind nicht zu dem imstande, was wir alles machen könnten. Doch die dunkle Magie saugt dir dein Leben aus den Zellen. Solltest du sie von nun an täglich gebrauchen, wirst du in wenigen Jahren unter der Erde liegen."
Ich war sprachlos, denn ich wusste nicht, was ich zu dieser neuen Information sagen sollte. Laut meinen Genen war ich eine dunkle Hexe, doch sollte ich genau diese Magie zu oft benutzen, dann würde ich nicht mehr lange leben.
"Wie erkenne ich den Unterschied zwischen dunkler und heller Magie? Und ist dieses Feuer, welches ich in mir habe, dunkle Magie?", fragte ich sie etwas eingeschüchtert.
Corinna schüttelte den Kopf. "Deine Stärke, also das Feuer, wird dir niemals die Lebenskraft aussaugen. Und zu deiner ersten Frage: dunkle Magie kann sonst niemand ausführen. Du spürst es aber, solltest du einmal dunkle Magie anwenden. Es ist wie ... ein Rausch. Absolut süchtigmachend. Deswegen empfehle ich dir, sie nicht zu häufig zu gebrauchen. Deine Seelenstehler wissen übrigens auch immer, ob du gerade dunkle Magie anwendest, oder nicht. Deswegen kannst du dich auch an sie wenden, falls du dir einmal unsicher bist. Denn dunkle Magie ist nicht immer gleich dunkle Magie. Der eine Spruch ist stärker als der andere, und somit stiehlt dir dieser eine Spruch mehr Leben, als der andere." Sie hob die Schultern. "Aber das findest du alles noch heraus. Da bin ich sicher. Vielleicht kann dir auch eine helle Hexe in deiner Nähe behilflich sein. Sie mögen uns meist nicht sehr, aber sie halten dennoch zu uns. Zumindest tun das jene, denen ich bis jetzt begegnet bin."
"Danke, dass du mir so viel erklärst. Ich wüsste nicht, wie ich ansonsten jemals an diese Information gekommen wäre."
"Früher oder später hättest du es vermutlich herausgefunden. Aber ich hatte auch Gleichgesinnte, die mir geholfen haben."
Das Feuer knisterte, und meine Kleidung trocknete langsam an den Stellen, die dem brennenden Holz sehr nahe waren. Ich streckte meine Hand vor den Mund, da ich gähnen musste. Dieser Tag war doch sehr anstrengend für mich gewesen.
"Wir sollten schlafen gehen. Morgen ist immerhin auch noch ein Tag", meinte Corinna, nachdem sie mein Gähnen bemerkt hatte. "Aber ich möchte dir noch etwas sagen, bevor wir uns schlafen legen. Etwas, was ich nicht ganz verstehe, und ich dir zuliebe hoffe, dass es in der Zukunft anders aussieht. Deine Seelenstehler waren nicht bei dir, als ich dich das erste Mal besucht habe. Anfangs habe ich angenommen, dass sie auf Futtersuche im Wald waren, doch selbst dann, wäre es klüger gewesen, wenn sie nicht im Rudel jagen gegangen wären. Ich finde, du als dunkle Hexe, solltest deine Seelenstehler immer in der Nähe haben. Sie müssen ja nicht im selben Raum mit dir schlafen, wenn du dich mit deinem Gemahl vergnügst. Obwohl es im Grunde egal wäre, da sie deine Gedanken ohnehin lesen können."
Ich räusperte mich kurz, was Corinna nur ein leises Lachen entlockte.
"Jedenfalls finde ich, dass du auch eine Verantwortung gegenüber deinen Seelenstehlern hast. Du musst am Leben bleiben, damit auch sie leben können. Würde dich eines Tages jemand umbringen wollen, dann sollten deine Seelenstehler nicht weit entfernt sein, damit sie besagten Jemand um die Strecke bringen können. Du hast nicht umsonst solche großen und beeindruckenden Haustiere an deiner Seite. Lass sie doch bei dir leben. Vielleicht wäre es in deinem Fall auch nicht so verkehrt, sie dem Volk zu zeigen. Damit sie sehen können, dass von ihnen keine Gefahr ausgeht. Zumindest nicht grundlos. Du brauchst dir erst gar nicht mehr die Mühe machen, dich zu verstecken, denn die Welt weiß ohnehin schon von dir."
"Ich werde das mit dem König besprechen müssen, da er sie nicht innerhalb der Burg haben wollte. Aber du hast recht. Sie, und die Schattenfeen, haben mich schon einmal beschützt."
"Schattenfeen?" Corinna hob fragend eine Augenbraue.
"Ja. Wir haben welche in der Burg. Kennst du dich mit ihnen aus?"
Sie verneinte. "Ich weiß nur, dass sie sich gerne auf die Seite der Mächtigen stellen. Sollten sie eines Tages jemanden kennenlernen, der machtvoller ist als du, werden sie die Seiten schnell wechseln. Da kannst du nicht einmal Feuer sagen, und sie sind schon weg." Corinna kicherte. "Aber es ist gut, dass du in der Burg nicht alleine bist. Vor allem, da du so großes Aufsehen erregst."
Wir redeten im Schein des Feuers noch eine Weile miteinander, bis ich zu müde wurde, um noch sinnvole Sätze formulieren zu können. Erlinda und Serafina kuschelten sich in dieser Nacht eng an meinen Körper, damit ich nicht fror.
Meine Nase grub ich in Serafinas Kopf. Mich wunderte es, dass ich den Geruch meiner Seelenstehler absolut nicht mehr schlimm fand. Womöglich hatte ich mich schon daran gewöhnt.
Allerdings glaubte ich auch, dass wenn ich jemanden richtig gern hatte, ich den Geruch niemals mehr schrecklich finden könnte.
Ich mochte meine Seelenstehler nicht nur sehr gern. Ich liebte sie. Sie gehören zu mir, und waren ein wichtiger Teil meines Lebens.
Vielleicht fand ich ihren Geruch genau aus diesem Grund nicht mehr anmaßend und scheußlich. Weil ich meine beiden Seelenstehler liebte.
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